Sonntag, 9. Dezember 2012

Sag zum Abschied leise "Servus"

Es kommt Neues auf uns zu: der Schwarzwald, mit der Arbeitsstätte Straßburg, wird vorerst aufgegeben. Schluss mit dem Ullenburger Spätburgunder, der für die englische Verwandtschaft in Auftrag gegebenen Schwarzwälder Kirschtorte, die man im Britenreich voll Respekt "Blackforest Gateau" nennt, und Schluss mit dem Aprikosenbäumchen, dessen Früchte immer dann gereift auf den Boden fielen und von den Ameisen zerfressen wurden, wenn wir eine Woche woanders waren. Worauf wir uns jetzt einstellen müssen, ist, dass die Aprikose ihren Namen verliert. Sie taucht dann aber wieder als Marille auf und lässt sich schamlos als Marillenknödel oder Schnaps vermarkten. Ja, wir bereiten uns auf Wien vor, die Hauptstadt eines einst Riesenreiches, die viel Vergangenheit aufweist, über ungebrochenen Charm verfügt und eine Sprache spricht, die wir erlernen sollten: Wienerisch.
Schmankal???

Dafür gibt es den Dialektlilli, ein Miniwörterbuch von Langenscheidt, das wir von Udo geschenkt bekamen: Lilliput Wienerisch. Es hat 381 Seitelchen und ist kleiner als eine Streichholzschachtel. Ob das ausreichen wird? In ein paar Tagen werden wir in Wien sein und sehen, wozu unsere kleine Lilli gut ist. Wir suchen dort eine Wohnung und haben nur drei Tage Zeit. Ich hoffe, wir werden da nicht gleich einer Huatbluman auf den Leim gehen, weil wir zu sehr huadln. A Huatbluman is a Schbinatwachtl, beides heißt "hässliche Frau", und huadln sollte man bei der Wohnungssuche nicht. Wir lassen alles auf uns zu kommen. Aber: mia homs gnedich, will heißen: wir haben es eilig. Da wir jedoch auch schon genug Türkisch im Leben gelernt haben, um ein Essen zu bestellen, werden wir auch das meistern. Bir raki ve mezes, lütfen. Cok tesekkür ederim. Auf Akzente, kleine Häkchen und Betonungen kann man da gewöhnlich keine Rücksicht nehmen. Das wird auch in Wien so sein, bis wir unseren täglichen Blick auf den Steffl (Stephansdom) verinnerlicht haben und in einem Gemisch von Hochdeutsch, Bajuwarisch und Wienerdeutsch unsere Lieblingsspeisen bestellen können. Der Allmächtige wird in seiner großen Güte und bei seinen erstaunlichen Sprachkenntnissen (schließlich hat er das alles erfunden) milde auf uns herabblicken, wenn wir unsere ersten Fehler machen.

Mann ohne Eigenschaften?

Wieder einmal werden wir Ausländer sein, wenn nicht im eigenen, dann eben in einem anderen Land. Es war immer schon so und erinnert an unsere Gastrolle auf dieser Welt. Nichts gehört uns. Das meiste brauchen wir nicht. Für alles sollte man dankbar sein. Servus und Auf Wiedersehn.





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