Sonntag, 16. Dezember 2012

Das Ende der Welt

Es wird immer öfter darüber gesprochen, und, wenn man so will, ist es auch höchste Zeit, sich endlich darüber den Kopf zu zerbrechen: der Untergang der Welt steht bevor. Er ist für den 21. Dezember dieses Jahres vorgesehen. Wir sollten uns deshalb sputen, noch alles Nötige unter Dach und Fach zu bringen.  Eigentlich hätte der Untergang mit der Bombardierung Dresdens zusammenfallen können, denn, wäre der Dresdner Maya-Kalender völlig zerstört worden, würde heute kein Hahn mehr nach ihm krähen, und unser Untergang erschiene viel weniger gewiss. Da der Dresdner Maya-Kalender nach gewohnt deutscher Art nach dem 2. Weltkrieg peinlichst restauriert wurde - er hatte nur Wasserschäden davongetragen - müssen wir noch bis Ende Dezember zittern, ob die düsteren Voraussagen nicht doch noch eintreten.

Der sogenannte Dresdner Codex, eine vor-kolumbianische Maya-Schrift, aus dem 11. oder 12. Jahrhundert, wahrscheinlich die Kopie einer 3 bis 4 hundert Jahre älteren Schrift, gilt als ältestes schriftliches Dokument Amerikas. Es liegt in der Sächsischen Staatsbibliothek in Dresden. Der damalige Direktor der Königlichen Bibliothek, Johann Christian Götze, hatte es 1739 in Wien von Privat erworben. Wie der Codex nach Wien gekommen ist, bleibt ein Rätsel. Der berühmte Forscher und Wissenschaftler Alexander von Humboldt hat dann 1810 einige Seiten des Skriptes veröffentlicht. Auch er wusste damals noch nichts Genaues über den Dresden-Codex. Erst 1853 hat ein Charles Étienne Brasseur de Bourbourg ihn als eine Maya-Schrift identifizieren können.

Am 21.12.12 nicht abnehmen!

Man weiß, dass die Berechnungen auf dem Zahlensystem "20" beruhen. Die Zahl Null wird in Form einer Muschel dargestellt, die Eins ist ein Punkt, und die Fünf ein Strich. Die etwaige Ankunft eines städtischen Linienbusses lässt sich damit wahrscheinlich nicht errechnen. Während die astronomischen Tabellen schon sehr genau sind, hapert es noch mit den 350 Zeichen des Codex, denn nur etwa 250 wurden bisher entziffert. Die Wissenschaft arbeitet also noch daran. Doch kommen wir zum Punkt: der Stichtag für den Untergang der Welt ist also der 21. Dezember. Nach einem 5125jährigen Zyklus im mittelamerikanischen Langzeitkalender, der am 21.12. zum Ende kommt, ist im wesentlichen folgendes zu erwarten: entweder der Untergang, ohne Wenn und Aber, oder einfach eine spirituelle Umgestaltung unserer Welt. Wir sollten letzteres nicht ganz ausschließen. Die Wissenschaft streitet noch, obwohl es höchste Zeit ist, eine Entscheidung zu treffen. Eine dritte Variante sieht die Kollision unserer schönen Erde mit dem Planeten "Nibiru" vor. Es wird also spannend.

Es lohnt sich nicht mehr!

Wer sich jedoch bei den Langzeithoroskopmachern umschaut, kommt zu einem ganz anderen Schluss: Sie scheinen die Zukunft, das heißt, die Zeit danach, schon fest im Griff zu haben. Also vertreiben wir uns diese bis zum 21. Dezember mit den Vorbereitungen für Weihnachten. Dresdner Stollen, statt Dresdner Maya-Codex. Seien wir wachsam, wenigstens bis alles vorüber ist. Und, fragen wir unseren Arzt oder Apotheker, ob er den Untergang der Welt ebenso einschätzt, wie wir. Und schon jetzt: ein gutes Neues 2013!





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