Montag, 15. Oktober 2012

Mein Doktortitel, ist er echt?

Da haben wir sie wieder, diese Debatte: wozu braucht man einen Doktor? Was treibt einen Menschen an, sich so etwas anzutun? Die beste Antwort ist immer, dass man als halbwegs erfolgreicher Akademiker seinen Eltern zeigen möchte, wie stolz sie auf den Sohnemann oder das Töchterchen sein können. Bei mir hat das geklappt. Doch war ich nicht der einzige in der Familie, und ich rede nicht von Ärzten. Dann aber, wenn man nicht gerade in Österreich lebt, verblasst der "Dr.", der dann im Reisepass Teil des Namens wird, oder nur bei Bewerbungen noch zum Einsatz kommt. Den Doktortitel wie eine Auszeichnung vor sich herzutragen, ist Geschmacksache. Abgesehen von Doktor Oetker und Doktor Schiwago, fällt mir dazu nicht viel ein.


Nun hatten wir schon einige Plagiatsfälle gehabt, die ein ganz schlechtes Licht auf die Akademikerzunft geworfen haben. Und diese Fälle nehmen zu. Für manche kommen zu den Leichen im Keller auch noch erschwindelte Doktorhüte, denn wer sich mit fremden Federn schmückt, muss immer damit rechnen, dass diese irgendwann wieder ausgerupft werden. Das Rupfen können auch ganz gemeine Neider besorgen, oder Betroffene, die selbst zu sehr geschwitzt haben, um diesen erlauchten Titel zu ergattern. Ihre Durchlaucht, Freiherr von und zu, war ein solches Glanzstück, das zwar nicht mit dem Leben bezahlen musste, aber mit der politischen Reputation.

Jetzt wollte ich nach meiner Dissertation suchen, die in einem Verlag in der Schweiz erschienen war, und die ich seither nicht mehr in der Hand hatte, außer bei Umzügen. Etwas verstaubt sah sie jetzt schon aus. Der Verlag hatte mir mitgeteilt, dass die letzten 20 Exemplare von einem Seminarleiter aufgekauft wurden, der damit seine Studenten beglückte. So uninteressant war meine Doktorarbeit also nicht, dennoch bin ich der Meinung, dass es mehr literaturnobelpreisverdächtige Druckerzeugnisse gibt als dieses Werk, das unter dem Titel "Die soziale Wirklichkeit in Arthur Millers Death of a Salesman" erschienen war. Ein kurzer Blick in das Buch beruhigte mich: ich hatte alles, was andere intellektuell dazu beigesteuert haben, fein säuberlich angegeben, mit Namen, Titel und Seite. Zu einer Aberkennung meines Titels wird es also gottseidank nicht kommen.

Der Weisheit letzter Schluss?

Aber ich mache mir große Sorgen um die Bundesbildungsministerin, für die natürlich die gleichen Kriterien gelten wie für mich und den Herrn von und zu Guttenberg, für dessen Plagiatskapriolen sich Frau Schavan einst fremdschämte. Hoffen wir, dass unsere integre Ministerin die Vorwürfe aus Düsseldorf erfolgreich abwehren kann, denn noch so einen peinlichen Fall akademischer Unseriosität können wir uns nicht leisten. Andererseits hat der freie Fall von Felix Baumgartner, der aus 37 km Höhe, die Schallmauer durchbrechend, heil unten ankam, gezeigt, dass man bei einem Sturz eben darauf achten muss, wieder auf den Füßen zu landen. Fröhliche Landung, Frau Bildungsministerin!




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