Dienstag, 2. Oktober 2012

Heute ist so ein Tag....




Tag der deutschen Einheit. Das ist Morgen. Ein schöner Tag. Ich erinnere mich gut daran, als die Mauer fiel. Eine ganze Nacht spielte und sang Wolf Biermann. Ich glotzte bis in den Morgen, nachdem ich die ersten TV-Bilder von der offenen Mauer in New York, im 34. Stock des Plaza, gesehen hatte. Dort wurde schon der Preis für ein Stück Mauer gehandelt. Es kostete 10 $, wenn ich mich recht erinnere. Im freien Berlin interessierte das keinen. Wenn ich als Deutscher identifiziert wurde, küssten und herzten mich wildfremde Menschen. Meine Tochter, so erfuhr ich später, war in Westberlin sofort über die Mauer geklettert und wurde von Vopos sanft wieder zurückgehievt. Die Welt sprach von Deutschland. Das Begrüßungsgeld war gut angelegt. Und alle freuten sich mit uns.


Schön, wenn dieser, eigentlich unerwartete, historische Knaller uns zu glücklichen Menschen gemacht hätte. Statt dessen: neben der Freude Neid, Not, Wessiarroganz, Ossiniedergeschlagenheit. Doch etwas hat die nieder gegangene Mauer bewirkt: wir haben die einmalige Chance erhalten, wieder ein Land mit einer Identität zu werden. Inzwischen ist die Kanzlerin Ossi, der Bundespräsident ist Ossi, und die Spreewälder Gurken sind auch Ossi. Es tut unserer wenig ausgeglichenen Nation gut, sich etwas zurück zu nehmen. Wir können uns das jetzt erlauben. "Wir sind wieder wer" ist nicht mehr Ausdruck des Trotzes. Es macht uns normal. Gerade, nachdem einer der komischsten Spaßmacher gestorben ist, Dirk Bach, ein unglaublicher Deutscher, der mit seiner gespielten Rundlichkeit so manchen zum Lachen brachte. Die Wiedervereinigung hat auch viel deutsch-deutschen Humor zusammengebracht. Es darf wieder gelacht werden. Das wollen wir auch nicht vergessen. Alles in allem macht uns der Tag der Deutschen Einheit fröhlich und lässt uns so manche Fehlentwicklung vergessen.

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