Donnerstag, 12. Juli 2012

Island - Land der friedlichen Gegensätze.




Wer noch nie in Island war, hat es schwer: Das Land aus Feuer und Eis, wo liegt es, was macht es und wie lebt es? Eine Insel auf dem Weg nach Amerika? Ein Kontinent, der zu Europa gehört und mit seinen nördlichsten Ausläufern gefährlich nahe an den Polarkreis heranrückt? Nachbarland von Grönland, spärlich bewohnt. Die Zahl der Schafe übertrifft die der Einwohner. Island, der Fischlieferant für europäische Esser? Weit mehr als das: Mit dem Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull hat die Insel den Flugverkehr in weiten Teilen Europas lahmgelegt und ist immer noch nicht bereit, der Europäischen Union beizutreten. Die Staubwolke ist uns auch deshalb noch in Erinnerung, weil der Name dieses Vulkans ein unaussprechlicher Zungenbrecher ist. Obwohl das schon über ein Jahr her ist, schmerzen die Lippen unzähliger Radio- und Fernsehsprecher weltweit heute noch. Doch ist Eyja...na, du weißt schon...beileibe nicht der einzige Vulkan, der Sorgen macht. Während mein Lieblingsvulkan Hekla nur alle zehn Jahre zu spucken scheint, bedroht zur Zeit Katla das Land. Deshalb halte dich an folgende Hinweise, wenn du gerade in Island unterwegs bist:




Bei Vulkanausbruch, der einige Tage vorher geahnt werden kann, werden Lava (glühend!!!) und Asche in oft großen Mengen über das Land verteilt. Halte Helm und Staubmaske bereit und flüchte nicht in windstille Ecken, sondern bleibe im Wind, der in Island meist kräftig bläst, damit du nicht durch geruchlos austretende Gase vergiftet wirst. Bei Sturm wirst du aufgefordert, lose herumliegende Gegenstände festzuhalten damit sie nicht unkontrolliert herumfliegen. Erdbeben sind ein anderes Problem: halte dich an die drei Worte: sich niederkauern, bedecken und festhalten, möglichst unter einem Türbogen oder einem Tisch. Diese sehr nützlichen Gebrauchsanweisungen für Island stehen in einem 1583-seitigen Buch, das Símaskráin 2012 heißt und eigentlich nicht das isländische Telefonbuch genannt werden kann, denn Island ist das einzige Land, das ein anderes Wort für Telefon benutzt, nämlich "Sími". Da wären noch die Warnungen, die bei Blitzschlag zu beachten sind: vermeide Wassernähe, falte die Beine zusammen und halte mindestens 5 Meter Abstand von  anderen Personen.

Natürlich ist es für einen Ausländer, der diese herrliche Sprache der Ureinwohner nicht beherrschst, unmöglich, im Notfall eine Telefonnummer herauszufinden, um etwa die Polizei oder Freunde anzurufen. Das isländische Telefonbuch listet Namen grundsätzlich alphabetisch auf, jedoch kommen zuerst die Vornamen. Dann muss man wissen, wessen Sohn oder Tochter jemand ist. Yrsa Jonsdottir wäre also die Tochter von Jon. Hätte sie noch einen Mittelnamen, vielleicht Lara, wäre sie bestimmt leichter zu finden, denn insgesamt sind über 300 000 Isländer in Telefonbüchern versteckt. Einen Isländer ohne Telefon habe ich nicht angetroffen. Eine große Hilfe ist es deshalb, wenn man die Seiten 18 und 19 des Símaskráin aufschlägt wo die Warnungen in Englisch ausgesprochen werden.  Polen, von denen es viele in Island zu geben scheint, können auf den Seiten 20 und 21 ihre Version nachlesen. Tröstlich und Hoffnung gestaltend sind auch die abschließenden Bemerkungen des Telefonbuches: "Glaube immer, dass du gerettet wirst. Das erhöht die Möglichkeit, lebend gefunden zu werden". Trotz dieser äußerst bedrohlichen Situation haben Cath und ich es geschafft, gerade noch rechtzeitig und total unversehrt wieder nach Hause zu kommen. Ob wir den Eisbären gesichtet und wieviele Hummerschwänze wir in Island verzehrt haben und wie glücklich isländische Kinder sind, würde ich gerne ein andermal verraten. Auch Wale, Papageientaucher, Rhabarbersaft, Wasserfälle und Geysire werden thematisiert werden.


                                                                Mittsommernacht



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