Montag, 30. Januar 2012

Zähne können ganz schön klappern




wenn sie, ungepflegt wie sie oft sind, auch noch sonst total vernachlässigt werden. Halt! Nein, ich bin nicht Zahnarzt, und mein altersmäßig ziemlich weit vorgerücktes Gebiss funktioniert wie ein elfenbeinerner Marathonkauer. Dennoch fangen die meinen manchmal an zu klappern, wenn sie auch beim Öffnen meines Rechners schon mit Werbung zugeschüttet werden. Da flimmern die Bilderchen nur so herum. Manchmal ertönen auch Laute, die man dann ganz schnell wegschalten muss. Der Vorteil dieser ungefragten Bebrabbelung mit Werbemüll ist jedoch, dass der Mensch lernen kann, sich so total gegen alle Reklame zu immunisieren, dass er alles kaufen würde, NUR NICHT DAS ANGEPRIESENE PRODUKT. Verstanden?

An einem Sonntag Morgen - draußen wabern noch die Nebel - kann es ganz schön auf den Geist gehen, eine zahnärztliche Werbung zu lesen, die etwa so lautet: "Hervorragender Kaukomfort. So schmeckt das Essen wieder. Herausnehmbare Brücken, statt Klammerprothesen, die nicht halten und den ganzen Gaumen abdecken". Wo dieser werbende Dentalbohrer angesiedelt ist, verrate ich nicht, denn ich möchte nicht auch noch der Schleichwerbung bezichtigt werden. Fehlte gerade noch, dass demnächst einer auf die Idee kommt (ich weiß, es ist noch verboten), sich für die pflegeleichte Entsorgung eines Blinddarmes ins Zeug zu legen. Oder: "Bei Zangengeburten geben wir drei Prozent Rabatt, wenn gleichzeitig die Zähne reguliert werden". Beißen sie zu!

Wissen diese Ritter des Mehrwertes nicht, dass die etwas Helleren unter den Medienopfern eher so gelobtes Produkt vernichten würden, als es kaufen? Oder, zeigt die Erfahrung, dass solche Methoden dennoch wirken? Dann möchte ich auswandern. Aber wohin? Es gibt sturmfreie Buden, aber zahnfreie? Werbung kann ihren Sinn haben, verkaufsfördernd ist sie nicht. Wir haben schon zu viel davon mitgekriegt. Sollte sie rein informativ sein und auf lügenhafte Schmeicheleien verzichten, können wir hinsehen oder hinhören. Das Anpreisen einer Ware macht müde und aggressiv. Spart doch eure Werbung! Der Etat dafür könnte an all die gehen, die sich den Kauf nicht leisten können. Der Mensch möchte zwar träumen, aber auch verwirklichen können. Dazu reicht dann das Geld nicht. Wenn man ohne Geld glücklich sein kann, pfeift man zu allererst auf die zweifelhafte Werbung. Wenn man es nicht kann, tauchen immer neue Wünsche auf. Das meiste wird jedoch nicht gebraucht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen