Montag, 30. Januar 2012

Ahmet und Kristina - Zwanzig Jahre später - Teil 11




Tina war wieder in Istanbul und hatte gerade ihre Reisetasche in der Diele ihrer Wohnung abgesetzt, als das Telefon läutete. Es war Ahmet. „Tina, ich bin froh, dass du zu Hause bist. Ich warte seit gestern Abend auf dich. Öffne bitte die Tür, denn in 3o Sekunden werde ich bei dir sein“. Tina hatte keine Zeit, sich zu freuen, denn  Ahmet  kam schon die Treppe heraufgestürmt, einen riesigen Strauß Mimosen in der einen, ein kleines Mobilfon in der anderen Hand. „Kristina Petropoulos, willst du meine Frau werden? Du wirst keine Chance haben, nein zu sagen. Du musst mich auch nicht heiraten, wenn du nicht willst. Du musst mich nur ertragen, wie ich bin.“ Tina hatte bereits ihrer praktischen Veranlagung nachgegeben und seelenruhig Ahmets Krawatte von seinem Hals gelöst und begonnen, ihm Jacke und Hemd abzunehmen. Als hätte sie das alles erwartet. Sanft glitten sie zu Boden und hielten sich umschlungen. Ahmet barg sein Gesicht an Tinas Brust und weinte. „Ich liebe dich und euch euch alle“, hauchte er, „Arda, Leila, Turgut, Jane, Nikos, Can, Hakan und du bist meine geliebte Tina, meine Tina.“



Acht Jahre ist es her, dass ich mit dieser Geschichte vertraut bin. Die Zeit zum Aufschreiben fehlte mir. Lange habe ich gezögert, weil das Ende dieser Begebenheiten eher ein Anfang war. Tina kam mit dem Interview des damaligen Präsidenten Denktasch groß heraus. mehrere britische Blätter haben es, auch auszugsweise, abgedruckt. Ahmet ist meines Wissens immer noch im türkischen Außenministerium beschäftigt, und Hakan, der jüngste  Sohn Ahmets und Ardas hat gerade beschlossen, in Nikosia ein Studium zu beginnen und griechisch zu lernen. Die Hauptstadt Zyperns ist immer noch geteilt, aber viel durchlässiger geworden. Der Norden der Stadt wirkt weniger provinziell. Der griechische Süden gehört der Europäischen Union an, wovon auch der Norden profitiert. Aber die Probleme sind nicht gelöst. Ahmet und Tina sitzen oft zusammen und überlegen, wie sie neue Ideen einbringen könnten, die beiden Teile Zyperns wieder einander näher zu bringen. Vor kurzem ist der alte Präsident der türkischen Zyprer, Rauf Denktasch, gestorben. Erzbischof Makarios, der bei den Anfängen der Auseinandersetzungen zwischen den griechischen und den türkischen Zyprern eine fatale Rolle gespielt hatte, ist ebenfalls lange tot. Werden neue Generationen die Hürden überwinden können? Ahmet und Kristina sind ein stolzes Paar. Wenn sie nach Zypern kommen, verstecken sie sich nicht mehr vor den Menschen. Sie legen Wert darauf, jedem zu zeigen, dass Zyprer beider Ethnien glücklich miteinander leben können. Ich werde sie hoffentlich bei einem meiner nächsten Besuche in Istanbul, Ankara oder Girne/Kyrenia, der Perle Zyperns, wiedersehen.

                                                                           ENDE

Januar 2012

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