Donnerstag, 18. August 2011

Das Sommerloch - eine wahre Katastrophe

Wie gerne esse ich diese kleinen Essiggurken, wenn sie sich so richtig sauer aus dem Glas grapschen lassen. Ja, die Spreewälder Gurken haben einen gewissen Ruhm erreicht, wobei man sagen muss, dass das genusssüchtige Nachbarland so etwas nicht kennt und auch nicht vermisst. Die in Frankreich so genannten "cornichons" sind dagegen kleine, bösartige Andeutungen von Gurken, die das Leben im Sommer nicht mitbestimmen. Man isst sie mit zugekniffenem Auge und fragt sich, wer so etwas Salziges gut findet.

Anders verhält es sich mit der Essiggurke. Vor allem zur Sauregurkenzeit, wo daheimgebliebene Redakteure am Verzweifeln sind. Sie schmeckt immer sauer. Und nichts passiert. Die Merkel ist im Urlaub. Der Westerwelle abgetaucht. Die Schlagzeilen verkommen zu Hilferufen. "Haben wir dieses Wetter verdient?" "Hat sie ihn auf den Mund geküsst?" "Wieso sterben nach Mitternacht die meisten Zugvögel?" Daran sehen wir, dass eine Zeit angebrochen ist, die hoffentlich bald wieder vorüber geht. Auch Gaddhafi und Assad scheinen schlapp zu machen, und vom Kernkraftunfall in Japan hat man schon lange nichts mehr gehört. Ein Glück, dass die bundesdeutsche Kickerei wieder begonnen hat. Wenigstens ein paar erfreuliche Ergebnisse können da erwähnt werden.

Brauchen wir die tägliche Droge "Nachrichten" wirklich so dringend? Ich habe irgendwo eine Tafel gelesen. Darauf stand in klaren Lettern: "Heute, am 30. August 1991 ist hier absolut nicht geschehen". Moment mal, wenn wir historische Ereignisse ("hier hat Napoleon auf seinem Feldzug gegen Russland übernachtet") festhalten, geht uns auch vieles schief. Bedeutsame Ereignisse sind in goldenen Lettern festgehalten, und welcher Hahn kräht heute noch danach? Leider geht meine Hand zu jeder vollen Stunde ans Radio, um die Nachrichten abzuhören. Dann kommt nichts, und das Wetter lässt sich kinderleicht durch einen Blick aus dem Fenster erschließen. Vor allem Sonnenschein im Sommerloch.


Jetzt habe ich mir vorgenommen, auf alle Drogen zu verzichten, wenigstens für die Sauregurkenzeit. Ich hole mir frische Brötchen zum Frühstück, streiche zu viel Butter darauf, decke diese mit einem vollen Löffel Tannenhonig zu, nehme einen Schluck starken Kaffee und lasse spanische Guitarrenmusik an mein Ohr dringen. Hoffentlich halte ich das durch, bis wieder etwas passiert, was die Medien wie geifernde Hunde durch ihre Lefzen ziehen lassen. Man merkt es den Nachrichtenmachern an, wenn sie zufrieden sind. Und das sind sie nur, wenn etwas passiert. Also, bleibt alle im Urlaub. Nur so kann die Welt beruhigt werden. Entschleunigung ist angesagt. Hier und heute.


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