Montag, 2. Mai 2011

Der Tod der Fliege, Teil II

Die Ärzte sagen, ich solle auf mein Herz achten. Ich atme schwer, ermüde schnell, und dann noch die täglichen Aufregungen, die von Radio und TV stammen: irgendeiner ist immer gestorben, irgendeiner, meist ein Politiker, erklärt etwas, und man möchte ihm sofort in die Fresse hauen. Dabei ist der Kerl gewählt worden. Mit satter Mehrheit. Die Medien spielen sich als Komplizen auf. Nur gemäßigte Kritik wird hörbar, sozusagen die Sättigungsbeilage zum Statement. Ist nicht Jesus einmal in den Tempel geeilt und hat es ihnen so richtig besorgt? Hat auch nichts geändert. Armer Jesus. Man solle sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, nur weil die Strompreise steigen. Auch Ärztehonorare können gesalzen sein. Immerhin geht es da um die Hoffnung auf Besserung. Was bleibt uns noch?

Tatatataaaaa: der Kampf gegen die Fliege. Dieses Summen in der Nähe des Fensters! Warte, dir werd ich's zeigen! Fliegenklatsche (ich besitze zwei davon) holen und das Vieh erschlagen. Schon wird es mäuschenstill im Raum. Hat sie was geahnt? Vermutlich. Ich warte eine ganze Weile bis der Summterror wieder beginnt. Diesesmal sehe ich sie: groß, schwarz, vollgefressen, sechsbeinig. Sie hat sich wahrscheinlich an dieser ungeschützten Salami vergriffen. Biest! Jetzt sitzt sie auf dem Fernsehschirm. Gerade wird, sehr regierungsnah, der Tod eines weltweit gesuchten Terroristen zum xten Mal heruntergebetet. Ich möchte mit der Klatsche dem Nachrichtengewäsch ein Ende bereiten und dabei die Fliege zu Fall bringen. Komme zu spät. Die Kaddafi-Enkel wurden nicht einmal beim Namen genannt. Dabei sind sie mausetot. Den großen Wüstenfuzzi hat man noch nicht erwischt. Und ich meine Fliege - wie heißt du eigentlich? - auch nicht. Sie ist wieder verstummt. Vielleicht sollte ich meine Taktik ändern. Mich auf die Lauer legen? Wachspfropfen in die Ohren stecken? Sie mit Zuckerwasser in ein weißes Schälchen locken? Dann: Pengpeng! Hauptsache, man geht aus einem solchen Kampf als Sieger hervor. Ich muss noch üben. Al-Gaddhafi, oder Khadafi oder Qadafi wird es noch eine Weile schaffen. Der kennt die Wüste wie seine Hosentasche und zahlt gute Honorare!

Jetzt bin ich dem Erfolg ganz nahe: sie sitzt am Fenster als gehörte es ihr. Langsam schreitet sie hinauf. Sie hat es nicht bemerkt: ich halte immer noch die Klatsche in der Hand, allerdings hinter dem Rücken. Energisch konzentriere ich mich auf den letzten Schlag. Eigentlich ist sie ein schönes Tier. Ich betrachte sie fast liebevoll, aber sie macht mich wahnsinnig. Mein Instinkt sagt mir, dass der Moment gekommen ist. Klatsch! Sie fällt zu Boden. Ich habe gesiegt. Bin Laden haben sie jetzt endlich auch erwischt. Eine ganze Nation jubelt. Ich gönne es den Amerikanern und freue mich mit ihnen.

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