Sonntag, 24. April 2011

Ach, du dickes Ei!

Jetzt ist es wieder soweit: es könnten Engpässe an den Tankstellen entstehen. Das hohe Verkehrsaufkommen, der Rückreiseverkehr, die "Umstellung" von Winter auf Sommer, usw.... Soll noch mehr kassiert werden? Ich bin sicher, wir lassen uns auch das gefallen.
Im Deutschlandfunk wird das Jahr des Waldes erklärt. Nachhaltigkeit sei ein Begriff, der durch Forstleute in Deutschland schon vor über 100 Jahren geprägt worden sein soll. Ein Förster ergreift das Wort, und schon ist es passiert: "Je mehr Bäume gepflanzt werden, umso mehr Nachhaltigkeit ist gefragt, d.h. auch die Enkel sollen soviel Wald ernten können wie wir heute". Ist etwas aufgefallen? Was treibt eigentlich der Autor des Büchleins "Der Dativ ist dem Genitiv sein Feind?" Nun, ich habe recherchiert: Es heißt: "....ist dem Genitiv sein Tod". Leider hat Sebastian Sick in seinem herrlichen Buch es nicht für nötig befunden, dem "Je - Desto" endlich ein ganzes Kapitel zu weihen. Also, der Förster, der "je - umso" sagte, ist natürlich kein Krimineller. Dennoch: im Deutschlandfunk, wo großer Wert auf die sachliche Handhabung der deutschen Sprache gelegt wird, geschieht es immer wieder, dass Gesprächspartner in die "Je-umso-Falle tappen. Das öffentlich-rechtliche und das vor Werbung strotzende Privatfernsehen sind geradezu Fundgruben für diesen Unsinn geworden.
Andere jedoch, vor allem die gut ausgebildeten Journalisten (bitte, nicht: Dschurnalisten!) haben meist ordentlich recherchiert und sagen "je länger der Abend, desto netter die Gäste" oder so. Ich bin dann immer ganz erleichtert, ja fast glücklich. Bis jetzt hat mich für diesbezügliche Vorhaltungen noch niemand tätlich angegriffen. Ich erwarte dies jeden Tag. Manchmal, wenn einer einen Satz mit "umso" beginnt, weiß ich schon, wohin der Hase (es ist Ostern!) läuft. "Umso mehr Benzin gezapft wird, umso teurer werden die Preise." Da soll man keinen Schaum vor den Mund bekommen?
 
Reden wir nicht von der Kanzlerin und einigen ihrer verbalen Adepten, die alles nachplappern. Aber auch die Opposition geht oft in diese Falle. Das tut alles so weh. 
Jetzt gerade lausche ich einem Kommentar des Deutschlandfunks: ja, ich gebe meine Quellen an! Zum Glück (wie haben wir das verdient?) gibt es dieses Radio, das ein Gutteil der (dsch)journalistischen Seriosität bewahrt hat und mit dem Umso-Umso-Quatsch aufräumt, bewusst oder unbewusst: Ehrlich, ich habe noch nie einen der Vertreter des DLF dabei erwischt, "umso-umso" zu sagen. Dafür ist man heute schon dankbar. Auch bei der Guttenbergfrage gab es da keinen Zweifel. Plagiat ist Plagiat. Aber nachäffen sollte man die immer zahlreicher werdenden "Umso-umso-Spezialisten" eben nicht, höchstens, unter genauer Angabe der Quelle. Damit entgeht man dem Plagiatsvorwurf. Wo waren wir stehen geblieben? Ich lausche einem Kommentar im DLF: die bekannte Mitarbeiterin beginnt mit den Worten: "Je weniger  Menschen an Ostern mit dem Auto fahren" - jetzt kommt es: ich zittere vor Aufregung und Gespanntheit und bin bereit, die Flinte ins Korn zu werfen - "DESTO beherrschbarer bleiben die Benzinpreise" Bravo. Ich lehne mich glücklich zurück und öffne ein schokoladenes Osterei. Es ist noch nicht alles verloren.  

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