Samstag, 7. Mai 2011

Bastian Sick, hilf uns doch!

Dein Wegweiser durch den Irrgarten der deutschen Sprache kam einst wie ein warmer Frühlingsregen auf uns nieder. Wir haben darauf gewartet. Jetzt ist es an der Zeit, dich aufzuraffen und den Finger in verschiedene Wunden zu legen: diese unsägliche liberale Dame, die sich gerade um Kopf und Kragen schwäbelt, hat uns alle wissen lassen, ihre Partei sei gut aufgestellt.
Seit Jahren gibt es in der deutschen Küche den Brokkoli, ein Gemüse, das dem Blumenkohl ähnelt, bis auf die Farbe, die eher grün ist. Als Brokkolikremsuppe (mit viel Sahne als Geschmacksträger) fast eine Delikatesse, wenn auch noch ein paar Stäubchen Muskatnuss dran kommen. Als Gemüsebeilage hat man schon das Gefühl, man wird verschaukelt, denn Brokkoli ist zu einem unerbittlichen Tellerfüller geworden. Wo findet man noch ein Restaurant, das auf sich hält, und das den Brokkoli in seine Schranken verweist? Brokkoli ist eine ständige Beilage und damit ein Unkraut, das zwar keinem schadet, jedoch durch seine Allgegenwart sich den gastronomischen Status der ungewollten Seligsprechung erkämpft hat. Kommen wir von diesem krausköpfigen Spinatersatz nicht mehr herunter?
 Dann wundert es mich nicht, dass in der Politik der Premiumklasse mit verbalem Brokkoli gekämpft wird. "Wir sind gut aufgestellt". Bastian, du musst etwas unternehmen. Oder bist du gerade dabei, ein Buch über den Sprechblaseneffekt der Politsprache zu schreiben? Schließlich müssen wir das Land voranbringen. Sonst nützt alle Freude über die Ermordung(?), Tötung(?), Beseitigung(?), Auslöschung(?), Hinrichtung(?) Osama Bin Ladens nichts. Ist es also besser, man spricht Brokkoli, damit man nichts falsch machen kann? Bastian, du bist gut aufgestellt: hilf uns, klar zu denken, zu essen und zu verdauen. Wir erwarten von dir, dass du etwas Neues schreibst. Wie wär's mit: Der Brokkoli ist dem Geschmack sein Tod?

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