Dienstag, 24. Mai 2011

Ach, du dickes ZwEi



Eier haben etwas, was man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Nicht umsonst entsteht vor Ostern immer ein ungeheurer Wirbel um die ovalen, um nicht zu sagen, eirunden Schokolade-bzw. Hühnerprodukte, deren Herkunft und Haltbarkeit oft nicht mit den frommen Versprechungen der österlichen Zeit vereinbar scheinen. Da Ostern eiermäßig schon kurz nach Weihnachten beginnt, ist das Ei als solches Gegenstand vieler Vorschriften, die alle zum Ziele haben, die Gesundheit des eiersüchtigen Verbrauchers nicht unnötig infrage zu stellen. Den Durchblick haben dabei die wenigsten.

Das Offenburger Ei war einst das Signal, von der A5 abzuweichen und in die Kinzigmetropole einzubiegen. Heute gleicht dieses Ei eher einer Baustelle. Was dabei herauskommen wird, ist mehr mit einer Bühler Zwetschge zu verwechseln. Auch ein Eierkuchen ist kein Kuchen, und die Eierstöcke werden wohl nie für Nordic Walking einsetzbar sein.

Umso erfreulicher ist es, wenn man beim Kauf von Eiern, einer kolesterinfördernden Basisnahrung, korrekt informiert wird. Eigentlich reicht es dann, wenn man ein einigermaßen glaubhaftes Gütesiegel zu sehen bekommt, wie etwa: "Prüfung auf artgemäße Hühnerhaltung 'Sehr gut', derzeit höchster Standard in Europa". Gemäß weiterer Hinweise auf dem Eierkarton, scheint es in Österreich "Die besten Eier unter der Sonne" zu geben, das zusätzliche Gütesiegel lautet dann: "Geprüfte Qualität, AMA Gütesiegel, Austria, Güteklasse A". Dann: "Ohne Gentechnik hergestellt, gemäß Codex-Richtlinie "Gentechnikfreie Produktion"/ Kontrolle durch agroVet GmbH. Darauf folgt die "Bewertung laut Tiergerechtigkeitsindex (TGI) 35 L nach Univ.-Prof. Dr. Helmut Bartussek. Durchgeprüft von der Kontrollstelle für artgemäße Nutztierhaltung GesmbH". Lassen wir einmal Erläuterungen über Eier aus Freilandhaltung (10 qm Wiese pro Henne), sowie weitere Verbraucherhinweise beiseite (die Eier hielten, was versprochen wurde), und konzentrieren wir uns auf die Notwendigkeit, beim Verkauf von Produkten, die zum Verzehr bestimmt sind, die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit walten zu lassen. Dann muss allerdings Verwirrung entstehen, wenn man die wenig hilfreichen Hinweise in Supermärkten zu lesen bekommt. Oft wird man da verschaukelt: mal sind es plötzlich nur 400 statt 500 Gramm, die Frische als solche wird dem Käufer geradezu um die Ohren gehauen, und alles ist Premium und Delikatess. Schaut man dann genauer hin, erkennt man die Tricks und Verschleierungstechniken. Wer kann, wechselt den Laden. Da ist eine bürokratische Aufzählung aller Gütekriterien zwar ein trauriges, aber irgendwie glückbringendes Beruhigungsmittel. Denn das Ei, das der Mensch Jahrtausende lang zu sich genommen hat, ohne mit der Wimper zu zucken, hat irgendwie überlebt.

Ich selbst gehe zu Angelika. Die hat ein Bauernlädle. Da wird nicht gefragt, woher die Eier kommen.  Die Frische der Eier ist dadurch garantiert, dass die dörflichen Hühner nur begrenzt legen und der Nachschub nicht aus Käfighaltung gedeckt wird. Es wäre auch unangepasst, nach dem Preis zu fragen. Manchmal ist ein Ei eben nur ein Ei und keine Nachrichtenagentur für ängstliche Gesundheitsinformationen. Dennoch, das Ei des Kolumbus haben wir noch nicht gefunden.

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