Montag, 11. September 2017

Nase schon wieder voll.

Das muss ich erklären. Vor ein paar Tagen sind wir aus England eingetroffen. Die Fahrt mit dem Auto war etwas beschwerlich. Ich höre von Angela Merkel (im Wahlkampf), dass Deutschland eine liberale Demokratie ist. Nach dem, was Erdogan wieder losgelassen hat, der seine türkischen Landsleute davor warnt, nach Deutschland zu reisen, ist Merkels Reaktion eher verständlich. Und eigentlich viel zu vague. Aber, was soll's. Meines Wissens habe ich aufgrund dieser chauvinistischen Hetzkampagne dieses selbsternannten Minidiktators keinen einzigen türkischen Freund verloren. Das eine hat mit diesem anderen nichts zu tun.

Falsches Lächeln 
Dann ging ich zu meinem Lieblingsbauernladen, um endlich eine echte deutsche Leberwurst zu erstehen. Und die guten Äpfel, den herrlichen Bergkäse, das Quittengelee und vieles andere. Das gastronomische Heimatgefühl hatte sich schnell wieder eingestellt. Drei ältere Damen aus Freudenstadt waren auch gekommen, um gut und billig(er) einzukaufen. Sie hatten einen recht langen Weg bis nach Oberkirch auf sich genommen. Leider benahmen sich diese Kundinnen wie ein Tribunal: wieso die Äpfel nicht billiger seien. Die gute Sorte war es auch nicht. Kein einziges freundliches Wort. Dann schwirrten sie ab. Ich dachte, aha, ich bin zurück in Deutschland. Der unnötig feindselige Ton, bei unnötig unhöflichen ollen Tanten. Das kenne ich. Warum, würde ich Angela Merkel fragen, gibt es diese Diskrepanz zwischen diplomatischer Offenheit (schließlich haben wir ziehmlich großzügig die Türen für Hunderttausende Flüchtlinge geöffnet) und dem rechthaberischen, säuerlichen und abweisenden Ton des Menschen von der Straße, der immer noch nicht gelernt hat, sich zivilisiert zu benehmen?

Der hässliche Deutsche 
Wer aus England kommt, wo wir jetzt wohnen, erfährt diesen kulturellen Schock wie einen Hammerschlag. Den Deutschen geht es gut. Wir werden selbst durch andere geachtet und meist fair behandelt. Der Umgangston in diesem Land hätte sich schon längst dem freundlichen Klima unter zivilisierten Menschen anpassen können. Dazu gehört ein freundliches Lächeln, auch wenn es nicht immer herzlich sein muss. In England ist es auch in der tiefsten Provinz so. In Deutschland wird der andere, und auch der Fremde, zunächst wie ein potenzieller Feind behandelt. Eine Chance, sich freundschaftlich miteinander zu unterhalten, bevor man mit dem Anwalt droht, scheint es kaum zu geben. In zwei Wochen sind wir wieder in Yorkshire. Ich schäme mich immer ein wenig, wenn ich mit solchen Provinzbanausen zu tun habe.

Das könnte eine Deutsche sein. So freundlich wie die lächelt 
Da ich mir die germanische Rechthaberei schon längst abgewöhnt habe, erfahre ich auch, wie schön es ist, von einem Fremden höflich behandelt zu werden. Ist es das Geld? Das Häuschen, der Garten? Das Auto? Auf fast allen Gebieten geht es uns besser als den anderen. Werden wir bedroht? In anderen Ländern gibt es auch Probleme, aber man nimmt sich und seine Geschäfte nicht so ernst. Nur in den USA will dieser Trump Amerika wieder "groß" machen. Wie lächerlich so etwas ist, versteht jeder auf Anhieb. Die Merkel will die Wahlen wieder gewinnen. Das ist ihr gutes Recht.


Das bringt mich zu dieser Partei, die auch gewählt werden  möchte, die AfD. Wenn wir deren Gehetze und typisch deutschen Primitivismus zum Maßstab nehmen, sind wir eigentlich keine Kulturnation mehr. Ich frage mich, ob wir mit Merkel richtige Antworten finden, oder ob der Ton noch rauher werden wird. Wir sollten mehr auf andere schauen und das Rechthaberische im typisch deutschen Wesen (tut mir leid) bescheiden beiseite legen. Die AfD würde das als Nestbeschmutzung bezeichnen, was ich da geäußert habe. Da Eigenlob meist stinkt, halte ich mich lieber im kritischen Bereich auf, wo man noch über Dinge diskutieren kann.










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