Sonntag, 17. Juli 2016

Eine Kreuzfahrt, die ist lustig...

Eine Kreuzfahrt auf dem größten Passagierschiff der Welt geht nicht einfach zu Ende. Es muss Bilanz gezogen werden, auch wenn die Fahrt auf der HMS Britannia noch andauert. Wir haben die norwegische Küste letzte Nacht verlassen und sind seitdem auf hoher See in Richtung Ärmelkanal.  Der letzte Abend in Stavanger, der Vickingerstadt, war schön. Die Abendsonne gab ihr Bestes, um einen goldenen Glanz über den Hafen zu werfen. Die wuchtige MSC MUSICA, die uns den Blick etwas versperrt hatte, lief geräuschlos aus. Sie war in Panama registriert, was nichts bedeuten muss.



An Bord verkündet der Kapitän, dass die Fahrt zurück nach Southampton einen ganzen Tag und zwei Nächte dauern würde. Im vornehmen indischen Restaurant Sindhi auf Deck sieben waren wir für die Zelebration des Abendessens angemeldet. Die Herren im Smoking (ich nicht), die Damen im Abendklein. Cath hatte das lange Blaue mit den passenden Schuhen an. Mein Befinden war durch einen dunklen Anzug mit Krawatte, Einstecktuch und kneifender Hose  leicht beeinträchtigt. Das Essen ließ das alles vergessen.



Eine Flasche Rosé aus Frankreich (Côte de Provence) war Gottseidank sehr gut. Sie half uns durch die vielen Versuchungen, wie etwa geröstete Jakobsmuscheln, Hummerfrikassee mit Reisplätzchen oder verschiedene Sorbetportiönchen mit Mango- Haselnuss- oder Passionsfruchtgeschmack. Nein, Kaffee wollten wir nicht, denn auf dem Schiff fanden wir guten Kaffee nur an einer Stelle. Ansonsten muss der Kaffeegeschmack das Ergebnis eines Referendums der Bordbewohner über die Qualität der Bohne gewesen sein. Alles in allem ein herrliches Essen, sozusagen der feierliche Abschluss unserer gastronomischen Exzesse an Bord.




Wir werden den ganzen Tag kein Land zu  sehen bekommen, was wir sehr schätzen. Die Ruhe in uns, die auch durch das zarte, fast unhörbare Krächzen unseres Ozeanriesen verstärkt wird, soll am letzten Tag der Kreuzfahrt anhalten und genossen werden. Wir ziehen gerne eine vorläufige Bilanz der Reise. Genug gesehen, aber bei weitem nicht alles. Wir fühlen uns erholt, wofür auch unser Kabinen-Steward Edward gesorgt hat. Er kam immer, wenn man ihn brauchte und nannte sich Butler.



Ein Höhepunkt für uns war - man möchte es nicht glauben - das Backen von Brot, unter der Anleitung unseres Bordmeisterkoches Nino. Wir durften den Teig selbst anrühren und kneten. Die Zutaten hinzufügen und das Gebackene selbst verzehren. Ein wahrer Genuss. Roggenmehl, gemischt mit Weizenmehl, Trockenhefe, lauwarmes Wasser, grobes Meersalz, etwas Zucker, kaltgepresstes Olivenöl. Der fladenförmige Teig wurde mit viel Öl bestrichen, Oliven und sonnengetrocknete Tomatenstücke in den Teig gepresst. Das Endprodukt konnte sich sehen lassen. Für die beiden anderen Brote hat Cath sich Notizen gemacht. Ich erinnere mich an einen Teig mit gemahlenem Chile und an etwas Süßes. Zuhause werden wir sehen, was wir gelernt haben.


Das Schönste an unserer Seefahrt war das Herumgammeln zu jeder Zeit: vor dem Essen, nach dem Essen. Erholungswert: groß. Das Personal war unaufdringlich und superfreundlich. Ein seltener Augenblick des Glücks war der absolut leere Fahrstuhl. Bei 3600 Reisenden und etwa 1000 diensthabenden Helfern fast eine Fata Morgana. Die kleinen Schokolädchen am Bett, die Kekse für den kleinen Appetit, die Garantie, dass Wein auch wie Wein schmeckte,  all das hat uns die Reise verschönert. Sollen wir es brutal hinausschmettern? Ja, es hat uns gut gefallen.



    



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