Samstag, 1. August 2015

Wiener G'schichten: Eveline Kremsers Geschäft

Durch Zufall geriet ich in ihren Laden, ein Elektro-Geschäft, ganz in der Nähe des Zentrums von Wien. Die Schultergasse ist relativ ruhig, doch der Verkehr brandet überall, wo Boutiken, Salons, Luxusgeschäfte sind. Massen von Menschen drängeln sich durch die engen Gassen. Viele Japaner sind darunter. Man sieht, dass das alte Wien schon längst der Modernisierung gewichen ist. Vor kurzem ist wieder ein kleines Geschäft in der Wallnerstraße dem permanenten Umbau gewichen. Die Trafik, mit Zeitungen und Zigaretten, ist nicht mehr da. Es dauerte ein paar Wochen, dann war die Veredelung in ein angrenzendes Modegebäude vollzogen. Der Lauf der Zeit.


Ein Gruß aus Wiens alten Tagen 

Frau Kremser führt noch ihr Geschäft. Als Neuankömmling in Wien fand ich bei ihr, was ich suchte. Es waren ein paar kleine Artikel, die man sonst in der Innenstadt nicht mehr findet. Seitdem nehmen wir uns die Zeit, ab und zu miteinander zu reden. Sie weiß viel über das alte Wien. Auch über Politik wird gesprochen und die allgegenwärtige Flut von Flüchtlingen, die von überall her zu kommen scheinen.

Wie war es früher? Was passiert heute? Viele Landwirte haben aufgeben müssen. Auch kleinere und mittlere Unternehmen. Es wird alles von den Größeren geschluckt. Eveline Kremser kann das täglich beobachten. Wie eine einsame Insel ragt ihr Geschäft in eine Welt hinein, die nicht mehr die unsrige zu sein  scheint. Alles ist größer, wuchtiger, protziger als früher. Damit müssen wir leben.


Dennoch ist Frau Kremser in ihrer Welt glücklich. Sie benötigt keine auffälligen Auslagen in ihrem Schaufenster. Wer etwas sucht, findet bei ihr etwas, vielleicht auch nur ein freundliches Wort. In den anderen Läden im Zentrum wird der Besucher darauf hin abgesucht, ob er ein potenzieller Käufer ist, bereit, satte Beträge hinzulegen. Bei Frau Kremser ist man ganz einfach willkommen.








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