Freitag, 12. Juni 2015

Wiener G'schichten - Heilige Einfalt!

Manchmal ist man schon verwundert, was es alles gibt. Als Kind war ich sehr offen für alles Religiöse. Hätten meine geliebten Großeltern meinen kindlichen Weg damals nicht in Richtung katholische Kirche geleitet, hätte ich weißgottwas werden können im Leben. Daher kam mein tiefer Respekt für religiöse Empfindungen, auch wenn sie sich oft am Rande des Verständlichen bewegen. Seit Adolf Hitler konnte man auch nicht mehr auf den Zeugen Jehovas herumhacken oder sich über die Heiligen der Letzten Tage lustig machen. Obwohl: schon als Kind kamen mir manche An- und  Einsichten als etwas einfältig vor. Sie reizten zum Lachen. Das konnte natürlich die unbedarfte Nonne sein, die ihre Frömmigkeit mit unnötiger Demut durch die Gegend trug. Auch der laute Zuruf "Jesus liebt dich" in der U-Bahn kommt mir etwas komisch vor.


Nun, echt religiöse Gefühle verletzt man nicht. Aber, muss nicht irgendwo eine Grenze sein? Wer in NewYork in Lederhosen herumläuft, darf sich nicht wundern, dass er angestarrt oder ausgelacht wird.  Religiöse Bewegungen können seltsame Blüten treiben. Wir haben alle schon etwas erlebt, was uns zum Lachen gebracht hat. Da Lachen gesund sein soll, haben auch fromme Bürger die Lacher auf ihrer Seite, wenn sie sich über sich selbst lustig machen. Der liebe Gott mag das auch. Schließlich hat er den Humor erfunden. Betet einer zu Gott: "Erhöre mich Du Allmächtiger". Gottes Antwort: Du dummer Trottel. Dein Gebet steht in einer Warteschleife, die jetzt 400 Millionen Jahre beträgt. Also gedulde Dich". Wer darüber nicht lachen kann, steht nicht mit beiden Beinen auf dem Boden der Vernunft. Das Leben ist nicht nur Traurigkeit.

Was mir hier, ganz nahe am Stephansplatz passiert ist, macht mich schmunzeln: Im Briefkasten lag eine Hochglanzbroschüre von 35 Seiten, Format 9 x 13 cm, herausgegeben 2009 von einer "Solace Community" Sevenoaks, Kent, Großbritannien. Der Titel: MOTHERS PRAYERS, MÜTTER GEBETE. MUTTERLIEBE EROBERT DIE WELT. Vereint im Gebet retten wir unsere Kinder. Alle Rechte vorbehalten. ...auch die Bearbeitung in elektronischen Systemen. "Danke, lieber Herr, dass wir Mütter sein dürfen" heißt es da irgendwo. Ja, ich habe dieses Heftlein studiert. Nein, ich mache mich nicht lustig. Ich wundere mich nur, was es so alles gibt. Lederhosen in New York scheinen mir jetzt ein adäquates Kleidungsstück. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen