Dienstag, 13. Januar 2015

Allah ist groß

Als Kinder in einem christlichen Land, in dem während der Nazizeit 6 Millionen Juden und viele Nichtjuden ermordet wurden, hatten wir keine Vorstellung von Allah, außer, dass er einen Propheten namens Mohammed hatte und uns nichts anging. Also wurde respektlos gereimt:
Allah ist groß,
Allah ist mächtig,
wenn er sich streckt,
3 Meter 60.

Gotteslästerung auf Kosten einer anderen Religion? Was machen wir dann mit dem alten Hut: Negeraufstand ist in Kuba,
Schüsse gellen durch die Nacht.
Auf den Straßen nach Havana
halten Negerweiber Wacht?
Auch das ist diplomatisch unsauber und rassistisch. Das N-Wort wurde eigentlich schon lange ausgerottet. Nicht nur wer dunkelhäutige Freunde hat, muss dies verstehen. Alle, die in den Vereinten Nationen herumsitzen kennen  und anerkennen die Menschenrechtserklärung. In Europa gibt es sogar eine von den Mitgliedsländern des Europarates unterzeichnete Menschenrechtskonvention, die bei Verletzungen Strafen nach sich zieht. Dass Juden genauso behandelt werden wie Nichtjuden oder Muslime, sollte eine steinharte Selbstverständlichkeit sein. Die Würde des Menschen ist da im Spiel. Man macht sich nicht über andere  und deren Glauben lustig. Auch Pegida, die sich über die "Lügenpresse" das Maul zerreißt, und dieses Un-Wort des Jahres 2014 beigesteuert hat, darf zur geballten Ignoranz gezählt werden. Beruhigt euch und schweigt lieber!

Dresden, oder wo Bigeda herumpoltert"

Bleiben die vielen Missverständnisse und das generelle Unwissen auf allen Seiten, die zu Gewalt und Terror führen können. In Paris haben wir es wieder erlebt. Allah und Gott als den gleichen Schöpfer anzusehen, kann für evangelische Christen ein Problem sein, weil der Koran Jesus nicht als Sohn Gottes anerkennt, sondern nur als Propheten. Für viele Katholiken und Nichtkatholiken ist der "Herr-da-oben" auch etwas doppeldeutiges. Die einen glauben an den gütigen, älteren Bartträger, der irgendwo auf Wolken thront, die anderern fürchten seine Strafe, weil sie ein schlechtes Gewissen haben. In Malaysia gab es 2010 mehrere Anschläge auf christliche Kirchen, weil in einer Bibelausgabe in einer der Landessprachen das Wort für Gott Allah heißt. Das gefiel den Muslims nicht, also mussten 15000 Exemplare der Bibel eingestampft werden. Missverständnis? In der Sure 23 heißt es: "Er ist Gott außer dem es keinen Gott gibt". Unsere christlichen Namensträger, wie Gottfried, Gottlob, Gotthold, Traugott etc. sind wohlgemeinte, ein wenig aus der Mode geratene männliche Namen, wie auch der Islam welche hervorgebracht hat: Abdullah, Abul, Abdallah etc. Liegt hier etwa ein Problem?

Natürlich hat die westliche Welt den nötigen Respekt fehlen lassen. George Dubble-Ju Bush war so einer, der ums Verrecken auch heute noch nicht kapiert hat, was Islam bedeutet. Den Respekt vor anderen Religionen kann man nicht mit Erdöl in Verbindung bringen. Geld ist nicht alles, wenn man reich ist, aber Verachtung, Mißachtung und Unverständnis bedeuten viel, wenn man arm ist. Und Armut darf keine Schande sein. Aber, Majestätsbeleidigungen haben ebenfalls ihre Definition und ihre Umschreibung: Was Götz von Berlichingen sagte, hatte seinen Grund. Wer dem selbsternannten Sonnenkönig, Ludwig, dem 14. seinen Kratzfuß nicht machte, konnte im Elend schmachten.

Oh, my God!

Was unseren christlichen Gott betrifft, so haben wir folgende Rechte:

-wir dürfen an ihn glauben,
-wir müssen es nicht,
-wir dürfen auch annehmen, dass er als alter Herr mit weißem Bart geschlechtslos auf einer Wolke sitzt,
-wir können ihn fürchten, wenn er zornig ist,
-wir dürfen ihn abbilden,
-wir können auch etwas Abstraktes aus ihm machen, oder
-ihn mit dem hochverehrten Mammon gleichsetzen.
Was wir vermeiden sollten, ist, ihn offen zu beleidigen, lächerlich zu machen, herunterzuputzen, mit Dreck zu bewerfen, denn das wirft ein ganz schlechtes Licht auf uns selbst.

Was dürfen wir mit Allah? Wer bestimmt, was wir dürfen? Wer die Sachlage kennt, wird mit Respekt all denen begegnen, die einen Glauben haben. Das sind in unseren orientierungslosen Zeiten nicht mehr sehr viele. Muslime und andere. Wir sollten ihnen mit wohlwollender Achtung begegnen, denn ihre Lage ist ohnehin prekär: westliche Welt und Mentalität. Fremde Sprachen und wenig materielle Sicherheit. Umgeben von sinnlosen Produkten wie Coca Cola, Boulevardpresse, Schweinsburgerking und geringe Wertschätzung. Also, Vorsicht! Wir sind zwar Charlie, aber ohne Zynismus. Wir lachen gerne, aber es dürfen auch gute Witze sein. Wir wollen, verdammtnochmal, uns nicht vorschreiben lassen, was wir zu denken und zu sagen haben, wenn wir es mit Achtung und Verständnis tun. Wer in einem muslimischen Land schon gelebt hat, sieht da keine Probleme. Nur wer unsicher oder unwissend ist, macht Fehler. Es ist zu hoffen, dass der Pariser Massenprotest in die richtige Richtung geht und zu etwas Positivem führt.










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