Donnerstag, 29. Mai 2014

Me cago en tu leche - Scheißdrauf!

Schon als Kind haben mich deftige Ausdrücke immer wieder fasziniert. Manche haben den Gesichtsausdruck meiner geliebten Tante (sie war sehr katholisch) total entgleisen lassen. Das Wort "Scheiße" habe ich von ihr nie gehört. Einmal in meinem ganzen Leben musste ich das Wort "Gebambel" hören. Es war meine Tante, die es in äußerster Verachtung aussprach, als sie das männliche Geschlecht benamsen wollte. Ihre Lippen müssen ihr dann weh getan haben, und ihr Mund zitterte.
 Orientalisches Gebambel?

In meinem Berufsleben begegnete ich vielen, es waren meist Freunde, die eine ähnliche Neigung hatten: statt Busen hieß es dann Titten oder Tits. Undsoweiter. Ich werde mich hüten, alle Schmutzwörter aufzuzählen oder gar Namen von Freunden zu nennen. Ich bekam sogar einmal ein Wörterbuch mit spanischen Vulgärausdrücken geschenkt, das mir die Augen über die menschliche Fantasie völlig öffnete. Alle diese Freunde hatten großen Spaß daran, gelegentlich die Sau rauszulassen. Ich kannte einen superlieben, hochintelligenten Theologen, der es später bis zum Bischof brachte, bevor er leider viel zu früh gen Himmel fuhr. Wir waren insofern Studienfreunde, als wir an derselben Universität studierten. Wir waren echte Freunde, weil wir vieles gemeinsam hatten. Auch den Humor. Als Kirchenmann hatte er zu viel davon. Diesen konnte er auf normalem Wege nicht ausleben. Also machte er häufig freundliche Knüppelreime, die jeden erheiterten, der sie zu hören bekam. Plötzlich aber, mitten in einem Satz, stockte er dann. Ein peinliches Lächeln huschte über sein Gesicht. Er errötete schrecklich. Denn er war wieder auf eine jener verbalen Unwegbarkeiten gestoßen, die so anstößig waren, dass er sie nicht zu Ende sagen konnte. Ich liebte ihn wegen dieser Albernheiten. Und viele seiner anderen Freunde schätzten ihn dessertwegen auch.

Trotzdem lachen

Dann sah ich, ich weiß nicht mehr wann und warum, einen Fim, der in London spielte. Einen Krimi, in dem das Wort "Fuck" alle 5 Sekunden ausgestoßen wurde. Und hier in Wien, wo wir wohnen, musste ich an einer schönen blauen Donaubrücke lesen: "Fuck the Police". Der Grafittikünstler muss weit unter 20 gewesen sein, als er das hinmalte, denn, inflationäres Fucken von Polizisten ist nicht sehr aufschlussreich. Da scheint mir Schweigen und leichtes Erröten allemal besser, als ungehemmtes Herumpoltern mit Schimpfwörtern. Was sollen die anderen von uns denken? Ernest Hemingway, dem auch einmal die Stunde schlug, ließ einen seiner Helden ausrufen: Me cago en la leche de mi madre. Muttermilch. Das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass viele nicht wissen, was sie tun. Hätte sich sonst Conchita Wurst CONchita genannt? Hätte sie dann mit "Carajo" den letzten Europa-GesangsCONtest gewonnen?

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