Samstag, 31. Mai 2014

Karl-Heinz Böhm und Romy Schneider

Eigentlich hätten sie im richtigen Leben ein Paar werden sollen. Dann wäre die schöne heile Welt von k. u. k. erhalten geblieben. Überreste davon sind noch da: nicht nur in Wien, sondern im gesamten Mitteleuropa, das es so nicht mehr gibt, sind sie zu erhaschen. Kaffeehäuser im alten Stil, vom Krieg verschonte Gebäude, gelegentlich noch ein völlig verstaubter Begriff aus der guten alten Zeit, den jemand unbewusst noch benutzt, obwohl diese Zeiten längst vorbei sind. Kladderadatsch, Gnä' Frau, oder Störenfried. Meine Oma hatte eine Freundin, die sehr begütert war. Wenn Frau Nordmann (Name von mir nicht geändert) zu Besuch kam - es war lange nach dem schrecklichen Krieg - gab es immer etwas zu lachen. Ich war klein und hörte aufmerksam zu. Frau Nordmann erzählte von einem Zahnarzt, der den Patienten die Kunst-Zähne nicht etwa einsetzte, sondern annagelte. Eine Vorstellung, die mich auch heute noch nicht losgelassen hat. Herr Nordmann, der längst verstorben war, hatte in den Dreißigerjahren ein amerikanisches Auto, einen alten Buick, wie Frau Nordmann so nebenbei erzählte. Damit "rasten" die Nordmanns auf der Autobahn von Pforzheim nach Stuttgart, um den Boxkampf mit einem Amerikaner anzusehen. Ich glaube, Max Schmeling war der Deutsche, der zum Kampf antrat. Wer gewonnen hat, weiß ich nicht mehr, aber, dass der Wagen Räder mit Holzspeichen hatte, das vergisst ein kleiner Junge nie.

 Modell von 1910

Die gute alte Zeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie für immer verloren. Das Herbeizaubern der verklärten Vergangenheit besorgte dann der Film, vorneweg die Schmunzelgeschichte mit Sisi und dem Kaiser Fran Joseph. Romy Schneider war ein ganz süßes Mädchen und eine begabte Schauspielerin. Ihr Partner, Karl-Heinz Böhm, ist gerade gestorben. Die Sisi-Filme haben damals im deutschsprachigen Raum Furore gemacht. Gerade auch wegen der heilen Welt, die sie für die Nachkriegsmenschen wiedererweckten. Gerne ist das Publikum dieser Traumwelt gefolgt. Obwohl das Ende der österreichischen Kaiserin traurig und unromantsich war: als sie inkognito in Genf weilte, wurde sie von einem Verrückten erstochen.

Kaiserin Sisi

Auch Karl-Heinz Böhm hätte seine Karriere als Star kinderleicht fortsetzen können. Romy Schneider wurde zur Frau und zum Weltstar. Sie war mit Alain Delon verheiratet, verlor ein Kind und wollte dann nicht mehr leben. Ihre scheinbar heile Welt war zerbrochen. Der Ausdruck der Verträumtheit auf ihrem Gesicht war der harten Realität des Lebens gewichen. Und Karl-Heinz Böhm begab sich in eine unspektakuläre Welt, in der er Gutes tun konnte. "Menschen für Menschen" heißt die Stiftung, die von ihm ins Leben gerufen wurde. Der Ausdruck seines Gesichtes war bis ins hohe Alter zufrieden und bescheiden. Er hatte, wie kaum ein anderer, diesen Spagat vom prominenten Filmstar zum uneigennützigen Helfer in Afrika geschafft. Es ist zu hoffen, dass er nicht nur als Kaiser Franz Joseph an der Seite von Sisi, sondern als ein ganz großer Wohltäter der Menschheit in Erinnerung bleibt.





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