Donnerstag, 13. März 2014

Die Saatgutbande ruht erst, wenn sie gewonnen hat.

Worum geht es? Das ist schwer zu sagen: wer das Monopol für die Herstellung von Obst und Gemüse (Fleisch lassen wir mal weg) hat, beherrscht die Welt. Das geht so: wenn die Kartoffeln knapp werden, oder der Blumenkohl, das Getreide, oder die Milch, steigen die Preise. Das ist ein normaler Prozess. Wer jedoch die Möglichkeit hat, an der Preisschraube zu drehen, verdient sich dumm und dusselig. Eine Fülle von Angeboten überschwemmt den Lebensmittelmarkt. Trotz kalten Wintern gehen die appetitlich aussehenden, genetisch beeinflussten Tomaten nicht mehr aus. Die Preise pendeln sich immer auf leicht höherem Niveau ein. Kartoffeln, Gurken, Rosenkohl etc. werden teurer, und die Erzeuger verdienen daran viel zu wenig. Obwohl ein Überangebot besteht. Geschmacklich darf man sich zwar (wie bei den echt gartenfrischen Erdbeeren) erinnern, wie gut Obst und Gemüse aus dem eigenen Anbau schmecken können, aber der Mist, der aus den Supermärkten kommt, ist meist geschmacklos. Deshalb heißt es in diesen Läden auch: Gartenfrisch auf den Tisch. Gourmet-Eier aus Bodenhaltung, Pflücksalat vom Bauernhof, Delikatessschinken aus dem Aostatal usw. Etikettenschwindel und Abzocke vom feinsten.

Genverändert?

Wir wollen gesund essen (und trinken). Der Begriff "Bio" hat die Welt schnell erobert, überzeugt jedoch nicht mehr automatisch. Das ist vorbei. Von Känguruhfleisch ganz zu schweigen. Genveränderte Nahrung gibt es überall. Dient ja einer guten Sache. Welcher? Vor allem den Konzernen, die damit verdienen. Am besten, man monopolisiert die Herstellung von Saatgut. Damit sitzt man am längeren Hebel. Die Welt von Morgen? Die haben wir schon.

Drei unglaublich diskrete Großkonzerne und ein paar Möchtegerne, die nach und nach aufgekauft werden, bestimmen heute schon den Lebensmittelmarkt, weil sie über die Rechte für das Saatgut verfügen: Monsanto (USA), DuPont (USA) und Syngenta, Schweiz. Ihr Einfluss ist groß, denn sie haben schon einen weltweiten Marktanteil von zusammen 53%. Und das Europäische Patentamt in München spielt mit, und hat bereits Zertifikate für Fische mit Wachstumshormonen ausgestellt. Die "drei Großen" besitzen schon die Schlüsselpositionen bei Zuckerrüben mit 90%, bei Mais mit 57% und bei Sojabohnen mit 55%. Das heißt, wer Saatgut kaufen möchte, hat fast keine andere Wahl, als sich an einen der drei Saatgutkonzerne zu wenden. Das Bäuerlein, das eigene Saat verkaufen möchte, darf das in bestimmten Fällen schon heute nicht mehr.


Zufall? Hat die EU die Finger mit im Spiel? Warum geben sich so viele Lobbyisten in Brüssel die Tür in die Hand? Weil Druck auf die Politik gemacht werden muss. Die geplante Verordnung der EU-Kommission zur Regelung des Saatgutmarktes, ganz im Sinne der drei Großen, (ein Markt von immerhin fast 30 Milliarden €), wurde gerade dem Europäischen Parlament zur Verabschiedung vorgelegt. Dabei scheint ein Wunder geschehen zu sein. Das EP hat den Entwurf in Bausch und Bogen verworfen. Nur 15 Stimmen waren dafür, über 650 dagegen. Allein Österreich hat 400.000 (von 800.000 in der EU) Protestunterschriften abgeliefert. Handelsriesen wie SPAR und REWE haben sich erstaunlicherweise ebenfalls gegen dieses Ansinnen gestellt, das jetzt für einige Zeit vom Tisch ist, bis wieder Druck gemacht wird.

Damit können sogenannte Raritäten wieder angepflanzt werden: also, Äpfel mit Geschmack (Goldparmänen, Boskopf, Gravensteiner etc.), die einfach verdrängt wurden, weil sie nicht mehr den Normen entsprechen. Das künstlich gezüchtete Zeug (jeder weiß was damit gemeint ist), das die Märkte überschwemmt und keinen Bezug zu den jeweiligen Ernteperioden hat, wird dann hoffentlich wieder einem geschmacklich besseren Angebot Platz machen, bevor alles gentechnisch sauber und gaumenmäßig unappetitlich daherkommt. Mir kommt das Grausen, wenn ich als alleiniges Angebot weiße und gelbe Pfirsiche aus dem Rhônetal in den Regalen sehe. Kartonware. Oder hoch gepriesene Äpfel, die dann heißen: Golden Delicius, Idared, Elstar usw, die wie die Soldaten herumliegen. Seit Jahren habe ich keine Goldparmäne mehr gesehen. Und der ganze Dreck wird auch noch als Delikatesse angepriesen. Nichts gegen Weine aus Australien oder Südafrika, aber steinharte Avocados oder Mangos sind eine Beleidigung für den Geschmack.  Wir Verbraucher müssen bestimmen, was wir wollen. Angebote sind dazu da, dass sie wahrgenommen oder abgelehnt werden.










3 Kommentare:

  1. Gott sei dank gibt es Angelikas Hoflädle und die verschiedenen Bauen die ihre eigene Produktion auf den Marktplatz von Kehl und Boulevard de la Marne bringen. Da weiss man (zu hoffen) was man hat.

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  2. Carlos, nett von Dir, dass Du diese Bemühungen mitträgst. Habe gerade grausige Erdbeeren gekauft (für den Obstsalat), die ohne Geschmack sind und weiße Hintern haben. Wolfgang

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  3. Von Oma gelernt: Erdbeeren ist man wenn reif und in der Erdbeerzeit. An sonsten vom selber eingemachten.

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