Donnerstag, 18. April 2013

Wiener G'schichten - vor hundert Jahren

Der Zufall spielt oft verrückt. Im Jahr 1913, bevor der Erste Weltkrieg begann, lebten viele Anarchisten und potenzielle Diktatoren in Wien. Hätte man es gewusst, man hätte sie alle zum Psychoanalytiker Sigmund Freud schicken können, der dort auch wohnte, bevor er vor den Nazis nach England flüchtete.

Josip Broz, auch unter dem Namen Tito bekannt, war Metallarbeiter in Wien, bis er in die österreichisch-ungarische Armee eingezogen wurde. Er hätte in Wien Joseph Stalin treffen können, der allerdings nur einen Monat dort weilte. Dem Stalinismus setzte er den Titoismus entgegen,eine Art Gegen-Diktatur mit weniger hässlichen Zügen. Und Leo Trotzki war die längste Zeit in Wien: von 1907 bis 1914. Er wurde nicht Diktator.  Das gab ihm die Zeit, das russische Magenblatt "Prawda", auf Deutsch "Die Wahrheit", zu gründen. Dass die Prawda alles andere als die Wahrheit sagte, hatte sich zu Zeiten der Sowjetunion schnell herumgesprochen. Wahrscheinlich vom Geheimdienst Stalins 1940 in Mexiko erschossen.

Und dann war da noch Adolf Hitler, der sich von 1908 bis 1913 als Maler in Wien versuchte. Wie wir wissen, mit wenig Erfolg. Zufall, oder Schicksal? Wer weiß es. Die BBC hat den Finger darauf gelegt, konnte jedoch nicht mehr herausfinden, als dass sie alle ihr Kaffeehaus hatten, wo sie ihre Gesprächspartner fanden. Oder ist Wien ein idealer Ort für Chaoten? Immerhin hat Adolf seinen Österreichern den Anschluss eingebrockt, an den sich heute noch viele erinnern. Warum kommen solche Monster nicht in anderen Hauptstädten zusammen? New York? Tokio? Buenos Aires? Wien war halt ein Anziehungspunkt für alles. Mehr als 50 Millionen Menschen lebten damals im Kaiserreich. Viele Minderheiten mit vielen Muttersprachen. Offiziere mussten damals lernen, Befehle in 11 Sprachen zu erteilen. Wien erscheint mir heute eher friedlich, unmilitärisch, aber ebenso vielsprachig wie vor hundert Jahren.


Chaoten und Anarchisten treffen sich nicht. Sie kochen ihre eigene Suppe, agieren im Stillen, sind feige und unberechenbar. Das sieht man wieder in den USA. Und immer trifft es die Armen, Kleinen, Unschuldigen.







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