Sonntag, 25. November 2012

Die Neuen Hebriden - traumhafte Inselwelt im Pazifik

Das letzte Stück des Fluges dauerte nicht mehr so lange. Ich war von Sidney mit der Air Vanuatu aufgebrochen und kann mich nicht mehr erinnern, wie lange der Flug dauerte. Der Flug nach Australien war endlos gewesen, und die Maschine war proppenvoll. Die Ankunft am Bauerfield International Airport fast gemütlich, obwohl ich vor Müdigkeit kaum aus den Augen schauen konnte. Der Flughafen ist der größte von drei Flughäfen, die es in dem Inselstaat gibt. Die Maschine war fast leer, sodass es ein leichtes war, sich die Passagiere nocheinmal anzuschauen, bevor sie mit ihren Gepäckladungen von Bord gingen.

Eine Dame, die in Frankfurt eingestiegen und dann auch in Sidney umgestiegen war, erregte mein Interesse. Sie sprach deutsch und sagte nicht viel. Als sie in Port Vila, der Hauptstadt der Neuen Hebriden, auf ihr Gepäck wartete, kamen einige Leute, die wie die Eingeborenen gekleidet waren, um ihr zu helfen. Ein stattlicher Mann, der einen Anzug trug und laut "Welcom" rief, nahm sie in die Arme und küsste sie. Wie sich herausstellte, war es ihr Mann. Die Frau drehte sich zu mir um und fragte mich nach meinem Hotel. Ich sagte, ich hätte nichts reserviert, und schon saß ich neben dem Empfangskomitee im Minibus, auf dem Weg zu einem Hotel, das mir den Atem verschlug: aus Holz gebaute Hütten mit kleinen Vorgärten, umgeben von einem Wald aus Kokospalmen. Das Hotel Marianne lag direkt am Meer. Genau, wie ich es mir erträumt hatte. Es gehört einer Deutschen, die mit einem Melanesier verheiratet ist.


Was hatte ich auf den Neuen Hebriden zu tun, einer pazifischen Inselgruppe, die von 1906 bis 1980 ein  britisch-französisches Kondominium waren, das schließlich in die Unabhängigkeit entlassen wurde, und den Namen Vanuatu annahm? Ich hatte als Knabe so meine Tagträume. Die Südsee hatte immer schon einen eigenartigen Zauber auf mich ausgeübt. Ich hatte Bücher gelesen über das Leben der Eingeborenen, mich mit fremden Sprachen befasst, darunter Bislama, der Sprache, die neben Englisch und Französisch auf Vanuatu Amtssprache ist. Aber neben ein paar Ausdrücken, die ich in einer Broschüre eines Missionars gefunden hatte, war natürlich nichts hängen geblieben. Jetzt war ich wie jeder Bewohner von Port Vila, den Insektenbissen ausgesetzt, wenn ich fasziniert die Bougainvilleas und die Hibiskussträuche bewunderte. Bevor ich in meinem einfachen Zimmer in einen tiefen Schlaf verfalle, höre noch die jungen Melanesier am Strand. Sie scheinen Stöcke aneinander zu schlagen und im Rhythmus dieser Schläge zu tanzen. Sie singen und lachen. Ich höre noch Wortfetzen, die ich nur mühsam verstehe: "Evri man mo woman i bon fri" (Jeder Mann und Frau sind geboren frei). Daraus erahnt man das englische Vokabular, das neben viel Französisch, von den Eingeborenen übernommen wurde (Vanuatu Pidgin English). Der Duft von Meer streicht mir in die Nase. Ich nehme nichts mehr wahr.


Als ich erwache - ich muss zehn Stunden geschlafen haben - klingelt es an der Tür. Ich taumle die Treppe hinunter und stehe vor einem deutschen Briefträger. Dann brauche ich noch ein paar Minuten, bis ich mir sicher bin: ich habe von der Südsee geträumt. Die Frage, was ich auf den Neuen Hebriden zu tun hatte, muss nun nicht beantwortet werden.


















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