Während Angelika Merkel in Bayreuth ihr altbewährtes Kleid aufträgt, in Syrien ein Verrückter versucht, sich über Wasser zu halten und Obama wahlkämpferisch den Amerikanern den Zugang zu Sturmgewehren ausreden will, versinkt London im Verkehr, denn die Olympischen Spiele gehen los. Lange sah es so aus, als würden die Briten sich nicht dafür interessieren, nach dem Motto "macht euren Dreck alleene". Doch London ist immer für Überraschungen gut. Woran mag das wohl liegen?
An der britischen Art? Die Nase hoch zu tragen, ist eine solche Spezialität. Doch, halt! Man trifft nirgends Menschen, die allzeit bereit sind, sich selbst als die größten Bettnässer zu bezeichnen. Auch das Königliche am Briten könnte nur aufgesetzter Humor sein. Wer weiß das schon? Viel Respekt bringen die Briten ihrer Königin nicht entgegen. Aber Achtung, vor der inzwischen betagten Dame, deren Krönung dank fernsehgerechter Übertragung, ein Weltspektakel war. Unsere Wochenblätter und Frauenpostillen haben sich immer schon die tollsten Geschichten aus den Poren gesaugt, nur um den Dunstkreis der Royals entsprechend schillern zu lassen. Das sagte mehr über unsere eigene Befindlichkeit aus, als über die Buckinghambewohner.
Wahnsinnige Absurditäten werden täglich in den britischen Medien zutage gefördert. Ein latenter Hunnenhass ist eher liebgewonnene Tradition, als das populistische Klammern an eine Realität, die es nicht gibt. Immer wieder überrascht der Brite den ängstlichen Deutschen mit der Bemerkung: "aber wir bewundern euch doch, und lieben euch." Wahrscheinlich werden die siegessüchtigen Deutschen (wir müssen gewinnen, sonst sind wir nicht froh) während der Spiele die very britische Fairness wieder zu spüren bekommen, die mich als Jungen schon so erstaunt hat. Denn da gibt es (hoffentlich) für die Germanen ein paar Medaillen mehr als für das lustige Albion. Dafür sind die Briten besser im Singen.
Zugegeben, es ist nicht immer einfach, die britische Eigenart auszuloten. Auf der einen Seite können verwahrloste Hooligans Angst und Schrecken verbreiten, andererseits begegnet man dem Fremden mit ausgesprochener Herzlichkeit. Alles was im Leben schrullig ist,
könnte britisch sein. Ein ganz schöner Zug ist dabei, dass der Brite herzzerreissend singen kann und zu jeder Tag-und-Nachtzeit Tee trinken mag. Und ein Gin-n-Tonic rückt die Welt wieder ins rechte Lot. Das muss auch sein. Der Aufenthalt in einem Pub ist also lebensnotwendig. Daran besteht kein Zweifel. Dass man sich jedoch über ein schon gesehenes Abendkleid einer Bundeskanzlerin ereifern kann, ist wohl very German.
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