Mittwoch, 30. November 2011

Jopi Heesters - ich bin perplex!



Du hast es schon lange geschafft: Über 100 werden ist schon etwas. Was mich stört, sind diese Unsäglichen, die es nicht lassen können: Warum machst du dich nicht vom Acker? Musst du auch mit 108 noch auf der Bühne stehen? Natürlich bist du kein vollwertiger Star mehr. Die kleinen Hüpfer mit ihren nackten Hintern haben es da leichter. Ein wenig gepupst, und schon zählen sie zu den Promis. Johannes, du hast wahrlich viele Menschen ergötzt. Mit Stöckchen und Zylinder die Treppe herunter schlendern, mit Eleganz: davon haben viele geträumt. "Man müsste Klavier spielen können, wer Klavier spielt hat Glück bei den Frau'n". Keiner hat diesen Herrentyp besser verkörpert. Dass du auch zu deinem nächsten Geburtstag auf die Bühne möchtest, wer kann es dir verdenken? Neben der leichten Verlegenheit ob deines körperlichen Rückgangs - wer könnte das übersehen? - bleibt eine Ikone des deutschen Films, an der ja noch sooooo viele andere Ikone, Stars und Sternchen dranhängen: wahllos herausgegriffen: Hans Albers, Heinz Rühmann, ach, ich lasse es lieber. Wir wollen keine Liste erstellen.

Dass du Nazi warst, stimmt so nicht. Zwar hat der oberste Propagandafuzzi Goebbels dich in die Liste der Gottbegnadeten aufgenommen, mit dem Hinweis (jedoch) "Ausländer", aber in deinem Herkunftsland hatte man damit natürlich auch Schwierigkeiten: Ein Holländer als Lieblingsschauspieler der Deutschen, die andererseits die Niederlande besetzt hatten. Da muss man schon mit den Zähnen knirschen. Du hast das Regime ohne große Kommentare hingenommen. Als Künstler wohl vertretbar. Und neben Leni Riefenstahl umso akzeptabler. Aber Mitglied in der NSDAP warst du nicht. Du warst halt, was man einen Liebling des Volkes nennen könnte. Und das bist du immer noch, auch wenn man dreimal schlucken muss, wenn man deine Sekundenauftritte im Fernsehen verfolgt, schon seit langem liebevoll gestützt von deiner Simone Rethel, die ich als junges Mädel unglaublich süß fand. Schließlich schauspielerte sie auch ganz erfolgreich.




Ich möchte das Kapitel Jopi Heesters als ein einmaliges Kuriosum fortgesetzt sehen. Nein, Jopi, ich warte nicht darauf, dass du bald das Zeitliche segnest. Warum solltest du nicht weitermachen wie bisher? Das Rauchen hast du aufgegeben, und mit den Frauen machst du auch nicht rum, wie so viele deines Schlages, und auf der Bühne kracht es auch nicht mehr, obwohl ich mir nicht sicher bin, dass es noch etliche, meist betagte Frauen gibt, für die du ein unerreichbarer Gott warst und auch bleiben wirst. Aber, vielleicht übertreibe ich da ein wenig. Nach allem, was geschehen ist, dürfen wir auch ein wenig auf dich stolz sein. Man gönnt sich ja sonst nichts. Herzliche Wünsche für einen geruhsamen Geburtstag.

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