Montag, 10. Oktober 2011

Pädophilie und bayrische Gemütlichkeit




haben hoffentlich nicht viel miteinander zu tun. Das Oktoberfest ist wieder vorbei. 6 Millionen Besucher waren es diesmal. Rund um den Globus und ums Jahr werden Oktoberfeste veranstaltet. Ein einziges Prosit der Gemütlichkeit. Die bayrische Version von Gemütlichkeit hat was: auf harten Bänken werden die feschen Madels mit den halbleeren Bierkrügen erwartet. Fesche Buam' schuhplatteln und schenkelklopfen um die Wette. Solche schweißtreibende und laute Belustigungen können die Massen schon ganz schön in Ekstase versetzen. Viele in aller Welt machen es ihnen nach. Deutsche Gemütlichkeit wirkt vorbildlich und ansteckend, von Rio bis New York, von London bis nach London/Kanada wird gefeiert. Meine persönliche Gemütlichkeit sieht hingegen anders aus.

Eher ungemütlich sind die Themen, die das Internet täglich anspricht: Das herbstliche Wetter zeigt endlich sein wahres Gesicht. Das Oktoberfest hat viele wuchtige Busen zur Ansicht gebracht, aber auch den Gestank von Urin zur gängigen Duftnote werden lassen. Merkel und Sarkozy versuchen ein bankenhypnotisierendes Pas-de-deux, das wievielte? Ein Film soll über das faszinierende Leben des Herrn Guttenberg gedreht werden. Der Mörder des kleinen Dennis steht gerade vor Gericht. Sexueller Missbrauch. Die Abschaffung der Todesstrafe muss zum Glück nicht neu aufgerollt werden. Streik der Fluglotsen. Das könnte Cath treffen, die heute nach Breslau abgeflogen ist und am Mittwoch wieder zuhause sein möchte. Inschallah! Deutschland als Hort der Ungemütlichkeit.

Hier mein Rezept für herbstliche Gemütlichkeit. Nein, ich weigere mich noch, die Zentralheizung anzuwerfen. Soll mein leicht schlotternder Körper doch sehen wo er bleibt. Andererseits habe ich fast vergessen, dass der Kamin den ganzen Sommer über ohne Feuer war. Ich als Strohwitwer mache es mir jetzt gemütlich. Deutsch gemütlich? Ich hole trockenes Holz aus dem Stapel. Trage es umsichtig an den Kamin. Lege Feuer. Schon lodert es. In wenigen Minuten ist der Wohnraum behaglich warm. Der Wintergarten hat sich in der Übergangszeit als zu kühl erwiesen. Das kleine Tischchen habe ich auch vom oberen Balkon geholt. Es steht jetzt am warmen Kamin. Dort werde ich mein Essen einnehmen. Doch zuerst ziehe ich die Puschen an. Hinaus in den Garten werde ich heute sicher nicht mehr gehen. Auch den Fatboy* habe ich neben den Kamin gesetzt. Da schwinge ich mich nach dem Essen hinein und lese in meinem Buch weiter (angesagte isländische Literatur: Yrsa Sigurdardóttirs "Feuernacht"). Jetzt flackert und knistert es im Kamin. Es müsste eigentlich auch andere Worte für Gemütlichkeit geben. Behaglichkeit, Kuscheligkeit, Wohlgefühl. Ein Glas Wein, ja, auch. Bier ist eben nicht so mein Ding.

* zum Fatboy kann ich nur sagen: sperriger Sack zum Draufsitzen, ungeheuer gemütlich.

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