Freitag, 16. September 2011

Spiel mir das Lied vom Tod, denn der Herbst naht.

                                                                einer meiner geliebten
                                                                          Enkel


Damit keine Zweifel aufkommen: ich hänge am Leben, habe jedoch schon einiges abgesessen und muss mit dem schlimmsten rechnen. Also, wie möchte ich es haben? Gar nicht, jedoch, das geht nicht. Schon im Mittelalter kam ein gewisser Sensenmann, der auch damals schon nicht vor gekrönten Häuptern halt machte. Vornehm und adlig kann nicht gestorben werden. Wir kommen ja auch nackt auf die Welt. Da wird das letzte, meist taschenlose Hemd auch ganz schlicht daherkommen können. Nein, es geht mir um die Bilanz. Reichtümer? Was braucht der Verblichene schon? Ruhm? Wie schnell sind Cäsar, Napoleon und die göttliche Greta Garbo im Nichts der Geschichtsbücher verschwunden, die ja auch wieder immer neu geschrieben werden. Liebe? Hat man geliebt? Ist man geliebt worden? War man ein Schwein, oder hat man sich bemüht, redlich durchs Leben zu gehen? Das Leben als eine Leihgabe, an der man sich erfreuen darf, das man jedoch nicht besitzt.

Muss man sich mit dem eigenen Ableben beschäftigen? Konnte man sich an der Schönheit der Natur erfreuen oder war diese eher lästig, wenn es Herbst wurde? Hat man gelacht, sodass die Fältchen im Gesicht Zeugnis davon ablegen können? War man mutig? Wenigstens einmal im Leben? Ja, ich erhob mich mit 10 Jahren gegen einen Gottesmann, nicht weil er mich belästigte, sondern weil er ein gefürchteter Sadist war. Er liebte es, kleine Kinder zu quälen. Ich habe mich erfolgreich dagegen gewehrt. Deshalb kann ich mit einem Augenzwinkern (wenn das noch geht) ins Grab sinken oder in die Urne springen. Es juckt mich nicht.

Die Liebe hat mein Leben verschönt. Sie ist nicht verblasst, wie manche Erinnerung, sondern größer geworden. Jeder Tag ein Geschenk. Da denkt man nicht an den Tod als einen Feind. Vielleicht kommt er ja, um zu erlösen? Die Bäume, die ich gepflanzt habe, sind solala, mal gediehen, mal eingegangen. Nichts ist umsonst, und der Tod kostet das Leben. Ich glaube, ich muss mir meine Sprüche selbst ausdenken, denn niemand möchte mit mir über den Tod reden. Er ist ja die andere Seite des Lebens. Basta.

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