Samstag, 27. August 2011

Gerechtigkeit für die Schweiz: hört auf zu trampeln!



Mit einem Herrn Ackermann, der geradezu Synonym für Bankengier in Deutschland geworden ist, kann sie nicht punkten, die Schweiz. Auch ist der Emmentaler aus dem Allgäu und aus Frankreich ebenso emmentalerisch, nur etwas billiger. Für Engländer, die sich die Schweiz schon lange nicht mehr leisten können, außer vielleicht die königlichen Promis, die in Gstaad Skilaufen üben, stehen immer noch diese uralten Chalets und Riesenkästen bereit, die im 19. Jahrhundert für betuchte Briten gebaut wurden. Noch gibt es überall auch Tearooms, doch der Brite an sich hat es heute lieber preiswerter und geht nach Zypern.

Das allkekannte Steuerparadies nimmt auch noch Eintritt, wenn man mit dem Auto ankommt. Die Vignette irritiert viele immer noch. Genauso wie der freche Schwung, mit dem diese sichtbar bei der Einreise auf die Frontscheibe geklebt wird. Betrug oder Manipulation ausgeschlossen. Ein einmaliger motorisierter Besuch in diesem schönen Land kostet also teuer, zu teuer. Schweizer Franken: teuer. Essen und Trinken: teuer. Hotel: teuer. Internationaler Tourismus: kläglich gering. Auf keinen Fall der Attraktivität dieses Landes angemessen. Auch als Hort von versteckten Milliarden (Schwarzgeld, Diktatordiebesgut, Gangstermoney, Gewinne aus dunklen Quellen und Ersparnisse längst ermordeter und verblichener Juden usw.) hat das Land keinen guten Ruf.

Als junger Mensch lebte ich zwei Jahre in diesem Paradies, genau auf der Grenze zwischen dem deutschsprachigen und dem französischsprachigen Teil der Schweiz. Freiburg im Uechtland (oder Fribourg), eine echte Zähringergründung wie das Breisgau - Freiburg. Seit dieser Zeit ist die Schweiz so etwas wie eine Heimat, von der ich mich abkehrte. Dafür träume ich oft von den herrlichen Bergen, den Matten und heimeligen Orten. Andererseits werden heute, so muss man befürchten, auch geringe Geschwindigkeitsübertretungen unerbittlich auch ins Ausland verfolgt. Parkieren, wie man so schön sagt, ist ein Lotteriespiel. Strafzettel sind fast automatisch. Es dreht sich fast alles um die Einnahme von Geld. Auch die Medien sind bestimmt durch das ewige Aufrechnen von Gewinnen und Verlusten.

Diesen Teil der totalen Materialisierung, der kompletten Einbetonisierung und Untertunnelung dieses Bilderbuchlandes kann ich nicht verdrängen. Was ich verstehe, ist die Zurückhaltung der Schweizer gegenüber dem Ausland im allgemeinen und dem deutschen Nachbarn im besonderen. Warum muss ein Deutscher, wenn von der Schweiz die Rede ist, sofort deren Winzigkeit genüsslich hervorheben? Deutschland ist immerhin nur Nummer 61, was die Größe des Landes weltweit betrifft. Warum müssen wir uns über das Schwyzerdütsch erheben, obwohl bei uns über 30 Dialekte, zum Teil total  unverständliche, gesprochen werden? Das Schweizerdeutsch ist eine wunderschöne Sprache. Was hat es mit der "sprichwörtlichen" Langsamkeit der Schweizer (oder sind es nur die Berner?) auf sich? Gibt es keine besseren Witze? Wie lange wird es in diesem unserem Land noch dauern, bis wir endlich die Schweiz, ohne ein dümmlich-süffisantes Lächeln, ansehen als das was sie ist: eines der schönsten Länder der Welt. Wir können nicht alle dort leben, aber schön wäre es.



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