Sonntag, 31. Dezember 2017

Sylvesterblog. Afrika. Indien.

Irgendwann muss ich in Afrika gewesen sein. Heute will ich mich erinnern. Mein noch nicht ganz volljähriges Töchterchen wollte Tropenärztin werden. Klug (wie sie immer noch ist), beschloss sie, sich Afrika erst einmal anzuschauen. Vater (ich), im höchsten Maße beunruhigt, denn es könnte sich um eine gefährliche Marotte handeln, zeigte sich vorsichtig optimistisch und beschloss, 10 Tage Urlaub zu nehmen um seine geliebte Tochter nach Kamerun zu begleiten.


Als wir durch Ngaundere liefen - es war unerträglich heiß und im Norden des Landes - setzte der Regen ein. Zur Regenzeit trägt man einen Schirm bei sich. Den spannte ich auf. Sofort wurden wir angesprochen, en mauvais francais. Bruder, gib mir deinen Schirm. Meine Antwort lautete etwa so: Bruder, ich habe zuhause 10 Kinder. Die brauchen ihn. Der Schirm war gerettet.


Um meine künftige Tropenärztin in den Urwald zu bringen, wo ich sie in einer Urwaldklinik für 3 Monate in die Obhut eines dunkelhäutigen Chefarztes geben sollte, heuerten wir ein Taxi an und machten einen Preis aus. Bei der Ankunft wollten die Fahrer jedoch mehr Geld haben, als ausgemacht war. Meine europäische Seele wurde wütend, während auf afrikanisher Seite nur der Wunsch herrschte, ein wenig mehr herauszuholen. Dabei blieb es dann. Mit der Zeit jedoch gewöhnte sich Töchterchen an den heißen Kontinent. Doch nach 2 Monaten kam ein Anruf aus Afrika: Vater, ich komme nach Hause. Es klang erschöpft.


In der Klinik musste sie hauptsächlich als Geburtshelferin dienen. Bis zu 8 Geburten an einem Tag. Die drei Monate waren dem zarten Töchterchen damals zuviel. Sie wickelte die Säuglinge in die mitgebrachten Tücher und entließ sie mit den Müttern in den Busch. So krass an die Rolle der Ärztin herangeführt zu werden, ist nicht Jedermanns Sache. Heute, als Vollblutchirurgin, weiß sie die afrikanischen Erfahrungen zu schätzen, zumal sie auch als Ärztin ohne Grenzen in der Afrikanischen Republik gearbeitet hat.

Einmal Indien und zurück
Am Vorabend des Rückfluges nach Paris und Straßburg, saß ich unglücklich im Hotel in Duala und weinte. Eine nicht ganz erwachsene Tochter alleine einem ungewissen Schicksal im Urwald zu überlassen, kommt  dem Rabenvater gleich. Sie hat es mir nie zum Vorwurf gemacht. Auch im Falle Island hatten wir nichts zu bereuen. Töchterchen, mit dem ich dort war, beschloss "eigenhändig", noch ein paar Wochen dranzuhängen und per Anhalter durchs Land zu fahren. Das war OK. Und in Indien verließen ihr Bruder und ich sie nach drei Wochen. Sie wollte sich ein Motorrad kaufen und damit durchs Land ziehen. Das konnte ich verhindern. Sie schloss sich dann einer englischen Medizinstudentin an, mit der sie per Bahn und Bus durchs Land zog.

Abenteuer: "Tropenmedizin" 
Man behauptet gerne, dass Männer die richtigen Abenteurer sind. Ich überlasse es jedem, dies selbst zu überprüfen. Ihr ältestes Töchterlein, kaum in ihren Zwanzigern, hat schon Kuba bereist. Wie exotisch ist das denn? Ich möchte endlich mal als Mädchen auf die Welt kommen.











Samstag, 30. Dezember 2017

Öffne dich, verdammtnochmal!

Das Jahr schließt gerade. Ein neues öffnet sich. Wir können nichts tun. Es geschieht einfach. Wieviele davon haben wir auf dem Buckel? Spielt das eine Rolle? Mit meiner Schwester in Amerika rede ich manchmal vertraut. Zuweilen tauschen wir alte Erlebnisse aus. Übers Telefon. Doch auch vor Donald Trump schrecken wir nicht zurück. Erlebnisse mit diesem Schreck haben wir gottseidank nicht. Wir sind uns einig, dass über diesen schwulstigen Unhold schon viel zu viel geredet wurde. Vor allem am Jahresende. Als hätte dieser Gnom überhaupt etwas geleistet. Nichteinmal die Mauer nach Mexiko hat er zustande gekriegt. Angeber und Blödmann. Und amerikanischer Präsident, immer noch.


Kim Jong Trump 

Fast wäre es wegen dieses Präsidenten schon zu einem Nuklearkonflikt gekommen. Das schwulstige  Gegenstück haust nämlich im nördlichen Teil Koreas, dessen südliche Hälfte mit Amerika verschwistert ist. Kim Jong Un oder so. Er ist juvenil, von der eher unintelligenten Art. Wir werden noch von ihm hören müssen. Ein globales Playerchen. Dem ganz großen Player aus Moskau scheint er auch nicht geheuer, sonst wäre es da schon zu symbolischen Verbrüderungen gekommen. Das ist schon deshalb nicht möglich, weil der Jahreswechsel in Korea wegen Neumond am 17. Februar 2018 stattfindet, ein Umstand, mit dem sich nicht leicht umgehen lässt.

Chinesisch-koreanisch 
Was das Jahr 2018 sonst noch alles bieten wird, werden wir sehen, etwa in Deutschland, oder England wo Neuwahlen anstehen. In beiden Fällen sind Spekulationen mehr als angebracht. Obwohl, wenn man bedenkt, Angela würde nicht mehr antreten? Kaum zu glauben. Wobei ihre englische Kollegin, Theresa May, schon jetzt einen total zerschlissenen Eindruck macht.


Ach, könnte das neue Jahr sich ein wenig öffnen und uns verraten, was auf uns zukommt. Leider helfen uns die Jahresrückblicke des ausgehenden Jahres nicht. Nicht einmal die Schlittschuhweltmeisterschaften können da weiterhelfen. Sie nennen sich übrigens Eiskunstlaufmeisterschaften, sind nach Geschlechtern getrennt und fanden in diesem Jahr in Helsinki statt. Nächstes Jahr? Keine Ahnung.


Selbst in verrauchten Hinterzimmern, wo gelegentlich gepokert oder Politik gemacht wird, öffnet sich die Tür gelegentlich einen Spalt und gibt Vertraulichkeiten frei. Frau Müller, beispielsweise,  sitzt auf dem Schoß ihres Nachbarn, der schon etliche Gläser Wein intus und eine dicke Zigarre im Mund hat. Fritz Maiers Schlips ist total verrutscht (warum???) , und der Herr Pfarrer schielt bedenklich irgendwo hin. Dabei sollte gerade er, der seine Neujahrspredigt noch nicht einmal im Ansatz fertig hat, wenigstens jetzt aus sich herausgehen und über seine friedlichen Absichten sprechen.

Angela, Angela 
Von der Politik erwartet man es kaum, aber, nach einer guten Markklößchensuppe und ein paar Gläsern Wein sollte die gelockerte Zunge zu klaren Aussagen kommen, etwa so: Trump, die Mauer muss weg! Oder: Theresa May: du musst mehr essen. Angela: geh in Rente! Kim Jong Un: verpiss dich. Und, nochmal Trump: Wir brauchen dich nicht.












Freitag, 29. Dezember 2017

In mich hineingeschlunzt.

Woher das Wort Schlunz kommt, kann ich nicht sagen. Ein schwäbischer Freund benutzte es, um sein Gemisch aus Joghurt, Haferflocken, Zucker, Äpfeln und Rosinen zu definieren, das er als Frühstück zu sich nahm. Ein Landsmann half ihm dabei, denn auch er schlunzte gern zum Frühstück. Doch im Sauerländischen soll Schlunz so etwas wie ein unordentlicher Mensch sein, oder der schmutzige Rückstand einer chemischen Mischung. Also auf alle Fälle etwas Schmuddeliges.

Schlunz? 
Schlönzken wäre demnach ein verdrecktes Kind, wobei das Wort Schlönzken etwas durchaus Liebevolles ausstrahlt. Bei den Schwaben, so konnte ich feststellen, wurde Schlunz als etwas leicht Undefinierbares eingestuft, ja, sogar, herabgestuft. Dennoch, wenn der Schlunz in der Schüssel prangte, trat allgmeine Zufriedenheit und essbereite Stille ein.

Schlönzken 
Mein Junggesellenleben war dadurch geprägt. Stolz zeigte ich meine Schlunze den jeweiligen Freundinnen, die ich gelegentlich aufgegabelt hatte. Keine unter ihnen hat je ein gutes Wort darüber fallen lassen, geschweige denn, davon probiert. Ich muss deshalb den Schlunz , der übrigens mit dem Löffel gegessen wird, als etwas Verwerfliches einstufen, etwas, über das nicht gern geredet wird. Dennoch haben meine Nachkommen den Schlunz diskret in ihr Lebensvokabular aufgenommen.

Gerade biegt Cath mit einem wohlriechenden Teller Spaghettikrem mit Spinat auf, also einer grünlichen Masse mit Knoblauchgeschmack, die ich als Spinoschlunz bezeichnen würde, aber ich werde ja nicht gefragt. Cath hat verstanden, dass ich heute in Schlunzstimmung bin. Der grüne Teller wird an mir vorbeigetragen und genüßlich verzehrt. Farblich nicht uninteressant.

Rötlicher Schlunz 
Mein Schlunz besteht aus folgenden Nahrungsteilen: Quark, jede Menge. Brauner Rohrzucker. Eine Prise Zimt. Winzige Apfelstückchen. Zerkleinerte Trockenfeigen. Pinienkerne. Das Ganze gut umgerührt. Ein herrlicher Schlunz. Eventuell schiefe Blicke lasse ich an mir herunterprallen. Jede Art von Kritik oder Missgunst wird gelangweilt abgewiesen.


Während sich der Kautabak etwas überlebt hat - gerollte Tabakblätter werden auch Schlunz genannt - wird seit dem 14. Jahrhundert das Unordentliche ganz allgemein als Schlunz bezeichnet. Das soll auch weiterhin so bleiben. Auf ein schlunziges neues Jahr!


Donnerstag, 28. Dezember 2017

Mein persönlicher Skandal des Jahres.

Wenn ich mich an die Bilder halte, von denen ich tausende in meinem Archiv habe, kommen Dinge zutage, die ich gerne erwähnen möchte. Das Wort Skandal scheint mir jedoch stark übertrieben. Dennoch streift es kinderleicht alle Bereiche des Lebens. Vielleicht schaffe ich es, diesen unsäglichen Donald Trump, ein Fantast und Lügenbaron (immerhin), mal außen vor zu lassen. Dieses Beispiel für irrlichternde Albernheit ist einfach zu billig.

Einfach zu billig? 

Gehe ich meine Bilder durch, so stößt mir jetzt allerhand auf. Teetrinken kann epidemische Dimensionen annehmen. Der britische Klan war zu Besuch. Da hätte auch die betagte Königin ihre Schleußen geöffnet. Berge von aufgebrauchten Teebeuteln, wo anders gibt es denn das? Es ist bezeichnend, dass der amerikanische Wunderpräsident (er wurde von Amerikanern gewählt) noch nie einen Haufen solcher Beutel vor sich hatte. Es wäre der größte Haufen aller Zeiten gewesen.

Größter Haufen Teebeutel 
In diesem Jahr haben wir zum erstenmal große Mengen Mangos gegessen. Über Jahre hinweg waren diese Früchte, die ich zuerst in Indien fand, nur in Indien schmackhaft, wenn sie reif waren. Als Import aus Brasilien, Israel oder Venezuela waren sie hart und faserig. Jetzt kann man die Faserfreien nachreifen lassen. Ihr fruchtiges Fleisch, zitronengelb, schmeckt plötzlich allen. Wir sind Mangofans geworden.

Mangos 
Der Jüngling David von Michelangelo residiert in Florenz. Wo sonst? Neben dem weiblichen Gegenstück Aphrodite hält er den Betrachter in aufreizender Weise in Bann. Manche, nicht nur Männer, preisen seine Wohlgestalt, betrachten ihn verklärt und müssen immer wieder hin zum Schönling. Auch wir taten es in diesem Jahr wieder. Warum, wissen wir auch nicht.


Ganz schön ebenmäßig, der David! 
Was sich in diesem Jahr, vermutlich weltweit, durchgesetzt hat, ist der Mann für den Mann. Es darf gleichgeschlechtlich geheiratet werden. Unerhört. Davor geschah so etwas nichteinmal heimlich. Haben wir es hier mit einem echten Fortschritt zu tun, auf den wir lange warten mussten? Oder ist es nur eine häufig auftretende Verwechslung? Bei den Frauen hat man so etwas schon lange befürchtet. Aber, unter Männern?


Inzwischen gibt es mehrere Väter, die eigentlich Mütter sind, denn sie haben erfolgreich Kinder geboren. Ich vermute, dass diese Väter einmal weiblich waren und im Zustand der Schwangerschaft das Geschlecht gewechselt haben. Wenn dann der Ehepartner das gegenüberliegende Geschlecht annimmt, stimmt die Familie wieder. Mit all diesen Seltsamkeiten haben wir das Gebiet der Skandalgeschichten längst verlassen. Aber wundern dürfen wir uns immer noch.

2017, das Jahr des Staunens 



Mittwoch, 27. Dezember 2017

Drei Sterne Schmaus

Er hat gerade einen von drei Michelin-Sternen verloren. Alle würden jetzt sagen: immerhin habe ich noch zwei. Doch, wer mal drei hatte, kann sich mit zwei Sternen nicht mehr zufrieden geben. Das ist wie Kartoffelsalat ohne Würstchen. Man ist (mit sich und vielleicht mit den Essenstestern) unzufrieden. Die Firma Michelin kann unerbittlich sein. Als geborener Feinschmecker (meine Mama sagte das) braucht man diese Sterne nicht. Der Gaumen sagt dir, was los ist. Bei mir kam als Kind ein besonderes Lächeln hinzu, ein Dreisternelächeln, das für meine Mami eine untrügliche Richtschnur war.


Dann kam die Zeit, wo ich selbst verdiente und mir auch gelegentlich ein besonderes Gasthaus gönnte. Im Elsaß war es ein Dreisterneresto, über das ich schon viel Gutes gehört hatte. Cath und ich gingen hin, das Gefühl der Mulmigkeit hätte uns warnen sollen. Wir wurden hochnäsig behandelt, und das Essen war eine Katastrophe. Wer jedoch dem Hörensagen folgt, seiner Neugier freien Lauf läßt, der kann auch echt gute Überraschungen erleben. Diesesmal schmeckte es so gut, dass ich den Chef in ein Gespräch verwickelte. Haben sie jemals daran gedacht, einen Michelin-Stern anzustreben? fragte ich ihn. Warum?, fragte er zurück, mein Haus ist immer voll und die Sterne müssen immer neu erobert werden. Ein gesunder Standpunkt.


Wer den Sternezwang abgeschüttelt hat und trotzdem ehrgeizig und gut ist, kann frei drauflosballern, denn der Mensch liebt die Abwechslung und nicht so sehr althergebrachtes Ritual. Wenn ich Chef wäre, würden mir die verklärten Augen meiner Esser genügen. Die Segnungen eines strengen Vereins sind da nicht so wichtig. Ein britischer Kritiker tadelte neulich eines der ersten Häuser um die Champs-Elysées, dreifach besternt natürlich, als überkandidelt, sauteuer und alles andere als gut. Das kann passieren, wenn engstirnige Lobeshymnen den Sinn vernebeln. Die verdiente Kritik (ich kannte das Restaurant aus den "guten Zeiten") ist dann total und für immer unausrottbar.


Andererseits, wenn ich ein kochendes Mäuschen wäre, würde ich eine Reihe von Vorschlägen machen, die kaum sternefähig wären mir aber ungemein schmecken würden:
Vorspeisen: -ein klares Hühnersüppchen mit selbstgemachten Nüdelchen (Schnittlauch nicht vergessen)  -oder Mausöhrchen, mit frisch gebratener Gänseleber, gedämpfter Apfelschnitte, ein paar Tropfen Balsamico und Nussöl.
                   -oder, vegetarisch: Kürbissüppchen mit Dill und Petersilie.
Hauptgang: -knusprige Entenschlegel in Orangensoße, Kartoffelschnee oder Schupfnudeln.
                    -oder: Griesnockerl mit buttergedämpften Mangostücken.
Nachspeise: -dazu will ich nichts sagen.
Der Wein:   -ein badischer Weißwein, Riesling Spätlese von Angelika Kimmig, Tiergarten, oder
                   -ein Klevner-Traminer aus Durbach.


Ihn hole ich jetzt aus dem Kühlschrank, denn die Flasche wartet da schon, während Cath sich sicherlich wieder an ihrem roten Ullenburg zu schaffen macht.


Prosit Neujahr!



Dienstag, 26. Dezember 2017

Nichts ist schwerer zu ertragen

als eine Reihe von Feiertagen. So, oder irgendwie ähnlich lautet der Spruch. Viel zu ernst, als dass er von Wilhelm Busch sein könnte.  Was mich dieser Tage mit Neugier belastete, war die Entdeckung, dass ganz viele, um nicht zu sagen, alle, die in den Jahren 1930-1940 interessante Karrieren hatten, der NSDAP angehörten. Sogar mein äußerst integrer Onkel, der in München Professor war. Ich wollte es genau wissen, hatte auch seine Assistentin gekannt, die als erste Frau auf seinem Lehrstuhl nachrückte, und kam zu dieser Erkenntnis, weil Google bei den Biografien jener Zeit hinzufügte: diese Person war Mitglied der NSDAP, wenn dies zutraf. Für die ganz Jungen: Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.


Ich ging der Sache nach, bis ich herausfand, dass man der Nazipartei beitrat, weil es sonst keine berufliche Laufbahn gegeben hätte. Also, nur wenn man in die Partei eintrat, ging es beruflich weiter. Deshalb mussten so viele Menschen sich nach dem Krieg auch entnazifizieren lassen. Meine geliebte Tante, eine bekannte Kratzbürste und Autorität auf ihrem Gebiet, sie war Ernährungsspezialistin, hielt nützliche Vorträge über sinnvolle moderne Ernährung, war selbstverständlich nicht in der Partei und hat niemals Heil Hitler gerufen, muss den Nazis irgendwie Achtung eingeflößt haben. Mit einem Bein im Gefängnis, schaffte sie es sogar, jüdische Freunde und Freundinnen klug zu beraten. Genaueres habe ich nicht erfahren.

Mutiges Tantchen! 
Als Direktorin einer Mädchenschule hielt sie ihre Ernährungsvorträge vor Frauen, die es nötig hatten.
Diese Frauen waren alle igendwie nationalsozialistisch zusammengefasst. Meinem Tantchen war das egal. Sie musste auch nicht mühevoll entnazifiziert werden, da sie der Partei nicht angehörte. Bürokraten haben jedoch nach dem Krieg dafür gesorgt, dass sie fast ein Jahr nicht arbeiten durfte, weil sie angeblich dem Naziregime diente. Der Erlass des zuständigen Kultusministeriums, als es ihr die Neuzulassung mitteilte, formulierte es so: Die (Familienname, ohne Titel) kann ab dem (Datum) ihre Tätigkeit wieder aufnehmen. Als ich diesen Brief in den Sachen meiner Tante vorfand, fühlte ich ganz stark, dass ich diesen Bürokraten hätte ermorden sollen. Doch war .nicht (nur) er, sondern das ganze schreckliche System daran schuld.
Bürokraten. 
Beamtentum, das es in vielen Ländern garnicht gibt, geht leicht mit der Verachtung des Menschen einher. Gehorsam und Untertanentum sind ein wichtiger Bestandteil dieses "Tums". Das wissen wir. Warum jedoch nicht gleichzeitig menschlicher Ungehorsam und störrischer Mut entwickelt werden, ist unverständlich. Meine Sympathie gehört zuerst einmal dem, der nicht alles einfach hinnimmt, sondern sich seine Entscheidungsfreiheit bewahrt. Wir wollen in Würde leben und keine trotteligen Würdenträger werden, denn dafür ist das Leben zu kurz.

New Year 2018 
Die Reihe von Feiertagen, die uns verdient oder unverdient aufgebürdet wird, sind also ganz einfach zu ertragen: Ruhe, Frieden, Sattheit (dazu ein gutes Glas Wein), Liebe im Überfluss, Schlafen und Frühstücken, das alles, bei bedingungsloser Wahrung der Menschenwürde und gelegentlichem Abschalten des Fernsehgerätes, bringt uns dem geruhsamen Jahresende deutlich näher. Wenn dann noch regelmäßige Spaziergänge hinzukommen, kann dem Jahr 2018 gnadenlos ins Auge geschaut werden.







Sonntag, 24. Dezember 2017

Bethlehem, nur nicht hochmütig werden.

Also, das Fest kommt wie auf dem letzten Drücker daher. Das ist immer so. Der Advent stimmt dich ein in die Tage voller Stille, Besinnung und Einkehr. Ein paar Geschenke gehören auch dazu, und, in Mitteleuropa, der zeitweilige Stillstand des Straßenverkehrs. Alles recht wohltuend. Der Baum wurde dieses Mal im tiefen Schwarzwald ausgsucht. Von der Bäuerin gab es dann noch herzhaft Linzertorte.


Man denkt an die Verstorbenen. Der Grabstein meiner geliebten Eltern war plötzlich verschwunden. 25 Jahre wurde das Grab gepflegt. Dann hatte die Friedhofsverwaltung in Pforzheim meine Adresse (wahrscheinlich Paris) nicht mehr. Als ich sie (die Eltern) besuchen wollte, war der Stein weg. Der Schmerz sitzt heute noch tief. Ich stelle mir das Leid der Flüchtlinge vor, die alles und alle hinter  sich lassen mussten. Ein Zurück kennen sie nicht. Abschiede sind für immer. Ist Weihnachten das Fest dafür? Es versöhnt und bringt näher.

Jascha mit Bäumchen 
Als ich in Bethlehem war und die angebliche Geburtsstätte von Jesus sah, konnte ich keine Beziehung zur wohlhabenden Krippe bei meinen Eltern herstellen. Das eine ist Kindheit Deutschland, das andere eine Fabelwelt, in der man nicht leben möchte. Beides kommt und geht. Die Armut wächst jedoch ständig. Dennoch finden wir unzählige Dinge, die als Geschenke herhalten müssen, obwohl man sie nicht braucht. Der Stress ließe sich besser meistern, wenn Weihnachten sich nicht in eine Geben/Nehmen-Orgie ausgeartet hätte. Das Kind in der Krippe ist zur Nebensache geworden. An den Heilsbringer glaubt keiner mehr.



Man denkt auch an die Freunde, von denen viele weit weg sind, zu denen man den Kontakt verloren hat. Man musste sie aufgeben, irgendwann. Und die vielen, die man sich hat bewahren können. Mit denen möchte man zusammen sein, unterm Weihnachtsbaum stehen und singen. Allen, die freundschaftliche Gefühle für mich hegen und allen, derer ich liebevoll gedenke, überall in der Welt, wünsche ich gute christliche, muslimische, buddhistische und andersweitige Weihnachten und ein gutes, gutes neues Jahr. wolfgangundsoweiter.blogspot.com  💙💙💙

Donnerstag, 21. Dezember 2017

Werden wir es nie los?

Da schaut man sich im Internet einen alten Herrn an, der über 90 ist, als deutscher Jude dann Amerikaner und Soldat geworden ist. Als GI konnte er am Kriegsende einen Gastwirt verhaften, der ihn in der Zeit der Nazis an das Regime ausgeliefert hatte. Heute sagt er nur noch: ich habe keine Angst vor Nazis. Um ehrlich zu sein, ich auch nicht. Doch der Unterschied ist, dass ich weder Jude bin, noch aus einer Nazifamilie stamme. Da hat man gut reden.


Viele Opfer des Dritten Reiches, wenn sie überlebten, haben es vorgezogen, ihre Peiniger zu verachten, statt sie zur Verantwortung zu ziehen. Schweigen über das Ganze zu breiten, statt Rache zu üben. Aus purer Angst mögen manche damals mitgemacht haben, anderen Menschen Furcht einzujagen. Eine heuchlerische Verhaltensweise, die große Verachtung verdient, weil sie jeden Anstand und Charakter vermissen lässt. Als Kind kannte ich eine junge Frau, sie hieß Lydia, eine stramme Nazidame, die keine Gelegenheit ausließ, den Arm zu heben und Heil Hitler zu rufen. Damit hat sie andere ganz schön unter Druck gesetzt. Dann fuhren französische Marokkaner durch unsere Straße. Der Krieg war verloren, und Lydia stand (angstvoll?) an der Straße, streute als einzige Blumen auf die Panzer und begrüßte den ehemaligen Feind in ihrem besten Sonntagskleid. Später, kein Wort mehr über Nazikram und Blumen. Etwa so: Was war ich doch für eine blöde Nazikuh.



Was mich immer etwas beschämt hat, war die Selbstverständlichkeit, mit der man sich weder für die Leiden der Überlebenden zu interessieren schien, noch für die Schicksale von Menschen, die man sehr wohl kannte. War es Scham?, schlechtes Gewissen? Von Mama weiß ich, dass sie monatelang nicht mehr in unseren ehemaligen Luftschutzkeller ging und auch keine Geschichten über Nazis hören wollte. Der Krieg hatte alle zermürbt, sie anfällig für traurige Begebenheiten gemacht. Begegnungen mit Ausländern wurden schüchtern, oft wortkarg überstanden. Leichtigkeit und Freude kam selten auf.

Völkermosaik??? 
Dabei haben die reisefreudigen Deutschen, wenn sie zu Geld gekommen waren und andere Länder entdecken konnten, oft den gebotenen Takt nicht mitgebracht. Sie waren schnell als neureiche Piefkes verschrien. Großkotzig und rechthaberisch. Erst mit Merkel und ihrer ehrlichen Gastfreundschaft gegenüber hilfesuchenden Migranten hat sich das Blatt gewendet. Bescheidenheit und ein gewisses Maß an Demut packte uns. Wir wurden als "normal" angesehen. Jetzt müssen wir nach Erklärungen dafür suchen, dass viele scheinbar rechtspopulistisch denken. Für mich liegt diese Erklärung in unserer Vergangenheit. Nicht eine Angela Merkel ist für diese Entwicklung verantwortlich, sondern wir selbst, die wir nicht glauben können, dass wir nichts beonderes sind, sondern nur ein leicht schillerndes Teilchen in einem Völkermosaik, das nie vollendet wird.










Mittwoch, 20. Dezember 2017

Ja wer kommt denn da?

Alle Jahre wieder kommt das Christuskind, weil wir alle Brüder und auch Menschen sind. Im Wust der appetitanregenden Werbung, hysterisch aufgemotzt durch Klingeling, fällt es uns schwer, die Stimmung für Weihnachten so richtig aufkommen zu lassen. Gut, das traditionelle Gebäck - manche nennen es Bredle - scheint das beste am Fest zu sein. Kinder können nicht genug davon bekommen. Vater klaute es für uns aus den Kartons auf dem Bücherschrank, der für uns zu hoch war. Das musste heimlich geschehen. Mutter merkte es natürlich und ließ es geschehen.


Der mütterliche Triumph, am Heiligabend unterm Baum, war die große Schale mit allen 20 Sorten, die meine Erinnerung nicht mehr auflisten kann. Wir durften nach Herzenslust danach greifen. Spritzgebackenes, Hildabredle, Zimtsterne, Anisplätzchen, Zuckerbrezeln, Lebkuchen, Heidesand, usw. Ich bin sicher, das Wesentliche vergessen zu haben. So  geht es mit den Kindheitserinnerungen. Nur ganz selten weckt sie ein Geruch oder eine Bemerkung, vielleicht eine bestimmte Situation. Der Duft von frischem Brot in der Backstube eines echten Bäckers, wer kennt und liebt ihn nicht?


Der Krieg war dann allen egal. Man lebte in der Illusion, feindliche Flugzeuge würden am Weihnachtstag keine Bomben abwerfen. Noch heute weiß ich nicht, ob es eine sogenannte Weihnachtskarenz gab. Eine Art verschämtes Innehalten aus Rücksicht auf das Fest. Auch das Kerzenlicht musste drinnenbleiben, wegen der allgemeinen Verdunkelung. Der Kriegsgegner war zwar unberechenbar, aber die vielen Kinder sollten wenigstens einmal im Jahr in Ruhe die Stille (der) Nacht erleben können.


Vom Himmel hoch hatte schon einen fatalen Klang. Alles Gute kommt von oben, auch. Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei sangen die Optimisten, bitterer Zusatz: am ersten Dezember gibt's wieder ein Ei. Das war ein klarer Hinweis auf die kriegsbedingte Notlage und kommende Hungersnot. Da lernten Hausfrauen, aus Karotten und Sirup eine schmackhafte Rüblitorte zu machen. Der Kaffee wurde zum Muckefuck und hatte mit dem modernen Pubertätsgetue Fuck the Police nichts zu tun.


Warten aufs Christkind: wie geht das? Dürfen wir uns freuen? Ändert sich nichts im wohlbekannten Alltag? Wer bereit ist, zu lernen und sich an die kindliche Vorfreude von einst erinnert, kann sich so etwas wie ein stilles, friedliches, menschenfreundliches Fest vorstellen, das auch ohne rührend-romantische Verschwuchtelungen auskommt. Ein freundliches Lächeln, ein wenig mehr als die übliche Hilfsbereitschaft, ein gutes Wort, und schon ist Weihnachten.








Dienstag, 19. Dezember 2017

Ein Haarschnitt wie jeder andere.

Mein Opa hatte einen Friseur, der zu ihm nach Hause kam, seine Haare schnitt, den Bart trimmte und die neuesten Geschichten über den Gang der Welt und unserer Stadt erzählte. Sein Beruf, seine Jahre und sein Herumkommen in den verschiedenen Familien und Häusern hatte aus seinem Gesicht so etwas wie die Summe aus allem gemacht. Humor kannte er nicht. Nur trockenes Kommentieren der Schlechtheit der Welt. Warum Opa diesen versäuerten Figaro immer auf mich losließ, wenn ich bei den geliebten Großeltern in Ferien war, verstehe ich noch heute nicht.


Der Friseur tat seine Pflicht, wie andere das Schlachten von Haustieren unternahmen, lustlos und mit einem Fluch auf den Lippen. Nicht weit von unserem Elternhaus gab es einen jungen Friseur, der meine Angst sofort auffing, indem er mir sagte, sein Vorname sei auch Wolfgang. Damit war ich gewonnen. Er hatte auch bemerkt, dass sich auf meinem Köpfchen fünf verschiedene Haarwirbel tummelten,  die ich bis heute nicht losgeworden bin. Er bemühte sich, diese Wirbel beim Haarschnitt so unsichtbar wie möglich werden zu lassen.

Ein Fünfwirbler 
Dann wurde ich erwachsen. Meine ersten Semester verbrachte ich in Heidelberg, wo ein älterer Herr für Studenten einen Sonderpreis von 80 Pfennigen machte. Die Art, wie er mit der Schere von oben auf den Kopf zustieß, machte Angst. Er hätte ums Haar die Kopfhaut verletzen können. Man sah die Gefahr im Spiegel. Das scheinbar wütende Niedersäbeln mit der Schere. Man ging nur zu ihm, wenn man nicht mehr als 80 Pfennige in der Tasche hatte.

Keine Wirbel? 
Dann kam das richtige Leben mit Ortswechseln und der entsprechenden Suche nach einem passenden Haarschnitt. Um es kurz zu machen: Mein Aufenthalt in Paris, fast 2 Jahre, führte dazu, dass ich dort nie zum Friseur ging. Ich fand immer eine andere Lösung. Zur Not ließ ich das Haar wachsen, bis man eindeutige Bemerkungen machte. Nur in Zypern, wo ich auf der türkischen Seite 2 Jahre verbrachte, wurde ich friseurmäßig glücklich. Der junge Haarschneider feierte jeden Haargast wie einen persönlichen Triumpf. Er schnitt bei laufendem Fernseher und offener Tür, sodass er sich beim Schneiden mit vorbeigehenden Bekannten auf der Straße unterhalten konnte. Was ich besonders liebte, war sein Abflämmen der feinen Härchen am Ohr mit einer brennenden Kerze, was garnicht wehtat.

Haarschnitt bei Industry 
Drei Jahre Wien überspringe ich. Nur Cath hat daran gute Erinnerungen, was sie bei einem neuerlichen Kurzbesuch wieder in den Salon beim Dom führte. Doch die beiden letzten Jahre wurden in Yorkshire verbracht. Dort, in Haworth, gibt es einen unscheinbaren Laden, der sich Industry nennt. Meine angeborene Abneigung gegen den professionellen Haarschnitt hörte bei Industry auf: Drei (noch) junge Männer in äußerst einfacher Umgebung, nehmen den Kunden ernst. Sie bemühen sich, ihre handwerkliche Kunst voll zum Einsatz zu bringen, indem sie dich über Gott und die Welt unterhalten. Nur ein glücklicher Kunde ist ein guter Kunde. Doch glücklich als Haarkunde bin ich, weil Cath in der allergrößten Not die Schere selbst in die Hand zu nehmen weiß.








Montag, 18. Dezember 2017

England - Black Forest an einem Tag.

Nein, es müssen 2 Tage gewesen sein: Abreise mit dem Auto, gestern, in Yorkshire. Wir luden das Auto voll, denn so bald werden wir nicht zurückkommen. Kleider, Schuhe, Bücher, halt all den Kram, den wir für die nächste Zeit benötigen. Außerdem steht Weihnachten vor der Tür. In Hull wartete die Pride of Bruges auf uns, die Fähre, die abwechselnd mit der Pride of Hull, Auto - und Busreisende über Nacht nach Seebrügge bringt. Und irgendwann wieder zurück.


Am Abend geht es los. Dann nehmen viele schon an der Bar ein Bier oder einen Gin&Tonic. Ein mäßig begabter Sänger begleitet, ebenfalls mäßig, sich selbst mit einer Guitarre. Es kommt Gemütlichkeit auf, die ersten, oft schwergewichtigen Seefahrer suchen hoffnungsfroh nach einem Platz um sich zu stärken. Die Teller sind dann meist randgefüllt. Die Flasche Rosé aus Frankreich passt gut dazu. So etwas Leichtes und Verdauliches haben Cath und ich schon lange nicht mehr mehr getrunken.


Der wohlverdiente Gang zum Bett, Cath muss auf die Leiter steigen, ich darf unten bleiben, erfolgte ohne besondere Aufforderung. Das Schiff befindet sich schon lange auf hoher See, den Wellenschlag merkt man so gut wie nicht. Um die 500 Autos sind an Bord der Fähre. Das muss man sich vorstellen. Alle mit angezogener Handbremse. Freundliches asiatisches Personal, darunter ein junger Mann, der aus roten und grünen Servietten eine Rose zwirbelt, die er stolz den Damen überreicht.


Der Morgen ist für mich immer grauenvoll. Eine Lautsprecherdame mit holländischem Akzent sagt in drei Sprachen Guten Morgen und weist darauf hin, dass die Fähre in einer Stunde zu verlassen ist. Also Frühstück mit rätselhaftem Kaffee, zurück in die Kabine, alle Habseligkeiten ins Unterdeck, wo die Autos warten. Motor erst anlassen, wenn aufgefordert. Langsam in Richtung Grenzkontrolle: EU-Bürger links, andere rechts. Wartezeit: mäßig.


Dann beginnt der Verkehr auf der rechten Seite. Man hat immer noch nicht verstanden, warum im Königreich der Verkehr andersherum läuft. Ist die Königin daran schuld? Krampft sich das ehemalige Weltreich an Regeln, die es nicht mehr gibt? Australien soll ja ein ganzer Kontinent mit Linksverkehr sein. Wir schaffen es dann bis Luxemburg, ohne zu tanken und zu essen. Im Geiste (nur im Geiste) sehen wir die geliebten Berge des Schwarzwaldes. Doch bis nach Straßburg rollt alles noch unbeschwert. Dann sehen wir sie, die beschneiten Berge hinter unserem Haus. Um es kurz zu machen: Heizung hochdrehen, Koffer aus dem Wagen, ein Glas Bier, und hinauf in die Betten. Was dann geschieht, ist der Schlaf der Gerechten.

Freitag, 15. Dezember 2017

Pechschwarze Nacht

Nacht ist die Steigerung von Dunkel. Wer geistig umnachtet ist, sieht schwarz. Wenn der Winter kommt, bestimmen die Raben, was hell und was dunkel ist. Das Dunkel kommt nicht nur, es bricht herein. Rabenschwarz ist die Nacht. Sie dauert ihre Zeit. Ist Weihnachten deshalb unser Lichterfest?


Ein riesiger Versuch, das Dunkel zu besiegen? Kinder leiden sehr an dieser Nacht. Brennende Kerzen lassen der Nacht das Dunkel. Wer sich hineinbegibt, benötigt die Hoffnung auf Helle. Licht ist also das Warten auf das Ende der Nacht. A Long Day's Journey Into Night. Eugene O'Neill. Eines langen Tages Reise in die Nacht. Geschrieben während des Krieges, öffentlich aufgeführt 1956, zeigt dieses amerikaniche Theaterstück scheue Liebe und Bitterkeit im Alltagsleben einer von Drogen abhängigen Familie.


Viele haben versucht, Licht in das Dunkel zu bringen. Es geht nicht. Wir müssen warten, bis es wieder hell wird. O'Neills Stück führt alle an den Abgrund, in einer suggestiven Art. Doch der 21. Dezember ist der Tag der Wintersonnenwende. Der kürzeste Tag im Jahr. Ab dann wird es wieder heller. Jeden Tag ein paar Minuten.


Auch die Wintersonnenwende hat ihre Symbolitk und wird entsprechend gefeiert. Die Sonne erreicht da am Mittag den höchsten Punkt über dem Horizont. Doch nur auf der nördlichen Halbkugel. Und nur, wenn sie will. Wir kennen ja das Wetter um diese Zeit. Licht und Feuerfeste gibt es immer noch, wohl aus germanischen oder keltischen Zeiten.

Paradies im Licht mit dunklen Schatten 
 Es gab Spekulationen, die wissen wollten, ob und wie man riesige Spiegel an den Himmel setzt, um für die Menschen den Bedarf an Licht zu decken. Wenn Krösusse wie Donald Trump solches untermähmen, hätten sie etliche Anhänger. Weil der Mensch auch im Winter gerne Licht sieht. Doch, was hat ein Reicher davon? Der kann sich doch die teuerste Taschenlampe der Welt leisten. Und wir anderen, die Licht suchenden, wir pfeifen auf solche Kinkerlitzchen und warten, bis die Sommersonnenwende anbricht. Das wäre dann der 21. 22. oder 23. Juni des kommenden Jahres.

Dichterfürst 
Was hat unser Dichter, Johann Wolfgang von Goethe eigentlich gemeint, als er im Sterben lag? Mehr Licht, soll er gesagt haben. Wusste er nicht, dass man bei dieser einmaligen Gelegenheit durch ein helles Tor geht?