Sonntag, 31. Dezember 2017

Sylvesterblog. Afrika. Indien.

Irgendwann muss ich in Afrika gewesen sein. Heute will ich mich erinnern. Mein noch nicht ganz volljähriges Töchterchen wollte Tropenärztin werden. Klug (wie sie immer noch ist), beschloss sie, sich Afrika erst einmal anzuschauen. Vater (ich), im höchsten Maße beunruhigt, denn es könnte sich um eine gefährliche Marotte handeln, zeigte sich vorsichtig optimistisch und beschloss, 10 Tage Urlaub zu nehmen um seine geliebte Tochter nach Kamerun zu begleiten.


Als wir durch Ngaundere liefen - es war unerträglich heiß und im Norden des Landes - setzte der Regen ein. Zur Regenzeit trägt man einen Schirm bei sich. Den spannte ich auf. Sofort wurden wir angesprochen, en mauvais francais. Bruder, gib mir deinen Schirm. Meine Antwort lautete etwa so: Bruder, ich habe zuhause 10 Kinder. Die brauchen ihn. Der Schirm war gerettet.


Um meine künftige Tropenärztin in den Urwald zu bringen, wo ich sie in einer Urwaldklinik für 3 Monate in die Obhut eines dunkelhäutigen Chefarztes geben sollte, heuerten wir ein Taxi an und machten einen Preis aus. Bei der Ankunft wollten die Fahrer jedoch mehr Geld haben, als ausgemacht war. Meine europäische Seele wurde wütend, während auf afrikanisher Seite nur der Wunsch herrschte, ein wenig mehr herauszuholen. Dabei blieb es dann. Mit der Zeit jedoch gewöhnte sich Töchterchen an den heißen Kontinent. Doch nach 2 Monaten kam ein Anruf aus Afrika: Vater, ich komme nach Hause. Es klang erschöpft.


In der Klinik musste sie hauptsächlich als Geburtshelferin dienen. Bis zu 8 Geburten an einem Tag. Die drei Monate waren dem zarten Töchterchen damals zuviel. Sie wickelte die Säuglinge in die mitgebrachten Tücher und entließ sie mit den Müttern in den Busch. So krass an die Rolle der Ärztin herangeführt zu werden, ist nicht Jedermanns Sache. Heute, als Vollblutchirurgin, weiß sie die afrikanischen Erfahrungen zu schätzen, zumal sie auch als Ärztin ohne Grenzen in der Afrikanischen Republik gearbeitet hat.

Einmal Indien und zurück
Am Vorabend des Rückfluges nach Paris und Straßburg, saß ich unglücklich im Hotel in Duala und weinte. Eine nicht ganz erwachsene Tochter alleine einem ungewissen Schicksal im Urwald zu überlassen, kommt  dem Rabenvater gleich. Sie hat es mir nie zum Vorwurf gemacht. Auch im Falle Island hatten wir nichts zu bereuen. Töchterchen, mit dem ich dort war, beschloss "eigenhändig", noch ein paar Wochen dranzuhängen und per Anhalter durchs Land zu fahren. Das war OK. Und in Indien verließen ihr Bruder und ich sie nach drei Wochen. Sie wollte sich ein Motorrad kaufen und damit durchs Land ziehen. Das konnte ich verhindern. Sie schloss sich dann einer englischen Medizinstudentin an, mit der sie per Bahn und Bus durchs Land zog.

Abenteuer: "Tropenmedizin" 
Man behauptet gerne, dass Männer die richtigen Abenteurer sind. Ich überlasse es jedem, dies selbst zu überprüfen. Ihr ältestes Töchterlein, kaum in ihren Zwanzigern, hat schon Kuba bereist. Wie exotisch ist das denn? Ich möchte endlich mal als Mädchen auf die Welt kommen.











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