Da schaut man sich im Internet einen alten Herrn an, der über 90 ist, als deutscher Jude dann Amerikaner und Soldat geworden ist. Als GI konnte er am Kriegsende einen Gastwirt verhaften, der ihn in der Zeit der Nazis an das Regime ausgeliefert hatte. Heute sagt er nur noch: ich habe keine Angst vor Nazis. Um ehrlich zu sein, ich auch nicht. Doch der Unterschied ist, dass ich weder Jude bin, noch aus einer Nazifamilie stamme. Da hat man gut reden.
Viele Opfer des Dritten Reiches, wenn sie überlebten, haben es vorgezogen, ihre Peiniger zu verachten, statt sie zur Verantwortung zu ziehen. Schweigen über das Ganze zu breiten, statt Rache zu üben. Aus purer Angst mögen manche damals mitgemacht haben, anderen Menschen Furcht einzujagen. Eine heuchlerische Verhaltensweise, die große Verachtung verdient, weil sie jeden Anstand und Charakter vermissen lässt. Als Kind kannte ich eine junge Frau, sie hieß Lydia, eine stramme Nazidame, die keine Gelegenheit ausließ, den Arm zu heben und Heil Hitler zu rufen. Damit hat sie andere ganz schön unter Druck gesetzt. Dann fuhren französische Marokkaner durch unsere Straße. Der Krieg war verloren, und Lydia stand (angstvoll?) an der Straße, streute als einzige Blumen auf die Panzer und begrüßte den ehemaligen Feind in ihrem besten Sonntagskleid. Später, kein Wort mehr über Nazikram und Blumen. Etwa so: Was war ich doch für eine blöde Nazikuh.
Was mich immer etwas beschämt hat, war die Selbstverständlichkeit, mit der man sich weder für die Leiden der Überlebenden zu interessieren schien, noch für die Schicksale von Menschen, die man sehr wohl kannte. War es Scham?, schlechtes Gewissen? Von Mama weiß ich, dass sie monatelang nicht mehr in unseren ehemaligen Luftschutzkeller ging und auch keine Geschichten über Nazis hören wollte. Der Krieg hatte alle zermürbt, sie anfällig für traurige Begebenheiten gemacht. Begegnungen mit Ausländern wurden schüchtern, oft wortkarg überstanden. Leichtigkeit und Freude kam selten auf.
Dabei haben die reisefreudigen Deutschen, wenn sie zu Geld gekommen waren und andere Länder entdecken konnten, oft den gebotenen Takt nicht mitgebracht. Sie waren schnell als neureiche Piefkes verschrien. Großkotzig und rechthaberisch. Erst mit Merkel und ihrer ehrlichen Gastfreundschaft gegenüber hilfesuchenden Migranten hat sich das Blatt gewendet. Bescheidenheit und ein gewisses Maß an Demut packte uns. Wir wurden als "normal" angesehen. Jetzt müssen wir nach Erklärungen dafür suchen, dass viele scheinbar rechtspopulistisch denken. Für mich liegt diese Erklärung in unserer Vergangenheit. Nicht eine Angela Merkel ist für diese Entwicklung verantwortlich, sondern wir selbst, die wir nicht glauben können, dass wir nichts beonderes sind, sondern nur ein leicht schillerndes Teilchen in einem Völkermosaik, das nie vollendet wird.
Viele Opfer des Dritten Reiches, wenn sie überlebten, haben es vorgezogen, ihre Peiniger zu verachten, statt sie zur Verantwortung zu ziehen. Schweigen über das Ganze zu breiten, statt Rache zu üben. Aus purer Angst mögen manche damals mitgemacht haben, anderen Menschen Furcht einzujagen. Eine heuchlerische Verhaltensweise, die große Verachtung verdient, weil sie jeden Anstand und Charakter vermissen lässt. Als Kind kannte ich eine junge Frau, sie hieß Lydia, eine stramme Nazidame, die keine Gelegenheit ausließ, den Arm zu heben und Heil Hitler zu rufen. Damit hat sie andere ganz schön unter Druck gesetzt. Dann fuhren französische Marokkaner durch unsere Straße. Der Krieg war verloren, und Lydia stand (angstvoll?) an der Straße, streute als einzige Blumen auf die Panzer und begrüßte den ehemaligen Feind in ihrem besten Sonntagskleid. Später, kein Wort mehr über Nazikram und Blumen. Etwa so: Was war ich doch für eine blöde Nazikuh.
Was mich immer etwas beschämt hat, war die Selbstverständlichkeit, mit der man sich weder für die Leiden der Überlebenden zu interessieren schien, noch für die Schicksale von Menschen, die man sehr wohl kannte. War es Scham?, schlechtes Gewissen? Von Mama weiß ich, dass sie monatelang nicht mehr in unseren ehemaligen Luftschutzkeller ging und auch keine Geschichten über Nazis hören wollte. Der Krieg hatte alle zermürbt, sie anfällig für traurige Begebenheiten gemacht. Begegnungen mit Ausländern wurden schüchtern, oft wortkarg überstanden. Leichtigkeit und Freude kam selten auf.
Völkermosaik??? |
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