Woher das Wort
Schlunz kommt, kann ich nicht sagen. Ein schwäbischer Freund benutzte es, um sein Gemisch aus Joghurt, Haferflocken, Zucker, Äpfeln und Rosinen zu definieren, das er als Frühstück zu sich nahm. Ein Landsmann half ihm dabei, denn auch er schlunzte gern zum Frühstück. Doch im Sauerländischen soll Schlunz so etwas wie ein unordentlicher Mensch sein, oder der schmutzige Rückstand einer chemischen Mischung. Also auf alle Fälle etwas Schmuddeliges.
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Schlunz? |
Schlönzken wäre demnach ein verdrecktes Kind, wobei das Wort Schlönzken etwas durchaus Liebevolles ausstrahlt. Bei den Schwaben, so konnte ich feststellen, wurde Schlunz als etwas leicht Undefinierbares eingestuft, ja, sogar, herabgestuft. Dennoch, wenn der Schlunz in der Schüssel prangte, trat allgmeine Zufriedenheit und essbereite Stille ein.
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Schlönzken |
Mein Junggesellenleben war dadurch geprägt. Stolz zeigte ich meine Schlunze den jeweiligen Freundinnen, die ich gelegentlich aufgegabelt hatte. Keine unter ihnen hat je ein gutes Wort darüber fallen lassen, geschweige denn, davon probiert. Ich muss deshalb den Schlunz , der übrigens mit dem Löffel gegessen wird, als etwas Verwerfliches einstufen, etwas, über das nicht gern geredet wird. Dennoch haben meine Nachkommen den Schlunz diskret in ihr Lebensvokabular aufgenommen.
Gerade biegt Cath mit einem wohlriechenden Teller Spaghettikrem mit Spinat auf, also einer grünlichen Masse mit Knoblauchgeschmack, die ich als Spinoschlunz bezeichnen würde, aber ich werde ja nicht gefragt. Cath hat verstanden, dass ich heute in Schlunzstimmung bin. Der grüne Teller wird an mir vorbeigetragen und genüßlich verzehrt. Farblich nicht uninteressant.
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Rötlicher Schlunz |
Mein Schlunz besteht aus folgenden Nahrungsteilen: Quark, jede Menge. Brauner Rohrzucker. Eine Prise Zimt. Winzige Apfelstückchen. Zerkleinerte Trockenfeigen. Pinienkerne. Das Ganze gut umgerührt. Ein herrlicher Schlunz. Eventuell schiefe Blicke lasse ich an mir herunterprallen. Jede Art von Kritik oder Missgunst wird gelangweilt abgewiesen.
Während sich der Kautabak etwas überlebt hat - gerollte Tabakblätter werden auch Schlunz genannt - wird seit dem 14. Jahrhundert das Unordentliche ganz allgemein als Schlunz bezeichnet. Das soll auch weiterhin so bleiben. Auf ein
schlunziges neues Jahr!
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