Mittwoch, 31. Juli 2013

Stille Tage in Warschau



Die beiden auf diesem Foto mögen sich. Erstaunlich viele Liebespaare halten sich bei warmem Wetter
an der Weichsel oder in der Innenstadt von Warschau auf. Ein Zeichen fröhlicher Lebensart, in einer Stadt mit vielen Gesichtern und einer verwirrenden Geschichte. Auf den ersten Blick macht die polnische Hauptstadt einen dynamischen aber auch gemütlichen Eindruck. Das alte Mitteleuropa, wenn es das je gegeben hat, muss Pate gestanden haben: zahlreiche Cafés und Kneipen machen sich den Platz mit den guten Gasthäusern und den Bernsteinbutiken streitig. 




Das heutige Warschau ist nur ein blasses Ebenbild dessen, was die Stadt einmal war. Die bewegte Geschichte Polens hat viele Zerstörungen hinterlassen, die heute noch sichtbar sind. Überall findet man Tafeln des Gedenkens an Schlachten, Niederlagen, Siege und Katastrophen. Die Russen, die Preußen, die Franzosen und andere haben versucht, sich Teile des Landes einzuverleiben. Die Polen haben sich tapfer zur Wehr gesetzt. Seit 2004 ist es Mitglied in der Europäischen Union, eine Art Wirtschafts- aber auch Friedenspakt für dieGesamtheit der EU-Länder. Während imposante Hochhäuser den Blick in eine bessere Zukunft weisen, bleiben die Dämonen der Vergangenheit aber allgegenwärtig.


Als die Truppen des Deutschen Reiches 1939 in Polen einmarschierten, war dies der Auftakt zum 2. Weltkrieg. Als die Hitlerarmee 1945 Warschau bis zu 85% zerstört hatte, befreite die Sowjetische Armee das Land, brachte aber statt Freiheit den Kommunismus mit all seinen Folgen. Trotz des mutigen Kniefalls Willy Brandts ist die Liebe für die deutschen Nachbarn sehr begrenzt. Das gilt auch für die Nachfahren Stalins. Das Trauma sitzt tief, und die Erinnerung an die Vernichtung von Juden ist überall sichtbar. Ich werde darauf zurückkommen müssen. Doch zum Glück hat Warschau auch eine heitere, lebensbejahende Seite. Eine Stadt, die einerseits immer noch die Wunden leckt, die der Krieg und die Deutschen geschlagen haben, die andererseits aber zuversichtlich in die Zukunft zu blicken scheint. Hanna, eine langjährige Freundin, führte uns an signifikante Orte, die voller Erinnerung sind. Der ahnungslose Tourist sieht viele Dinge nicht. Doch was man sieht, macht nachdenklich und still.








Freitag, 26. Juli 2013

Höllenhitze! Geht's noch?

Die menschliche Dummheit treibt manche Blüten. Ein Freund aus Island sagt mir am Telefon, dass es in seinem gesegneten Land heute zwischen 12° und 15° Celsius gibt. Da kommt schon ein wenig Neid auf. Aber müssen wir gleich in Hysterie verfallen, weil die Temperaturen so hoch sind? Im Internet, wo einige Macher eigentlich Kurznachrichten verbreiten wollen, liest man heute:
Zum Teufel mit der Höllenhitze. Weitere Titelchen: Hitzewelle rollt über Deutschland. Werden wir diesmal die 40-Grad-Marke knacken? Raus aus der Gluthölle. Große Belastung für Psyche und Körper.

Dann folgt eine Salve von Miniratschlägen für Gehirnlose: So schützen Sie Ihren Körper. Tipps gegen Schwitzen. Schlaflos wegen Hitze? Wenn Sonne krank macht. Hitzewelle: Extratipps für Babys. So übersteht Ihr Handy die Hitzewelle. Auch Tiere leiden.

Remember?

Man sage mir nicht, das sei alles sehr nützlich und hilfreich. Die Hitze hat es zum zentralen Thema geschafft und wird gerade so was von abgefrühstückt, dass selbst der Merkelbesuch in Bayreuth oder der Papstbesuch in Brasilien wie eine Laus im Medienpelz daherkommen. Ganz zu schweigen von den Machenschaften der amerikanischen und deutschen Geheimdienste, die ziemlich cool abgehandelt werden und im allgemeinen Hitzegejammere nicht mehr auftauchen.

Haben die Macher dieser Fastfood-News jetzt endlich den Durchbruch geschafft? Der Leser, so glauben sie, ist auf dem Niveau eines geistig Zurückgebliebenen angekommen und kann jetzt mit jeder Art Pseudonachricht vollgesabbert werden. Vielleicht ist es die Hitze selbst, über die ich bewusst nicht jammere, die mich mit Wut erfüllt? Können wir's ändern? Die obigen Titel mit den Hausfrauenratschlägen sind einfach zu schwachsinnig. Ich würde gerne mit jemanden in Kontakt treten, der irgendetwas Gutes daran findet. Macht diesem debilen Tun niemand ein Ende?



Donnerstag, 25. Juli 2013

Lärm ist ein Menschenrecht - ein Verbrechen?

Es kommt darauf an, wie man die Dinge sieht. Nächtliche Randalierer fallen nach ihrem Gegröle meist erschöpft in die eigenen Betten, regen sich dann aber auf, wenn das Nachbarkind diese Bettruhe stört, weil es zahnt. Dabei ist Kindergeschrei der einzige Lärm, der zwar auch unnötig, aber doch leicht zu verkraften ist. Auch wenn ein Hündchen sein Bellorgan entdeckt, muss man gnädig sein. Hunde schreien nicht. Man sollte sie also bellen lassen. Wenn ein Vierbeiner die ganze Nacht durchbellt, beißt er nicht, und der Hundehalter gehört ins Gefängnis, denn ein richtiger Hund bellt nur gelegentlich. Beispiel: meine geliebten Berner Sennenhunde. Verwunschene Prinzen- und Zessinen. Nur beim Anblick von Käsekuchen konnten sie für Augenblicke ihre stumme Vornehmheit aufgeben.


Wer in Indien unterwegs war, kennt das Inferno auf den Straßen: Gehupe als Dauererscheinung. Bei den LKW-Fahrern denkt man sich schon mal Folterstrafen aus, um den Terror zu beenden. Das trifft natürlich auch auf die Polizei- Feuerwehr- und Ambulanzsirenen in unseren Breiten zu. Zu oft würde ein wenig Rücksicht genügen. Nicht immer ist höchste Not geboten. Die Bettruhe von Tausenden ist ihnen scheißegal. Sie sind berechtigt, sich lautstarkt den Weg zu bahnen.

Schön ist dagegen das Marktgeschreie. Am Wiener Reumannplatz wird kräftig laut für Schwammerl und Paradeiser geworben. Ein Hauch von Orient, den man sich gerne gefallen lässt. Der Ruf des Muezzin vom Minarett, 5 Mal am Tag kann ganz schön romantisch sein. Oder dem Geheule eines wildgewordenen Menschenfressers ähneln. Nicht jeder ist begabt. Ursprünglich stellte man Blinde ins Minarett, damit man bei dieser Gelegenheit nicht in die Räume der Frauen schauen konnte. Zucht muss sein.

Dass Stockhausen ein Musikstück für 4 Hubschrauber verfasst haben soll, kann bestätigt werden. Man muss so etwas aber nicht lieben. Was ab 7 Uhr im Wiener Ersten Bezirk abgeht, ist allerdings diabolisch. Nicht nur drängeln sich die Müllwagen lärmend durch die Singerstraße. Es beginnt ein wütendes Hämmern, Klopfen, und Hupen. Das unterbezahlte Arbeitstier scheint sich, auch ohne Aufpreis, durch Krach und Gepolter abzureagieren. Wer bei sommerlichen Temperaturen auch noch die Fenster geöffnet hält, wird durch diesen Höllenlärm gerädert, bevor er noch am Frühstückstisch zu sitzen kommt. Dann der unberechenbare Einsatz der Kirchenglocken. Mancher mag ja noch an den Gang in die Heilige Messe erinnert werden, doch das rastlose Gebimmel der an sich melodiösen Glocken zerwühlt die Hörorgane tausender Bürger, die nichts Frommes am Hut haben.


Dann, fast unheimlich, diese Löcher im Getöse. Ganz plötzlich entsteht eine Ruhe, die Angst einjagt.
Was ist passiert? Nichts. Der Zufall lässt Stille entstehen. Ich versuche, schnell zu genießen, denn die nächste Attacke steht bevor. Weit weg, hinaus in den Wald, oder ganz einfach dicke Ohrenschützer aufsetzen. Die Ruhe zeigt, dass wir es mit Lärmverschmutzung zu tun haben. Doch die Gesetze greifen nicht. Wir haben uns daran gewöhnt. Wer wird schon bei einmaligem Hupen um 2 Uhr in der Frühe zur Rechenschaft gezogen? Stille sollte endlich in den Katalog der Menschenrechte aufgenommen werden, denn Lärm verschmutzt unsere Welt und ist kein schützenswertes Gut.












Mittwoch, 24. Juli 2013

Die Ausrottung der Biene

Es ist schwer, sich vorzustellen, es gäbe keine Bienen mehr. Die Biene ist das drittnützlichste Tier der Welt. In der EU wird der bienenbedingte Umsatz auf 20 Milliarden Euro geschätzt. Dabei wird der herrliche Kuchen, vor allem in Norddeutschland zuhause, der sich Bienenstich nennt, nicht mitgezählt. Was die Biene Maja dem singenden Herrn Karel Gott eingebracht hat, und der Tonträgerindustrie, bleibt ebenfalls im Dunkel.

Wenn eine Biene einen Menschen sticht, muss nicht der Mensch, sondern die Biene sterben. Sticht sie eine Wespe, zieht sie den Stachel wieder heraus und lebt ihr Bienenleben weiter. Doch die Milben sind der Bienen große Feinde. Wenn es nicht gelingt, ohne die übliche chemische Keule die Milbe unschädlich zu machen, können die so nützlichen Bienenvölker aussterben. Dann ist Schluss mit dem Geschummle: hier Waldhonig, da Tannenhonig. Waldhonig ist zwar gut, aber kein Tannenhonig. Dafür gibt es Gesetze. Auch, dass der andere Honig klare Bezeichnungen erhält: Kastanienblütenhonig. Undsoweiter.

Onkel Jäckel war Pensionär (in Österreich: Pensionist) in Wuppertal. Als Stadtbaumeister a.D. frönte er seinem Steckenpferd, der Imkerei. Er liebte das und trug mit Freude einen großen Hut, über den ein Schleier gelegt war. Damit konnten seine Brummerchen ihm nichts anhaben. Doch naiv, wie ich mit 16 noch war, lief ich freudig in den Garten, als Tante Sidonie mir sagte, er sei bei den Bienen. Als erstes wurde ich gestochen. Dann sah ich, dass meine Augen wie Schlitze aussahen. Dann starrte ich mit meinem leicht asiatischen Äußeren eine entfernte Verwandte an, die auch gerade angekommen war und in die ich mich in Windeseile verliebt hatte. Dann wäre ich wegen meines Äußeren am liebsten im Erdboden versunken.

Onkel Jäckel tröstete mich damit, dass er die Bienen beim Tanzen beobachtet hatte. Er vermutete, dass der schwänzelnde Tanz der Bienen so etwas wie ein Gedankenaustausch zwischen den fleißigen Insekten war. Die Wissenschaft scheint diese Kommunikationstechnik der Bienen heute zu bestätigen. Ich fand das faszinierend, obwohl ich damals noch Architekt werden wollte und nicht Kommunikationsguru. Jemand sagte, dass wir gerade noch vier Jahre als Menschheit überleben könnten, nachdem die Bienen ausgestorben sind. Um Himmels willen.

Flotte Bienen!






Montag, 22. Juli 2013

Aus der Mode gekommen - das Kleid geht in den Müll

Wer mitten im Leben steht, geht auch gerne mit der Mode. Beim Zappen durch über 200 Kanäle entdeckt man leicht auch die Modekanäle, die Tag und Nacht pausenlos die Mode von heute, gestern und vorgestern Revue laufen lassen. Nein, es handelt sich nicht um Kate, die im Umstandskleid zu den Wehen ins Krankenhaus befördert wurde. Bei der Kleidermode ist es ähnlich. Wenn es nach den Modemachern ginge, würde diese alle 3 Monate einen neuen Trend befördern. Zum Glück ist das Taschengeld begrenzt und die Masse Volk lässt sich nicht so leicht von einem Modetrip zum anderen mitreissen.

Fashion Week in London hat es zu einem gewissen Ruhm gebracht. Karl Lagerfeld kämpft in Paris tapfer gegen die Versteinerung an. Auch einige Japaner gönnen sich eigene Modeschauen, und Düsseldorf redet auch mit, aber eher im Hintergrund. Die Italiener schreien ganz laut, wobei die Männermode vielleicht die eleganteste ist. Die Berliner Durchreise ist wohl Schnee von gestern. Da ich selbst seit Jahren jedem Modetrend erfolgreich ausweiche, kann ich nicht mehr mitreden. Jedoch: man hat die Modekanäle mit ihren pausenlos defilierenden Models, nach Geschlechtern getrennt.


Interessant, was man da beobachtet. Zuerst die Damen: Eine unnatürliche Gangart, ein Bein abstrus vor das andere setzend. So laufen sie in die Kamera, die Händchen lässig in den Taschen. Hüte, manchmal, Lächeln, nie. Dagegen, dunkle Mienen, gewollt unfreundlich. Bedrohlich sein wollend. Das Lebendgewicht eines Models: n'en parlons pas! Als kräftiger Macho könnte man so ein unterernährtes Ding mit einer Hand hochheben. Warum so viele Mädchen auf den Laufsteg wollen? Wenn Kindergärtnerinnen soviel wie Models verdienen würden, gäbe viel weniger davon. Wenn man bedenkt, wie unerotisch so ein Catwalk ist, fragt man sich, warum überwiegend ältere Menschen sich die Mühe machen, untragbare Klamotten in der ersten Reihe zu beäugen.

Absolut unsexy sind auch die Boys: Männer würde ich das nicht nennen, was man da schlendernd heranzotteln sieht. Bubis, die sich verzweifelt bemühen, was herzumachen. Dabei tagen sie Jacken, Jäckchen, Pullis, Höschen, Schals und sonstiges Beiwerk, und, wie die weibliche Seite, vor allem kein Lächeln auf dem Gesicht. Das Spindeldürre an ihnen versteht sich von selbst. Eine stämmige Bedienung aus einem bayerischen Bierzelt würde zwei dieser Jünglinge gleichzeitig in die Höhe stemmem. Ein Leibwächter im Citybereich kommt sicher nicht auf die Idee, den kindlichen Firlefanz der Modejungs zu tragen. Aber, irgendwo muss es doch auch hierfür einen Markt geben. Stimmt es, dass wir das modische Zeug im Affekt kaufen, und nach kurzer Nutzung in den Müll kippen?


Bei den gegenwärtigen Sommertemperaturen wäre das Nacktgehen sehr zu empfehlen. Millionen von Textilien blieben ungenutzt. Und noch etwas würde klarer zutage treten: dass die meisten Menschen eher korpulent sind und für diesen Modekram nicht infrage kommen. Dafür könnte ich mir gut vorstellen, dass weniger Modebewusstsein der allgemeinen Erotik Vorschub leistet.























Freitag, 19. Juli 2013

Ich steige aus, ich habe genug!

Das ist gar nicht so leicht. So mancher Neo-Nazi traut sich nicht. Da hat er sich von einem redseligen Kameraden einmal mitziehen lassen. Das forsche, zackige, respektlose Gehabe von Leuten, die  zu viel Zeit haben, kann einen suchenden, orientierungslosen Jüngling (Frauen scheinen eher dagegen immun zu sein) mit nationalem Hintergrund (Vater Säufer, Mutter bigott und schwach?) schon mal in eine verschworene Gemeinschaft reinziehen. Aber, wie kommt man davon wieder los? Es gehört Mut dazu, Einsicht, und die Zuversicht, dass das Leben auch ohne den kitschigen Schmarren mit der nationalen Glückseligkeit weitergeht.

Der Ausstieg

Bei den Scientologen scheint es ebenfalls schwierig, wieder davon loszukommen. Man wird bekniet, ausspioniert, unter Druck gesetzt und sozial geächtet. Nicht gerade die feine liberale Art, die sogar eine christliche Gemeinschaft, wenn auch mit Bedauern, heute walten lässt. Von den geschätzten 25.000 Anhängern dieser Sekte (eigene Übertreibungen gehen bis zu 10 Millionen) sind schon etliche wieder abgesprungen. Von ihnen weiß man, welche Einschüchterungspraktiken angewandt werden, um den Ausstieg unmöglich zu machen.

Die familiäre Ausgrenzung kann ebenfalls ein Mittel sein, nicht offen zu seinen Überzeugungen zu stehen: Homosexuelle, Frauen mit muslimischem Hintergrund, die frei und ohne Kopftuch leben wollen, Männer und Frauen, die sich dagegen wehren, einen von den Eltern ausgesuchten Partner zu heiraten. Das "coming out" ist auf jeden Fall ein kühner Schritt und viel häufiger als man denkt. In vielen Fällen führt es zur Selbstfindung, die den Aussteiger glücklicher macht.


In Israel, so hört man, gibt es Selbsthilfegruppen für orthodoxe Juden, die aussteigen wollen. Sie haben mit den harschen Regeln der Tora und des Talmud abgeschlossen, fürchten jedoch den endgültigen Bruch. Manche führen sogar ein Doppelleben, weil sie den Ausstieg aus Familie und  Gemeinschaft nicht hinnehmen wollen. "I did it my way" sang Frank Sinatra und wusste wohl, was er da sang. Es ist schmerzhaft, kommt einer Häutung gleich und ist der Preis, den man bezahlen muss.

Da ich weder orthodox, Scientologe, Neonazi noch schwul bin, frage ich mich, warum ich aussteigen möchte. Und wo möchte ich aussteigen? Es gibt so viel dusseligen Kleinkram, den man loswerden möchte: die Angst vor dem Altern. Die billigste Butter im Supermarkt kaufen. Die 30 Jahre alten Schuhe in die Tonne werfen, einer aufdringlichen Nervensäge sagen, wie hässlich sie ist. Und so weiter, und so weiter... Ich arbeite noch daran.







Donnerstag, 18. Juli 2013

Bürokratie - das Paradies für Erbsenzähler

Man kommt nicht darum herum, tiefer zu schürfen, denn man möchte verstehen, woher das kommt, wer es erfunden hat, wie andere darunter zu leiden haben. Aber, Achtung! Wer zu einem Bürokraten "Erbsenzähler" oder "Sesselfurzer" sagt, begeht möglicherweise eine Beamtenbeleidigung, denn eine Majestätsbeleidigung ist etwas ganz anderes. Die Bezeichnung "Bürokrat" ist keine Beleidigung, jedoch recht unfreundlich. Das haben auch Asterix und Obelix gedacht, als sie auf den "Passierschein A38" aufmerksam gemacht wurden. Der Absolutismus ist daran schuld. Er hat Ordnung zum Herrschaftsprinzip erhoben.
Baugenehmingung erteilt?

Von einer deutsch-italienischen Freundin weiß ich, dass sie nach ihrer Scheidung vom italienischen Mann 5 Jahre darauf warten musste, ihren Mädchennamen wieder tragen zu dürfen. Überhaupt haben die Beamten des Kaiserreichs erstaunt mit den Augen gerollt, wenn sie auf die italienische Version der kaiserlich-österreichischen Bürokratie stießen. Die war irgendwie phlegmatisch und bestechlich, während die des Kaisers schon als unpersönlich aber auch unbestechlich galt.

Es soll uns jetzt nicht interessieren, wieviele Verordnungen die Europäische Union etwa zur Banane erlassen hat. Obwohl, jemand sagte, dass nur die Krummheit dieser Frucht noch nicht Gegenstand von EU-Regelungen war. Die Wucherei mit Verordnungen, Vorschriften und Anweisungen hat aber schon erstaunliche Blüten getrieben. In Deutschland müssen sich Unternehmen mit rund 90.000 Vorschriften herumplagen. Zum Beispiel muss ein Unternehmen für die Lagerung von Akten zusätzlichen Raum zur Verfügung stellen, der brandgesichert und feuchtigkeitsresistent ist. Von wegen schlanker Staat. Eine EU-Verordnung regelt auch das Bauen von Seilbahnen. Die nationalen Parlamente mussten dies ratifizieren, obwohl es in Bundesländern wie Hamburg, Bremen oder Berlin keine Berge gibt, die zum Bau von Seilbahnen reizen. Auch das flache Holland musste da mitmachen. Schreibstubenherrschaft nennt man das. In einer Demokratie, in der eigentlich alle Macht vom Volk ausgehen sollte, ein wahrer Hohn, der auch gerne zu kreativer Satire Anlass gibt.

Manchmal greifen das auch die Massenblätter auf, weil man damit Sympathiepunkte ergattern kann. "Heute" von heute in Wien: ein Witwer bekommt auf seine bescheidene Witwerpension von 259,58 € einen Krankenversicherungsbeitrag in Höhe von 13,24€ abgezogen, wobei seine Frau vor einem Jahr verstorben ist. Dann: eine Autofahrerin musste 21 € Strafe zahlen für 2 km zu langsames Fahren. Bei einem Sex-Kriminellen, der jetzt wegen Mordes vor Gericht steht, muss am Ende des Berichtes stehen: "Es gilt die Unschuldsvermutung". Da traut man sich wirklich nicht mehr zu fragen, warum die Banane krumm ist.






Mittwoch, 17. Juli 2013

Wiener G'schichten - Levitation bei 30°C

Er ist wieder da. Während ich durch die Kärntnerstraße bummle, die vielen Japaner anstarre, die jetzt verzweifelt Sonnenschirme und Schirmmützen tragen, sehe ich ihn. Er trägt wieder die gleiche Ausrüstung: eine mönchsartige Kutte mit Kapuze. Doch diesmal hält er sich mit der rechten Hand an der Holzstange fest. Der Ärmel reicht bis an die Stange. Ein frecher Junge geht ganz dicht um ihn herum, um den Trick zu erspähen, doch er bleibt im Ungewissen. Bei mindestens 30 Grad Celsius, eine heroische Leistung, da zu sitzen und eine echte Levitation vorzugaukeln. Ich erkannte sofort sein Geheimnis, verrate es aber immer noch nicht.

Dritte Spielart

Der Levitator - oder ist es eine Frau? - hat vor sich eine kupferne Vase stehen, für die Spenden. Dieser Behälter ist so hoch, dass sehr viel Geld hineinpasst und man nicht sehen kann, wieviel drin ist. Clever gemacht und absolut durchdacht. Ich habe mir angeschaut, wie das geht: die Beobachter sind fasziniert, machen ein Foto und werfen eine Münze hinein. Da der Levitierte nur eine begrenzte Zeit in seiner Position bleiben kann, muss in dieser Zeit das Geld fließen. Bei den Banken ist dies nicht anders. Eine Bank die nicht genug einnimmt, muss schließen, oder sich vom Steuerzahler finanzieren lassen. Das geschieht auch recht oft. Ich schätze, dass der Levitator  1 bis 2 Stunden hochsitzt. Wenn er pro Minute 2 € einnimmt, sind das bis zu 240 €. Also ein guter Job.


Wien ist voller Überraschungen. Am Sonntag ist Robbie Williams ins Hotel Ritz-Carlton eingezogen. Er soll total liebevoll mit seinem Töchterchen "Teddy" gespielt haben. Boulevardpresse: er streichelte es immer wieder im Gesicht. Der Pop-Superstar hat aber auch ein Konzert gegeben. 65.000 Eintrittskarten wurden verkauft. Ich ging selbstverständlich nicht hin, denn meine Platzangst beginnt bereits im Kleiderladen. Und unter Konzert verstehe ich auch mal leise Töne. "Warten auf die Geburt bei der Mama" lese ich im Blatt. Dazu werden 10 Fakten zum royalen Baby-Glück angeboten: im Kreißsaal will die noch-nicht-Mutter Musik von Bruno Mars hören, die sie sich auf ihren iPod geladen hat. Kultur ist eben Kultur. Und ihre Schwester Pippa ist zur Zeit ebenfalls in Wien, bei einer Hochzeit. Wie schön, dass es noch diesen kitzligen, investigativen Journalismus gibt. Man erlebt so jeden Tag sein blaues Wunder. Nur Ed Snowden, er ist jetzt Opfer des neuen kalten Krieges.










Sonntag, 14. Juli 2013

Oh, diese Juden!

Warum habt ihr das getan? Ihr sorgt dafür, dass nichts vergessen wird. ORF III, das österreichische Fernsehen, heute Morgen: eine Dokumentation über die Naziverbrechen. Auschwitz, Dachau und so. Es ist alles schlimmer als es beschrieben wird. Und ganz schlimm: das Leugnen, Vertuschen, Verschweigen, Verharmlosen. Da sagt doch einer, der bei der SS war, "ich habe niemand geschlagen oder getötet". Er war angeklagt wegen der Tötung von über 400 Menschen: Wir hatten unseren Befehl, haben getan, was man uns befahl. Es hieß, sie seien Partisanen. Die Frauen und Kinder wurden von den Männern getrennt. Es hieß, wenn die Gräber von den Opfern ausgehoben waren, wurde geschossen. Wer nicht sofort in das Grab fiel, wurde mit dem Gewehrkolben hineingeschubst. Ordnung muss sein. Wenn alles vorbei war, mussten wir weiter ziehen. Die SS gab mir eine Heimat.


Nürnberger Prozesse: sie alle antworteten auf die Frage, ob schuldig oder nicht schuldig: nicht schuldig. Wie kommt es, dass das menschliche Hirn, sollte es in dieser niedrigen Form existieren, Schuld einfach leugnet? Die meisten deutschen Nichtjuden wurden ganz ordentlich als Protestanten oder Katholiken erzogen. Dann wurden sie in Uniformen gesteckt und angeschnauzt. Dann schnauzten diejenigen zurück, die das Spiel kapiert hatten und höher hinaus wollten. Willige Werkzeuge, zu Herrenmenschen herangereift.

Das Entsetzliche kam, als alles vorbei war. Die einen waren total unschuldig und konnten sich nicht erklären, wie es dazu kam, die anderen haben von nichts gewusst und einfach geschwiegen und geleugnet. Kann es sein, dass der Herrenmensch ein erbärmlicher Feigling ist und nur in der Rotte den nötigen Mut aufbringt, schutzlose und friedliche Menschen zu terrorisieren? Eichmänner und Heidriche. Und lebensunwertes Menschenmaterial? Warum habt Ihr Juden es zugelassen, dass die Herrenrasse sich so daneben benimmt? Wir wollten es eigentlich nicht. Aber, ihr habt euch ja kaum gewehrt. Wir dürfen jetzt immer noch nicht behaupten, dass alles eine Propagandalüge der Zionisten ist. Solange der Nachweis fehlt, gilt für uns die Unschuldsvermutung. Damit kann man weit kommen. Als kleiner Junge habe ich tatsächlich auf der Straße gehört, dass jemand sagte: "die Juden sind an allem schuld". Ich wusste nicht, was ein Jude war. Doch heute weiß ich es. Ein Mensch wie jeder andere, doch ohne dieses schreckliche Schuldgefühl, mit dem wir Nichtjuden leben müssen. Diejenigen aber, die das alles überlebt haben, leiden unter der Schuld der Überlebenden. Wie ungerecht!
 

Manchmal gehe ich dem peniblen Aufarbeiten alter Schuld aus dem Weg. Es macht mich unglücklich, zu sehen, wie so vieles noch ungesagt und unbekannt geblieben ist. Hin und wieder muss es jedoch sein. Die Zeit geht schnell über alles. Was früher Rassenwahn war (den es immer noch gibt), ist heute ungezügelte Geldgier. Wer weiß, wohin das noch führen wird. Am besten, wir vergessen die Unschuldsvermutung und schauen statt dessen genauer hin.









Quatorze Juillet - Frankreich starrt in den Himmel


Soll man auf die Franzosen neidisch sein? Den 14. Juli lautstark mitbejubeln? Oder Töne der Besinnlichkeit walten lassen, wenn am französischen Himmel zum Zeichen nationaler Potenz die Mirage-Jäger die Champs Elysées herunterdonnern, blau-weiß-rote Kondenzstreifen hinterlassend? Bei der Bemerkung, "es MUSS gefeiert werden", fällt mir die Variante ein: es DARF gefeiert werden. Da jeder sein eigenes Schicksal zu tragen hat, muss es ihm auch überlassen sein, wie ihm zumute ist. Doch das abschließende Feuerwerk wird gegen Mitternacht gerne in Augenschein genommen.


Es hat schon viele Revolutionen gegeben, die heute nicht mehr gefeiert werden, weil sie im Getriebe der Geschichte verpufft sind. Bei den Franzosen wird halt gefeiert: Champagner, Gänseleber, keine Austern, bitte, denn die sind um diese Jahrezeit schwanger und schmecken nicht gerade hinreissend. Für die anderen, denen die Arbeitslosigkeit die Lust genommen hat: Mousseux, Ententerrine und Quiche Lorraine.

Der Sturm auf die Bastille, Auslöser der Französischen Revolution, ist lange vorüber, doch der martiale Text der Marseillaise ist geblieben, blutrünstig, agressiv, hurrapatriotisch und überschwänglich. Geschichte, die sich selbst entleert? Warum feiern wir nicht die Entstehung von "Claire de Lune", das Claude Debussy geschaffen hat, eine wahre musikalische Revolution? Da könnte die ganze Welt mitfeiern und sich mitfreuen, statt sich bei einem historischen Schluckauf nach über 200 Jahren immer noch zu beweihräuchern. Lassen wir den Franzosen diesen einmaligen Triumph, zumal der Quatorze Juillet der Startschuss in den Urlaub ist. Danach wird massiv abgereist. Früher haben die Finanzminister an der Seine die Abwesenheit ihres Volkes dazu regelmäßig genutzt, den französischen Franc abzuwerten. Strafe muss sein.


Deutschland feiert am 3. Oktober den Tag der Deutschen Einheit, der immer ein schales Gefühl hinterlässt, denn für ein schmetterndes Hurra reicht es nicht aus. Angesagt sind eher Zufriedenheit und Dankbarkeit. Da reicht ein Glas Sekt und ein kurzes Gedenken. Obwohl: die Wiedervereinigung hat auch echt viel Freude gebracht. Aber eine neue Oktoberrevolution ist dabei nicht entstanden. Manchmal wird durch eine Revolution nur eine Art der Bürokratie durch eine andere abgelöst. Auch hierfür wäre Claude Debussys musikalischer Rahmen der richtige gewesen. Er bringt Ruhe in den Laden. Doch "Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand" geht auch. Einer mit Migrationshintergrund muss beim Wort "Unterpfand" allerdings zum Wörterbuch greifen.

In Österreich, der deutschen Bruder(oder Schwester?)nation, haben Nationalfeiertag und Bundeshymne komplizierte Prozesse durchlaufen. Die Entbindung aus dem Deutschen Reich hat aus den Dirndl und Jagerhut tragenden Reichsdeutschen erst wieder echte Österreicher gemacht. Dann sind die Russen und die anderen abgezogen, und das Bundesverfassungsgesetz, BGBI. Nr. 211/1955 über "die immerwährende Neutralität Österreichs" trat in Kraft. Erst seit 1965 hat das Land einen Nationalfeiertag, den 26. Oktober. Ein Franzose würde sich für solch historischer Verspätung richtig schämen. Das Bundeslied wurde zwar schon 1946 zur Österreichischen Bundeshymne, doch der Text des Liedes, eines Gedichts einer Paula Preradovic, "Land der Berge", erst 1947 angenommen. Und dann, am 1. Jänner, ist die Bundeshymne per Gesetz "geschlechtergerecht" angepasst worden. Glückliches Österreich. Alle 10 Jahre gibt es eine Parade auf dem Wiener Ring und in den Landeshauptstädten, und am Wiener Heldenplatz werden Leistungsschauen des Bundesheeres durchgeführt, mit Waffen, Hubschraubern, Panzern und Sportlern. Für den Größenwahn unseres gemeinsamen Führers, der auch am Heldenplatz einmal die Stimmung angefeuert hatte, ist da wahrlich nicht mehr viel Spielraum.


Lassen wir die Franzosen heute, an ihrem Nationalfeiertag, ruhig in den Himmel starren. Ich gehe solchen Feiertagen gerne aus dem Weg, aber gegen eine Flasche Champagner oder Sekt habe ich nichts.
















Samstag, 13. Juli 2013

America, the World's bigger than you and we don't like spying!

Georges Double U. B. was bad enough as President of the US and wanted the whole World to believe in his charisma and that Iraq  had mass destruction weapons. Where was the truth? Divinely conferred charisma only exists in the Bible. Also, in the name of democracy and liberty the older ones had to see the Korean War end in shambles: dividing up (for ever?) a nation. The Vietnam War left behind a devastated country with millions of victims. The Western World stood by the side of the United States until major doubt arose about the senselessness of this commitment. Nothing but historical errors! Afghanistan included. I presume that American tax payers' money was also frivolously involved. As it massively was in Iraq. Was it ever clear to the American tax payer what sense this all made?

When Michail Gorbatchev made his first keynote speech to a Western intergovernmental Organisation, in July 1989, the Strasbourg based Council of Europe, he clearly stated that the then communist Soviet Union did not want to use propaganda any more in their international activities. The USA did not need any secret service's assistance to find out about the seriousness of Gorbatchev's announcement. All was public and - as became clear within short - meaningful: the former Soviet Union signed the European Human Rights Convention and became a member of the Council of Europe, with some 800 million citizen Europe's biggest democratic organisation.


Now, while the whole World is shocked by Edward Snowden's revelations, who, after all, was  spying in the name of NSA and USA, the American government puts countries under pressure to extradite this courageous pioneer, whereby it is absolutely unclear what would now happen to him back home. Death penalty? Isn't NSA also involved in mysterious killings? And law breaking in general? Would a life sentence be adequate for a man who so bravely revealed the misdoings of his employer? Come on, Mr. President, try to be clear about this! No propaganda anymore! We also know that Putin, Merkel, Cameron and others are not innocent either. But how many friends can America afford to lose?

Mittwoch, 10. Juli 2013

Die Nation bleibt hochschwanger: Its a Boy!

Es geht um das mehr oder weniger Vereinigte Königreich. Man erwartet ein Baby. Die Mutter soll Kate heißen. Die Leitern für die Fotografen und Kameraleute stehen seit Tagen vor dem Krankenhaus in London. Vor dem Buckinghampalast warten sie schon, die Briten, als hätten sie nichts anderes zu tun. In den Läden stapeln sich die Votivartikel, vom Klodeckel mit der Aufschrift: "Well done, Kate", bis hin zum Radiergummi mit dem Porträt der zu erwartenden Mutter. Eine Fehlgeburt ist praktisch ausgeschlossen.
Margarets süße Maus ist heute meine Frau!

Wir warten jetzt auf den Augenblick, wo die Bombe explodiert und fragen uns, wer diese Medienhysterie wieder angeschoben hat. Natürlich kennen normale Eltern die normale Gespanntheit, wenn die werdende Mutter in die letzten Wochen kommt, das Kinderwägelchen bereitsteht, das Bäuchlein sich mehr und mehr rundet. Als mehrfacher Vater erinnere ich mich der verzückten Aufgeregtheit, ja, es durfte auch erotisch gefühlt werden. Ein Kind kriegen ist nicht nur für Mütter und Großmütter eine herrliche Sache.

Mein Freund Gebhard, wir waren vielleicht gerade sechs, sieben Jahre alt, sagte mir: meine Mama kriegt ein Kind. Der Bauch seiner Mutter wuchs. Auch ich hatte heimlich Freude daran, mir das anzusehen. Als dann der kleine Bruder geboren war, kam eine Nachricht aus Russland über den Tod des Vaters. Er hat den kleinen Fritz nie gesehen.

Das Baby heute
Ich wehre mich entschieden dagegen, mehr über die Geburt dieses königlichen Schnösels zu erfahren, wenn es dann so weit ist. Verschont mich mit Namenstheorien. Lasst andere sich mitfreuen. Junges Paar bekommt erstes Kind: wie schön! Neid kenne ich nicht, aber, wenn ein kleiner Mensch schon in der Wiege gesagt bekommt, er sei etwas Besonderes, mach ich nicht mit. Kinder sind klein, brauchen jede Hilfe, müssen abgöttisch geliebt werden, aber die gesamte Menschheit muss an diesem banalen Ereignis des Lebens nicht teilhaben. Die Nation ist immer noch schwanger: Its NOT a Girl!







Marillenknödel, des Kaisers liebste Speise?

Man kann darüber spekulieren, ob der weltberühmte Knödel tatsächlich die Lieblingsspeise des österreichischen Kaisers war, oder nicht. Dass das Kaiserreich dieses Jahr seinen 200sten Geburtstag feiert, muss beachtet werden. Trotz allen Zweifeln, ob dies eine gottgewollte Sache war. Ich komme auf den kaiserlichen Knödel gerne nochmal zurück.


Zunächst ging es darum, diesen Geburtstag zu feiern. Dazu hatte die rührige Straßenbahn, die alle 15 Minuten vom Opernplatz aus nach Baden bei Wien loszuckelt, letzten Sonntag mit einer Sonderfahrt eingeladen. 20 Plätze standen im kaiserlichen Salonwagen zur Verfügung. Wir waren 2 Paare, ein gemischtes aus England/Deutschland, und eines aus New Orleans. Unsere Freundin aus der Kurstadt Baden hatte uns rechtzeitig Karten besorgt. Das Fahrpersonal war in historischer Kleidung angetreten. Wir saßen auf bequemen Stühlen, der Boden war mit Perserteppichen ausgelegt. Es wurde Prosecco in Hülle angeboten, dazu kleine Häppchen und Süßigkeiten. Bald waren alle Gäste fröhlich. Beim Personal gehörte der Frohsinn sogar zum Programm.



Nach einer Stunde gemächlicher Fahrt in die Bäderstadt, in der auch Kaisers und andere, wie Ludwig van Beethoven, gehaust hatten, wurden wir auch von unserer Freundin Hermine empfangen, die uns durch Baden und die Parkanlagen führte. Dann musste gegessen werden. Ich wollte es genau wissen und bestellte mir einen Marillenknödel, nur so. Was schließlich kam, war ein großer Teller mit dem kaiserlichen Knödel, der zunächst kaum zu erkennen war. Eine große, weißlich-gelbe Backsubstanz (der eigentliche Knödel) lagerte gelassen seitlich auf dem Teller, umrandet mit einer aprikosenfarbenen Soße, die von buttrigen Mandelbröseln eingefasst war, staubbezuckert. Auf Schloss Klessheim, wo eine Hotel- und Gastronomiefachhochschule für Österreich und die Welt Spitzengastronomen ausbildet und Staatsgäste bewirtet, hätte der Marillenknödel nicht köstlicher ausfallen können. Ein sonniger Sommersonntag auf dem Lande? Ja, aber einer, den man nicht so schnell vergessen wird.

Der kaiserliche Marillenknödel









Dienstag, 9. Juli 2013

Wiener G'schichten - die Levitation

Man ist hier vor Überraschungen nicht sicher. In China gab es einen VW-Levitation-Car, ein rundes Etwas, das wie ein großer Reifen aussah, in den sich zwei Menschen setzen konnten, die dann kilometerweit, etwa 20 Zentimeter über der Erde davonschwebten. Magnetische Kräfte? Unterirdische Mineralschichten? Das Geheimnis wurde nicht verraten. Die Menschen staunten. Auch der Magnetkissenzug in Shanghai, den ich noch im Bau erlebte, eine deutsche Erfindung, deren Ausbau im Lande von Luther und Aldi zu waghalsig oder zu teuer erschien, ist ein Körper, der sozusagen luftkissenschwebt. Bleibt noch die Wuppertaler Schwebebahn, die allerdings nicht richtig schwebt, sondern an einer Aufhängung über der Wupper an derselben entlangfährt. Ein exotisches Ding, auf das wir immer noch stolz sind.


Levitationen gibt es schon seit Jahrhunderten. In Indien kennt man die scheinbare Schwerelosigkeit, mit der man, einer Illusion gleich, über dem Boden schwebt. Wie lange man levitieren kann, bleibt fraglich. Irgendwann wird auch der raffinierteste Schweber müde und steigt von seiner Schaubühne herunter. Diese Levitationen faszinieren Kinder, wie Erwachsene, und man möchte eine Erklärung dafür finden. Ist es magnetisch bedingt? Elektromagnetisch? Elektrostatisch? Akustisch? Das alles gibt es, aber, ich habe in meinem ganzen Leben noch keine Levitation selbst gesehen. Bis gestern, gegen Abend, in der Kärntnerstraße, im Wiener Zentrum.

Vor Jahrzehnten habe ich den Autovonderbühneverschwindenlassentrick eines Magiers namens Kalanag erschlüsselt, was nicht einfach war. Deshalb ging ich jetzt mindestens 10mal um den levitierten Künstler in der Kärntnerstraße herum, um sein Geheimnis zu erschließen. Ich habe die Levitation entschlüsselt. Es gibt für alles eine Erklärung. Christi Himmelfahrt, und die seiner Mutter muss einfach geglaubt werden. Da hilft kein starker Aufwind, den man sich einbildet. Aber eine Levitation kann man erklären. Ich ziehe es allerdings vor, dies nicht zu tun, denn der Künstler verdient damit sein Geld. Und bei einem guten Krimi, würde ich dessen Ende auch nie verraten. Die Wiener Levitation war einfach perfekt. Ich weiß, wie sie geht.






Freitag, 5. Juli 2013

Party für Margaret, doch sie kommt nicht.

Zwei Söhne hat sie, mit allem Drum und Dran, und eine Tochter. Mit der bin ich verheiratet. Ihr treuliebender Mann will ihren 80. Geburtstag gefeiert wissen. Wir strömen nach Yorkshire. "Margaret is glad to host the occasion and has indicated that she does not wish to receive presents", heißt es in der Einladung. Das große Mahl soll im Harlington Room des Devonshire Arms Hotels in Bolton Abbey stattfinden. Wer würde sich auf so etwas nicht im Voraus schon gnadenlos freuen?

Ohne Margaret

Im Zug von Leeds nach Keighley hört man viel Gelächter. Auf der Titelseite der "Sun" lese ich mit (der Titel ist groß genug ausgefallen): "Baby Killer Mum's Lotto Joy" (Babykillermutters Lottovergnügen). Ich will es nicht wissen, zumal eine andere Schlagzeile mir verständlicher und attraktiver vorkommt: ein Lehrer haute mit einer minderjährigen Schülerin nach Frankreich ab, wird dort festgenommen und kommt vor Gericht. Noch im Gerichtssaal ruft er dem Mädchen zu: ich liebe dich. Dann wandert er für einige Jahre in den Knast. Skandalgeschichten ziehen wie rote Fäden durch dieses Land, das täglich mehrere davon in den Massenblättern vorgesetzt bekommt. Ein weiteres Beispiel: im Lande werden jährlich schätzungsweise über 1700 Frauen und Mädchen sexuell verstümmelt. Eine muslimische Angelegenheit, mit hoher Dunkelziffer, wie es scheint. Dann, nicht zu vergessen: der Bauch der Prinzessin. Wird sie die Schwangerschaft in die Länge ziehen? Eine Nation bibbert und wartet auf das nächste Outing. Im Unrat wühlen, das können sie, die Schreiberlinge der Kotzpresse.

Margaret kam nicht

Ein herrliches Anwesen, wo Margaret ihr Fest feiern will. Wir fahren auf der linken Straßenseite und nehmen die zahllosen Ermahnungen zum Runterschalten nicht mehr wahr. Freundlich gemeinte Bürokratie oder echte behördliche Besorgtheit? "Slow down now!" Wir kommen sicher an und sind nicht die ersten. Nach dem Umtrunk wird serviert: ich entscheide mich für die "Assiette of Galia, Water and Cantaloupe Melon, Granny Smith Apple Sorbet, Mint Syrup" als Vorspeise. Dann kommt: "Cicken & Duck Liver Parfait, Wholegrain Mustard Crust, Red Onion Marmalade + Toasted Brioche".  Dann erinnere ich mich, "Glazed Lemon Tart with Raspberry Sorbet" verschlungen zu haben. Alles "very British". Lewis's Trinkspruch machte uns allen nochmals klar, was wir leider schon wussten: Margaret wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Wir mussten alleine "feiern". Es geht ihr nicht gut.






Donnerstag, 4. Juli 2013

Brüssel, was treibst du eigentlich?

Man beginnt sofort zu fluchen, wenn man in der europäischen Hauptstadt ankommt: die Straßen sind in einem jämmerlichen Zustand. Doch das findet man auch woanders. Aber die Absperrungen und Umleitungen, gepaart mit dem aufgedonnerten Gehabe der überall herumlaufenden Eurokraten, die alle blaue Hemden mit weißen Krägen zum Nadelstreifen tragen, wenn Eurogipfel ist. Die Stadt ist für solche Auftritte einfach nicht geeignet. Dazu das endlose Sirenengejaule. Alle scheinen im Auftrag von Kranken, Fahndern und Gipfelteilnehmern unterwegs zu sein. Widerlich!


Wir sitzen 10 Minuten an der Grand' Place, dem schönen alten Zentrum Brüssels und warten auf einen Kellner. Mehrere schwirren an uns vorbei, ohne sich zu rühren. Wir laufen davon und landen in einem ruhigeren Bistro mit herrlichem belgischem Bier, das innerhalb von 2 Minuten auf dem Tisch steht. Dann kaufen wir Schokolade. Die Auswahl ist groß. Die Schokofritzen verstehen ihr Geschäft. Wir nehmen 4 Päckchen, sozusagen, um Eulen nach Athen, bzw. als Souvenir nach Wien zu tragen, wo einem die Mozartkugeln nur so um die Ohren fliegen.


Warum leben hier so viele Menschen, die entweder dem Orient entsprungen oder einer der zahllosen Euro-Lobbys angehören? Brüssel, ein ungesunder Platz für Geschäfte. Man kann hier viel verdienen. Das sieht man an den Schaufensterauslagen und den Glasfassaden. Empörend, dass das kleinbürgerliche letzte Jahrhundert neben den protzigen Neubauten bestehen muss. Brüssel ist ein einziger Stilbruch. Dazu die ständig heulenden Sirenen der Polizei, der Ambulanzen und Noteinsätze.

Der Botanische Garten

Die flämische Lebensart, die unmediterrane Gelassenheit der Belgier, wo ist sie noch zu finden? Sicher nicht im Botanischen Garten, dem Park mit Tradition, der durch hässliche Neubauten verschandelt wurde. Verstümmelt, wie es in einem in mehreren Sprachen geschriebenen Hinweis heißt, wenn man den Park betritt. Die Moderne hat dich zerstört, Brüssel! Hier kann man es sehen. Wie schade, du warst mal schön. Wien hat den Umbruch viel besser überstanden. Das UNO-Viertel ist zwar nicht attraktiv, doch es stört auch nicht.




Mittwoch, 3. Juli 2013

New message to all those who are entitled

I hate to code my story, but it is absolutely essential to let them know, what I did, a few days ago. I don't care whether this goes into wrong channels: I went to Yorkshire, the North of UK, if you know what I mean. I can't tell here, why. The flight from Vienna to London got cancelled first. The following day, the flight from London to Manchester became a flight to Leeds/Bradford. After a couple of days, I went back, from Manchester to Brussels, where the European Council met. David Cameron and Angela Merkel were there. I needed 1 hour to find a taxi to my hotel. What I did in Brussels? This has to remain my secret.


Secret? I give away, that I was never a member of the Catholic Church, but met Pablo Picasso in 1956 in Cannes. My various bank accounts are my personal secret, however, my sex life is fully acceptable. No bizarre tastes. I have been to communist countries such as The Soviet Union, the Baltic States, Hungary, but also to Israel, India, Japan and Monaco. And, last but not least: the United States. The first time, I landed in the modern cradle of democracy, I was asked, whether I  was practising prostitution and whether I was a member of the communist party. What I was doing in the United States? I said, as a European my intention was to return to Europe again. I had the impression that this was the most difficult bit to understand.

Am I innocent?

I must admit, that I get violent when I am spied out. Now, if the above is not crisp enough for secret services like the NSA, then, let me add a few worrying key words: Bomb, revolution, attac, under cover, underground, military, hickup, stumble stone and Mickey Mouse. So, is there anything else you want to know? What I did in Yorkshire? Just find out!




Dienstag, 2. Juli 2013

Die täglichen Seifen - Opern wie sie im Buch stehen

Ich bewundere Menschen, die nie Werbung glotzen und auch keine Seifenopern sehen. Ich würde gerne zu jenen gehören, wurde aber schon bei der ältesten Soap schwach, die das britische Fernsehen seit endlosen Jahren ausstrahlt: Coronation Street. Doch auch die deutschen Soaps haben es in sich. Diese Endlosdramen, von denen manche schon die tausendste Episode überschritten haben, wirken wie ein Suchtmittel. Man möchte wissen, wie es weitergeht. Die Cliffhangermethode ist dabei das Spannende: gerade möchte man noch erfahren, ob er sie umbringt, oder sie ihn küsst, schon kommt der Abgesang und man wird auf den nächsten Tag vertröstet.

Wege zum Glück?

Wer auf sich hält, schaut diesen Quatsch natürlich nicht an. Was aber tun, wenn die Zeit vorhanden und die Neugier groß ist? Da das alles sehr einfach gestrickt ist, kann man zu jeder Zeit wieder auf den Zug springen. Nur wundert man sich nach ein paar Wochen Abstinenz, dass der Hauptübeltäter inzwischen in eine andere Serie abgedriftet ist. Oder das hübsche, talentierte Mädchen wurde von einer anderen Produktionsfirma übernommen. So kann nach einer gewissen Zeit das gesamte ursprüngliche Team verschwunden sein. Nur die Oma (die nicht so flexibel ist und das ältere Publikum anlockt) bleibt als ruhender Pol in der Serie.

Wir reden von "Wege zum Glück", "Sturm der Liebe" oder "Rote Rosen". Ich bin besonders fasziniert, wie dämlich die Handlung sein kann. Wie auch bitterböse Gestalten ihr Tun in die Länge ziehen können. Beispiel: Anabel aus  "Wege zum Glück". Sie spielt hervorragend die abgefeimte Mörderin. Oder diese rassige Argentinierin mit den Zwillingen. Auch sie mordet, glaubt aber innbrünstig an die Heilige Jungfrau. Ihre beiden Söhne, zweieiige Zwillinge kommen in "Strum der Liebe" so einfältig daher, dass es erbarmt. Rote Rosen hingegen, werden von einem italienischen Gangsterpärchen (Lorenzo und Benita) drangsaliert, dem ein grottennaiver Hotelbesitzer zum Opfer fällt. Auch der Rest ist nicht ohne.

Zwischenschnitt

Die Ingredienzien sind immer gleich: eine Art Liebe, Lüge und Verrat, Mord und Totschlag in kleinen Dosen, Trendgesülze, Säuselmusik, wenns erotisch wird, Humor in kleinen Portionen. Der Faden wird am Laufen gehalten, indem sich ständig eine Tür öffnet und jemand hereinkommt. Endlose Telefoniererei und "ich möchte mich entschuldigen"-Gebrabbel. Heimliches Zuhören bei vertraulichen Gesprächen. Oft unmotiviert: die Zwischenschnitte als Schmiermittel für den Übergang in eine neue Szene.

Dass es noch Autoren gibt, die Theaterstücke schreiben, ist schwer zu glauben. Was haben sich Shakespeare oder Schiller gedacht, als sie ihre Liebesdramen und Schurkenstücke verfassten? Millionen Zuschauer an Werbung binden? Das ist es doch, was Seifenopern bezwecken. Doch muss gesagt werden, dass die Schauspieler in der Regel viel besser sind, als die Handlungen, in die sie sich verstricken.




















The World is angry, America!

There are moments in life, when one has to be clear, if not a bit unfair, with friends. In particular, when a friend turns arrogant and lunatic. I don't mean Kim Jong Un, the mad mini dictator of North Corea. He is rather a tiny pain in the neck. Nothing more. But if a so called super power goes mad, its friends are alarmed, and they have to react. Because being a powerful country implies a lot of responsibility and does not mean automatic fairness.


The World has let it happen, that a limonade, called Coca Cola, got disseminated everywhere, like a sticky sugar invasion. Together with loads of other products containing sugar, for which the USA have "created" more than 50 different names, this has brought about an obesity tsunami, touring actually the World of those who can easily afford oversized coffins.

 The much admired American super cars, however, got soon dismissed as being a ridiculous waste of energy. The World told the Americans that excellent vehicles could be small and beautiful. The lessons, the US had to take from their fight against mass destruction weapons in Iraq, was that there were none and it cost them a weekly 4 Billion $ (if this is the truth). Where was the profit from this mischievous intervention which has not brought any peace?

Those of us who can read and write, and believe in Darwin's theories, know, that super powers there have been a lot. They all disappeared, like the Roman Empire, the Otoman Empire, the Soviet Union. Wars turned out to become ruinous. Their economic situation became a disaster. They develloped all too slowly and fell behind. Examples are: Guantanamo. It is about time. The secret services. It is about time! Cheeky and arrogant to put countries under pressure who refuse to extradite so called traitors, such as Edward Snowden.


Arrogant and ignorant, to spy out the European Union and individual countries who still think they are friends. It is about time, that the US understand what is going on in this World and from where to take a few lessons. Arrogance has always proved unintelligent. Hypocracy and tolerance do not match. "I love you", the American standard confession, as it seems, is nothing but the hideous opposite of what it may mean in the eyes of honest people. And Coca Cola has not contributed anything to the well being of this World. Nor has the arrogance of an outgoing super power.