Freitag, 30. September 2016

Die Rosetta-Mission der ESA - dem All näherkommen.

Wie sag' ich's meinem Kinde? Die Herkunft menschlichen Lebens ist immer noch ein Rätsel. Natürlich wissen wir, dass Vater und Mutter daran beteiligt sind. Doch, wo kommen Vater und Mutter her? Tiere und Pflanzen? Unsere Wissenschaft hat längst die Erde verlassen und forscht mit Hilfe von Raumstationen, Raketen, Fotografie, Mikroskopen und Raumsonden die Entstehung unseres Lebens aus. Als ich bei der Europäischen Raumfahrtorganisation in Paris arbeitete, hatte die NASA entschieden die Nase vorn. Inzwischen arbeiten die ESA, die NASA und Roskosmos in der ISS (International Space Station) friedvoll zusammen, wohl auch aus Kostengründen.



Schon der Testflug F11 der Europa II Rakete hatte die Europäer viel Geld gekostet und die Umstrukturierung von ESRO/ELDO in die ESA und die Schaffung der Ariane-Raketen nach sich gezogen. Denn F11 ist damals bei Kouru (Französisch Guyana, Südamerika) abgestürzt. Ein befreundeter deutscher Kollege hatte mir 1971 schon versichert, dass es den Europäern nicht an technologischem Wissen, sondern nur am Geld mangelte, vor allem für Testflüge. Die NASA-Entwicklungen hatten viel mehr Geld zur Verfügung. Die amerikanischen Testflüge geschahen innerhalb der militärischen Ausgaben. Inzwischen ist internationale Zusammenarbeit angesagt.

Rosetta mit Komet 67P 
Die ESA hat sich vor 12 Jahren auf ein Projekt eingelassen, das kurz vor dem operativen Abschluss steht. Die Sonde Rosetta ist auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko am 30. September 2016 niedergegangen, der wie eine Kartoffel oder eine Ente aussieht. Dieser Komet hat vor 2 Jahren schon, im November 2014, die Landung des Landers Philae "erlebt", der wegen Energiemangel seinen Kontakt mit der Sonde Rosetta sieben Monate lang unterbrochen hatte. Auch Rosetta war 2 einhalb Jahre im "Tiefschlaf", (obwohl in Wartestellung, ganz in der Nähe), bevor wieder Solarenergie zur Verfügung stand.

Die Staub- und Gasknolle 
Die Pionierrolle der Raumsonde ist auf folgende Fragen zu unserer Erdenexistenz gerichtet: Gibt es organische Substanzen auf 67P, die auf die Entstehung von Leben hinweisen? Der Komet enthält Staub und Eis, die bei größerer Näher zur Sonne - was in den kommenden Monaten der Fall ist, anfangen zu dampfen und zu gasen. Der Gestank nach faulen Eiern auf dem Kometen ist schon festgestellt worden. Viel Gerät ist an Bord der Sonde, das genaueste Fotos, die Existenz von Edelgasen, die Feinstruktur von Staubteilchen und vieles mehr ermitteln soll. Es geht auch darum, die chemische und Isotopenzusammensetzung des frühen Sonnensystems zu erschließen.

Farewell Rosetta, 510 Millionen km entfernt 
Dieses Projekt, das im Wesentlichen schon gelungen scheint, will nicht neue Reichtümer beschaffen, die  wirtschaftlich ausgeschlachtet werden können, sondern Kenntnisse einbringen, die der gesamten Menschheit zugute kommen. Wie und wo entstand das Leben? Wie kann es bei uns weitergehen?






Mittwoch, 28. September 2016

Max Mannheimer oder ben jakov

Wie alle Überlebenden des Holocaust schämte er sich, angesichts der vielen ermordeten Juden noch einer der wenigen zu sein, die es auf wundersame Weise geschafft haben, der Nazi-Tötungsmaschinerie zu entkommen. Er starb jetzt im schönen Alter von 96 Jahren in München. Auch sein jüngerer Bruder Edgar hat überlebt, während zwei weitere Brüder, seine Schwester und die Eltern, sowie seine Frau, von den Verbrechern des Naziregimes umgebracht wurden. Max und Edgar Mannheimer waren die Brüder, die vom Leben die Chance erhielten, ausführlich über ihre Erlebnisse zu sprechen und zu schreiben. Beim Lesen des Interviews über die KZ-Gedenkstätte in Mühldorf Hart (im tiefen Bayern), das Edgar Mannheimer im Dezember 1986 in Zürich gegeben hat, kamen mir die Tränen.

Max 
Auch Wut überkam mich, bei seinen jugendlich unvollständigen Erinnerungen. Wie konnte man Menschen so behandeln und zerstören? Edgar war 13 als man ihn deportierte. Mein Zorn kommt auch hoch, wenn ich daran denke, dass es offensichtlich heute Menschen gibt, die das Verbrechen des Holocausts kleinreden oder gar leugnen wollen. Ich weiß, dass die Alternative für Deutschland (AfD) und ähnliche rechtsextreme Gruppierungen, bewusst die Schrecklichkeiten der Judenverfolgung heute unter den Tisch zu kehren. Das ist Geschichtsfälchung und neues Verbrechen, wofür harte Strafen die einzige Antwort sein können.

England, Deutschland: der rechte Rand 
Wenn Lüge, Rassismus und Ausgrenzung die Oberhand gewinnen, wird es in Deutschland wieder Mord und Totschlag geben, zumal auch in anderen Ländern Neid und Missgunst zusammen mit nationalistischem Gedankengut um sich greifen. Die Naivität der Dreißigerjahre können wir uns nicht mehr leisten. Wir wissen zu viel. Und Flüchtlinge gibt es überall auf der Welt. Wir MÜSSEN unseren ausländischen Mitbürgern bei der Eingliederung helfen und denken nicht daran, Inseln oder Ghettos für sie einzurichten. Die Neonazis wollen nur Angst und Wut verbreiten. Das dürfen wir nicht zulassen.

Die Mannheimerfamilie ausgelöscht 

Der Weg der Mannheimer-Familie war die Hölle. 1943, also relativ spät, weil sie zunächst noch in Böhmen-Mähren, dann in Ungarn leben konnten, kamen sie ins KZ Theresienstadt. Max und Edgar dann nach Warschau, Auschwitz, Dachau, Mühldorf in Bayern, das eine Art Zweigstelle von Dachau war, ein Außenkommando. Zu Skeletten abgemagert und an Typhus erkrankt, wurden sie schließlich am 30. April 1945 in Tutzing von den Amerikanern befreit. Trotz ihrer mörderischen Erlebnisse haben Max und Edgar gegen jeden Hass angekämpft. Rache an ihren Peinigern schlossen sie aus. Sie traten für Frieden und Verständigung unter den Menschen ein. Max nannte sich zu Ehren seines ermordeen Vaters Jakob, ben jakov, Sohn Jakobs.

Edgar und Max 

Der Hass und die Feindlichkeiten gegen Flüchtlinge, wie sie die AfD-Adepten Petry, von Storch, Höcke, Meuthen etc. propagieren, dürfen wir nicht hinnehmen. Die mühsam nach dem Dritten Reich wieder gewonnene Selbstachtung der Deutschen, an der auch Angela Merkel einen Anteil hat, darf nicht mehr verloren gehen. Sie hat uns alle zu viel gekostet.


Montag, 26. September 2016

Allons enfants de la patrihihijö.

Quel magnifique morceau, la Marseillaise! Allerdings vermute ich, dass zu viele Franzosen sie zu viel und zu oft gesungen haben. Sonst bleibt es unverständlich, warum eine neue Partei im Nachbarland unbedingt das Gesetz von 1905 abschaffen möchte, das übrigens bis heute in Elsaß-Lothringen keine Geltung hat. Die Verbindung von Kirche und Staat, 1801 durch ein napoleonisches Konkordat in Frankreich festgeschrieben, wurde durch den Sozialisten Aristide Briand abgeschafft. Seitdem sind die Kirchen in Frankreich auch finanziell auf sich gestellt. Die gerade angedeutete neue Partei möchte jetzt die katholische Kirche wieder als Bürgerpflicht einführen und den Islam dafür abschaffen. So, oder ähnlich.


Im kommenden Jahr unternimmt unser französischer Nachbar die zweitourige Präsidentenwahl. Dann haben wir wieder einen für fünf Jahre. Kandidaten, die sich schon zu erkennen gaben, haben wir etliche, und noch viele, die abwarten. Der gute Hollande wird allerdings von über 80% seiner Wähler abgelehnt. Nicht besser geht es dem forschen Nicolas Sarkozy. Er will une France forte dans une Europe forte. Wer will das nicht, ein starkes Frankreich in einem starken Europa?  Und die verschwörerisch lächelnde Rechtsaußendame Marine Le Pen? Sie will alles, wird aber auch zu 80% abgelehnt.


So ist es verständlich, dass der rechte Kessel vor politischem Dampf nur so überschäumt. Rechts vom Front National, der Marinen-Partei, tummeln sich noch rechtere wie Débout la France (Frankreich, steh auf!) oder Les Francais Libres (die freien Franzosen). Auch La Nouvelle France einer ehemaligen Ministerin, Michèle Alliot-Marie, etwas weniger rechts, ist nicht uninteressant: Sie will diese Woche - wenn alles klappt - per Internet-Seite, nicht per Pressekonferenz, an die Öffentlichkeit treten.


Was die partei-politischen Intentionen der französischen Rechten sind, kann man am AfD-Programm der Biodeutschen getrost ablesen: Deutschland, erwache! Deutschland den Deutschen und Ausländer sind scheiße. Da wir die Trennung von Kirche und Staat haben, wäre hier noch eine tolle Idee einzubringen. Vielleicht würden wir in einer Staatskirche den Islam los, denn der passt garnicht. Und der Heterosexismus führt nur zur Verwirrung unserer Kinder. Den brauchen wir auch nicht. Und das ist gut so. Rein rassenmäßig könnte man dann auch noch an der Uhr drehen. Unsere Freunde in Frankreich sollten sich ein Beispiel nehmen.


Also die Engländer haben ihre Teresa May als "neue" Premierministerin. Ihr Außenminister, Boris Johnson, ist so etwas wie ein Kuckucksei. Der wird nicht aus einem starken Königreich ein starkes Europa machen. Dafür hat Brexit gesorgt. Schon die Wahlprognosen in der EU werden uns genügend Hinweise geben, wohin die Reise gehen wird. Überzuckerungen sollten weiß bleiben, keineswegs braun. Sonst muss für Europa schwarz gesehen werden. Bei manchen Kadidaten sieht man auch gerne rot.


   

Sonntag, 25. September 2016

Blumen für Adolf - das petryfizierte Böse.

Ich bin seit meiner Kindheit dazu verdammt, hinzuschauen. Bei Fliegerangriffen im 2. Weltkrieg sah ich mir  heimlich die zerstörten Häuser in Karlsruhe an, um zu sehen, wie das Grauen aussieht. Mama tat alles, mich von den Toten wegzuhalten. Aber auch das habe ich gesehen. Tod und Zerstörung. Dreck und Finsternis. Die Hinwendung der Nachkriegsgesellschaft zu einer verharmlosenden und leugnenden Sicht der Vergangenheit, war nie mein Ding.


Deshalb hatte auch der Führer bei mir keine nostalgische Chance. Ja, man sah Fotos, wo der Führer Kinder tätschelte und Blumensträuße entgegen nahm. Wie kann man vergessen, dass er ein machtgieriger Diktator und Verbrecher war. Wäre er irgendwie ein normaler Mensch gewesen, wäre er im Bett gestorben und nicht verendet im Bunker. Auch heute noch sehe ich es als meine Aufgabe an, die nackte Wahrheit zu erkennen, wenn andere von des Kaisers neuen Kleidern Schwärmen.

Verdrängen, vertuschen, verleugnen hat ausschließlich mit Lüge zu tun. Man lügt nicht, stiehlt nicht und tötet nicht, sagte mein Opa zu mir, und meine Oma (ausgebombt 1945 in Pforzheim) war ohnehin eine Heilige. Nur beim Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spiel konnte ich sie beim Schummeln ertappen. Ich hielt das nicht gerade für verbrecherisch, denn sie konnte himmlische Griesnockern machen. Dabei stelle ich fest, dass Griessnockerln auch mit Scharf-eß schreibbar sind. Statt zu verdrängen, habe ich früh gelernt, aufzuarbeiten.


Völkische Umtriebe 
Hier, in Yorkshire/Nordengland, mit meiner britischen Gemahlin, haben wir schon oft etwas aufgearbeitet. Den Unterschied etwa, zwischen Patriotimus und Nationalismus. Großmannssucht und Weltherrschaft, Bescheidenheit und Untertreibung. Humor auf Deutsch und auf Englisch. Immer wieder stoßen wir dabei auf Parallelen und Widersprüche. Die Art der Vertuschung und Verleugnung vergangener Untaten auf beiden Seiten hat uns immer beschäftigt. Ein Akrobat der patriotischen Art des Lügens ist dabei der Brexitbetreiber Nigel Farage. Wir gehen soweit, ihn eine britische Variante des braunen Deutsch-völkischen Umtriebs zu nennen.

Historisch gesehen, haben die Briten ihre Verbrechen in den Kolonien nur teilweise verarbeitet. Apartheit, Sklaverei, Kulturraub und vieles mehr warten noch auf den Mut des Rückbesinnens. Genau, wie die Ewiggestrigen in der Bundesrepublik immer wieder mit der Nase auf den nur kurz zurückliegenden Naziwahn gestoßen werden müssen. Dabei müssen Halbwahrheiten und Lügen mit  aller Deutlichkeit aufgedeckt werden. Wenn die AfD und ihre Agitatoren über unverdiente An- und Beschuldigungen klagen, dann nur, weil sie selbst nicht den Mut haben, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen.


Petry, die ewiggestrige Schnellschusswaffe 
Diese Wahrheit ist, dass das deutsche Volk nicht aus völkischen Trotteln besteht, sondern aus normalen Bürgern, deren Wurzeln überall in der Welt zuhause sein können. Auch wenn ich mich über Donald Trump ärgere, ein hirnloser Möchtegern, so bin ich der Bruder einer Amerikanerin mit zwei süßen Töchtern, meinen Nichten, mit einem ganz eigenen amerikanischen Klan. Das hat mit Trump nichts zu tun. Und 35 Jahre Arbeit in Frankreich haben bei mir ebenfalls viel Gutes hinterlassen, an dem auch eine Nazibraut wie Marine Le Pen nichts zu rütteln hat.

Also, Flüchtlinge sind keine Kinderschänder, Schnorrer, Faulpelze, nur weil sie oft Schwierigkeiten haben, Bio-Deutsch zu sprechen. Als Muslime können manche genauso beknackt sein wie bayrische CSU-Generalsekretäre und angstgeplagte AfDler oder Pegiden. Die katholische Kirche, der es beim Ablassgeschäft nur ums Geld ging und bei der Hexenverbrennung um reine Perversität, vergleichbar dem Judenhass der Nazis, Hat auch gehetzt und Gewalt erzeugt. Doch habe ich sicherlich genausoviele muslimische Freunde wie katholische. Die Religion juckt mich nicht, ich akzeptiere sie wie sie ist. Und ob man schwul oder sonstwas ist, geht mich (und die Neonazis in unserem Land) nichts an. Scheinheilige Bedenken sind einfach nur doof und naiv.


Immer irgendwo Ausländer. 
Angstmachen ist verbrecherisch, wenn man bedenkt, wieviele Menschen es gibt, die glauben, was man ihnen erzählt. Die Hassrede ist aus den gleichen Gründen kriminell. Wer dahinter steckt, ist hinreichend bekannt. Man kann gar nicht umhin, die AfD eine kriminelle Vereinigung der übelsten Sorte zu nennen. Rassisten. Ich bin es meinen jüdischen, ausländischen, europäischen und sonstigen Freunden und meinen schon lange verstorbenen Großeltern schuldig, die Dinge klar zu sagen. Die immer neuen Lügen und Behauptungen durch Leute wie Petry oder Storch, die Betroffenheit heucheln, werden leicht durchschaut. Leute für dumm zu verkaufen, zahlt sich nicht aus.






Samstag, 24. September 2016

Entblößter Humor - die Liebenden.

Die Medien haben uns damals den Kopf vollgeblasen mit Neuem. In den Fünfzigerjahren war unsere Gesellschaft sehr unsicher, spießig und verkrampft. Die Kirchen haben noch laut gejammert, wenn der Zerfall der guten Sitten wieder einmal sichtbar wurde. Dann fingen sie an, zu schweigen, um ihr Image zu retten. Man schielte nach Amerika, ohne zu wissen, warum. Philosophen, an die damals noch alle geglaubt hatten, gingen uns allmählich und für immer verloren, und neue Leitbilder tauchten auf. Humor der neuen Art war angesagt, nicht der schon bekannte, etwas deftige Busenulk, sondern  eher Arsen und Spitzenhäubchen (USA), als Schmunzelangelegenheit. Auch der schwarze Humor von The Ladykillers (1955) mit Alec  Guinness wurde bereitwillig aufgenommen. Dass unser vielgeliebter Sir Alec bisexuell war, wurde erst bekannt, als er 2001 starb. Davor schien es solche "Abartigkeiten" nicht zu geben.


Spass muss sein. 
In Deutschland war noch die sexuelle Einfalt das Maß aller Dinge, doch der deutsche Humor war am Aufwachen. Schon 1950 begann Loriot mit seinen umwerfenden Comics, doch erst in den Siebzigerjahren legte er richig los.


Evelyn Hamann, die Göttliche, half ihm dabei. Seitdem darf keiner mehr behaupten, den deutschen Humor gäbe es nicht. Wer kennt nicht die Nudel, die an Loriots ratloser Backe hing? Und Evelyns entgeisterten Blick?


Konflikte gab es genug. Der Schah von Persien und die Prügelperser. Die rotzfreche Kommune 1 in Berlin, eine Art SchmarotzerWG, die ständig von sich reden machte. Fritz Teufel, Rainer Langhans und ein paar andere. Auf dem Gebiet der sexuellen Emanzipation waren sie umfassend tätig. Man stellte fest, dass trotz vieler Fragwürdigkeiten, der Humor nicht zu kurz kam. Das Nacktfoto der Kommune hat DER SPIEGEL damals noch retuschiert, um das männliche Geschlecht verschämt zu verbergen. Eine ganz neue Welt. Mit viel Protest gegen alles. Wir Studenten skandierten etwas über den Mief von hundert Jahren, unter den Talaren (unserer Professoren).


Langhansens philosophische Einsichten wurden damals noch durch allerhand pubertären Kram behindert. Doch der Lebenskünstler hat sich zu einem guruhaften Weltversteher gemausert. Neuerdings lobt er das Internet, das uns vom Materialismus wegrücken kann, von der enggefassten Zweierbeziehung, um uns in der  digitalen Liebeswelt der Erfüllung näherzubringen.


Auch bei Langhans wurde vom Zahn der Zeit genagt. 
Mein Skeptizismus bleibt jedoch bestehen. Wer es in der Zweierbeziehung nicht schafft, ob hetero oder gleichgeschlechtlich, schießt wahrscheinlich etwas daneben. Macht solches glücklich? Wollen oder können wir überhaupt glücklich sein? Wir wissen das wohl erst, wenn der Zahn der Zeit uns zernagt hat.









Freitag, 23. September 2016

Liebe ist ...................

Ich bin der Verzweiflung nahe. Mein Geist sagt mir, dass es möglich sein muss, Liebe zu beschreiben. Nicht die Liebe zum Nächsten, zu kleinen Kindern, zu Gott oder so, nein, die Liebe als solche. Sofort muss ich mich auslachen. Stümper, die Liebe als solche! Welch ein Schwachsinn. Aber, es gibt sie, höre ich meinen  Geist lieblos murmeln. Aber, wo? In mir selbst? Fangen wir ganz vorne an: ja, es gibt sie, und wenn es sie nicht gäbe, wie sähe sie dann aus? Lasst uns der Nicht-Liebe erstmal eine Farbe zuweisen: nicht rot, verdammt nochmal! Gelb. Dann der Liebe: rot? Meinetwegen. Also gibt es sie doch?



Wenn Farben etwas bedeuten, ist das Erröten Teil des in Liebe Verstrickten. Das wäre ein Anfang: jemand verliebt sich, vielleicht sogar glücklich. Die Liebe wird erwidert. Gut, aber das bringt uns keinen Millimeter voran. Was Liebe ist, abgesehen vom chemischen Prozess im Hirn oder Körper des Liebenden, der sich offensichtlich nachweisen lässt, haben wir nichts Konkretes. Vielleicht ist auch der Ansatz falsch? Liebe richtet sich doch an jemanden mit Gegenliebe. Ich liebe sie, sie liebt mich.  Das ist mir zu einfach. Also bin ich wieder gescheitert.

Ich liebe den Wein. Vielleicht trinke ich mal einen Schluck. In vino veritas wäre ein Ansatz? Wein feuert an. Man erkühnt sich, seinem Liebestrieb nachzugeben. Aber, wohin kann sich so ein Trieb verirren? In das falsche Liebesobjekt. Dann kommt das Erwachen, der Absturz. Wir fürchten das und können nicht vertrauen. Also bleibt alles an der Triebhaftigkeit hängen? Nein, so kommen wir auch nicht weiter. Ich möchte nicht in einer Selbsthilfegruppe landen, wo mir jemand beibringen will, dass wir alle geliebt werden und selbst zur Liebe bestimmt sind.


Als Kind liebte ich Tante Johanna. Sie hatte keine Kinder und war nicht meine "richtige" Tante. Aber, sie und ich, wir waren ein Paar. Sie hatte immer eine Süßigkeit für mich, und ich lebte in der Gewissheit, von ihr geliebt zu werden. Bedingungslos. Das muss der Anfang gewesen sein, abgesehen von dem ersten Kuss auf den Mund, den ich von einem Mädchen im Kindergarten bekam, als wir beide nicht wussten was Liebe ist. Den Namen habe ich vergessen. Für die Ewigkeit konnte das nicht gewesen sein.


Des Meeres und der Liebe Wellen.... 
Also, ich kann mich nicht mehr drücken und versuche es jetzt: mir wurde fast schlecht, als ich sie sah. Es traf mich wie der Blitz. Keiner merkte etwas davon. Als sie mich ansah, überzog eine warme Röte meinen Körper. Ich konnte nicht sprechen. Meine Hände fühlten sich feucht an. Dann sprach sie zu mir. Ich stotterte zurück und fühlte, wie mir der Boden unter den Füßen entwich. Eine dumme Bemerkung: Amor hat seinen Pfeil auf uns abgeschossen und getroffen. Woran ich mich erinnere? Wir blieben zusammen und füttern auch heute noch die vielen Schmetterlinge in unseren Bäuchen. Ist das Liebe?





Zeit des Übertreibens.


Erinnern sich die kleinen Mädchen und Jungs von einst, wie es war, als plötzlich der Hula Hoop Reif auftauchte? Wie eine Epidemie kam das Ganze über uns. Alle wurden erfasst, als auch noch Orthopäden herausfanden, dass der Reif bei Bandscheibenbeschwerden nützlich sein konnte. Wie kam es dazu, dass praktisch auf der ganzen Welt gehulahupt wurde? Ursprünglich waren es die Indianer und die Inuit, die mit solchen Holzreifen ihre Jagdtechniken übten. Im 19. Jahrhundert konnte dann schon mal ein Kind damit spielen und auch kleine Rennen damit bestreiten. Dann passierte es: eine Firma in den USA, die Wham-O Corporation, produzierte 1958 für den amerikanischen Markt bereits 25 Millionen Kunstreifen. Dann fing ein Produzent in Deutschland damit an, und die weltweite Wirkung dieses freundlichen Wahns war erreicht. Warum? Weil damit auch ganz schnell ganz viel Geld verdient wurde.


Dann vermehrten sich diese Erscheinungen in einer beängstigenden Weise. Der Tsunami, ein japanisches Wort, wurde dank der Medien 2004 zeitgleich überall bekannt, obwohl es solche Monsterwellen schon früher immerwieder gegeben habt. Sogar die biblische Sintflut könnte ein solcher Tsunami gewesen sein. Das Erd-und/oder Seebeben, das zuerst die ganze Welt erreicht hat, mit 230 000 Opfern aus mehreren Ländern um den Indischen Ozean hält jetzt den Anspruch, das größte zu sein. Das Japanische Wort Tsunami (Hafenwelle) wurde auf einen Schlag bekannt und steht heute sogar für ähnliche Erscheinungen. Der recht seriöse The Guardian, die beste Tageszeitung Großbritanniens, titelte gestern auf der ersten Seite: Labour act to halt 'tsunami' of online abuse. Die Labourpartei will Tsunami des Internetmissbrauchs stoppen.

 Weitweit: Oktoberfest and Bratwurst. 
Dieser Missbrauch ist etwas Neues. Als Kinder lernten wir noch: Gib der Dame die Hand, antworte höflich, knall die Türen nicht zu und piesacke dein Brüderchen nicht! Heute haben Kinder als erstes im Leben damit zu tun, die Flut an Informationen und widersprüchlichen, oft unverständlichen Hinweisen aus dem Internet aufzunehmen und zu verarbeiten. Da ist oft keine Zeit, der Mutter oder Großmutter zuzuhören. Außerdem wissen alte Menschen natürlich nicht mehr wo's langgeht. Der Austausch mit Seinesgleichen ist dagegen Überlebenspflicht. Lernen ist angesagt, egal, was und warum. Wenn ich es anonym mache, kann ich sogar meinen verhassten Lehrer einen Deppen nennen, und den gerade verlorenen Freund  eine schwule Sau. Auf die Orthographie oder den Anstand kommt es dabei nicht an. Andere tun das ja auch. Bei Kindern ist das Herumeiern mit Ausdrücken ja noch verständlich.
Missbrauch! 
Wer sich jedoch ins Facebook oder andere soziale Medien begibt, kann sein blaues Wunder erleben. Du schwule Sau ist da nur eine der Ausdrucksweisen. Die Alternative für Deutschland, die durch ihre hektische und unintelligente Eigenwerbung viel Zorn auf sich zieht, muss sich ständig beklagen, missverstanden zu werden. Auch ich habe mich dabei erwischt, deftig auf manche AfD-Dummheiten zu reagieren. Dann schäme ich mich ein wenig und schaue herum, was so in anderen Ländern geschieht. In Yorkshire, Nordengland, bin ich - wie viele andere - den Albernheiten eines Nigel Farage ausgesetzt, der bei der Brexitkampagne sich jeder menschlichen Scham entblößt hat. Als Mitglied des Europäischen Parlaments missbrauchte er einen Auftritt, um seiner Verachtung für seine europäischen Kollegen Luft zu machen. Wenn es internationale Verhaltensregeln gibt, dann hat dieser politische Zwerg hemmungslos dagegen verstoßen. Über 90% der Zuhörer und Zuschauer haben sich sichtbar für ihn geschämt. Totschweigen wäre die einzige Antwort, doch auch in diesem Fall habe ich mich zu Idiot und Twat hinreißen lassen. Es war einfach nicht mehr auszuhalten.

John Lennon und Yoko Ono 
Wenn wir an die Jugend denken, dann sollte ihre "Tanzstunde" - falls es das noch gibt - wie früher mit einem Benimmkurs starten. Auch harte Strafen sollten ins Auge gefasst werden, wenn der flagrante Gebrauch von Verbalinjurien und Drohungen im Internet nicht gestoppt werden kann. Dieser Missbrauch hat Weltniveau erreicht und muss auch weltweit bekämpft werden. Wir wollen das Leben nicht als eine Fortsetzung des Krieges mit elektronischen Mitteln begreifen, sondern als etwas, das es wert ist, gelebt zu werden. Es ist nicht verboten, jemandem im Internet seine Liebe zu beichten, egal ob sexuell, heterosexuel oder sonstwie, aber andere zu beschimpfen und runterzu- machen, ist einfach mies.

Wir brauchen einen weltweiten Verhaltenskodex. Elektroniker aller Länder, reißt euch zusammen und führt eine gemäßigte Sprache!






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Mittwoch, 21. September 2016

Classic FM - Keine Angst, ich finde es heraus.


 Zuerst sitzt man vor dem Radiogerät und lauscht. Hier in Yorkshire ist es Radio Leeds von BBC. Gut genug für die Nachrichten, sowohl regional als auch national. Zum Glück erhält man auch über das Internet den Deutschlandfunk, der stündlich die wichtigsten Nachrichten international und national verbreitet, sodass man als Immigrant in Shakespeareland gut versorgt ist. Dann kommt der Sender für die Seele oder das Musische, etwas zum Träumen. Als es noch Plattenspieler gab, legte man sich seine Lieblingsplatte auf, bis die vielen Kratzer nicht mehr zu überhören waren. Hier in England gibt es für das Klassische einen Sender, der sich Classic FM nennt.


Was immer Classic FM anbietet, ist herrliche Musik, die man irgendwie schon gehört hat. Ein Moderator schwelgt in musikalischen Leckerbissen wie die Schererazade von Rimsky-Korsakov oder den Schwanensee von Tschaikovsky. Gewöhnlich schalte ich das Gerät zum Frühstück ein und beim Verlassen des Wohnzimmers am Abend wieder aus. Eine angenehme Dauerberieselung, möchte man denken. Schon wegen der stündlichen Nachrichten schaltet man nicht ab. Das führt dazu, dass man - wenn man am Rechner sitzt, telefoniert oder sonst etwas tut,  meist nur mit halbem Ohr den Classic-FM-Schnäppchen lauscht. Das kann Folgen nach sich ziehen.


Arabische Nächte... 
Plötzlich entdeckt man, dass die Lieblingsmusik, egal was es ist, in kurzen Abständen immer wieder runtergespielt wird. Es tritt ein Ablutscheffekt ein, den man sich nichteinmal für seine Lieblingsspeise wünscht, eben weil man sich den Genuss nicht verderben will. Nicht schon wieder, hört man sich ausrufen. Warum tun sie das? Dann kommt man dahinter. Inzwischen wird The Game of Thrones schon wieder angekündigt. Der Kauf eines Classic FM Wine (=devine!) ebenfalls. Die Werbeslogans überschlagen sich. This is Classic FM. Man bekommt eine Extra Bottle, wenn man zehn Flaschen kauft. Oder einen Maserati oder Vauxhall, mit 500 Pfund Nachlass.  Und so weiter. Die Werbemoderatoren überschlagen sich in Angeboten. On FM, On Line, On Internet. The Hall of Fame und das tägliche Musikangebot geben sich die Tür in die Hand.


Wie kommt so etwas zustande? Nichts gegen die Filmmusik von Howard Shore in Der Herr der Ringe. Bei einem weltweiten Angebot an klassischer Musik, das von Beethovens Für Elise bis zu Debussys Claire de lune, von Benjamin Britton bis zu Gershwin und Rossini reicht, würde sich jeder echte Melomane die Mühe machen, geografisch, historisch, geschmacklich und gemütsbedingt einen weiten musikalischen Bogen um das Riesenangebot zu schlagen. Aber, nein, die Musikwünsche werden von den Zuhörern bestimmt. Also, Klassik für Lieschen Müller, oder Lizzy Miller? Der Unterschied dürfte nicht so groß sein. Wenn also ein Reklamesender möglichst viele Hörer haben möchte, muss er sie befriedigen. Also: den Bolero von Ravel, alle zwei Tage , die Arabischen Nächte, das Ave Verum, den  Trumpet Tune by Henry Purcell alle drei Tage undsoweiter. So kommt es, dass die Fimmusik zu Herr der Ringe schon im siebten Jahr - The World's Greatest Musik- zur größten Musik gewählt wurde. Wir haben uns gerade einen roten Lederkoffer gekauft. Was da drin ist? Ein Plattenspieler der alten Art, denn wir haben noch ein paar Platten, die noch nicht zerkratzt sind.


Classic FM muss nicht verstummen. Einen Maserati werden wir aber nicht kaufen. Doch Gustav Holsts Opus 32, The Planets, kommt mir zum Frühstück heute sehr gelegen. Schön zu sehen, bzw. zu hören, dass manche musikalische Renner noch nicht zu Ohrwürmern verkommen sind. Das Wetter und die Wolken am Himmel regen heute zum Träumen an. Für mich sind diese Wolkengebilde gefühlte Musik.






Dienstag, 20. September 2016

Ich weiß, man spricht nicht gern darüber!

Nach der sexuellen Befreiung und der Überwältigung vieler Tabus auf diesem Gebiet, bleibt noch viel zu tun, um Licht in das Dunkel unserer Triebwelt zu bringen. Hatte, zum Beispiel, Adolf Hitler einen Orgasmus, wenn er ins Mikro röhrte: Mein Volk? Kunstpause? Weitermachen? Zum Höhepunkt kommen? Die Juden sind an allem schuld, oder so. Frenetischer Beifall? Das Mikrofon, als das Viagra, mit dem man die Power verstärken konnte. Lautsprecher mit Breitenwirkung. Eigenartigerweise nutzte der Führer die Fäkalsprache nur sehr selten. Das Wort Scheiße ist ihm kaum über die Lippen gekommen. Doch mit Hilfe Johann Wolfgang von Goethes Farbenlehre konnte man im tausendjährigen Reich braun als die dominierende Farbe erkennen. Rosarot wurde den schwulen Mitmenschen zugeschrieben, mit denen man nichts anfangen konnte, außer, man "entsorgte" sie.


Braune Soße 
Nigel Farage, der britische Gründer der UKIP (United Kingdom Independent Party) muss einen gehabt haben, einen politischen Orgasmus, als er bei voll ausgerichteten Kameras und Mikros seine Tiraden im Europäischen Parlament losließ. Ein sieghaftes (Sieg Heil) Lächeln auf seinem Gesicht konnte nicht übersehen werden, als Millionen Europäer mit Entsetzen seiner Rede zuhörten. Jean-Marie Le Pen, der Urvater der braunen Bewegung in Frankreich, saß hinter ihm und schaute missmutig drein, denn Farage kam allmählich zum Höhepunkt: Europa taugt nichts. Das Parlament besteht aus Nichtstuern....Nach dieser Entladung, die durchaus auch etwas Sexuelles hatte, setzte er sich erschöpft hin und grinste zufrieden.


Having an orgasm? 
Friss die Torte, du braunes Luder, soll jemand gerufen und eine Torte auf sie geschleudert haben. Da haben wir diese Farbe wieder: Dieses Mal geht es um eine Adelsperson, die das Edle in ihrem Wesen noch nicht ganz verinnerlichen konnte: Beatrix von Storch, eine Mitgenossin von Frauke Petry und für die neuen deutschen Braunen (AfD) im Europäischen Parlament. Kein Wunder, dass sie sich nicht gerade wegduckte, als Farage seinen künstlichen Wutausbruch bekam. Sie saß hinter ihm, zufrieden nickend. Welch eine zufällige Vorsehung, würde der Führer sagen. Frauke Petry wäre eigentlich auch orgasmusverdächtig, so sie vor der Kamera sitzt. Der sieghafte (Sieg Heil) Glanz in ihrem sonst völlig entleerten Gesicht wird jedoch benötigt, um ihr Gedankengut kräftig zu vernebeln. Doch, sie weiß, dass mit ihren braunen Argumenten jedem Mann sofort der Appetit auf mehr vergeht. Dabei könnte sie mit einer Flasche Zwetschgenwasser ähnliche Erfolge erzielen. Also: Orgasmus unvorstellbar.


von Storch, kurz davor. 
Anders ist es mit Marine Le Pen. Sie weiß, dass man mit Farben vorsichtig umgehen muss. Ihr brauner Vater wirkt in seinen besten Zeiten noch, als wolle er zubeißen, wenn er sprach. Deshalb muss ihn die Tochter vom rechten Programm abgesetzt haben. Also: bräunlich, mit einem Schuss Morgenröte. Auch ist la douce France ebenfalls noch nicht bereit, den latenten Antisemitismus im Land voll auszuleben. Marine hat das Buch gelesen, wonach ein Orgasmus im Französischen als la petite mort bezeichnet wird. Es ist Das Geheimnis der Frauen von Elisa Brune und Yves Feroul. Der "kleine Tod" (415 Seiten!) tritt immer dann ein, wenn beim Höhepunkt das Gehirn völlig abgeschaltet wird. Manche erinnern sich deshalb an nichts mehr, wenn es vorbei ist. Haben wir da nicht eine Erklärung entdeckt für manches politisch Gesagte?


Ein bisschen zu viel? 
Man könnte jetzt ungehemmt fortfahren mit den Orgasmuskandidaten, Hofer in Österreich, Geert Wilders in Holland (der Führer der Freiheitspartei), Orban in Ungarn undsoweiter. Und, nachdem eine Abbildung des Schniedels von Donald Trump einen triumphalen Zug durch das Internet gemacht hat, können wir dieses Thema hier abhaken. Amerika muss sich eine andere Farbe aussuchen. Vielleicht kann die bräunlich angehauchte Sarah Palin dabei helfen? Sie ist lebenslanges Mitglied der amerikanischen National Rifle Association, gegen gleichgeschlechtliche Ehen und für die Todesstrafe. Kann es sein, dass neuerdings alle populistischen Mitredner (auch der bayrische CSU-Sprecher Scheuer) sich auf dem Weg in einen braungefärbten Orgasmus befinden? Die fäkalen Exzesse im Internet deuten darauf hin. Das ist echt Scheiße.


Wo ist der nächste Porzellanladen? 
Meine Lieblingsfarbe ist rosarot, man könnte auch sagen: himbeerfarbig. Ich habe schwule Freunde, bin gegen das Gleichgeschlechtliche in meiner persönlichen Beziehung zum anderen Geschlecht, doch muss ich nicht wissen, was andere so tun. Das betrifft auch orgasmische Befindlichkeiten, außer bei Adolf Hitler, den Le Pens, Farage, von Storch, von Petry etcetera. Das interessiert mich ungemein. Dabei muss ich feststellen, dass Hitler ein Bio-Österreicher war, und ich bisher in sechs verschiedenen Ländern gelebt habe. Nie als Flüchtling, doch immer als Ausländer. Meine ganze Sympathie gilt all jenen, die ihre Heimat verlassen mussten. Das Braune überlasse ich jenen, die irgendwann wegen Hass, Engstirnigkeit, Bosheit und Gier hoffentlich des Landes verwiesen werden, weil sie stinken. Aber, wohin mit ihnen? Ich entschuldige mich bei der schönen Farbe braun, die wegen dieser hirnlosen Zeitgenossen wieder so in Verruf geraten ist.


DIE BRAUNE INTERNATIONALE? 




Sonntag, 18. September 2016

Box Tree - ein richtig guter Esstempel.

Wie er sich nennt, wissen wir nicht. Er sprach Englisch mit einem klaren französischen Zungenschlag. Cath hat ihn schon bei der telefonischen Tischbestellung geoutet. Man muss dazu sagen, dass sterneverdächtige Gasthäuser in England eine gewisse Seltenheit genießen. Ist aber auch egal, denn es sind nicht die oft pompösen Michelinsternchen, die ein Essen einmalig machen, sondern der eigene Gaumen. Wir wurden also heute im Box Tree in Ilkley erwartet. Der letzte freie Tisch wurde uns durch Zufall zugeschanzt. Wir erfuhren, dass dezente Kleidung erwartet wird. Also holte ich meine dunkelblaue Jacke heraus, die mit dem herrlichen Einstecktuch und dem Ansteckerchen, das mich als geehrte Person ausweist. Ilkley ist ein Kurort in West-Yorkshire, im Norden Englands.


Man kann über die aufkommende Fremdenphobie in England sagen was man will, sie wirkt nicht sehr agressiv und sichtbar. Cath fragte also sofort nach dem Sommelier, der Französisch sprach und uns gut beriet: ein französischer Rotwein aus dem Südwesten Frankreichs für Cath musste es natürlich sein. Ich bekam einen britischen Weißwein aus Kent angeboten, wobei unser Weinschenk nicht einmal in Tränen ausbrach. Das hätte es früher nicht gegeben. Jeder Engländer hätte noch in den Achzigerjahren die französische Weinhegemonie ohne Murren anerkannt. Sowohl der Rotwein, als auch der englische Weißwein waren ganz hervorragend und zum Essen passend.


Auch kleidermäßig konnte die Kirche im Dorf bleiben. Ich gab mich bei erster Gelegenheit als Deutscher zu erkennen, und die beiden Ober, die uns freundlichst bedienten, stammten aus Polen und aus Rumänien. Also, europäischer kann gutes Essen eigentlich nicht präsentiert werden. Dabei war die Küche eher eine neuenglische, nichts daran erinnerte an fremde Herkünfte. Vorspeise: Heritage tomatoes in drei Farben (rot, gelb, grün) mit Gazpacho jelly und einer weißlichen Creme. Gelierten Gazpacho habe ich in Spanien noch nie gegessen. Es ging hier nicht nur um Spielereien, sondern um Originelles und Köstliches.


Den Hauptgang teilten Cath und ich: ein superweiches, absolut köstliches Lammkarree, mit Gemüse, Yorkshire Pudding und einer ganz edlen Mintsauce. Ich halte nichts von einer akribischen Beschreibung eines Menüs, wenn man kein Fachmann ist. Doch mein Gaumen spricht Bände, wenn er herausgefordert wird. Das war der Fall, und unser Sommelier hat uns noch gestanden, dass er in der Traube in Tonbach (Schwarzwald) gearbeitet hat. Der Kreis schließt sich gerne, wenn man erfährt, dass Harald Wohlfahrt, frei nach einer der 10 besten Zeitungen der Welt, The Gardian (ich bestätige das gerne), die Traube in Tonbach als eines der 10 besten Restaurants der Welt bezeichnete, was Cath und ich ebenfalls bestätigen können, obwohl die Kürung zu einem der besten, weltweit, leicht anfechtbar ist.


Was bleibt da noch, als vom hohen Ross herunter zu kommen, und ein wirklich gutes Gasthaus, das Box Tree in Ilkley, als ein wirklich gutes Gasthaus zu bezeichnen? Mit der uneigennützigen Hilfe Europas, das Großbritannien dummerweise beschlossen hat, zu verlassen, jedenfalls politisch, ist das Land gerade dabei, kulinarisch und gaumenmäßig einen Achtungserfolg nach dem anderen zu erhaschen. Ich würde auch der Alternative für D. und den PEGIDAS empfehlen, den Mund nicht zu voll zu nehmen, wenn es um Flüchtlinge in Deutschland geht. Womöglich erfahren wir alle durch diese "Ausländer" letzten Endes eine ungeahnte Bereicherung. Das war immer schon so und wird in Zukunft genauso sein.






Freitag, 16. September 2016

Adölfchen, du weißt schon, dass ich Jüdin bin.

Manchmal wühle ich in unserer Geschichte herum und werde hoffnungslos abgelenkt. Dieses Mal wollte ich mich um Stéphanie von Hohenlohe bemühen, die eine bewegte Geschichte hinter sich hatte, als sie 1972 in Genf verstarb. Im Jahr 2016 wäre sie 125 Jahre alt geworden. Statt dessen ging sie in die Geschichte ein und wäre heute weitgehend vergessen, wenn da nicht die Historikerin und Autorin Martha Schad ein Buch über sie geschrieben hätte, Hitlers geheime Diplomatin, das auf Deutsch 2004 herauskam, aber auch auf Englisch (Hitler's Spy Princess) und vielleicht in weiteren Sprachen zu lesen ist.


Martha Schad 
Eine Autorin, die ständig in der Geschichte kramt, kann nur fündig werden, weil die Menschheit allzuschnell vergisst. Bei Spioninnen wie unserer geadelten Stéphanie, kommt auch noch die Geheimniskrämerei des Schnüffelgewerbes dazu, dessen Schleier zu lüften nicht immer leicht ist. Die Hauptthemen der überaus fruchtbaren Historikerin Schad drehen sich um Königshäuser und deren Frauen. Doch, nicht nur: das weibliche Geschlecht wird mit Neugier durchleuchtet, seine Schwächen und Stärken aufgezeigt. Und Wissenslücken gefüllt.

Stalins Tochter erschien 2013, Sie liebten den Führer (wie Frauen Hitler verehrten), 2009, Hitlers geheime Diplomatin, 2004. Davor: Frauen gegen Hitler. Frauen, die die Welt bewegten (Geniale Frauen, der Vergangenheit entrissen), 2000. Martha Schads Liste ist unendlich lang. Auch als Herausgeberin ist sie tätig: Macht und Mythos. (Die großen Dynastien).


Prinzessin Stéphanie 
Im Deutschlandfunk stieß ich dann auf eine Erinnerung an den 125. Jahrestag ihrer Geburt: Stéphanie  Maria Veronika Juliana Prinzessin zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, geborene Richter. Wer solchermaßen mit wohlklingenden Namen hermetisch eingerüstet ist, muss sich um den Rest des sozialen Aufstiegs nicht mehr kümmern. Ihr leiblicher Vater war wohl Max Wiener, der Steffi ein wohlbehütetes Elternhaus gewährte. Ehrgeizig, intelligent und hübsch wie sie war, lernte sie in Wien Klavier, in Eastbourne englische Konversation, sowie das Metier einer künftigen Dame: Tennis, Segeln, Jagen, Rudern, Schlittschuhlaufen.


In ihrer Heimat gewann sie erstmal einen Schönheitswettbewerb. Erhielt Heiratsanträge und - wie unvermeidlich - lernte den verheirateten Erzherzog Franz Salvator von Toskana kennen, einen Schwiegersohn des österreichischen Kaisers. Sie wurde von ihm schwanger und musste standesgemäß mit Großherzog Friedrich Franz zu Hohenlohe usw. verheiratet werden. Dieser ließ sich 1920 wieder scheiden, und unsere Steffi war eine Dame der Gesellschaft. Dieser Umstand erlaubte ihr, als Hitler die Macht ergriffen hatte, mit dessen persönlichem Adjutanten Fritz Wiedemann in Kontakt zu kommen  und den Außenminister des Reiches, Joachim von Ribbentrop, kennen zu lernen.


Lord Halifax 
Damit war ihre Tür zu Adolf Hitler geöffnet, der sie wohlwollend "liebe Prinzessin" nannte und ihr eine goldene Ehrennadel der NSDAP überreichte. Damit wurde das jüdische Mädchen von einst zur Ehrenarierin. Hitler überging geflissentlich Steffis Herkunft, was eine Reihe von gestandenen Nazis sehr erzürnte, machtlos wie sie waren. Dann ließ sie ihre Beziehungen zu England spielen. Ihre Vermittlertätigkeit zu Lord Halifax brachte ihr 1938 das Schloss Leopoldkron als Residenz ein. Hier wollte sie einen politischen Salon eröffnen. Ob es klappte, weiß ich nicht. Hochrangige Nazisympathisanten in England machten sie zum Ehrendmitglied der Englisch-Deutschen Kameradschaft.

Selbst das Ende des Dritten Reiches konnte sie glimpflich angehen: 1940 zog sie in die USA, wo sie als deutsche Spionin interniert wurde. Am Ende des Krieges, konnte sie dann für Henri Nannen und Axel Springer in Deutschland arbeiten. Stéphanie muss immer den richtigen Ton getroffen haben, sonst hätte sie das alles nicht überlebt. Jetzt ruht sie in Frieden, irgendwo in Genf. Viel wurde über sie geschrieben. Eine französische Zeitung nannte sie einen Vampir der Politik.  "Adölfchen, du weißt schon, dass ich Jüdin bin", hat sie wohl nie gesagt. Es ist meine etwas frivole Art, mit geschichtlichen Tatsachen umzugehen.

Donnerstag, 15. September 2016

Yorkshire Tagebuch - 13 - Unsere Kühe, was sonst?

Es sind nicht unsere Kühe. Sie sind schwarzweiß gefleckt und leben oben, auf Nachbars Wiese. Gewöhnich halten sie sich zurück und respektieren die Distanz zu den Menschen. Doch wehe, man macht ihnen ein Zeichen und zeigt Sympathie. Unglaublich Neugierig nähern sie sich dann. Kuh bleibt Kuh.



Mit den Gänsen ist es so eine Sache. Nicht in Haworth, wo wir wohnen, haben wie sie getroffen, sondern in Malham, bei einem Ausflug in eine malerische, bergige Landschaft, etwa eine Autostunde von Haworth entfernt. In beiden Fällen haben wir es mit intelligenten Tieren zu tun. Von Kühen kennt man die Neugier. Sie wollen sehen und wissen(?). Bei Gänsen ist der historische Beleg, dass sie am Capitol in Rom aufmerksam schnatterten, um die Römer rechtzeitig vor den herannahenden Galliern zu warnen und sie damit vor dem nächtlichen Überfall zu retten.


Kühe können wohllüstig schauen, Gänse können beißen, wenn sie glauben, ihre Kinder verteidigen zu müssen. Als Knabe musste ich mal mein Schwesterchen vor einem wütenden Gänserich verteidigen, indem ich ihn mit beiden Händen am Hals packte, und versuchte, ihn um meine eigene Achse zu drehen. Er war so schwer, dass wir nur ganz mühsam vom Boden abhoben. Dann ließ ich los. Schwester gerettet, Gänserich fortan respekt voll am Ausweichen wenn wir ankamen. Und meine Furch vor fletschenden Gänsen war für immer besiegt. Kühe sah ich immer als meine Freundinnen an. Keine Feindgefühle, nur brüderlich-schwesterliche Gefühle. Und Milch trinken war ein knabenhafter Bedarf von mir.


Den klassischen Gänsemarsch möchte ich absichtlich vom Aufmarsch militärischer Einheiten unterscheiden. Es fehlt der Taktstock des Musikkapellmeisters. Gänse trotten oder watscheln ungeordnet. Aber ein Ziel müssen sie vor Augen haben, sonst klappt es nicht. Kühe haben dieses Ziel nicht. Sie lieben den Menschen wie er ist.


Das Apfelbäumchen im Vordergrnd gehört uns. 
Was wir sehnlichst hoffen, ist, dass der Apfel seine volle Reife, sagen wir so gegen Weihnachten erreicht, damit wir ihn stolz unserer deutschen Seite im Badischen zeigen können. Als Beweis. Ihn vielleicht sogar bei einer polnischen Gans zum Verzehr anbieten.