Mittwoch, 28. September 2016

Max Mannheimer oder ben jakov

Wie alle Überlebenden des Holocaust schämte er sich, angesichts der vielen ermordeten Juden noch einer der wenigen zu sein, die es auf wundersame Weise geschafft haben, der Nazi-Tötungsmaschinerie zu entkommen. Er starb jetzt im schönen Alter von 96 Jahren in München. Auch sein jüngerer Bruder Edgar hat überlebt, während zwei weitere Brüder, seine Schwester und die Eltern, sowie seine Frau, von den Verbrechern des Naziregimes umgebracht wurden. Max und Edgar Mannheimer waren die Brüder, die vom Leben die Chance erhielten, ausführlich über ihre Erlebnisse zu sprechen und zu schreiben. Beim Lesen des Interviews über die KZ-Gedenkstätte in Mühldorf Hart (im tiefen Bayern), das Edgar Mannheimer im Dezember 1986 in Zürich gegeben hat, kamen mir die Tränen.

Max 
Auch Wut überkam mich, bei seinen jugendlich unvollständigen Erinnerungen. Wie konnte man Menschen so behandeln und zerstören? Edgar war 13 als man ihn deportierte. Mein Zorn kommt auch hoch, wenn ich daran denke, dass es offensichtlich heute Menschen gibt, die das Verbrechen des Holocausts kleinreden oder gar leugnen wollen. Ich weiß, dass die Alternative für Deutschland (AfD) und ähnliche rechtsextreme Gruppierungen, bewusst die Schrecklichkeiten der Judenverfolgung heute unter den Tisch zu kehren. Das ist Geschichtsfälchung und neues Verbrechen, wofür harte Strafen die einzige Antwort sein können.

England, Deutschland: der rechte Rand 
Wenn Lüge, Rassismus und Ausgrenzung die Oberhand gewinnen, wird es in Deutschland wieder Mord und Totschlag geben, zumal auch in anderen Ländern Neid und Missgunst zusammen mit nationalistischem Gedankengut um sich greifen. Die Naivität der Dreißigerjahre können wir uns nicht mehr leisten. Wir wissen zu viel. Und Flüchtlinge gibt es überall auf der Welt. Wir MÜSSEN unseren ausländischen Mitbürgern bei der Eingliederung helfen und denken nicht daran, Inseln oder Ghettos für sie einzurichten. Die Neonazis wollen nur Angst und Wut verbreiten. Das dürfen wir nicht zulassen.

Die Mannheimerfamilie ausgelöscht 

Der Weg der Mannheimer-Familie war die Hölle. 1943, also relativ spät, weil sie zunächst noch in Böhmen-Mähren, dann in Ungarn leben konnten, kamen sie ins KZ Theresienstadt. Max und Edgar dann nach Warschau, Auschwitz, Dachau, Mühldorf in Bayern, das eine Art Zweigstelle von Dachau war, ein Außenkommando. Zu Skeletten abgemagert und an Typhus erkrankt, wurden sie schließlich am 30. April 1945 in Tutzing von den Amerikanern befreit. Trotz ihrer mörderischen Erlebnisse haben Max und Edgar gegen jeden Hass angekämpft. Rache an ihren Peinigern schlossen sie aus. Sie traten für Frieden und Verständigung unter den Menschen ein. Max nannte sich zu Ehren seines ermordeen Vaters Jakob, ben jakov, Sohn Jakobs.

Edgar und Max 

Der Hass und die Feindlichkeiten gegen Flüchtlinge, wie sie die AfD-Adepten Petry, von Storch, Höcke, Meuthen etc. propagieren, dürfen wir nicht hinnehmen. Die mühsam nach dem Dritten Reich wieder gewonnene Selbstachtung der Deutschen, an der auch Angela Merkel einen Anteil hat, darf nicht mehr verloren gehen. Sie hat uns alle zu viel gekostet.


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