Sonntag, 25. September 2016

Blumen für Adolf - das petryfizierte Böse.

Ich bin seit meiner Kindheit dazu verdammt, hinzuschauen. Bei Fliegerangriffen im 2. Weltkrieg sah ich mir  heimlich die zerstörten Häuser in Karlsruhe an, um zu sehen, wie das Grauen aussieht. Mama tat alles, mich von den Toten wegzuhalten. Aber auch das habe ich gesehen. Tod und Zerstörung. Dreck und Finsternis. Die Hinwendung der Nachkriegsgesellschaft zu einer verharmlosenden und leugnenden Sicht der Vergangenheit, war nie mein Ding.


Deshalb hatte auch der Führer bei mir keine nostalgische Chance. Ja, man sah Fotos, wo der Führer Kinder tätschelte und Blumensträuße entgegen nahm. Wie kann man vergessen, dass er ein machtgieriger Diktator und Verbrecher war. Wäre er irgendwie ein normaler Mensch gewesen, wäre er im Bett gestorben und nicht verendet im Bunker. Auch heute noch sehe ich es als meine Aufgabe an, die nackte Wahrheit zu erkennen, wenn andere von des Kaisers neuen Kleidern Schwärmen.

Verdrängen, vertuschen, verleugnen hat ausschließlich mit Lüge zu tun. Man lügt nicht, stiehlt nicht und tötet nicht, sagte mein Opa zu mir, und meine Oma (ausgebombt 1945 in Pforzheim) war ohnehin eine Heilige. Nur beim Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spiel konnte ich sie beim Schummeln ertappen. Ich hielt das nicht gerade für verbrecherisch, denn sie konnte himmlische Griesnockern machen. Dabei stelle ich fest, dass Griessnockerln auch mit Scharf-eß schreibbar sind. Statt zu verdrängen, habe ich früh gelernt, aufzuarbeiten.


Völkische Umtriebe 
Hier, in Yorkshire/Nordengland, mit meiner britischen Gemahlin, haben wir schon oft etwas aufgearbeitet. Den Unterschied etwa, zwischen Patriotimus und Nationalismus. Großmannssucht und Weltherrschaft, Bescheidenheit und Untertreibung. Humor auf Deutsch und auf Englisch. Immer wieder stoßen wir dabei auf Parallelen und Widersprüche. Die Art der Vertuschung und Verleugnung vergangener Untaten auf beiden Seiten hat uns immer beschäftigt. Ein Akrobat der patriotischen Art des Lügens ist dabei der Brexitbetreiber Nigel Farage. Wir gehen soweit, ihn eine britische Variante des braunen Deutsch-völkischen Umtriebs zu nennen.

Historisch gesehen, haben die Briten ihre Verbrechen in den Kolonien nur teilweise verarbeitet. Apartheit, Sklaverei, Kulturraub und vieles mehr warten noch auf den Mut des Rückbesinnens. Genau, wie die Ewiggestrigen in der Bundesrepublik immer wieder mit der Nase auf den nur kurz zurückliegenden Naziwahn gestoßen werden müssen. Dabei müssen Halbwahrheiten und Lügen mit  aller Deutlichkeit aufgedeckt werden. Wenn die AfD und ihre Agitatoren über unverdiente An- und Beschuldigungen klagen, dann nur, weil sie selbst nicht den Mut haben, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen.


Petry, die ewiggestrige Schnellschusswaffe 
Diese Wahrheit ist, dass das deutsche Volk nicht aus völkischen Trotteln besteht, sondern aus normalen Bürgern, deren Wurzeln überall in der Welt zuhause sein können. Auch wenn ich mich über Donald Trump ärgere, ein hirnloser Möchtegern, so bin ich der Bruder einer Amerikanerin mit zwei süßen Töchtern, meinen Nichten, mit einem ganz eigenen amerikanischen Klan. Das hat mit Trump nichts zu tun. Und 35 Jahre Arbeit in Frankreich haben bei mir ebenfalls viel Gutes hinterlassen, an dem auch eine Nazibraut wie Marine Le Pen nichts zu rütteln hat.

Also, Flüchtlinge sind keine Kinderschänder, Schnorrer, Faulpelze, nur weil sie oft Schwierigkeiten haben, Bio-Deutsch zu sprechen. Als Muslime können manche genauso beknackt sein wie bayrische CSU-Generalsekretäre und angstgeplagte AfDler oder Pegiden. Die katholische Kirche, der es beim Ablassgeschäft nur ums Geld ging und bei der Hexenverbrennung um reine Perversität, vergleichbar dem Judenhass der Nazis, Hat auch gehetzt und Gewalt erzeugt. Doch habe ich sicherlich genausoviele muslimische Freunde wie katholische. Die Religion juckt mich nicht, ich akzeptiere sie wie sie ist. Und ob man schwul oder sonstwas ist, geht mich (und die Neonazis in unserem Land) nichts an. Scheinheilige Bedenken sind einfach nur doof und naiv.


Immer irgendwo Ausländer. 
Angstmachen ist verbrecherisch, wenn man bedenkt, wieviele Menschen es gibt, die glauben, was man ihnen erzählt. Die Hassrede ist aus den gleichen Gründen kriminell. Wer dahinter steckt, ist hinreichend bekannt. Man kann gar nicht umhin, die AfD eine kriminelle Vereinigung der übelsten Sorte zu nennen. Rassisten. Ich bin es meinen jüdischen, ausländischen, europäischen und sonstigen Freunden und meinen schon lange verstorbenen Großeltern schuldig, die Dinge klar zu sagen. Die immer neuen Lügen und Behauptungen durch Leute wie Petry oder Storch, die Betroffenheit heucheln, werden leicht durchschaut. Leute für dumm zu verkaufen, zahlt sich nicht aus.






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