Dienstag, 31. Oktober 2017

Martin Luther - ein Teufelsbraten?

Mit seinen 95 Thesen, heute vor genau 500 Jahren an der Kirche von Wittenberg angeschlagen, hat der katholische Mönch Martin Luther deutlich gegen die Korruptheit seiner Kirche protestiert. Es war die menschliche Gier, die damals unter dem Deckmäntelchen der frommen Sündhaftigkeit den armen Gläubigen das Geld aus den Taschen zog. Ablass nannte man das. Eine Art Rabatt für begangene Sünden. Wir kennen die Geschichte. Mit dem Ablass war richtig Geld zu verdienen, wobei die Bäuche vieler immer dicker wurden.

Noch heute gibt es Menschen, die behaupten, der Protestler Martin Luther schmore deshalb dafür in der Hölle. Von der wahren, heiligen Kirche abgefallen, dafür gibt es Strafen. Reich gemacht hat es Martin nicht. Sonst hätte er seinen Namen eher einer Bank überlassen, die Kredite an fromme Protestanten vergibt und auch noch passende Denkmäler herstellen lässt, zum Ruhme des Gründers.  Statt dessen hat Luther viel für die Erneuerung der Religion(nen) getan und so eine Art Renaissance ausgelöst. Jetzt leben wir frei vom Druck, ständig an etwas Heiliges denken zu müssen, aber, wenn wir wollen, dürfen wir echt fromm und gläubig sein.


Was geblieben ist, sind die Zehn Gebote, mit denen wir oft recht schlampig umgehen. Luthers Schuld ist das nicht, doch seine Thesen hätten, bankenmäßig, ruhig etwas deutlicher sein können. Dann wäre Mutter Theresa nicht passiert, was schließlich ihrem angehäuften Milliardenvermögen zugestoßen ist. Als die Dame nach Jahren aufopfernder Kinderliebe das Zeitliche gesegnet hatte, hinterließ sie ein Milliarden-Konto von erbettelten Geldern, die in den Schoß der Kirche zurückkehrten. Wieviele Millionen hungernder Kinder gibt es zur Zeit auf der Welt? Das Problem ist die "gerechte" Verteilung. Die Verantwortlichkeit, mit der man umgehen muss. Wer weiß denn, wieviele dieser Kleinen den rechten Glauben haben?

Doch die Zehn Gebote Gottes sind noch nicht außer Kraft gesetzt. 1. Du sollst keine fremden Götter neben mir haben und meinen Namen nicht missbrauchen(2). Das dritte der Top Ten ist gerade heute aktuell. 3. den Feiertag heiligen. Also kein Schlagbohrer und auch kein Rasenmäher. 4. Vater und  Mutter ehren. Aber, was ist mit den Adoptiveltern? Den Gleichgeschlechtlichen? Den Alkoholikern? 5. Du sollst nicht töten. Wie ist es mit dem Gebrauch von Schusswaffen an den Grenzen? 6. Nicht ehebrechen, wenn alle Beteiligten nicht verheiratet sind? 7. Nicht stehlen. Steuerflucht??? 8. Kein falsches Zeugnis ablegen. 9. und 10. Nicht deines Nächsten Haus, Weib, Magd usw. begehren. Aber, bitte auch das Auto nicht vergessen.

Martin Luther King 
Die Auffrischung der Zehn Gebote scheint heute notwendig, denn die Dinge haben sich verändert, die  Zehn Gebote nicht. Fremde Götter gibt es wie Sand am Meer. Ihre Namen werden nur noch missbraucht. Feiertage werden regelmäßig in der Kneipe geheiligt, Für Schlagbohrer gibt es Ohrenschützer. Vater und Mutter kann man sich im Fernsehen anschauen. Töten kann man auch mit Drogen. Es dauert nur etwas länger. Ich kürze etwas ab: Deines Nächsten Magd ist vielleicht ein Mann, Hauptsache, es kommt nichts ans Auto.

Lieber Martin Luther, ich konnte nicht anders. Du ragst als Protestant derart in die Gegenwart hinein, dass wir heute Deine 500 Jahre Anschlag an der Kirchentür so richtig feiern müssen. Ach, gäbe es doch mehr Martin Luthers auf dieser Welt. Unsere Trägheit, Selbstgefälligkeit, Heuchelei, Lieblosigkeit, Vergesslichkeit und menschliche Schlamperei stinkt zum Himmel, und manche behaupten immer noch, Du seist in der Hölle.  

Montag, 30. Oktober 2017

Ich bin am Ende, oder so.

Es gibt solche Augenblicke, da möchte man in der Erde versinken, aber vorher noch laut aufschreien. Gesten Abend schauten Cath und ich einen Thriller an, der im 17. Jahrhundert angesiedelt war. Vielleicht hatten wir auch nicht herzhaft genug zu Abend gegessen. Ganz zu Beginn wurde eine sehr stolze Frau zu Tode gefoltert. Dann wurde ein bekennender Katholik dermaßen zugerichtet, dass es ein Kinderspiel war, seinen Kopf wie eine Trophäe herumzutragen. Da mein Schüttelfrost wieder eingesetzt hatte, verabschiedete ich mich ins Bett, nicht ohne zu denken, dass zu viel Grausamkeit den Schlaf rauben könnte.


Zur Ablenkung las ich noch ein paar Seiten in meinem Buch. The North Water von Ian McGuire: "Ein Schiff läuft aus, mit einem Killer an Bord", heißt es da. Sofort bin ich gefangen in einem entsetzlichen Mord: Ein Kerl namens Drax schändet einen Schiffsjungen, erdrosselt ihn und macht keine Anstalten, das zu bereuen. Man entdeckt einen Kinderzahn, mit dem sich der Knabe im Arm des Mörders festgebissen hatte. Der Beweis ist geliefert. Er wird in Fesseln gelegt und soll später an Land der gerechten Strafe zugeführt werden. Erhängen. Dann fährt das Schiff auf einen Eisberg. Die Seeleute haben anderes zu tun als auf einen Mörder aufzupassen. Dieser läuft dann frei auf dem sinkenden Schiff herum. Ich lege das Buch weg, um besser einschlafen zu können. Der Husten macht sich nochmal breit. Ich finde meinen Hustensaft nicht, von dem ich vermute, dass er ohnehin zwischen Placebo und Kindergeburtstag angesiedelt ist. Ich überstehe eine schwierige Nacht.


Als ich gerädert erwache, ist es Cath, die nicht sehr gesund zu mir herüberblickt. Sie liest in einem Buch, das offensichtlich genüsslich einen Mord nach dem anderen aufzählt. Sie will heute nicht aufstehen, sondern ihren gequälten Körper - die Erkältung will nicht abklingen - einen Tag ruhen lassen. Ich blicke aus dem Fenster: der Yorkshire Himmel ist so grau, dass der Wind nicht weiß was er tut und die Blätter ratlos herumbläst, grauer geht es nicht. Mein Rezept für heute: eine heitere Lektüre finden, nicht jede Stunde den Deutschlandfunk hören, der gerade das Auseinanderbrechen Spaniens schildert. Zum Glück scheint die AfD mit sich selbst beschäftigt und die Weidel mit ihrem gleichgeschlechtlichen Hang zum Steuersparen gerade in der Schweiz.


Wenn ich jetzt auch noch erfahre, dass dieser Serenissimus Trump Geburtstag feiert, und seine geistige Verwirrung öffentlich eingesteht, dann gehe ich zurück in mein Bett und warte, bis wieder bessere Zeiten kommen.







Samstag, 28. Oktober 2017

Alles Käse? Beweise mir das Gegenteil!

Ich hatte einen entfernten Verwandten, dessen Füße jämmerlich nach Käse stanken. Je entfernter er war, desto wohlriechender war die Welt für mich. Er tat mir unendlich leid. Meine eigentliche Käseentdeckung machte ich als Junge in der Normandie: da war der Camembert, ein Kuhmilchkäse, der gerne auf seine vollendete Reife wartete. Für mich war ein sogenannter "Bec fin" - der gute Schnabel? - der beste. Auch ein "Brie" war ein guter Kuh-Käse und ist es noch.

Käseglocke auf Englisch 
Für uns Nichtfranzosen war in der Regel Ehrfurcht geboten, wenn von Käse gesprochen wurde. Chaource galt ebenfalls als unwiderstehlich, während für den Deutschen damals der Limburger, oder - noch schlimmer - der Harzer Roller die untersten Stufen in der Stinkerskala besetzten. Als gut galten der Tilsiter, der Allgäuer Emmentaler, der Bergkäse und noch viele andere Sorten.

Vor ein paar Jahrzenten schien die Käsewelt noch in Ordnung: Frankreich galt als Käseweltmeister, wahrscheinlich selbsternannt. Ansonsten kabelten sich die Länder um den Vorrang: die Schweiz mit dem Käsefondue. Frankreich brüstete sich mit über 200 berühmten Sorten, die bescheideneren Italiener glaubten an ihren Mozzarella, den süditalienischen Büffelmilchkäse, der unsere Käseteller längst erobert hat. Die Holländer hatten mit ihrem Gouda nie Probleme, wobei auch der Edamer ein viel gepriesener Käseerfolg ist. Vielleicht noch Dänemark, mit dem dänischen Weichkäse mit Blauschimmel? Das könnte zu weit führen.

Doch den Weltmeister in der Käseproduktion zu ermitteln, ist für uns Käseesser von Bedeutung. Die Briten, die lange als Käsezwerge galten, stellen heute 700 Sorten her, 100 mehr als die Franzosen, und der größte Markt, vom produzierten Gewicht her, ist Amerika, mit 5 Millionen Tonnen Käse, Nummer 2 ist Deutschland, No. 3 Frankreich mit knapp 2  Mio. Tonnen. Doch der Export von Käse sieht wieder anders aus. Da führte 2016 Deutschland, gefolgt von Frankreich und Italien. Wir kommen also leicht ins Schleudern, wenn wir den Käse statistisch aufbereiten. Und, wer garantiert, dass nicht Spezialisten ihr eigenes Süppchen kochen?


Etwa, ein gewisser Idrees Khan, Gründer der SEO (Search Engine Optimation), bei dem unter dem sogenannten World Knowing jeweils die Top Ten Länder ermittelt werden, egal, ob es sich um die größten Sojabohnenhersteller, die höchste Bildung, die höchste Mandelproduktion oder die stärksten Armeen handelt. Dieser Top-Ten-Wahn geistert schon einige Zeit durchs Internet. Man fragt sich, ob das alles nicht eingeführt wurde, um die Verwirrung der wenigen, noch gutgläubigen Netzsurfer im Mark zu vervollständigen. Also, der Glaube an Statistik, jetzt alles Käse???




Freitag, 27. Oktober 2017

Meine Raumfahrtzeit.

Nein, ich saß nie in einer Trägerrakete, aber nahe genug dran war ich schon. Da wäre die EUROPA II, eine vierstufige, 30 Meter hohe Trägerrakete der ELDO, bei deren Versuchsflug F 11 am 5. November 1971, ich in Paris die Pressearbeit machte. Dieser Flug war der letzte der EUROPA II, denn sie explodierte kurz nach dem Start in Kourou, Südamerika, und machte der Nachfolgerin Ariane Platz, die im Rahmen der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA viel erfolgreicher wurde. Die Europäer waren damals überzeugt, dass Raumfahrt viel zu teuer sei. Die Sowjetunion konnte es sich kaum leisten, und die Amerikaner waren an der Zusammenarbeit mit anderen kaum interessiert. ESA und NASA schienen nicht zusammen zu passen.


Ich war natürlich weiter interessiert, zumal mich die Raumfahrt mit Größen zusammengebracht hatte, wie dem "Vater der Raumfahrt", Professor Hermann Oberth, der mir erzählte, dass er schon mit 14 Jahren an die bemannte Raumfahrt glaubte. Sein "Schüler" Wernher von Braun war damals in den USA, in Huntsville, Alabama, Direktor des Apollo-Programmes, wenn ich mich recht erinnere. Sein Stellvertreter, Kurt Debus, auch einer der Gruppe von Peenemünde, die noch die berühmte V 2 entwickelt hatte, saß mit mir in München an einem Tisch. Er hatte Wernher von Braun verteten, der schon an Krebs erkrankt war. Wir diskutierten den Plan, ein 1 zu 1 Modell der Europa II Rakete vor dem Deutschen Museum aufstellen zu lassen. Der Misserfolg der Europa II machte diesen Plan zunichte.


Von Brauns Saturn V Rakete ist vor allem deshalb in Erinnerung, weil sie den ersten Mondflug möglich gemacht hatte. Mein Lebensweg führte mich weit von den Raketen weg. Doch ließ die Raumfahrt mich nie ganz los. Wer weiß denn schon, dass ich in den Neunzigerjahren, zusammen mit einem deutschen Freund und Kollegen es schaffte, eine Europaflagge ins Weltall zu schaffen, und zwar zur russischen Weltraumstation MIR. Wie das ging, ist schnell erzählt. Sergej war ein Freund aus den ersten Tagen der russischen Mitgliedschaft im Europarat in Straßburg. Er war damals Russlands bekanntester Fernsehreporter im Ausland und offizieller Berichterstatter für die Raumflüge  von Baikonur ins All. Seine Beziehungen zur Station MIR und den Kosmonauten reichten, um eine kleine seidene Europafahne von 40 cm Länge über Baikonur zu den Kosmonauten zu schicken.  Die Fahne wurde in Belgien angefertigt. Die Raumfahrer, ein Russe und ein Amerikaner verlasen vor einer Kamera eine kleine Botschaft auf Russisch und auf Englisch.

Wenn ich am Abend eine Episode aus der Serie Startrek betrachte, um auf neue Gedanken zu kommen, kehre ich in den Weltraum zurück, der mich immer beschäftigt hat. Sie können jederzeit kommen, die Außerirdischen. Ich bin gerüstet.




Donnerstag, 26. Oktober 2017

Nehmen wir mal an.....

Du seist ein kleines Nichts. Annahme richtig? Wir sind einige Milliarden Menschen, von denen täglich Hunderttausende träumen, sie wären jemand, vielleicht sogar berühmt. Wenn damit eine Besonderheit verknüpft ist, wie Gründer einer neuen Partei zu sein, oder ein hervorragender Fussballer, ein Dreisternekoch oder eine Schönheitskönigin, stehen die Chancen etwas besser, Aufmerksameit zu erregen. Und, es gibt noch soooo viel Originelles, das die Menschheit nicht kennt. Als Neunzigjähriger, der transsexuell tätig und ein weltweit bekannter Ameisenforscher ist, muss er noch öffentlich Angela Merkel ohrfeigen, dann haut es hin: er oder sie erregt Interesse, wird sogar berühmt.


Diese Neugier währt so lange bis sie von etwas anderem überlagert wird oder neue Erkenntnisse in Sachen Ameisen oder Angela Merkel hinzukommen. Das ist das Geschäft. Der Chefredakteur würde sagen: "bleib am Ball". Der potenzielle Informationenlieferant würde irgendwann sagen: "die Sache ist abgefrühstückt".  Also drehen wir das Rad weiter und finden was Neues.

Mittelpünktchen 
Woher kommt das alles? Ich meine, die nie ermüdende Wunderindustrie? Die ununterbrochen updaten  muss? Dabei spielt ein Aspekt kaum eine Rolle: Die Relevanz. Wenn etwas wichtig ist, Interesse wirklich verdient, updatet sich die Sache wie von selbst. Wenn Du ein kleines Nichts bist, sitzt Du nicht im Mittelpunkt. Du heißt vielleicht Donald Trump, Petry Pauli, Dieter Höcke, Amelia von Storch, und/oder Du hast, wie viele Millionen heutzutage, eine Kamera vor Dir, dann wird es interessant.  Du gehst ins Internet, Facebook oder sonstwohin und teilst Dich mit. Bums, können Unzählige Dich hören, sehen und sonstnochwas. Ich rede von der Mitteilungsindustrie, die jeder kleine Fuzzi heute nutzt, um auf sich aufmerksam zu machen. Eine wahre Pest.

Who is she? 
Also auch mehrere Psychiater in den USA, die unserem Donnie gerade bestätigt haben, er sei gewalttätig, unberechenbar und dumm. Haben wir das nicht schon lange geahnt? Warum müssen uns das jetzt Fachleute bestätigen? Wollen sie, dass man von ihnen redet? Diese selbstgeklonten Größen, die sogenannten Experten, die Plätze einnehmen, die sie selbst nicht rechtfertigen können, versperren den Zugang zu wirklich Wesentlichem. Nur wenige Menschen haben Größe. Um ihre Bedeutung müssen wir uns nicht sorgen. Nur, die sich selbst aufblasen, sind das Problem, nicht nur wegen des Senfes, den sie zu allem beifügen, sondern weil ihre Bedeutungslosigkeit unsere Sicht behindert. Ob Trump, Petry, Pauli, Storchi, sie alle sind so "kleini". Ihre Bilder verdienen nur eines: so tief wie möglich gehängt zu werden, aber bitte, nicht in den sozialen Medien. Da hätten wir gerne Größen, die es verdienen. 

Nichts oder fast nichts? 
Nehmen wir mal an, ich sei ein kleines Nichts (was ich bin) und ich kennte den Platz, der mir zusteht. Wäre es da nicht unglaublich schön, diesen Platz selber zu finden und auf die gutgemeinten Hinweise  aus dem Netz zu verzichten? Ich bin ein kleines Nichts, also bin ich. 






Dienstag, 24. Oktober 2017

Brexit gets nowhere! Kapiert das keiner?

Wenn ein Kind in den Brunnen fällt, ist Eile geboten. Warum tut denn keiner was? Es ist so offensichtlich, dass Theresa May von Wirtschaft keine Ahnung hat. Sollte sie ernsthafte Berater haben, sind diese ebenfalls überfordert. Ist das die eigentliche Tragik unseres geeinten Europas? Wir hassen uns so, dass wir auch gut gemeinte Ratschläge unserer Nachbarn nicht annehmen können?


Der überall grassierende Patriotismus scheint in Großbritannien zur Zeit am größten. Die Blicke sind verstellt: Arbeitsplätze werden weniger, die Preise steigen, das Pfund geht langsam den Bach hinunter, der global Player England verkommt zum Zwergstaat, und niemand zieht die Notbremse. Die großen Illusionen sind längst weg. Weder wartet eine Anzahl wichtiger Länder auf den Segen bringenden britischen Aufschwung, noch scheint die Welt bereit, solidarische Initiativen anzukündigen. Die Tendenz nach rechts nimmt jedem den Mut, sich den anderen Nationen anzuvertrauen. Und der große Bruder Amerika, diese so oft beschworene atlantische Freundschaft, wo sind sie? Amerika zuerst. Britain first! Wir alle zuerst.


Wir alle fühlen uns von diesem chauvinistischen Herumgeeiere angesteckt. Genau das wollten unsere langweiligen Vorväter verhindern, wenn sie davon schwärmten, gemeinsam sind wir stark. Im Hintergrund lauerte die Sowjetunion, die vom großen Kuchen mehr abhaben wollte. Jetzt hat sie mehr, doch die wirtschaftliche Großmacht ist inzwischen China. Das wird auch so bleiben. Amerika ist längst dabei, seine hegemonialen Asse zu verspielen. Die Brexit-Leute tönen noch, die Zukunft sei groß. Doch die rattenverseuchten Großbanken verlassen bereits das Schiff. Wen wundert's?


Was eine Bananenrepublik vor allem nicht gebrauchen kann, sind die Bananen. Sonst ist alles willkommen, was die Wirtschaft am Laufen hält. Wenn Fehler gemacht werden, ist kühle Überlegung geboten. Wo sind die ach so rührigen Medien, die den Spiegel vorhalten? Mein Vorschlag: Kind im Brunnen. Eile geboten. Oder: Brexit ist Katastrophe hoch 4. Tut was, statt euch was vorzulügen! So einfach ist das.

Sonntag, 22. Oktober 2017

Thema des Tages: Was auch immer.

Die armen Nachrichtenmacher. Wenn ihnen gar nichts mehr einfällt, gibt es immer noch unseren Opa aus Washington, der doch hoffentlich wieder etwas blödes gesagt haben muss. Donald Trump, der Schlagzeilenkönig. Wenn von da nichts kommt, müssen wir auf den kalten Kaffee von gestern zurückgreifen: Hat Putin die Merkel wirklich ausgehorcht? Alle Anzeichen sprechen dafür. Was auch immer: Der Tag muss unter ein Motto gestellt werden, bis er vorbei ist. Wenn gar nichts geht, schlüpft auch mal Prinz Philip in die Rolle des Bösewichts, oder Bernd Höcke, dessen nationalistische Eruptionen allemal einen Aufwärmer wert sind. Wenigstens wir vom Nachrichtengeschäft müssen in der Lage sein, Ordnung in unseren Betrieb zu bringen und einen Björn einen Bernd nennen.

Schagzeile durch Ableben: Hugh Hefner 
Als ich noch beim Südwestfunk in Baden-Baden als freier Mitarbeiter in der Abendschau mitarbeitete, begannen die Sensationen mit dem aufreißerischen Satz: Einmalig in der Bundesrepublik (ist die Kuh mit zwei Köpfen, die gestern in Druhlingen bei Oberpfingsdorf geboren wurde). Schon damals war es völlig egal, ob jemand ein paar Wochen später noch etwas über den Verbleib der Zweiköpfigen erfahren wollte. Sensationen dieser Art halten nur einen Tag. Etwas spießig war das schon.


Deshalb sind wir dem Schlagzeilenlieferanten Donnie so dankbar. Wenn gerade nichts Neues da ist, springt er ein. Obwohl sein Liebesleben tödlich langweilig sein muss, springen seine Trumpnanas nur so herum und lassen sich feiern. Dabei ist die eine, die im Weißen Haus herumsitzt, (seine Tochter???) nicht mal hässlich, und dumm schon gar nicht. Aber zu Titelgeschichten gibt sie auch kaum Anlass.

Kuh, ganz normal! 
Also müssen wir uns mäßigen und uns nach Ereignissen umschauen, die sich gewaschen haben. Da wäre das Wetter. Der Klimawandel müsste mindestens einmal pro Woche etwas liefern: Wie wärs mit: seit 200 Jahren nicht ein solch regnerisches Oktoberweekend gehabt. Weekend bestätigt gleichzeitig den Anschluss an den internationalen Trend, ohne den fast nichts mehr geht. Dann, das heraufziehende Weihnachtsfest: Während hier in England schon im Juli per Plakat zur Reservierung des Christmas Dinners aufgefordert wurde, rüstet Nürnberg zum sensationellen internetgestützten Weihnachtsmarkt, weltweit. Auch die Nachrichtenmacher sind schon dabei. Sollte etwas Schreckliches geschehen, wollen wir die ersten sein. Dabeisein ist alles. Aber, bitte, nur als Beobachter.

Frohe Weihnacht! 
Deshalb achtet kaum jemand auf die ersten Schneeglöckchen. Oder die ersten Schneeflocken. Das erregt nur Kinder, die ihre Weihnachtsgeschenke schon im Facebook gesehen haben. Sollte Mutti jedoch die Auswahl von 15 veschiedenen Weihnachtsbacksachen in den großen Teller legen, ist jeder Kindermagen, der sich schätzt, bereit, sich völlig verderben zu lassen. Ist es nicht auch so bei den Sensationen im Nachrichtengeschäft? Ob Höcke, Trump, Putin oder Merkel: Mal schaffen es diese oder jene, in den Mittelpunkt zu geraten. Es ist allemal besser, als vergessen zu werden. Nicht wahr, Mister Trump? Arme Nachrichtenmacher!






Samstag, 21. Oktober 2017

Quittengelee, was sonst?

Nachdem ich tagelang keinen Appetit hatte, wird mein Husten etwas weniger rollig, und hört sich fast schon trocken an. Ein klares Zeichen: Die Erkältung ist am Abklingen. Man kennt das: drei (7) Tage war er krank, jetzt isst er wieder, Gottseidank. War das nicht Wilhelm Busch? Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Entweder man bekommt es für 2 Wochen, oder für 14 Tage.


Mich hatte es erwischt, als der Sturm Brian über das Yorkshire Moor hereinbrach. Schwarze Wolken bedrohten den Himmel. Bei mir gab es nichts mehr zu bedrohen. Ich lag darnieder und wollte nur noch Ruhe, die von Schnupfen so richtig eingfeuchtet wurde. Irgendwann macht dann die Nase nicht mehr mit. Sie läuft und schmerzt. Ich erfahre soeben, dass Brian noch nicht angkommen ist. Dafür reisst er die Äste schon ganz schön auseinader.


Der Appetit kam dann aber wieder, er bohrte in der Magengegend herum, bis mir einfiel, dass ich noch tiefgefrorene Baguette in der Truhe hatte. Ein Mann, ein Wort, und das Stangenbrot liegt frisch und aufgetaut vor mir. Da fällt mir auf, dass ich ein sexistischer Macho geworden war: ein Mann, ein Wort.  Doch mit einer Tasse Kaffee läßt sich das hinunterspülen. Kaffeetante! Auch das könnte sexistisch sein. Also: Mann (das ist nun mal mein Geschlecht!), mit Kaffeegelüsten, liebt die Kaffee. Was ist daran so schlimm? Weil der Kaffee männlichen Geschlechts ist. So, what?

Das männliche Geschlecht 
Kommen wir endlich zur Sache. Ganz hinten im Kühlschrank entdecke ich ein Glas Quittengelee von Angelika aus Tiergarten. Haltbar bis 2018. Mein Talent besteht darin, immer ein/zwei Gläser Quittengelee hierher mitzunehmen. Wenn diese dann aus dem Vergessen erwachen, jubiliert mein Herz. Nicht genug: Gefühle der Dankbarkeit überkommen mich. Wir hatten im Garten natürlich einen Quittenbaum. Mama machte sogar Quittenpaste, ein köstliches Nebenprodukt zum Gelee. Eine Mutter, die Quittenmarmelade selbst herstellt, weiß, dass sie ihren Sohn über alle Maße betört. Diese Betörung bleibt für immer im süßen Gedächtnis, allerliebste Mama.


Nachwort: Sturm Brian kam am Abend. Das Getöse war nicht zu überhören, störte aber kaum mehr. Die frische Baguette wurde mit viel Butter wohllüstig bestrichen und mit einer satten Lage Quittengelee bedeckt. Keineswegs darf ich vergessen, beim nächsten Besuch in der badischen Heimat zu Angelika zu gehen. Wegen der 3 Gläser Quittengelee. Himmlisch!

Mittwoch, 18. Oktober 2017

Ein Glück, dass es die AfD...

gibt. Ich will es gerne erläutern. Heute früh wachte ich mit dickem Kopf auf. Ich huste und niese, meine Körperausscheidungen schreien nach Schnupftüchern aus der Massenherstellung. Doch die Kleenexes, wie sie hier in England liebevoll genannt werden, sind am Ausgehen. Genau, wie Cath, die es auch erwischt hat und Besorgungen zu machen hat (Kleenexes, bitte!), also ausgeht. Ich frage mich, ob die englische Königin - mit ihren tapferen 92 - solchen Stress ebenfalls erlebt? A runny nose steht einer solchen Dame doch auch nicht. Wozu hat sie ihren Leibarzt? Mein letztes Päckchen Taschentücher stammt noch aus Deutschland: es heißt "Sooo sanft balsam". EDEKA muss es uns verkauft haben. Vierlagig, Jetzt noch weichere Qualität.


Kommen wir zur AfD zurück: Es fing gestern an. Ich musste dreimal hintereinander niesen. Cath schloss sich mir irgendwie sofort an. Das verhieß nichts Gutes. Dann fand ich es: Ultra Soft Pocket Pack Tissues. Diese Papiertücher nehmen ebenfalls Vierlagigkeit für sich in Anspruch. They are beautifully soft and gentle to touch, mildern das unangenehme Kitzeln in der Nase, verschwanden aber wie nichts. Vor lauter Naseputzen. Wieso komme ich auf die AfD zu sprechen? Wohl, weil mir der Kopf brummt. Die Nase läuft. Wie aus dem Nichts Blähungen entstehen. Kein Wunder! Ich sollte mich mehr mit der Königin befassen, obwohl sie zu der neobraunen Kacke meies Wissens noch kein Sterbenswörtchen gesagt hat. Aber sicherlich gedacht. Ach, Majestät, am liebsten würde ich mich vierhändig von einer königlichen Sänfte herumtragen lassen. Statt dessen schmerzt mir jetzt auch noch der Rücken und die letzten Softies verschwinden im Treteimer.

Londoner Zäpfchen 
Feuchte Nase mit Kopfschmerz wünsche ich meinen größten Feinden nicht. Und eine gewisse Schlappheit kann man bei Meuthen, von Storch, Bernd Höcke und Fräulein Frauke schon des längeren feststellen. Wo ist übrigens die Mutter dieser rechten Umtriebe abgeblieben? Kinderfüttern? Ein Glück, dass es die AfD gibt! Und finanziell auch noch fein raus ist. Jetzt habe ich Fieber. Das gehört dazu. Dennoch werde ich meinen Zustand nicht ordnungsgemäß beschreiben können. Warum mir immer wieder die AfD in den Sinn kommt, elend wie mir ist? Weil sie so störrisch die Ehe zwischen Mann und Frau propagiert? Lasst doch auch alle gleichgeschlechtlichen und sonstige Wesen gemeinsam Schnupfen kriegen. Das ist besser, als alleine mit seiner abgearbeiteten Nase noch den Dreck der anderen erschnuppern zu müssen. Ein Glück, dass es die AfD gibt: in meiner jetzt schon zweitägigen Mattigkeit, fällt mir ein, dass dieser Spuk auch wieder zu Ende geht. Dann kann ich wegen dieser Blase wieder Gift und Galle spucken, ohne Kopfschmerzen zu bekommen. AfD: Alternative für Darmkranke.

Ich sehe schwarz. 
Autsch! Für diesen Blog bitte ich um Nachsicht. Er kam wie ein Gewitter, mit Donnern und Krachen. Jetzt bricht auch noch ein Schüttelfrost über mich herein. Meine Zähne klappern, ungefragt. Ich klappe meinen Rechner zu. Hoffentlich nicht für immer.




Dienstag, 17. Oktober 2017

Ich rufe Zypern: Hallo, Ihr!

Als Blogger hat man so seine Marotten. Ich scheine in loser Verbindung zu stehen mit vielen Lesern in ganz vielen Ländern. Zypern gehört jedoch zu den Orten, an denen ich richtig gelebt habe, mit Haus, Jacarandabaum und atemberaubenden Sonnenaufgängen, die seitlich über die Kyreniaberge herüberzogen. Früher gab es da noch Felix, der gegen 11 Uhr morgens mit der Badehose unter dem Arm bei mir läutete, um mich mit zum Strand zu nehmen, denn das Meer lud sogar noch im Dezember zum Bade. Dann aßen wir zusammen zu Mittag, meist bei Sezgin, immer auf der Terrasse und meist, was es gerade gab. Die Preise waren astronomisch niedrig, selbst wenn eine volle Flasche Yakut, der türkische Rotwein, oder eine halbe Flasche Raki dazu kam.

Girne, wie die Türken sagen. Kyrenia 
Sezgins Englisch bestand aus drei verschiedenen Tonlagen des Wortes YES. Das genügte: yes, ich habe etwas zum Essen. Yes, ich habe dich wohl verstanden und, yes, ich habe nichts dagegen, wenn ihr bis 17 Uhr bei mir herumsitzt. Das Dolmetschen zwischen Türkisch und Englisch besorgte die reizende Tochter Feride. Ein fast tägliches Ritual. Wir bezahlten in türkischen Pfund, von denen wir Millionen in der Tasche hatten.


Wie das Leben so spielt, verschlug es mich in andere Gegenden, wo Deutsch, Französisch, Österreichisch und English gesprochen wird. Für die Engländer hier, auch die in Yorkshire, kann Zypern, die griechische oder die türkische Seite, immer noch ein Kurzurlaub wert sein. Die Winter hier sind lang, nass und windgeprüft. Zypern ist bis Mitte Dezember beschwimmbar. Von Hergart, Ebi, und oder Iris weiß ich, dass sie immer noch begeistert auf die Insel gehen, wo ein Haus auf sie wartet. Cath und ich haben es leider immer noch nicht geschafft, in den Flieger zu steigen.

Salamis, I (sala) miss you! 
Beim Kieken in die Aufrufe meiner Blogs sehe ich heute Morgen, dass nach einiger Zeit jemand in Zypern zugegriffen hat. Gerne wüsste ich, ob es Hergart, Ebi oder Iris war. Oder ein völlig Unbekannter? Da ich weltweit in 10 Jahren etwa 700 000 Zugriffe zu verzeichnen habe, bringt mich die Neugier fast um, ob unsere Freunde gerade dort weilen, wo ich einen Teil meiner Seele wehmütig begraben habe. Meldet Euch, wenn dies der Fall sein sollte. Ich würde dann genüsslich eine aus Baden mitgebrachte Flasche Klevner-Traminer enthaupten und auf Euer Wohl anstoßen.


Achdulieberhimmel!

Es ist ganz schön, wieder zuhause zu sein. Aber, was ist Zuhause? Unser Tiergarten im Schwarzwald ist für Wein und Esskastanien zuständig. Auch für den vernachlässigten Garten, für den bald die Winterruhe wieder eintritt. Die beiden Wochen auf dem Kreuzfahrtschiff sitzen uns noch angenehm in den Knochen. Zur Heimat kann ein solches Schiff jedoch nicht werden. Also Haworth bei Leeds? Ein Zuhause kann durchaus auch total wolkenverhangen und blätterbestürmt sein. Hauptsache, die Heizung springt an und im Kühlschrank findet sich Essbares.

Zurückgedacht. 
Jetzt dämmert hier in Yorkshire der Tag: Noch hängen Blätter an den Bäumen, doch der Sturm hat daran schon mächtig gezerrt. Wir waren wie erlöst, als wir gestern unser geliebtes Auto unbeschädigt in der Sun Street wieder antrafen. Der Engländer an sich interessiert sich nicht für anderer Leute Autos. Dennoch mussten Cath und ich zu dem netten  Jungen in Keighley, der eine Waschanlage betreibt. Für 4 Pfund sah der Wagen dann wieder wie aus dem Ei gepellt aus. Ich selbst gehöre zu den männlichen Schlampen, die nie auf die Idee kommen würden, Wasser für den Wasch eines Autos zu verschwenden.

Schwarzwaldgefühle 
Post kommt eigentlich kaum noch an und füllt den Briefkasten. Hier wird sie durch den Briefspalt ins Hausinnere geworfen. Keine Werbung ist deshalb ein wichtiger Hinweis. Doch Informationen kommen heute per Email, Twitter, Facebook. Man hat sie schon, bevor man zuhause ankommt. Zeitungen sind ja leider auch schon veraltet, wenn sie gekauft werden, was man noch selten tut. Bleibt also nur noch der gelegentliche Knüller, den Donald Trump loslässt. Doch dieser umtriebige Herr scheint sich auch beruhigt zu haben. Von Mauern an der mexikanischen Grenze oder Frauenpussies hört man nur noch selten.

Das Gefühl.... 
Das Gefühl, zuhause zu sein, hängt wohl eher mit der Vertrautheit zusammen, mit der man die Milchflasche ins Haus holt oder die Mülltonne (heute ist die Graue dran) an den Straßenrand stellt. Ich selbst bin an der örtlichen Fussballmannschaft so wenig interessiert, wie Cath an der gerade ausgerufenen Fashion Week. Gewisse Dinge müssen einfach nicht sein. Doch wenn ein herbstlicher Sonnenstrahl den Früherwachten trifft, wird das dankbar entgegen genommen.

Was für ein Wochentag ist heute eigentlich? Aber, egal.







Montag, 16. Oktober 2017

Ich fasse zusammen: 2 Wochen Kreuzfahrt.

Der Preis war hoch, das Schiff hatte 19 Decks, also auch hoch, und die Wellen schlugen hoch, als das Wetter plötzlich umschlug. Doch nur für eine Nacht. Man sollte nicht meinen, dass ein solches Schiff derart in Bewegung kommt. Bin sicher, dass einige der über 3000 Passagiere ganz schön geschwitzt haben, als das Ächzen im Gebälk(?) nicht mehr aufhören wollte. Am anderen Morgen war alles vorbei, und unser Lastkahn benahm sich, als könne er kein Wässerchen trüben.

Das Ventura-Monster 
Meine fundamentale Beobachtung: man sollte keine 2 Wochen auf hoher See verbringen, wenn man nach drei Tagen nicht mehr weiß, wo man ist. Eine Woche ist ganz schön. Zwei Wochen sind zu viel: Essen, trinken, schlafen, herumwandern (ca. 9km "Wanderwege" an Bord, Treppen und Fahrstühle nicht gerechnet). Das Programm brachte uns von Southampton nach Cadiz in Spanien. Dann nach Barcelona. Dann nach Cartagena, nach Florenz, Villefranche, in die Toskana und ins uninteressante Gibraltar. Überall wurde an Land gegangen, jedoch nur in Schnuppermanier. Zu mehr hätte es bei den Übergewichtigen ohnehin nicht gereicht. Auch der schlanke Mensch kam aus dem Keuchen oft nicht heraus. Die Landgänge waren jedoch interessant. Sie vermittelten das Gefühl, irgendwo zu sein.


David, der Schöne, von Michelangelo 
Das Personal: über 1000 dienstbare Geister, meist asiatischer Herkunft, freundlich bis lieblich, immer bereit, zu helfen. Der Oberchef von 150 Mitwirkenden sorgt für über 13 000 Mahlzeiten pro Tag. Die Passagiere und das Personal verzehren in zwei Wochen über 20 Tonnen Fleisch, 10 Tonnen Fisch und 80 Tonnen Obst und Gemüse. Bei einem solchen Aufwand kann man es sich nicht leisten, eine miserable Küche anzubieten. Es schmeckt also meist ganz gut. Die täglichen 500 frischgebackenen Pizzas legen ein kulinarisches Zeugnis ab, genauso wie die 3500 Liter Speiseeis, die zur diskreten Rundung der Klienten gerne beitragen.

Kein Land in Sicht 
Über die 14500 Flaschen Wein, die geleert werden, kann man nur Gutes sagen. Während man in Großbritannien, oder Deutschland, Frankreich oder Holland auch leicht fragwürdige Weine serviert bekommen kann, sind die kredenzten Auswahlen an Bord von ausgesuchter Güte. Herkunftsländer können Australien, Österreich, Deutschland,  Italien, Neuseeland, Spanien oder Frankreich sein. Sogar aus den USA werden erstaunlich gute Jahrgänge gefunden. Auch das Bier ist "gepflegt", eine gute Auswahl ist vorhanden. Cath und ich konnten das alles genießen, vor allem, wenn die Fahrt weniger Abwechslung bot, weil kein Land in Sicht.

Meer und Licht: Mehr Licht, sagte Goethe 
Etwas grotesk ging es vor und in den Fahrstühlen zu. Zu bestimmten Zeiten, so kann man sich denken, wollen alle 3000 Passagiere mit einem Fahrstuhl von A nach B. Dann gab es Reibungen, die jedoch nach den Regeln der englischen Höflichkeit bereinigt wurden: Bitte, nach Ihnen. Sorry, oh, so sorry. Ich nehme den nächsten. Wer die physische Kraft hatte, ging auch schon mal 10 Decks hinauf oder hinunter. Im Hochhaus würde man immer noch herumstehen und auf den Lift warten.

Der Felsen von Gibraltar 
Der Preis war hoch, doch hat es sich wohl für die meisten gelohnt. Wer nicht kreuzfahrtsüchtig ist und jedes Jahr in solch ein schwimmendes Monster einsteigen muss, verkraftet die überragenden Gewalten von Luft, Wasser und Land ganz leicht und freut sich über jede Abwechslung.