Montag, 30. Oktober 2017

Ich bin am Ende, oder so.

Es gibt solche Augenblicke, da möchte man in der Erde versinken, aber vorher noch laut aufschreien. Gesten Abend schauten Cath und ich einen Thriller an, der im 17. Jahrhundert angesiedelt war. Vielleicht hatten wir auch nicht herzhaft genug zu Abend gegessen. Ganz zu Beginn wurde eine sehr stolze Frau zu Tode gefoltert. Dann wurde ein bekennender Katholik dermaßen zugerichtet, dass es ein Kinderspiel war, seinen Kopf wie eine Trophäe herumzutragen. Da mein Schüttelfrost wieder eingesetzt hatte, verabschiedete ich mich ins Bett, nicht ohne zu denken, dass zu viel Grausamkeit den Schlaf rauben könnte.


Zur Ablenkung las ich noch ein paar Seiten in meinem Buch. The North Water von Ian McGuire: "Ein Schiff läuft aus, mit einem Killer an Bord", heißt es da. Sofort bin ich gefangen in einem entsetzlichen Mord: Ein Kerl namens Drax schändet einen Schiffsjungen, erdrosselt ihn und macht keine Anstalten, das zu bereuen. Man entdeckt einen Kinderzahn, mit dem sich der Knabe im Arm des Mörders festgebissen hatte. Der Beweis ist geliefert. Er wird in Fesseln gelegt und soll später an Land der gerechten Strafe zugeführt werden. Erhängen. Dann fährt das Schiff auf einen Eisberg. Die Seeleute haben anderes zu tun als auf einen Mörder aufzupassen. Dieser läuft dann frei auf dem sinkenden Schiff herum. Ich lege das Buch weg, um besser einschlafen zu können. Der Husten macht sich nochmal breit. Ich finde meinen Hustensaft nicht, von dem ich vermute, dass er ohnehin zwischen Placebo und Kindergeburtstag angesiedelt ist. Ich überstehe eine schwierige Nacht.


Als ich gerädert erwache, ist es Cath, die nicht sehr gesund zu mir herüberblickt. Sie liest in einem Buch, das offensichtlich genüsslich einen Mord nach dem anderen aufzählt. Sie will heute nicht aufstehen, sondern ihren gequälten Körper - die Erkältung will nicht abklingen - einen Tag ruhen lassen. Ich blicke aus dem Fenster: der Yorkshire Himmel ist so grau, dass der Wind nicht weiß was er tut und die Blätter ratlos herumbläst, grauer geht es nicht. Mein Rezept für heute: eine heitere Lektüre finden, nicht jede Stunde den Deutschlandfunk hören, der gerade das Auseinanderbrechen Spaniens schildert. Zum Glück scheint die AfD mit sich selbst beschäftigt und die Weidel mit ihrem gleichgeschlechtlichen Hang zum Steuersparen gerade in der Schweiz.


Wenn ich jetzt auch noch erfahre, dass dieser Serenissimus Trump Geburtstag feiert, und seine geistige Verwirrung öffentlich eingesteht, dann gehe ich zurück in mein Bett und warte, bis wieder bessere Zeiten kommen.







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