Samstag, 28. Oktober 2017

Alles Käse? Beweise mir das Gegenteil!

Ich hatte einen entfernten Verwandten, dessen Füße jämmerlich nach Käse stanken. Je entfernter er war, desto wohlriechender war die Welt für mich. Er tat mir unendlich leid. Meine eigentliche Käseentdeckung machte ich als Junge in der Normandie: da war der Camembert, ein Kuhmilchkäse, der gerne auf seine vollendete Reife wartete. Für mich war ein sogenannter "Bec fin" - der gute Schnabel? - der beste. Auch ein "Brie" war ein guter Kuh-Käse und ist es noch.

Käseglocke auf Englisch 
Für uns Nichtfranzosen war in der Regel Ehrfurcht geboten, wenn von Käse gesprochen wurde. Chaource galt ebenfalls als unwiderstehlich, während für den Deutschen damals der Limburger, oder - noch schlimmer - der Harzer Roller die untersten Stufen in der Stinkerskala besetzten. Als gut galten der Tilsiter, der Allgäuer Emmentaler, der Bergkäse und noch viele andere Sorten.

Vor ein paar Jahrzenten schien die Käsewelt noch in Ordnung: Frankreich galt als Käseweltmeister, wahrscheinlich selbsternannt. Ansonsten kabelten sich die Länder um den Vorrang: die Schweiz mit dem Käsefondue. Frankreich brüstete sich mit über 200 berühmten Sorten, die bescheideneren Italiener glaubten an ihren Mozzarella, den süditalienischen Büffelmilchkäse, der unsere Käseteller längst erobert hat. Die Holländer hatten mit ihrem Gouda nie Probleme, wobei auch der Edamer ein viel gepriesener Käseerfolg ist. Vielleicht noch Dänemark, mit dem dänischen Weichkäse mit Blauschimmel? Das könnte zu weit führen.

Doch den Weltmeister in der Käseproduktion zu ermitteln, ist für uns Käseesser von Bedeutung. Die Briten, die lange als Käsezwerge galten, stellen heute 700 Sorten her, 100 mehr als die Franzosen, und der größte Markt, vom produzierten Gewicht her, ist Amerika, mit 5 Millionen Tonnen Käse, Nummer 2 ist Deutschland, No. 3 Frankreich mit knapp 2  Mio. Tonnen. Doch der Export von Käse sieht wieder anders aus. Da führte 2016 Deutschland, gefolgt von Frankreich und Italien. Wir kommen also leicht ins Schleudern, wenn wir den Käse statistisch aufbereiten. Und, wer garantiert, dass nicht Spezialisten ihr eigenes Süppchen kochen?


Etwa, ein gewisser Idrees Khan, Gründer der SEO (Search Engine Optimation), bei dem unter dem sogenannten World Knowing jeweils die Top Ten Länder ermittelt werden, egal, ob es sich um die größten Sojabohnenhersteller, die höchste Bildung, die höchste Mandelproduktion oder die stärksten Armeen handelt. Dieser Top-Ten-Wahn geistert schon einige Zeit durchs Internet. Man fragt sich, ob das alles nicht eingeführt wurde, um die Verwirrung der wenigen, noch gutgläubigen Netzsurfer im Mark zu vervollständigen. Also, der Glaube an Statistik, jetzt alles Käse???




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