Montag, 16. Oktober 2017

Ich fasse zusammen: 2 Wochen Kreuzfahrt.

Der Preis war hoch, das Schiff hatte 19 Decks, also auch hoch, und die Wellen schlugen hoch, als das Wetter plötzlich umschlug. Doch nur für eine Nacht. Man sollte nicht meinen, dass ein solches Schiff derart in Bewegung kommt. Bin sicher, dass einige der über 3000 Passagiere ganz schön geschwitzt haben, als das Ächzen im Gebälk(?) nicht mehr aufhören wollte. Am anderen Morgen war alles vorbei, und unser Lastkahn benahm sich, als könne er kein Wässerchen trüben.

Das Ventura-Monster 
Meine fundamentale Beobachtung: man sollte keine 2 Wochen auf hoher See verbringen, wenn man nach drei Tagen nicht mehr weiß, wo man ist. Eine Woche ist ganz schön. Zwei Wochen sind zu viel: Essen, trinken, schlafen, herumwandern (ca. 9km "Wanderwege" an Bord, Treppen und Fahrstühle nicht gerechnet). Das Programm brachte uns von Southampton nach Cadiz in Spanien. Dann nach Barcelona. Dann nach Cartagena, nach Florenz, Villefranche, in die Toskana und ins uninteressante Gibraltar. Überall wurde an Land gegangen, jedoch nur in Schnuppermanier. Zu mehr hätte es bei den Übergewichtigen ohnehin nicht gereicht. Auch der schlanke Mensch kam aus dem Keuchen oft nicht heraus. Die Landgänge waren jedoch interessant. Sie vermittelten das Gefühl, irgendwo zu sein.


David, der Schöne, von Michelangelo 
Das Personal: über 1000 dienstbare Geister, meist asiatischer Herkunft, freundlich bis lieblich, immer bereit, zu helfen. Der Oberchef von 150 Mitwirkenden sorgt für über 13 000 Mahlzeiten pro Tag. Die Passagiere und das Personal verzehren in zwei Wochen über 20 Tonnen Fleisch, 10 Tonnen Fisch und 80 Tonnen Obst und Gemüse. Bei einem solchen Aufwand kann man es sich nicht leisten, eine miserable Küche anzubieten. Es schmeckt also meist ganz gut. Die täglichen 500 frischgebackenen Pizzas legen ein kulinarisches Zeugnis ab, genauso wie die 3500 Liter Speiseeis, die zur diskreten Rundung der Klienten gerne beitragen.

Kein Land in Sicht 
Über die 14500 Flaschen Wein, die geleert werden, kann man nur Gutes sagen. Während man in Großbritannien, oder Deutschland, Frankreich oder Holland auch leicht fragwürdige Weine serviert bekommen kann, sind die kredenzten Auswahlen an Bord von ausgesuchter Güte. Herkunftsländer können Australien, Österreich, Deutschland,  Italien, Neuseeland, Spanien oder Frankreich sein. Sogar aus den USA werden erstaunlich gute Jahrgänge gefunden. Auch das Bier ist "gepflegt", eine gute Auswahl ist vorhanden. Cath und ich konnten das alles genießen, vor allem, wenn die Fahrt weniger Abwechslung bot, weil kein Land in Sicht.

Meer und Licht: Mehr Licht, sagte Goethe 
Etwas grotesk ging es vor und in den Fahrstühlen zu. Zu bestimmten Zeiten, so kann man sich denken, wollen alle 3000 Passagiere mit einem Fahrstuhl von A nach B. Dann gab es Reibungen, die jedoch nach den Regeln der englischen Höflichkeit bereinigt wurden: Bitte, nach Ihnen. Sorry, oh, so sorry. Ich nehme den nächsten. Wer die physische Kraft hatte, ging auch schon mal 10 Decks hinauf oder hinunter. Im Hochhaus würde man immer noch herumstehen und auf den Lift warten.

Der Felsen von Gibraltar 
Der Preis war hoch, doch hat es sich wohl für die meisten gelohnt. Wer nicht kreuzfahrtsüchtig ist und jedes Jahr in solch ein schwimmendes Monster einsteigen muss, verkraftet die überragenden Gewalten von Luft, Wasser und Land ganz leicht und freut sich über jede Abwechslung.













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