Dienstag, 31. März 2015

Deutschland bläst der Wind ins Gesicht

Vielleicht sind es die Glücksgefühle, die manche haben, wenn sie an die Wiedervereinigung denken, oder an die Fussballweltmeisterschaft. Deutschland ist nach den Jahren der Not, des Aufbaus, der gewollten Bescheidenheit wieder zu einer Größe geworden, über die man nicht nur pausenlos klagen sollte. Jetzt glauben/hoffen viele, dass das Land sich endlich auf dem Weg zur Normalität befindet. Jedenfalls merkt man, dass die Welt, natürlich hauptsächlich die Europäer, mit vorgehaltener Hand oder auch lauthals, Kritik am ach so erstarkten Deutschland üben. Alle haben sie Probleme, die sie selbst meistern wollen, aber offensichtlich nicht können. Die Deutschen auch, doch bei der Suche nach etwaigen Schuldigen scheint unser Land eher auf sich selbst zu schauen, während andere uns ganz leicht alles Mögliche anhängen können. Wir haben ja so viel auf dem Kerbholz. Und Geschichte verjährt nicht.
 


Das gilt für den Holocust genau so wie für die Misere, in der sich Griechenland gerade befindet. Wer ehrlich genug ist, findet reichlich Ursachen, nicht nur für Krieg, Unterdrückung, Völkermord, sondern auch für Betrug, Korruption, Manipulation, in der ganz eigenen nationalen Geschichte. Auch von anderen Ländern weiß man, wie sie mit den Verbrechen ihrer Vergangenheit umgegangen sind oder immer noch umgehen: England, Frankreich, Italien, Belgien usw. haben als Kolonialmächte auch rücksichtslos gewütet. In manchen Geschichtsbüchern dieser Länder ist, von ein paar Lippenbekenntnissen abgesehen, nicht viel davon übriggeblieben. Doch die Deutschen haben über viele Jahre hinweg die volle Ladung an Verachtung und Schmäh mitbekommen. Neben der permanenten Holocausterinnerung wurden die Deutschen als tumbe Toren, Barbaren, Schreihälse und Rechthaber beschimpft. Das alles zurecht. Doch hat sich Deutschland auch durch positive Enwicklungen unbeliebt gemacht: politische Stabilität, Wirtschaftswunder(lichkeiten), Zuverlässigkeit, Gelehrigkeit und Wohlverhalten haben auch Neid und Ängste hervorgerufen. Jetzt glauben wir in der Mitte eines zusammenwachsenden Kontinents zu leben und ecken immer wieder neu an. In manchen Ländern, wie Griechenland, Italien, auch Frankreich findet man leicht einen Sündenbock. Er heißt großmannsüchtiges, überhebliches, hegemoniales Deutschland über alles.







Angela Merkel kann uns leid tun, wenn sie in hellenischen Medien als Adolfine Hitler abgebildet wird. Sie hat das wirklich nicht verdient. Und auch ein Herr Schäuble kann nichts dafür, dass er fast immer recht hat und dies auch laut hinausposaunt. Vielleicht wäre in der deutschen Politik die etwas duckmäuserische Höflichkeit französischer Präsidenten oder der nicht ernstgemeinte Charme eines britischen Premiers ein gutes Vorbild für den Umgang mit Kritik. Sehr viel mehr ist da auch nicht. Doch das haben wir noch nicht ganz geschafft. Wir müssen immmer recht haben, immer gewinnen, immer vorne dran sein. Vielleicht ist das unser Schicksal. Wie geht man damit um? Lächeln, verstehen, verzeihen und einfach weitermachen.

Donnerstag, 26. März 2015

Das Schnorcheln in der Tiefe

Oder wie soll man es nennen, wenn ganze Bevölkerungsgruppen, vor allem die ganz Jungen, mit gesenktem Kopf in einen Ozean von Hinweisen starren, die ungerufen aus der Tiefe des Internets zu kommen scheinen? Im Bus, in der U-Bahn, im Auto, überall verrenken sie sich, um ihrer Sucht (ist es etwas anderes?) Genüge zu tun. Was wollen sie alle wissen? Brauchen sie Zuwendung, die Mama ihnen nicht bieten kann? Brauchen sie Mama? Und die Älteren? Gehören sie einer unsichtbaren Selbsthilfegruppe an? Wie störrisch wirken die anderen, die, vielleicht in ein Buch oder eine Zeitung schauen oder scheinbar gedankenlos in die Luft? Das Leben ist seltsam geworden. Die einen machen Selfies mit dem Stöckchen, die anderen krümmen den Rücken. An den Ballungspunkten wird telefoniert, gechattet, Finger wundgetippt. Natürlich gibt es noch die rauchenden (Selbst)Süchtigen, die verzweifelt vor den Häusern lungern um eine abzublasen. Aber das Weichbild wird schon lange bestimmt von der anderen Unsitte, dem Handy- Computer- und Internet-Abgreifen. Wie cool. Ehrlich. Internetbeschmutzer?

 Prager Frühling

In Prag sahen wir einen jungen Mann auf einer Parkbank sitzen, in der Morgensonne, und was tat er? Der Arme, er hatte kein Smartphone, kein Mobilfon, keinen Rechner auf dem Schoß, nein, er strickte an einer Wollmütze, so ganz mit Nadeln, Wollknäuel und sichtbar ein paar Stricksachen um sich herum verteilt, die schon fertig waren. Dabei ist er elektronisch ( oder heißt es digital?) durchaus vernetzt: www.klestilknitwear.com. Dort, im Internet, kann man seine Werke betrachten. Natürlich mussten wir Krystof Klestil ansprechen. Ein freundlich lächelnder junger Mann, der völlig normal wirkte, wohl mit beiden Füßen im Leben steht, aber völlig ohne Smartphone. Vielleicht benutzt er dieses Zeug, aber er ist nicht abhängig wie von einer Droge. Das merkt man heute: die Sucht, die Gier nach Kommunikation. Überall. Und dann sitzt da noch einer ohne. Man erkennt die Pionniere unserer Zeit allein daran, dass sie nicht tun was alle machen.

Strickt und strickt und strickt.

Die Statistiken sagen schon eine Menge aus: wer im Schnitt 6 Stunden schläft, 18 Stunden für Arbeit und Sonstiges zur Verfügung hat, verbringt jetzt schon 30 bis 40 Minuten pro Tag am Gerät, um irgendwie etwas herunterzuladen. Und die klassischen 4-6 Stunden vor der Glotze? Das war einmal? Und was wird da aus unserem Fastfoodgeschlinge? Wir haben nur 24 Stunden am Tag. Wer ständig auf Display kuckt, sieht sonst nicht mehr viel: die schönen Busen und Beine, das freundliche Lächeln, die Taube im Park oder, wenn man Glück hat, unseren Krystof, der völlig unbeeindruckt von seiner Umgebung strickt.

Dienstag, 24. März 2015

Franz Kafka - das Ungeziefer.

Ich war zu jung, um zu verstehen, was Kafka wollte. Jetzt liege ich in meinem Bett, auf dem Rücken, schlaflos. Da fällt es mir wieder ein, das Buch. Die Verwandlung hieß es. Seit ich es las, lässt es mich nicht los. Ängste, Hilflosigkeit, Todesangst. Wenn man als Käfer erwacht, gelähmt, zum Zappeln verdammt. Nicht unmenschlich. Warum fühlt man sich gerade als kafkaeskes Insekt wie ein Mensch, der weggeschoben wurde? Hat es damit zu tun, dass in jedem von uns auch ein Jude steckt? Einer, der nur schwer seinen Platz findet? Oder ist es das andere Geschlecht, mit dem man nicht zu Rande kommt?

Sigmund Freud, auch ein Jude, doch nicht nur, musste auch Ängste verarbeiten. Auch er muss das Heraufziehen des Totalitarismus gespürt haben. Seine Selbstanalysen erinnern irgendwie an Kafka. Er musste aus dem naziverseuchten Deutschösterreich weg. Ein Leben war das nicht mehr. Wo blieben all die Identitäten? Nach Israel sind die wenigsten ausgewandert. Richtig glücklich wurden die wenigsten, bis auf manche Künstler. Die konnten ihr Ding machen und es der Welt schenken. Jehudi Menuhin, Leonard Bernstein. Seine West Side Story, oh Gott, wie schön! Die unsichtbaren Sehnsüchte Kafkas in Musik umgeschlagen. Seine ungelebte Liebe in musikalische Explosion geformt. Jugendliche Agressivität, nicht wie bei Franz Kafka, passiv, unartikuliert und hoffnungslos. Eben die fröhlich-kreative Seite (jüdischen?) Lebens.

Gustav Mahler, der lange an der Metropolitan in New York arbeitete, ein Spätromantiker und Moderner, ein Jude, der zum Katholizismus wechselte, hatte ähnliche Einflüsse auf mich. Ich konnte seine Kindertotenlieder nie vergessen. Wie stark sie mich beeinflusst haben. Meine Identität geprägt, die andererseits auch immer multikulturell und gleichzeitig einschichtig war. Kafka steht für die bürokratisch-existenziellen Ängste, die mich überkommen, wenn ich schlaflos auf dem Rücken liege. Sigmund Freud erinnert mich daran, dass wir in einem kollektiven Käfig des Unterbewussten sitzen, aus dem wir nur mit Schuldgefühlen ausbrechen. Gustav Mahler, das begabte Menschenkind, ständig verliebt, wunderbare Kompositionen, oft total schwermütig. Er ist ein ewiger Freund. Leonard Bernstein, der heitere Blick auf die dynamische Seite des Lebens, sehr romantisch angehaucht. Kosmopolitisch. Was ist so falsch daran, dass man sich auch mal wie ein Insekt fühlt, hilflos, antriebslos, hoffnungslos? Franz Kafka hat es uns vorgemacht. Die Verwandlung kann ja auch Metamorphose bedeuten. Umwandlung, statt Stagnation.

Montag, 23. März 2015

Franz Kafka and Krystof the knitter

One has to come to lovely Prague, the exciting Capital of the lovely Czech Republic. We did it, Cath and I, a few days ago. The weather was great. We felt like coming home to some part of Mitteleuropa as known during the pre Second World War period. Walking past the Old Jewish Cemetery we found the Old-New Synagogue, a place where you breathe history, and also visited the Spanish Synagogue, all quite near the ancient centre of Prague.

In the Synagogue
The synagogues tell the story of Jewish live, the history and assimilation process of the Jews from Bohemia and Moravia. The Old-New Synagogue is a particularly precious piece of architecture, dating from 1270 or so. The style is early Gothic, a really beautiful place of worship visited by numerous people who may find reminders of the shoah.

Kafkaesque, isn't it?

But Prague is of course also a rather cosmopolitan place, the Czech culture being the outcome of various influences. Jiddish was and is one of the languages practised besides Chech. The Slovac part has moved away after the separation of Slovakia from Chechoslovakia. German also was a widely spoken language, practised by Jewish authors like Franz Kafka or his friend Max Brod. I may have been too young when my father gave me Kafka's The Castle to read. I was fascinated by his style, a sort of anguish, shy but very precise German one couldn't forget again. Absurdity and alienation was what made me addicted to Kafka. That he was Czech I learned much later. What a modern piece of literature  his Metamorphosis is. It went around the World, making him famous posthumously. Our stroll brought us also to his monument, a rather abstract, somewhat kafkaesque piece of art.

Krystof the Knitter
So, Prague is good for all sorts of surprises. Whereas Franz Kafka mainly lived during the Austria-Hungarian Empire period of Prague, Krystof Klestil who is a young Czech from Prague lives on a park bench not far from the Old-New Synagogue. To be precise, he spends sunny moments on that bench, knitting gloves and caps and other things. He reminded us of a new concept of life in a modern World, where you have to find your own way. And Prague can help you to find it. Just try.


NPD - das rechte Herz am rechten Fleck?

Die Frage ist nicht so sehr, ob diese Partei der Ewiggestrigen endlich verboten werden soll, sondern, was machen wir mit dem Haufen rechtslastiger Verschwörer, die glauben, bald wieder das Sagen zu haben? NSU war/ist schlimm genug. Dieser Prozess in München ist ein einziges Beispiel für die Hilflosigkeit der deutschen Justiz, die sich vorführen lässt.

Dass diese Partei kaum noch Wähler oder Mitglieder hat, ist typisch für die Situation: der Rechtsdenkende ist im Prinzip feige, kein Einzelkämpfer, sondern ein polemisches Werkzeug, das sich nur in der Horde stark fühlt. Deshalb müssen sich immer ein paar Wirrköpfe nach vorne wagen, damit das Rechtspotenzial eine unmissverständliche Anlaufstelle zu wittern bekommt. Dann kommen die rasierten Schädel aus ihren Löchern, rutschfeste Stiefel kommen zum Einsatz, und, weil man sonst nichts zu sagen hat, fühlt man sich stark. Zu nützlichen Veränderungen in unserer geldgeilen Gesellschaft führt das nicht.

Das rechte Spektrum?  
Zur Zeit versuchen Rechtsparteien wie die NPD in Sankt Petersburg einen Schulterschluss mit Ihresgleichen aus anderen Ländern. Viel Glück! Bei euren  notorischen  Sprachkenntnissen kann doch nur das berühmte "Ausländerraus" gestottert aber sonst kein klarer Gedanke gefasst werden, der nach einer nationalsozialistischen Internationale aussähe. Jeder will ja doch nur seinen eigenen Salat. Wir können uns also getrost  zurücklehnen, wenn es um die Zukunft dieser Genossenschaft geht. Diese Art von Rechtsextremismus basiert auf der Angst der anderen. Doch die Feigheit dieser Genossen, sofern sie keinen neuen Schreihals wie Adolf Hitler an die Seite bekommen, ist nicht zu übersehen. Damit können sie geschlagen werden. hre Sprache ist durchsichtig, kreidefresserisch. Als Eintagsfliegen gehören sie zu den Auslaufmodellen. Das muss nicht heißen, dass man ihnen nicht regelmäßig mit staatlichen Springerstiefeln in den Hintern treten sollte.  

Donnerstag, 19. März 2015

Aber bitte mit Sahne!

Jeder Mann ist auch Sohn und damit der hoffentlich liebevoll zum täglichen Essensgeschäft hingeführte Nachkömmling einer Mutter. Ich muss die Debatte etwas verengen, damit ich leichter zum Ziel komme: was isst der Mensch heute, wenn er in Deutschland wohnt? Pizza? Kebab? Burger? Letzteres will ich aus der Liste der essbaren Zumutungen streichen, obwohl mich Meldungen erreichen, dass dieses Zeug manchmal sogar essbar ist, vor allem, wenn der Hunger nagt.

Es soll ja auch Mütter geben, die behaupten, der Appetit käme mit dem Essen. Dem möchte ich entschieden widersprechen. Essen ist keine Verrichtung einer Notdurft! Obwohl! Wer weiß? Wichtig ist, dass nicht vergessen wird, welches Vergnügen gutes Essen bereiten kann. Deshalb müssen Fachleute an das Problem gelassen werden. Dazu gehören immer noch einige Mütter, ein paar Väter und die vielen selbsternannten Kochlöffel schwingenden Experten. Das sind nicht so sehr die Dreisterneköche, die lieber an ihrem eigenen Mythos arbeiten, sondern die liebenden Väter und Mütter, die das Glück der Essenden an deren Gesichtern ablesen möchten. Wenn Magenfreuden zufriedenes Lächeln auf die Gesichter zaubern können, dann scheint die Welt in Ordnung. Die geschickten Fotografen und Grafiker, die auf die Packungen ihre Werbung hindrapieren, können ebenfalls vergessen werden. So gut wie die Idealzeichnungen auf der Auslegeware in den Supermärkten aussehen, kann kein Essen werden, auch wenn Doktor Oetker selbst seine Hand im Spiel hat.

Wir müssen versuchen, uns zu erinnern. Königsberger Klopse haben mich nicht kirre gemacht. Auch der Rheinische Sauerbraten war nie mein Ding. Und Toast Hawaii hielt ich immer für eine recht interessante Notlösung. Doch es gibt so vieles, an das sich der Magen erinnern möchte. Eines von vielen Beispielen (nein, die Pizza vergessen wir jetzt mal): Vorspeise, eine klare Fleischbrühe mit Markklößchen. Den Schnittlauch und die Muskatnuss nicht vergessen! Danach: von Mama eingemachtes Kalbfleisch, nicht ohne dass das Lorbeerblatt durchschmeckt. Oder: saure Nierchen mit Schupfnudeln an einer dünnen Soße. Es darf auch nicht ein Salätchen fehlen: Tomaten aus dem Garten mit viel Dill, oder Gurken (nicht aus Holland oder Spanien) mit Dill oder Gurkenkraut. Kräuteressig mit Olivenöl wäre die richtige Mischung. Nachtisch: Vanille-Eis mit Sauerkirschkompott. Ich würde hierfür keineswegs  die Bezeichnung "lecker" verwenden. Das tut man nicht. Aber "saugut" darf man schon sagen. Es kommt auf die Liebe der Zubereitung an, sonst auf gar nichts. Neben diesen Beispielen gibt es noch viele andere.

 Exotisch

Der heutige Hang zum Exotischen ist natürlich bedingt durch die Reisefreudigkeit der Deutschen und das eifrige Studieren von Kochsendungen im Fernsehen. Zum traditionellen Bratwurstessen, das vor allem die Engländer und Amerikaner liebhaben, sind auswärtige Gerichte wie Suki Yaki, Chicken Tikka Masala oder Döner Kebab äußerst willkommene Ergänzungen. Vorsicht mit den deutschen Bratwürsten in Frankreich. Ein höflich-herablassendes Naserümpfen kann die Antwort sein. Wir essen heute chinesisch, thailändisch, indisch, türkisch und spanisch und das ist gut so. Essen sollte eine Bereicherung sein, kein nationales Anliegen. Wer sich Leckerbissen entgehen lässt, ist selbst schuld.

Dennoch gibt es nichts Schöneres, als ein kulinarisches Gedächtnis zu bewahren, wo es gerechtfertigt ist. In Deutschland ist dies schwierig, weil wir keine nationale Küche kennen, nur regionale Leckereien. Bei den Österreichern ist es etwas besser. Die Küche ist da etwas zentraler organisiert: das Schnitzel, der Tafelspitz, der Apfelstrudel. Das alles klingt sehr österreichisch. Picken wir uns doch heute aus jedem nationalen Angebot das heraus, was uns am meisten zusagt und entwickeln wir uns das einfach weiter. Schließlich geht der Magen durch die Liebe. Und die Liebe ist eine Himmelsmacht. Und im Himmel hört man gerne die Engel singen. Was will man mehr? Happy Noodles, wie sie in der Kärntnerstraße in Wien angeboten werden?













Dienstag, 17. März 2015

Der griechische Stinkfinger

Es ist schon erfrischend, ins Internet zu gehen und die vielen schönen Stinkefinger zu betrachten, die dort gelagert sind. Sie sind sicher keine Erfindung eines griechischen Politikers. Aber die alten Griechen (und Römer) haben mit diesem Finger schon ganz öbszön herumhantiert. Er sollte eine Art erigierten Penis darstellen, als sexuelle Drohung. Auch die Deutschen nehmen den Stinkfinger ziehmlich ernst. Bis 2007 konnte man dafür im Sraßenverkehr zwischen 5 und 7 Punkte in Flensburg abgenommen bekommen. Und im normalen Geschlechtsverkehr hat man wahrlich Wichtigeres zu tun als den Mittelfinger abzuspreizen. Wer jedoch diesen Schmäh einem Ordnungshüter antut, erfüllt den Tatbestand der Beleidigung, frei nach § 185 des Strafgesetzbuches. In Österreich spricht man von Anstandsverletzung, was ebenfalls eine Bestrafung rechtfertig.


Im englischen Sprachraum bedeutet der Streckfinger so etwas wie "Fuck you". Das versteht heute jeder, was nicht daran hindert, dass manche Beherrscher dieser schönen Sprache auch noch andere Möglichkeiten nutzen, ihre Verachtung zu äußern. Im Vereinigten Königreich und in Australien ist es üblich, das Victory-Zeichen umzudrehen, sodass das V nach hinten zeigt, mit dem Handballen nach innen. Das bedeutet dann eine schwere Beleidigung. Man stelle sich vor, man will im Pub zwei neue Biere bestellen, indem man dieses Zeichen macht und bekommt, unschuldig wie man ist, eine gelangt.

Andererseits wurde der Stinkefinger schon in grauer Vorzeit als Ausdrucksmittel von Diplomaten, Beamten und Kirchenoberen geächtet, weil man annehmen durfte, dass Kriege, auch Religionkriege, mit anderen Mitteln geführt werden können. So ist der Stinkefinger nur als Instrument der Aufmüpfigkeit bei Halbwüchsigen erhalten geblieben, wenn man von ganz wenigen Ausnahmen absieht. Der Griechenfinger ist so eine wohlgemeinte Ausnahme, von der man noch nicht weiß, ob und wann er (der Finger) nach hinten losgeht.







Montag, 16. März 2015

Internet: alle sind empört.

Da schaut man gerne zweimal hin. Alle empört? Das möchte man genauer wissen. In der Zeitung steht: Ratten-Kunstprojekt empört das Internet. Oft kann man sich über ähnliche Behauptungen  wundern. Wenn gar ein "shitstorm" ausbricht, das ist auf Deutsch gar nicht mehr zu sagen, dann schlagen unsichtbare Wellen über den Köpfen der User zusammen. Was passiert dann? Ein Künstler aus Deutschland - es könnte jedes andere Land sein - will auf ein lebendes Tier schießen lassen, um auf Drohnen aufmerksam zu machen, also zu protestieren. Recht hat er, sich über die zunehmende Überwachung und die gezielten Tötungen durch Drohnen aufzuregen. Wie es im Einzelnen gehen soll, ist noch nicht hundertprozentig sicher: Man muss sich einloggen, dann könnte man mit einem Klick einen Schuss auslösen, der mithilfe einer Kamera, die auf eine Ratte gerichtet ist, abgefeuert wird.
Sehr elektronisch, alles.  

Was auch immer der Künstler damit meint, interessant ist die Frage allemal. Wir können anonym aus der Ferne töten, wie es das amerikanische Militär bereits tut. Man benötigt nur eine Genehmigung, sozusagen eine Rechtfertigung und eine ferngesteuerte Drohne, dann klappt das schon. Bei gewissen Diktatoren (nein, ich habe jetzt nicht Putin gemeint!) wie Adolf Hitler, Stalin, Mussolini, wäre der Fall gegeben gewesen. Aber darf man das? Manche fänden das eher grenzwertig. Wie etwa das Ausschnüffeln unserer E-Mails und anderer elektronischer Produkte durch die Geheimdienste NSA, CIA etc. Juristen würden zurecht mehr als ein Haar in dieser Suppe finden. Aber im Notfall werden Juristen ebensowenig nach ihrer Meinung gefragt wie alle anderen, die gerne den gesunden Menschenverstand walten lassen.


Wir müssen also versuchen, uns in dieser neuen Welt zurechzufinden. Gibt es überhaupt so etwas wie den Cyberspace? Bilden wir uns das alles nur ein? Wir können in Sekundenschnelle die Anzahl der Kinder von Wolfgang Amadeus Mozart ergoogeln, oder den Sinn von Testosteron erarbeiten, aber müssen wir deshalb dem Ganzen trauen? Das allgegenwärtige Wissen ist sicher ein Vorteil des Internets. Anstatt veraltete Lexika wälzen zu müssen, genügt ein Knopfdruck und wir sind bedient. Dennoch verlässt uns selten das Gefühl, dass wir irgendwo unerlaubt naschen, anstatt uns etwas mühsam zu erarbeiten. Und was machen wir mit unserem Wissen, wenn jeder andere es auch haben kann? Ist es da oft nicht besser, mühsam zusammengeklaubtes Halbwissen zu besitzen und in der Lage zu sein, sich selbst ein Urteil zu bilden? Wir müssen noch ein wenig warten, um die Folgen dieser völlig unkonkreten Cyberwelt besser sehen zu können. Für mich ist alles noch ein wenig grenzwertig.









Was ist eine Völkergemeinschaft?

Die alten Griechen haben sich die Köpfe eingeschlagen, bis sie - nach vielen Jahrhunderten - auf die Idee kamen, sich für die Wiege der Demokratie zu halten. Die anderen wurden zu Barbaren. Diese haben viel später allerdings, schwer gekämpft, um demokratische Spielregeln zu entwickeln und diese auch teilweise durchzusetzen. Die barbarischen Weltkriege haben wenigstens dazu beigetragen, die Bereitschaft der Völker zum Frieden - wir sprechen über Europa - zu stärken und die Menschen als gleichwertige Bürger anzusehen. Es gab auch Visionäre, die den Weg wiesen: Victor Hugo war einer von ihnen. Er träumte schon im 19. Jahrhundert von einem vereinten Europa, und er war Philhelene (Griechenliebhaber) wie viele Deutsche: Goethe, König Ludwig I von Bayern. Hugo war nicht nur politisch begabt, er war auch als Literat ein Romantiker und Realist, wie viele Deutsche. Keiner liest jedoch heute noch seine Gedanken zu Europa.

Trümmer haben wir schon genug!

Ein anderer Visionär, der seine Schlüsse aus dem Völkergemetzel gezogen hatte, war Winston Churchill, der bristische Premierminister. In einer berühmt gewordenen Rede vor Studenten in Zürich, 1948, schlug er vor, eine Art Europarat zu gründen, um das Gemeinsame der Europäer hervorzuheben und die Zusammenarbeit zwischen ehemaligen Feinden zu gestalten. 1949 wurde dann dieser Europarat gegründet und symbolisch für das Verhältnis der ehemaligen Kriegsgegner Frankreich und Deutschland in Straßburg angesiedelt, wo er mit dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte mit echten Kompetenzen ausgestattet ist.

Diese Visionen wurden dann weiter entwickelt: die Europäische Union war die Folge. Was man vergessen hat, ist, dass Griechenland wegen Verletzungen der Menschenrechte aus dem Europarat hinausgeworfen wurde als eine Militärjunta in Athen die Macht übernommen hatte. Genauer: Griechenland trat aus, bevor der Ausschluss vom Komitee der Außenminister beschlossen wurde. Auch später gab es klare Drohungen des Hinauswurfes, als das Land als Wiedermitglied des Europarates weiterhin massiv gegen die Regeln verstieß. Vom Beitritt dieses Landes zur Europäischen Gemeinschaft weiß man, dass Erpressung und Falschinformationen am Anfang standen.


Nach einer europäischen Karriere eines solchen Mitgliedslandes darf nicht viel erwartet werden. Es wäre besser gewesen, die Barabaren wären unter sich geblieben, denn die Mitarbeit in einer Völkergemeinschaft wird in Athen offensichtlich immer noch als ein Besuch im Selbstbedienungsladen angesehen. Sowohl unter einem romantischen Europakonzept ("wir lieben die Griechen und ihre Sonne") als auch unter mehr realistischen Aspekten ist die Mitarbeit an einem gemeinsamen Europa nur auf gleicher Augenhöhe möglich. Der Stinkefinger eines griechischen Finanzministers, auf die verhassten Deutschen gerichtet, ist eher kindisch und harmlos. Aber er irritiert. Solche Art Frechheit gegen ein redlich bemühtes Deutschland kann nur schwer einem pubertären Dreikäsehoch vergeben werden. Die Masche mit der allgemeinen Verhasstheit der Deutschen scheint auch bei den anderen nicht mehr zu funktionieren.












Sonntag, 15. März 2015

Osama bin Laden: es lachen die Hühner!

Dieser Kerl, der nicht nur das Selbstbewusstsein eines Milliardärs hatte, sondern sogar einer war, hatte es geschafft, auf einmal die Welt zu terrorisieren. Er ist schuld an der Zerstörung des World Trade Centers in New York und an manch anderen Terrorakten überall auf dem Globus. Dass er durch die Amerikaner in seinem Versteck in Pakistan hingerichtet wurde, ist die normalste Sache der Welt. Es hätte schon viel früher geschehen sollen. Geboren als 7. von 50 Kindern in Saudi Arabien, durch die 10. Frau seines Vaters, Aliah Ghanem. Wie wahnwitzig ist denn das? Im Jahr 1979 besetzten sowjetische Truppen Afghanistan. 1989 verließen sie das Land wieder.


Es muss in dieser Zeit geschehen sein, dass Osama bin Laden's Leben eine Hinwendung vom gläubigen Muslim zum gewaltbereiten Terroristen erlebte. Ursprünglich mag ja etwas Idealismus vorhanden gewesen sein, hatte er es doch verstanden, sich ein internationales Netz von Helfern und Anhängern zu schaffen. Für die USA und den Rest der Welt damals etwas gänzlich Neues, dem die internationale Gesellschaft bis heute noch nicht gewachsen ist. Der Kampf gegen die zunehmenden Terrorakte wird immer verbitterter. Es gibt immer mehr Unverständnis gegenüber der Art des Terrors: Einzelakte oder kollektiv gesteuerte Gewalt? Wer steckt wirklich dahinter? Was sind die Ziele? Der Eiffelturm, Big Ben? Rom, Madrid, Brüssel? Das alles wirkt kopflos, undurchdacht, unsystematisch. Was geschieht mit denen, die (noch) nicht bedroht werden? Folgen diese Ziele später?

Es sieht so aus, als würde die Welt allmählich in Panik versinken. Dabei muss ein totales Missverhältnis bestehen zwischen den idiotischen Zielen von ein paar Erleuchteten und den 7 Milliarden Menschen, die täglich ums Überleben kämpfen müssen und nicht davon träumen können, Milliardäre zu werden. Wir müssen dem Bierernst dieser Wenigen endlich die Luft rauslassen. Indem wir sie lächerlich machen? Dazu benötigen wir jedoch nicht ein Satireblatt wie Charlie Hebdo, sondern den Zusammenhalt der Muslime, die noch alle Tassen im Schrank haben, plus all der anderen, die schon lange aufgehört haben, dem ganzen Spuk Verständnis entgegenzubringen.

Politik versagt oft und gerne

Es ist alles so disproportioniert. Die Angst, der Ärger, das Entsetzen. Die Medien (wer sonst?) quasseln den Menschen diese Panik auf. Die Politik ist hilflos. Die Philosophie des menschlichen Lebens hat jedoch eine entwaffnende Seite parat, die wir nicht mehr richtig nutzen: den ganzen Zinnober unseriös finden, aber dennoch wachsam bleiben. Über den Bierernst der Fanatiker sich totlachen. Ihr Getue lächerlich machen. To take the piss out of it, würde der Anglophone sagen. Es gibt Humor über den man kaum lachen kann, weil er unecht ist. Aber, in der Not hilft das befreiende Lachen. Gibt es etwas blöderes als Bomben platzen zu lassen und allen Ernstes zu glauben, dass die siebzig Jungfrauen im Paradies auf das warten, was bei einer Explosion noch übrig bleibt? Auch Testosteron ist in der Überdosis schädlich. Osama bin Ladens Vater hat 50 Kinder gezeugt. Es ist üblich, nur die Söhne zu zählen, sodass es sogar noch viel mehr Kinder sein können. Was soll man an einer solchen Hengstkultur noch bewundern? Oder glauben diese Spinner, außer an ihr eigenes Ego an sonst noch etwas? Keiner ist gegen den Islam oder die katholische Kirche. Ob dieses missverständlichen Wahnwitzes können nur noch die Hühner lachen.

Donnerstag, 12. März 2015

Mein Migrationshintergrund

Nein, es ist nicht ganz so schlimm. Man stelle sich vor, der Büyük Baba wäre aus Ankara und die Oma auch. Eine richtig demütigende Schande für jemand, der sich als guter Deutscher fühlen möchte. Kanakenbrut und so. Dabei bin ich mir sicher, dass ein Opa aus Anatolien auch ein echt guter Opa sein kann. Nein, diese Diskussion führen wir nicht. Man muss bescheuert sein, so zu denken. Bei den Briten merkt man es am ehesten: es gibt so viele Engländer, die nicht wie Jack the Ripper aussehen, oder Lady Di, sondern wie jemand, der vor Generationen aus Afrika oder Indien entkommen ist. Diese offensichtlich exotisch aussehenden Briten werden nie gefragt, wo sie eigentlich herkommen. In Deutschland ist das noch so. Dafür möchte man sich schämen.

London?  
Das Schlimme an meiner Herkunft ist, dass ich weder stolz darauf bin, noch einen Grund sehe, mich dessen zu schämen. Es hat in meiner Familie, von der einige in den USA, andere in Großbritannien leben, nie Diskussionen darüber gegeben. Wenn man hört, welche Hasstiraden manchmal übers Internet losgelassen werden, merkt man schon, welch Potenzial dieses Internet birgt. Statt Humor zu verbreiten, oder harmlose Kommunikation wird hier mit allem abgerechnet, was Angriffsflächen bietet. Es ist ja auch kinderleicht. Schon unser Führer Adolf Hitler hatte das Hausrezept für üble Nachrede: Jude, Halbjude, Vierteljude, Untermenschen, Homos, Kommunisten. In meiner Dusseligkeit habe ich sicher etwas vergessen: Ach ja, Zeugen Jehovas und Ähnliche. Wir haben immer noch nicht über die menschliche Intelligenz gesprochen, sonst wäre uns aufgefallen, dass es die Dummheit ist, weshalb manche Dinge sich nie ändern werden.

Mir sagte einmal ein Grieche (das hat nichts mit den Geldforderungen des verzweifelten Hellas zu tun): Tu sais, je n'aime pas les allemands. Meine Antwort war: il y a des grecs que je n'aime pas non plus. So etwas kann man im Affekt mal sagen. Ich denke nicht daran, so etwas zu übersetzen. Was dieser Idiot nicht wusste, war, dass ich auch Verwandte in Griechenland hatte. Wenn sich jemand austoben möchte, soll er den Mut haben, den zu Beleidigenden anzuschauen und es ihm ins Gesicht
sagen. Diesen Mut hatte der Tropf, mehr aber nicht. Der Rest ist Feigheit. Das gilt natürlich auch für all die Griechen, die sich erlauben, Deutschland als ein faschistisches Feindesland darzustellen. Und für all die Deutschen, die gerade pauschal die griechische Korruption anprangern. Bei normaler Intelligenz kommt es zu solchen Verallgemeinerungen nicht.

Ausländische Wurzeln? 
Der Missbrauch des Internet ist allerdings ein Problem. Der Feigling sitzt an einem Rechner  und greift alles an, was er im richtigen Leben nie zu tun wagen würde. Und er bleibt (zunächst) ungestraft. Nationale Vorurteile sind jedoch schon lange gegenstandslos geworden. In England zumal, denn ein turbantragender Sikh oder eine irische Nonne fühlen sich ganz wie die "echten" Eingeborenen. Sie sind Londoner, oder Birminghamer oder sonst etwas, doch keine Ausländer. Diesen Unsinn gibt es nur noch in zurückgebliebenen Gesellschaften. Ein Auto, ein Flugzeug, sogar ein Fahrrad kann Menschen in alle Teile der Welt transportieren. Und das Vorzeigen eines Passes ist noch lange keine Pflicht. So kann es in Paris mehr Deutsche geben, als in Remscheid-Küppelstein. Wer weiß das schon.

Ich habe bisher in 5 verschiedenen Ländern gelebt. Meine Wurzeln könnten teilweise in Graz/Österreich angesiedelt sein. Der Nachweis des Ariertums war unter Adolf Hitler Pflicht. Man musste den Nachweis erbringen, als Familie die letzten 2 Jahrhunderte Arier gewesen zu sein. Das waren meine Vorfahren, teilweise in Österreich. Wie blöd ist das denn? Jetzt darf man wieder Jude sein, wenn man  will. Aber, was machen wir mit einer muslimischen Herkunft? Als Deutscher hatte ich noch nie ein Problem damit. Warum auch?




Mittwoch, 11. März 2015

Mit dem linken Auge sieht man besser

Das Handelsblatt brachte es im Juli 2014 auf den Punkt. Auf der Titelseite hieß es: ZDF-Umfrage-Betrug: Merkel doch nicht beliebteste Deutsche. Bei den Männern wurde auch geschummelt: der beliebteste Deutsche war Helmut Schmidt. Das Proporzdenken lässt grüßen. Bei solch ärgerlichen Manipulationen erkennt man leicht die Absicht: man möchte gefallen, nach dem Mund reden, Meinung herstellen, wo es nichts zu meinen gibt. Das gilt für die rechte politische Ecke genauso wie für die linke. Das öffentlichrechtliche Fernsehen darf zwar kritisch links sein, jedoch nicht rechtskritisch? Man kann aus dem wohlwollenden Schweigen nach rechts hin einiges schließen. Die Auswahl der Interviewpartner ist eine Sache, die Weglassung eines interessanten Sprechers eine andere. Im Fernsehen ist der Manipulation Tür und Tor ohnehin geöffnet. Die Macher wissen das und sind entsprechend arrogant. Was sich noch nicht überall herumgesprochen hat, ist die Tatsache, dass mehr und mehr Zuschauer die immer gleichen Mätzchen satt haben und den Kanal wechseln, auch wenn sie oft vom Regen in die Traufe geraten. Viele schauen jetzt auch weniger oft in die Glotze.

Mächtigste Frau der Welt?

Wir wollen hier zwei Dinge nicht: um den notwendigen Klartext herumschwafeln und mit der Klatsche alles niedermachen was einem persönlich nicht gefällt. Also, wo setzen wir an? Es besteht kein Zweifel daran, dass im ZDF gewisse Affinitäten zwischen Merkel - CDU - und Rechtskonservatismus bestehen. Der Sprecher der Bundeskanzlerin (ex-ZDF), ein SPD-Mann? Die Hauptwahlkommentatorin in Berlin, deren Karriere beim CSU-Kanal in München begann, keine CDU-Anhängerin? Hat hier jemand gelacht? Wir wollen das ja nicht gleich verboten wissen, aber der Geruch wird immer dann deutlich, wenn es generell um aufmüpfige Meinungen aus Bayern geht. Da beginnt dann ein Eiertanz, der mit dem Herunterspielen (Herunterspülen?) von brisanten Fragen endet.

Nähe zu Putin?

Auch modebedingte Themen, wie katholische Kirche, Homosexualität von Außenministern oder Bürgermeistern, die Nähe zu den Vereinigten Staaten oder zu Putin, die höhere Versteuerung von Milliardären usw. bestimmen den Gang der Dinge. Dabei kann man auf dem künstlerischen Sektor liberal, ja kulturkritisch sein. Das hebt das Image. Man ist ja nicht gezwungen, Hansi Hinterseer oder die Sängerin Fischer OK zu finden. Wenn die Quote stimmt, darf es ja auch etwas skandalös oder frivol sein. Krimis auch knallhart. Hauptsache, wir lassen uns die Gesamtrichtung nicht vermiesen. Also: Angela Merkel ist die beliebteste Deutsche und die mächtigste Frau der Welt? Wir wollen es gerne glauben, es uns aber nicht vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen vorsagen lassen. Vor allem nicht, wenn dort immer wieder auf gewisse rechtslastige Themen Rücksicht genommen wird. Bei der angebotenen Vielfalt fällt natürlich der Nachweis im Einzelfall schwer. Wie oft wird dem Zuschauer das erzählt, was er gerne hören möchte. Ist das objektiv? Zynisch wird dann mit dem allgemeinen Vergessen der armen Gebührenzahler gerechnet.









Dienstag, 10. März 2015

Der Rest ist Schweigen

sagte Hamlet, als er durch die vergiftete Spitze des Degens seines Freundes Laertes starb. Sehenden Auges verabschiedet sich der Held. Seine Ängste liegen längst hinter ihm. Andere fürchten sich, alleine im Wald spazieren zugehen. Sie fangen an zu singen. Sie können die eiserne Stille nicht ertragen und machen Lärm. Meine kleine Schwester, als sie vor dem Weihnachtsbaum stand, im Kerzenlicht, vor der Tanne, fing an zu singen: Stihille Nacht. Das Christkind in Form einer jungen Nachbarin namens Luzia machte ihr Angst. Schwesterchen war höchstens drei.

 Stumm wie ein Fisch 

Wir müssen alle damit umgehen. Deshalb gibt es auch so viele Zitate mit dem Wort "Stille" oder "Schweigen" im Volksmund und in der Literatur. Als "fehlende Liebe in einer gottlosen Welt" wurde der damalige Skandalfilm Ingmar Bergmans interpretiert. Die tiefe Bedeutung dieses Werkes, in dem Kopulation und Masturbation offen gezeigt werden, beschreibt ein Schweigen, wie es auch das Verbrechen kennt. Und die Korruption. Beim Verbrechen ist das Schweigen der Lämmer ganz oben, nachdem der Horrorfilm 5 Oscars abgestaubt hatte. Ein Serienmörder, bei dem die Lämmer jedoch nur eine wichtige Nebenrolle spielen, wird nach langem Hin und Her schließlich zur Strecke gebracht. Korruption und Steuerhinterziehung scheinen dagegen etwas gemeinsam zu haben: sie schweigen sich aus, bis ein Insider auspackt, was aber kaum geschieht. Das verschlägt dem Auge des Gesetzes die Sprache.

Wer nicht spricht, ist stumm und mag seine Gründe haben. Bei Kindern kann es Mutismus sein, eine Gehemmtheit, eine Sozialangst, ja Eigenbrötelei. Die Ursachen müssen dann erforscht werden, denn sie können vielfältig sein und überwunden werden. Schüchternheit und Lustlosigkeit kommen nicht von ungefähr. Oft beginnt das Drama bei den Kleinen zuhause. Es geht dann um ein Trauma oder eine Depression, die überwindbar sind. Der Volksmund kann viele Erklärungen bereithalten, die jedoch falsch sein können. Zu den besten Schweigemomenten gehören diejenigen, bei denen man etwas sagen könnte, aber nicht möchte. Denn: Reden ist Silber und Schweigen ist dann entsprechend auch Gold. Si tacuisses....







Montag, 9. März 2015

Jeden Tag neu: die Sieben Weltwunder

Seit es täglich, ja stündlich, Nachrichten gibt, werden wir nicht nur informiert, sondern auch zugemüllt mit Wunderlichkeiten, die einerseits das Leben interessant machen, andererseits uns die Augenbrauen hochfahren lassen. Es ist die Mischung von Notwendigem und Überflüssigem. Wir wollen uns wundern, und wir wollen wissen, was in unserer seltsamen Welt so abgeht. Über Spannungen, Kriege und Grausamkeiten erfahren wir genug. Auch da ist vieles unglaublich bis unglaubwürdig. Verwundert suchen wir weiter.


Heute, zum Beispiel, fliegt ein bemannter Flugkörper mit über 70 Metern Spannweite um den Globus und möchte diesen Flug ohne Treibstoff, nur mit Solarenergie, bewältigen. Wird er es schaffen? Die Jetztschonhelden sind Schweizer Pioniere. Es ist das Einmalige, was uns kirre macht: ein Grünspecht, auf dessen Rücken ein Wiesel mitfliegt. Das Foto davon wurde von vielen gesehen. Ein Mann, der hochschwanger ein Baby erwartet. Man staunt nicht schlecht. Ein Österreicher, vor kurzem, der aus 13 ooo Metern Höhe abspringt und ohne Knochenbrüche landet. Eine britische Mutter bringt für ihren schwulen Sohn ein Baby zur Welt. Auch das könnte einmalig sein, genau wie die "Weihung" von 4 Frauen zu katholischen Priesterinnen. Wenn man bedenkt, dass vor fast 2000 Jahren ein Jesus von Nazareth gekreuzigt wurde, was damals ganz normal war, dieser aber nach wenigen Tagen von den Toten auferstanden ist, dann darf man sich eigentlich über nichts mehr wundern. Und an Ostern wird das auch noch gefeiert.

Man wundert sich auch nicht über die 7 Weltwunder, zu denen nicht einmal die Stadtmauern von Babylon gehören. Dafür aber der Koloss von Rhodos und die hängenden Gärten von Semiramis, die heute kein Schwein mehr kennt. Der Turmbau zu Babel (wer kennt ihn nicht?) gehörte nicht zu den Weltwundern. Auch getürkte Staunfaktoren wurden immer wieder eingeschmuggelt. Ist es so wichtig, die größte Weißwurst der Welt zu kennen? Oder, daran zu glauben, dass Levitation eine wundersame
Erhebung in größere Höhen bedeutet? Sozusagen das menschliche Schweben, ohne Unterstützung von unten? Ein Trick, ohne Zweifel, aber wie geht er? Bei Drohnen weiß man, dass sie elektronisch ferngesteuert werden. Lassen wir uns überraschen, was sonst noch auf dieser Welt geschieht.

Donnerstag, 5. März 2015

USA: Paradise looks different!

 Lotti Huber, die ungewöhnliche Deutsch-Jüdin, die den Nazis entkam und in England freundliche Aufnahme gefunden hatte, schrieb ihre Lebensgeschichte schon vor vielen Jahren: "Diese Zitrone hat noch viel Saft". Es ging um ihre Erlebnisse in Großbritannien, Ägypten, Zypern und Deutschland. Leider lebt sie nicht mehr. Sie hatte einen umwerfenden Humor, der vor nichts Halt machte. Sie beschrieb einmal ihre Einreise in die USA, nach dem 2. Weltkrieg. Eine beleibte Persönlichkeit, die es nicht nötig hatte, sich besonders klein zu machen. Ein recht fetter schwarzer Uniformierter, der damals vielleicht noch zu den rassisch verachteten Afroamerikanern gehörte, um es milde zu formulieren, zeigte unserer Lotti, was Staatsmacht ist. Es ging um ein für den eigenen Gebrauch importiertes Stück Wurst, was der Zollmensch für einen persönlichen Angriff auf die Vereingten Staaten hielt. Lotti muss wegen ihrer sagenhaften Schlagfertigkeit den Kampf gewonnen haben, aber nur mit Mühe.
Die Zeit der Saurier ist vorbei!

Wenn jemand an die Pforte zum Paradies klopft, hat er seine Gründe: er will unbedingt eingelassen werden, weil es sich um das Paradies handelt. Oder, er will seine Schwester besuchen, die als Deutsche mit einem Amerikaner verheiratet ist und ganz süße Nichten hat. Oder, die Neugier treibt ihn. Vielleicht ist er sogar Journalist und möchte über das Paradies nicht ganz kritiklos schreiben. Vielleicht kommt er aber, um Geschäfte zu machen. Es gibt in Amerika so vieles nicht, was der Amerikaner brauchen könnte, obwohl die Supermärkte zum Brechen voll sind. Es kann natürlich auch sein, dass er als Tourist kommt, mit einem gültigen Reisedokument, sozusagen, aus reiner Neugier, denn das Land ist ein schönes. Beim Einreisen in die USA ist es immer noch so, dass man sich schuldig fühlen sollte. Nur die Einreise in ein Land des ehemaligen Ostblocks war unangenehmer. Warum tut man sich das an? Man wird mit Herablassung behandelt als wäre man ein Bittsteller.

Die Hysterie, mit der man etwa Charlie Chaplin behandelt hat, der KEIN Kommunist war, scheint sich nicht geändert zu haben. Da ich bei bürokratisch verursachter Unfreundlichkeit heftig reagiere, weil mich Machtmissbrauch hysterisch macht, hatte ich natürlich auch allerhand einschlägige
Erlebnisse, die mit den USA zu tun haben. Natürlich passieren auch totalverschleierte zahlungskräftige Schönheiten aus dem Orient täglich die Kontrollen auf amerikanischen Flughäfen. Es sieht aus wie ein Eiertanz, was wohl mit der Lieferfreudigkeit arabischer Ölstaaten zusammenhängt. Ich wurde einmal (höflich!) gefragt, ob ich bei der Ankunft Obst dabei hätte, zum Beispiel Orangen. Da ich grundsätzlich nicht mit Apfelsinen im Gepäck verreise, konnte ich verneinen. Eine Orange ist in den USA ein potenzielles Kriegswerkzeug. Kein Wunder, dass George Dabbelju Bush zu glauben schien, der Irak besäße Massenvernichtungswaffen.

Kein Wunder, dass ein äußerst hübscher junger Mann, Vater Tunesier, Mutter Österreicherin, beim Umsteigen in Philadelphia, als er sagen wollte: "excuse me, my plane is leaving" angeherrscht wurde: "Shut up! Sit down!". Der junge Mann ist ein bereits gestandener deutsch-österreichischer Filmstar (Fack ju Göthe), Oskar-verdächtig und ich weiß nicht was. Er fühlt sich regelmäßig durch die amerikanischen Sicherheitsbehörden diskriminiert, wird bei der Kontrolle aussortiert, in einen Sonderraum gebracht, nur weil sein Name arabisch klingt. So geht es vielen, die bei diesen Kontrollen wie Dreck behandelt werden. Elyas M'Barek hat das nicht verdient, alle anderen auch nicht.

Ein bisschen mehr Kultur, Nachsicht, Rücksicht und Verständnis im Umgang mit Ausländern könnte diesen arroganten, oft gehirnlosen Aushängeschildern der Nation überhaupt nicht schaden. Die USA sind kein Paradies, das bewacht werden muss, sondern ein (hoffentlich noch) ganz normales Land. Man hat viele Gründe, auf so etwas nicht stolz zu sein. Paradise looks different, habe ich mir sagen lassen!











Mittwoch, 4. März 2015

Edathy II

Es ist kein schönes Thema. In manchen Ländern (Großbritannien, Deutschland, Holland, Belgien, USA) grassiert die Jagd auf Kinderschänder, Vergewaltiger und Mehrfachtäter zur Zeit geradezu epidemisch. Manche tun so, als hätte man das gerade eben entdeckt. Die moralische Empörung mag sogar manchmalt gespielt sein, denn niemand möchte sich dem Gedanken aussetzen, er fände an diesen Enthüllungsjagden am Ende sogar Gefallen. Auf diesem Gebiet kann man sagen, dass das Entsetzen nicht groß genug sein kann. Allzu viele dieser meist männlichen Monster nutzen ihre Autorität oder ihre Prominenz, um sich an Kinder heranzumachen. Oft wird behauptet, dass in früheren Zeiten solche Übergriffe auch gang und gäbe waren. Die Arroganz eines Herrn Edathy, der dem Gesetz raffiniert von der Schippe gesprungen ist, zeigt jedoch, dass man mit anderen Mitteln an diese Verbrechen heran muss. Ja, man muss dieses Verhalten als eindeutig kriminell erkennen, sonst nimmt das kein Ende.

Edathy hat zwar zugegeben, dass er nackte Kinder ausgespäht hat, ob er zugelangt hat, wissen wir aber nicht. Auch wenn das Schlimmste offensichtlich nicht vorgekommen ist, kann so etwas nicht mit einer Zahlung von 5.000.- € an eine Jugendschutzeinrichtung "abgegolten" werden. Diese Vergehen an Kindern sind ebenfalls eine Folge der sexuellen Befreiung, die ja auch positive Züge aufweisen kann. Dass man leichter "darüber" sprechen kann, ist ja recht schön. Zur Zeit wird die Größe des männlichen Organs öffentlich benamst. Genauer: der Schniedel, im schlaffen Zustand, darf im Schnitt 9,16 cm lang sein, im erigierten Zustand 13,12 cm. Das ist doch eine gute Meldung, nämlich, dass ein Herr zwischen 17 und 91 Jahren nichts zu befürchten braucht, wenn er ein klein wenig von der Norm abweicht. Das heißt ja noch lange nicht, dass Mann mit seinen Trieben Amok laufen darf. Was er auch nicht darf, aber dank gewisser sexueller Lockerungen gelegentlich tut (du armes Schwein), ist das Entblößen des Gemächts in menschenleeren Parkanlagen, um einsame Spaziergängerinnen zu erschrecken. Manche exhibitionistisch so angegangene Frau reagiert dann mit lautem Gelächter, was Bestrafung genug ist.

Der Edathy-Effekt ist dagegen viel schlimmer: dieser vergeht sich an der Unschuld von Kindern und Jugendlichen. Ohne Scham natürlich. Und gerade das macht die Sache so gemein. Kein Geständnis und natürlich auch keine Reue. Dafür Zahlung einer Summe. Da darf man sich nicht wundern, wenn bald alle Schweinereien mit Geld zu regeln sein werden. Käufliche Liebe ist arg genug und hat mit Liebe nichts zu tun. Ein erwachsener Mensch kann seine Sexualität notfalls auch mit Geld bestreiten, aber, bitteschön, Kinder müssen ein für alle Mal tabu sein. Das wollte ich zu meinem Blog von gestern (Edathy - gebrandmarkt) noch hinzufügen.






Dienstag, 3. März 2015

Es war eine ganz normale Treppe

Wir hatten uns gestritten. Wer 15 Jahre verheiratet ist, ohne Kinder, der kann schon mal ausrasten. Sie sagte: "Hast du schon wieder getrunken"? Was nicht der Fall war, aber es ärgerte mich. Ich sagte, mit einem Anflug von Humor, "eines Tages bringe ich dich um". Nach einem gut gemeinten Versöhnungsknuddel war die Angelegenheit beigelegt. Sie kennt meinen Humor und maß meiner Verärgerung keine Bedeutung zu. Im Gegenteil, sie erinnerte mich daran, dass wir am kommenden Wochenende mit unserem neuen Auto einen Ausflug ins Burgenland machen wollten. Wein ausfindig machen und eventuell ein paar Flaschen mit nach Hause bringen. Ich weiß nicht, warum ich mir einen Pulli übergezogen habe, aber mein Plan war, endlich einmal wieder in den Keller zu gehen, einfach aus Neugier. Wir hatten es seit Jahren nicht mehr getan. Es war auch nichts im Keller, außer, das fällt mir gerade ein, ein altes Bett, das wir gelegentlich benutzt hatten, als neben unserem Gästezimmer auch unser Schlafzimmer belegt war.


Der Keller war von meinen Eltern als Kartoffelkeller benutzt worden, in dem auch genügend Platz für allerhand anderes Zeug war. Einige Jahre lang, als mein Vater noch lebte, roch es im feuchten Keller sehr angenehm. Er hatte im Garten einen Apfelbaum, der immer größer wurde, bis er schließlich abgesägt werden musste, denn die Äpfel nahmen überhand, der Platz im Keller reichte nicht mehr, und die Boskopäpfel wollte auch niemand mehr essen. Als mein Vater starb, waren wir ins Haus eingezogen. Es hatte immer noch nach Äpfeln gerochen.

Die Treppe zum Keller war etwas steil. Eine Wendeltreppe, die einem nicht ganz nüchternen Besucher sehr wohl einen Drehwurm verursachen konnte. Aus diesem Grund vermied Marianne den Keller schon seit Jahren. Die gelegentlichen Übernachtungen "da unten" waren keineswegs unangenehm. Mich verbinden damit einige, sehr erotische, Erinnerungen. Leicht beschwipst, wackelten wir in unsere unterirdische Behausung, wenn alle Gäste zu Bett gegangen waren. Die kühle Atmosphäre, die Stille und der feuchte Duft regte uns zu abenteuerlichen Umarmungen, Küssen und Umschlingungen an. Schön war auch der nächste Morgen, an dem es galt, früh, jedoch nicht allzu früh, aufzustehen, die Wendetreppe hoch zu klettern, gleich nach der Dusche das Frühstück für mehrere Personen in Angriff zu nehmen und den Tag gemächlich anklingen zu lassen.

Ich weiß nicht, was es war. Ich beschloss, in den Keller zu gehen, nachdem ich den Pullover übergezogen hatte. Eine Taschenlampe war schnell gefunden, denn das Licht funktionierte schon eine Ewigkeit nicht mehr. Sie lag immer an der gleichen Stelle. Dabei hätte es genügt, die Glühbirne endlich einmal auszutauschen. Das Bett, dachte ich, muss total verstaubt, wenn nicht sogar verrottet sein. Der Geruch erinnert nicht mehr an Äpfel. Gibt es da unten Tiere? Wer weiß! Einige Sekunden lang denke ich, Marianne weiß von meinem Ausflug nach unten nichts. Ich hätte genauso an den Zigarettenautomaten gehen können, um Zigaretten zu holen und dann nie mehr zurückkommen. Da ich nicht rauche, kommt mir der Gedanke abstrus vor. Ich habe ein seltsames Gefühl in den Knien. Plötzlich rutsche ich, denke blitzschnell, das hat mir gerade noch gefehlt, dann geschieht es: die Kellertür fällt ins Schloss, die Knie brechen ein. Dann knalle ich fast lautlos die letzten Stufen hinunter, schlage mir die Stirn auf und denke noch, das ist das Ende. Dann wird nicht mehr gedacht.




Edathy - gebrandmarkt

Schwer zu sagen, ob wir es mit einem der ganz Schlimmen zu tun haben oder eher einem Verirrten. Der angenommene Intelligenzquotient dieses Herrn lässt vermuten, dass er zu denen zählt, die sich leicht herausreden, den Spieß umdrehen und einem Zweifler an seiner Unschuld(svermutung) einen Prozess anhängen möchten. Die Sachlage ist kompliziert, doch die Gedanken sind immer noch frei. Das spielt auch zu seinen Gunsten. Wer allerdings nachweislich solches tut, hat eine Veranlagung. Dazu sollte man sich bekennen. Leugnen vor sich selbst ist ebenso schäbig, wie arrogantes Abstreiten, wenn die ganze Welt es schon weiß. Und die Unschuldsvermutung kann nur bei den angegafften Kindern geltend gemacht werden.

5.000.- €?

Auch das Anschauen von nackten Kindern, sie gar obszöne Handlungen vollbringen zu lassen, sie zu filmen, geht in das Intimleben anderer Menschen. Es ist strafbar. Es schiebt die Würde, vor allem des unmündigen Menschen, einfach beiseite. Für € 5.ooo.- ? Das macht es noch schlimmer, weil für eine solche Abstrusität auch noch der Staat zuständig ist. Man kann sich nicht freikaufen. Man kann nur bereuen und seine Schuld bekennen (und vielleicht auch aus der SPD austreten).

Aber, einmal abgesehen von den Folgen für Beruf und das gesellschaftliche Leben dieses Herrn, die wahrscheinlich fatal sind, bleibt nur der Verlust der eigenen Ehre. Man neigt dazu, vor solchen Monstern auszuspucken, sich für sie zu schämen. Ist das Strafe genug? Mitleid wäre auch angebracht, und eine Art Kontrolle, denn eine solche Veranlagung verzieht sich nicht einfach. Auch nicht nach einem solchen Skandal. "Ich habe nichts Unrechtes getan", kann man angesichts der Opfer, die heranwachsen und die volle Tragweite ihrer Herabwürdigung erst noch erkennen werden, nicht sagen. Es ist nie gut, eine Lüge durch eine andere zu ersetzen. Es ist ganz einfach scheiße! Deshalb hat auch der Kinderschutzbund Niedersachsens das Geld dieses Menschen zurückgewiesen. Ein fatales Signal, wie man zurecht meinte.

Sonntag, 1. März 2015

Ein klares Zeichen: aber beileibe noch nicht Frühling!

Man wird doch ein wenig herumalbern dürfen! Die Sonne scheint. Es ist 1. März. Die Boten des Frühlings, schön wäre es ja, aber sie machen sich über und lustig. Am Stephansplatz steigen wir  in die U-Bahn, Richtung Schönbrunn. Ein Spaziergang im Park - es ist Sonntag - wir sind nicht allein, das lässt uns hoffen, dass sich der lange, kühle Winter endlich davon gemacht hat. Kalt ist es zwar immer noch, doch die Vorboten, herbeigesehnt und ich weiß nicht was gammeln vor sich hin. Die Sonne behauptet sich wieder nicht. Schnell wird es grau, ja windig, und jetzt regnet es gar schon.


Also gehen wir trotzdem in den Park. Europäisches Kulturerbe. Endlich ist die Schlange vor dem Tiergarten mal nicht so lang, sodass wir anstehen und hineingehen. Warum muss ich immer an Leguansuppe denken, die ich noch nie gegessen habe, wenn ich die pussierlichen Tiere sehe? Im Zoo von Wien tummeln sich viele Kinder mit ihren Eltern. Dieser Zoo hat etwas. Da sind die Bären: Eisbär, etwas schmuddelig. Brillenbär, Nasenbär. Polarbär. Panda. Oh, how sweet! Und viele Japaner sind wieder da. Auch seltsame Genossen stellen sich ungehindert vor: der Bartgeier, der Fliegende Hund, der Leopard. Unglaublich, das Nashorn. Die Kobra, ganz schön angsteinflößend. Die rosaroten Flamingos, eine Augenweide. Die Zeit vergeht im Flug. Der Regen hält sich in Grenzen.

Wir nehmen die U-Bahn und fahren zurück an den Stephansplatz. Gegessen haben wir auch schon. Sonntäglich: gefüllte Kalbsbrust, ein großes Bier. Cath ein Cordon Bleu, ebenfalls mit einem Krügerl Bier. Dieser Tag hält nicht, was er in der Früh versprochen hat. Einer wie jeder andere. Ein Glück, dass in der U-Bahn eine saß, deren gepflegte Fingernägel so groß waren, dass sie mühelos in den Zoo gepasst hätte. Das Nageltier hätte fröhlich auf einem Ast sitzen können, es hätte niemand gestört.