Freitag, 28. November 2014

Die Selbstverzwergung eines Landes

Der Spiegel nutzte diesen Begriff, um die gegenwärtige Lage der SPD zu umschreiben. Jeder, dessen Selbstbewusstsein durch irgend einen triftigen Grund schwer gelitten hat, beschreitet dann den Weg der Selbstverzwergung. Westdeutschland hat nicht nur durch die Teilung, sondern auch als "legitimer" Nachfolger des Deutschen Reichs sich jahrelang systematisch klein gemacht. Zurecht. Israel, Frankreich, die USA, die Sowjetunion, sie alle haben mitgeholfen, diesen einstigen Gegner trotz seiner wirtschaftlichen Erstarkung und der wachsenden Wiedergewinnung von Ansehen, in eine etwas künstliche Zwergenmentalität abgleiten zu lassen. Das hat allen gut gepasst und dem verzwergten Kleindeutschland eine bescheidene Nische im Konzert der Demokratien beschert.





Heute ist die Lage jedoch eine andere. Wiedervereint, mit einer klaren Tendenz zu demokratischer und wirtschaftlicher Stabilität, hat Deutschland endlich wieder den Rang einer normalen Mittelmacht eingenommen. Diese wird von einer Frau geführt, die aus der ehemals kommunistischen Welt stammt und nicht auf den Kopf gefallen ist. Aber, sie ist Teil der konservativen Bemühungen im Lande, obwohl sie sozialistischen Neigungen nicht feindlich gegenüber steht. Man sieht, wie vorsichtig man an die Sache geht, wenn man die Befindlichkeit (hier passt der Modebegriff endlich mal wieder) dieses Landes umreissen möchte. Ist Deutschland, das vor 25 Jahren den Fall der Berliner Mauer friedvoll überstanden hat, heute ein konservatives Land? Oder suchen wir nach einer Konstellation, die die Gegensätze zwischen Rechts und Links vielleicht aufhebt oder in realistische Tagespolitik umwandeln kann? Oder wird das Land linkslastig regiert? Schwer zu sagen.


Wir sollten mal wieder nach Frankreich schauen: Ein sozialistischer Präsident ohne Gewicht regiert dort ein erzkonservatives Land. Kein Wunder, dass die Rechte unter Fräulein Le Pen scheinbar den Ton angibt, denn alle sind von der Unverfrorenheit dieser Dame etwas benebelt. Soll man sie bekämpfen oder ins eigene Boot holen? Soweit in diesem Land keine Klärung erfolgt ist (Neuwahlen?), kann die Politik in Frankreich nur herumeiern. Frage: sind wir ein Elefant, der eine Maus gebiert, oder eine Maus, die mit einem Elefanten niederkommt? Politik ist schwierig, aber muss sie unmöglich werden?

Jedes Land hat konservative, nationalistische, liberale und linke Züge. Die Frage ist, wohin diese Züge fahren. Dazu sind nur zum Teil die Wahlen da. Den Rest erledigen die politischen Persönlichkeiten, die manchmal schillern und manchmal schweigen. Die SPD, die jetzt einen etwas dynamischeren Führer gebrauchen könnte, sollte sich ein Beispiel an der neugewonnenen Glaubwürdigkeit Deutschlands nehmen. Nicht Selbstverzwergung ist angebracht, sondern realistische Selbsteinschätzung. Es geht schließlich darum, nicht nur die AfD und andere Rechte in die Schranken zu weisen, sowie die alpenrepublikanischen Querschläger aus München abzublocken, sondern auch noch eine zukunftsweisende Politik für den Bürger zu gestalten. Dazu muss das Herz eher links als rechts schlagen. Wenn man die politischen Ausrichtungen im Lande anschaut (Die Linke, die Grünen, die SPD), weiß man, dass die Mehrheit eher links steht. Dieses Potenzial sollte zum Tragen kommen. Der konservative Bürger akzeptiert das, wenn die Politik einleuchtet und er nicht das Gefühl hat, ständig irgendwie benutzt und geschröpft zu werden. Sonst ist ein Aufstand von Zwergen zu befürchten, statt das Herstellen von Nägeln mit Köpfen.




Donnerstag, 27. November 2014

Kein Schwein ruft mich an

Keine Sau interessiert sich für mich. Der letzte, den ich das singen hörte, war Max Rabe. Das Lied stammt aus einer Zeit, wo das Telefon noch eine Errungenschaft war. Wenn es bei uns zuhause klingelte - es waren die Vierzigerjahre des letzten Jahrhunderts - musste ich warten bis Mama angerannt kam. Nie hätte ich es gewagt, den Hörer abzunehmen. Das Telefon war nichts für Kinder. Mama blinzelte immer etwas mokant, wenn am anderen Ende der Leitung jemand Heil Hitler brüllte. Mama sagte dann immer: wer spricht? Nie hätte sie das Heil Hitler durchs Telefon zurückgegeben. Ich verstand das zwar nicht, wunderte mich jedoch, dass außer uns kaum jemand Telefon hatte. Man musste stolz darauf sein und korrekt in einer Art Telefonsprache antworten.

Das Rad mit den Löchern hieß Wählscheibe

An den öffentlichen Telefonhäuschen stand: "Fasse Dich kurz", denn telefonieren kostete Geld. Papa telefonierte nie. Also war telefonieren eine Frauensache. Einmal rief eine hochgestellte Persönlichkeit an. Mama lächelte freundlich, obwohl man das nicht sehen konnte und bedankte sich intensiv für den Anruf. Telefon war etwas Heiliges, dachte ich. Fast niemand rief an. Über manche Anrufe unterhielt man sich tagelang. Vor allem, wenn es sich um ein Ferngespräch handelte. Das Fräulein vom Amt rief dann persönlich an. Damit wurde das Gespräch etwas Offizielles.

Natürlich hat sich dieses Ding, das Telefon, weiter entwickelt. Zuerst fiel mir das in Budapest auf, wo am Kriegsende viele noch kein Telefon hatten. Als sich dann das Mobiltelefon verbreitete, waren es die Geschäftsleute und Angeber, die sich an die Straßenecken stellten und für jeden sichtbar in ein wuchtiges Gerät schwatzten. Auch viele Gangster waren drunter, denn wer zuhause einen Festnetzanschluss hatte, benötigte dieses Statussymbol zunächst nicht. Dann wurde es aber unerlässlich. Die Amerikaner, die dazu Cell phone sagen, verstehen nicht, warum Deutsche von Handy reden. Keiner sonst tut das. In England nennt man es mobile phone. Für mich ist das Handy ein Mobilfon. Das Wort Handy habe ich noch nie über die Lippen gebracht.

Long distance call

Ein Fünfjähriger hat sein Händi immer dabei. Es könnte ja etwas Wichtiges zu bereden geben: Hallo, Mami, ich bin gerade aus dem Bus gestiegen. Ich rufe dich wieder an, wenn ich bei Oma bin. Hallo, Mami, jetzt bin ich bei Oma. Stell dir vor, es regnet hier. Sobald ich wieder im Bus sitze, rufe ich nochmal an. Hallo Mami, meine Batterie ist fast leer. Ich lade sofort auf, wenn ich zuhause bin. Ich war am Kriegerdenkmal und habe ein Foto gemacht von den vielen Japanern, die dort heute herumlaufen und wie verrückt telefonieren und fotografieren. Wann kommt Papa nach .............

Dienstag, 25. November 2014

Wowereit, Berlin und der Rest

Der Regierende Berliner Bürgermeister, Klaus Wowereit, hat mich immer schon fasziniert. Nicht nur weil er als recht mutiger Schwuler gilt, sondern, weil er, im Vergleich zu manchen OB-Vorgängern, seiner komplizierten Stadt in kluger Weise geholfen hat, wieder das zu werden, was Berlin während der Teilung fast verloren hätte, ein kosmopolitischer Magnet. Nun ist Berlin wieder weltweit ein vielgeschätzter Anziehungspunkt, und der Wowereit geht mit 61. Die Bildzeitung, für die er ein rotes Tuch war und ist, wird diesen Abschied mit etwas Bedauern hinnehmen. Dieses seriöse Omablatt mit den obligatorischen Busen im Hinterteil, hat mit Gleichgeschlechtlichkeit nie etwas am Hut gehabt. Oder täusche ich mich? Ich habe mir schon seit Jahren nicht mehr die Mühe gemacht, deren Druckerschwärze an meine Finger zu lassen. Vielleicht hat sich Bild inzwischen gemausert und ist noch userfriendly geworden. Der schwindende Umsatz hat schon manchen zum Kreidefressen gebracht.

Zurück zu Wowereit. Der Spiegel hat ihn für die Woche 48/14 interviewed, sozusagen, als Abschied. Souverän hat der Meister auf die Fragen geantwortet. Er sei ein jovialer Menschenfeind, oder nicht? Bin ich nicht. Cool, dieser ruhige, sturmerprobte Berlinmensch, dessen Flughafenprobleme man ihm anhängen wollte, obwohl sie nicht von ihm stammen. Das Schöne an Klaus Wowereit ist seine lächelnde Gelassenheit. Auch der Anschlag mit dem roten Schuh, in den er bei der Bambiverleihung 2001 in Berlin Champagner gießen sollte, um sich als unseriöser Partymensch zu outen, musste fehlschlagen. Als die "Bild" wissen wollte, was er mit den 50 € gemacht habe, die ihm Anna Thalbach, die Schauspielerin, beim Festakt zum Mauerfall zugesteckt hat, weil sie damals das Begrüßungsgeld doppelt angenommen hatte, war seine Antwort: ich habe sie direkt an Bürgerrechtler weitergegeben. Eine Frechheit, solche miesen Fragen zu stellen. Souverän, nicht sofort auszurasten. Dafür war er bekannt, und viele haben ihn geschätzt.


Jetzt kommt also die Ära nach Klaus Wowereit. Schön, wenn die Nachfolgerfindung wieder einen so unerschütterlichen Politiker zeitigen könnte. Was er künftig nicht vermissen werde, wurde er gefragt. "Dass ich mich für jeden Quatsch rechtfertigen muss." Dieser Exot in der Politik hat meines Wissens nie mit Seilschaften hantiert oder, wie die routinierten Lügner dieser Kaste, sich flunkernd aus der Affäre gezogen. Und das ist gut so!






Freitag, 21. November 2014

Der (Wiener) Kongress tanzt. Zu welcher Pfeife?

Das war schon vor genau 200 Jahren die Frage. Alle haben es versucht. Jeder der damals 200 "Staaten" hoffte auf Veränderungen, nachdem (zunächst) Napoleon besiegt war und der Wiener Kongress eine neue Ordnung schaffen sollte. Der Großmeister dieses Monsterkongresses war der österreichische Außenminister,  Fürst Klemens Wenzel von Metternich. Der Tagungsort war das Palais am Ballhausplatz, im Wiener Regierungsviertel. Kein Wunder, dass am Rande dieses Diplomaten- und Potentatengipfels ausgiebig getanzt wurde.

 Fleckerlteppich Europa

Das Ergebnis war alles andere als eindeutig und definitiv, obwohl so vieles davon ausging, dass man sich wünschte, ein neuer Wiener Kongress - warum nicht unter der Führung der OSZE, die auch ihren Sitz in Wien hat? - fände heute statt. Um zwischen einigen Ländern eine neue Ordnung zu schaffen, damit zum Beispiel der Machthunger Russlands gezügelt werden kann, Länder wie die Türkei einbezogen werden können und das ewig mit Europa unzufriedene Großbritannien Ruhe findet. Und vieles andere mehr.
Am Ballhausplatz in Wien

Natürlich hat der Wiener Kongress auch den Vesuch gemacht, die aufkommende Demokratisierung der Länder zu beschwichtigen und die altehrwürdigen Monarchien zu erhalten. Allein 41 deutsche Staaten und freie Städte gab es. Der Deutsche Bund wurde gegründet, ein schöner Versuch, alles Deutsche zusammenzufassen. Österreich galt als Präsidialmacht, doch dieses gesegnete Land und Preußen, die beiden mächtigsten Teilnehmer blieben ohne eigene geschriebene Verfassung. Die anderen hatten ihre Aufgaben gemacht und solche Verfassungen je nach Land verabschiedet.

Die Schweiz erhielt als Ergebnis des Kongresses ihre immerwährende Neutralität, die auch heute noch, vor allem für die Banken, sehr nützlich ist. Belgien und Luxemburg entstanden, Helgoland blieb bei England, das im Übrigen damals schon für die Abschaffung des Sklavenhandels eintrat.
Das sogenannte Metternichsystem wurde mit dem aufkommenden Nationalismus allmählich aufgeweicht, wozu auch die deutschen Burschenschaften beitrugen. Ihre Märzrevolution von 1848 trug wesentlich dazu bei. Heute gehören diese revolutionären Herrschaften in Deutschland und in Österreich eher zu den Konservativen, um nicht zu sagen, zu den Rechten.

 Metternich, der Meister

So vieles ist durch den Wiener Kongress damals geschehen. Es wäre gut, sich daran zu erinnern. Vor allem die diplomatische Einteilung der Länder ist geblieben. Beim internationalen Gerangel der Vetreter hat derjenige den Vorrang, der am jeweiligen Ort am längsten akkreditiert ist bzw. der dienstälteste ist. Wir reden vornehm vom Doyen d'Age. Diese Herren haben den Gang der Dinge jahrzehntelang mitbestimmt, ohne Kriege verhindern zu können. Aber ihre Rolle, und die ihrer Gattinnen war nicht unerheblich. Es ging nicht nur darum, das Champagnerglas richtig zu halten, sondern auch gute Kenntnis des Gastlandes nach Hause zu vermitteln. Schon lange haben auch Frauen diese begehrten Posten erobert. Wohl zum Vorteil von internationalen Verhandlungen. Das alles verdanken wir dem Wiener Kongress und den Tanzkünsten seiner Teilnehmer.



Donnerstag, 20. November 2014

Wir, die Geschröpften

Es geht nicht nur um NSA und weltweites Schnüffeln. Es steht viel mehr auf dem Spiel. Der Neid derer, die nichts haben, ist sehr harmlos aber groß. Das liest man aus den Tagesmeldungen ab, die immer öfter auf die eigentliche Misere eingehen: alles hängt von der Verfügbarkeit des Geldes ab. Banken und Versicherungen, Nahrungsmittelhersteller und andere Spekulanten arbeiten Hand in Hand. Das Ziel: Vom immer größeren Kuchen ein immer größeres Stück zu bekommen. Diese Gier ist pathologisch und des normalen Erdbewohners unwürdig. Also wird der Geldmangel zum zentralen Thema.

Die reichsten unter den Reichen merken es nicht. Die anderen, die Opfer dieser Entwicklung, spüren es jeden Tag mehr. Und die Preise steigen oft völlig ungerechtfertigt. Das ist sichtbare Katastrophenankündigung. Die Argumente werden verschwiegen. Als der Euro eingeführt wurde, haben sich die Preise schlagartig verdopelt. Nicht offen, sondern diskret, unter Einbeziehung der schwächlichen Rechenkünste des Verbrauchers. Die Banken erheben heute schamlos alle möglichen Gebühren. Fast unsichtbar. Die Glaspaläste müssen gebaut und unterhalten werden. Das höflche Hochziehen der Augenbrauen ist für all jene bestimmt, die nicht genug haben. Sie verstehen einfach nicht, worum es geht. Die Reichen konnte man früher noch an ihren Luxusschlitten erkennen. Jetzt sehen sie aus wie Hinz und Kunz.

Aber sie haben immer mehrere Wohnsitze. Und Briefkastenfirmen, nicht nur in Luxemburg. Laut UBS, der Schweizer Bank, gibt es weltweit 211.275 Superreiche. Warum erzählen die das? Mit anderen Worten, in den USA fast 70.000 , in Deutschland knapp 20.000. Das heißt, für Deutschland knapp 30.000 Milliarden $ irgendwo gehortet und zur Vermehrung geparkt. Österreich hat nur knapp 600 Krösusse und steht damit auf Platz 42. Wie demütigend. Bleiben für den Rest der Welt immer noch über 100.000 Pfeffersäcke. Liechtenstein? Cayman Inseln? Jersey? Monaco? Vatikan???? Obwohl letzterer sich der Armut verschrieben hat. Auch Russland gilt für viele noch als armes Land. Die Emporkömmlinge dieses postkommunistischen Landes verstecken ihre Vermögen inzwischen sehr gekonnt. Oder, sie lassen sich gleich in Baden-Baden nieder.

Die großen Katastrophen haben sich der Welt immer irgendwie vorzeitig mitgeteilt. Manche haben sie kommen sehen. Hat man ihnen geglaubt? Die Französische Revolution, wie hat sie begonnen? Ausbeutung und Herabsetzung der Bürger bis es zu spät war. Kann man darauf hoffen, dass die Menschen weiterhin alles mitmachen? Dank Internet kann alles ganz schnell vorbei sein. Eine glaubwürdige Führungsperson mit guten Englischkenntnissen, ein ausreichend großer Anlass, und radikalisierte Massen, die nichts mehr zu verlieren haben. So einfach ist das. Die Ordnungskräfte, das Militär, sie können sich jederzeit auf die Seite der Habenichtse schlagen. Wieviele Jahre geben wir dieser Ankündigung noch?













Mittwoch, 19. November 2014

NSA again! - Schröpft die Reichen!

Der Ton wird härter. Israel trägt ganz schön dazu bei. Auge um Auge, Zahn um Zahn trägt totsicher dazu bei, zwischen den Israelis und den Palästinensern endlich Frieden zu schaffen. Wenn die israelische Siedlungspolitik, mit der die gesamte Welt offensichtlich einverstanden ist, als abgeschlossen gilt, wird der Hass auf Seiten der Besiedelten für immer weichen. Das sagt die menschliche Intelligenz in jenen orientalischen Breiten, wo mal das liebe Jesulein für Frieden gekämpft hat. Wegen der traumatischen Vergangenheit derer, die den Holocaust überlebt haben, schweigt die Menschheit und toleriert den Auge-um-Auge-Terror.   Also, schön weitermachen! Es wird sich lohnen.

Genauso ist es mit den Begüterten: Es gilt die Unschuldsvermutung. Wir können doch nichts dafür, dass wir so reich sind. Unserer Hände Arbeit hat das geleistet. In den Händen der 85 Reichsten auf dieser verdammten Welt liegt, zusammengerafft, so viel Vermögen wie bei 3,5 Milliarden Menschen. Die Massen sind selbst schuld, wenn sie ihre Ernährung und ihre Arbeitsplätze nicht auf die Reihe bekommen. Man bedenke das potenzielle Pulverfass, das einmal in die Luft gehen wird, wenn die verarmte Menschheit keinen Ausweg mehr sieht. Großzügige Spenden können dann auch nicht mehr helfen. Das Internet erlaubt heute schon, in wenigen Stunden und Tagen den ganzen Globus aufzuhetzen. Also, schön weitermachen! Es wird sich lohnen.





Auch die Wohltaten der National Security Agency kommen allen Menschen zugute. Das Budget von Hunderten von Milliarden Dollars reicht dafür aus. Leider werden dabei auch die amerikanischen Steuerzahler in Mitleidenschaft gezogen. Der Versuch, wenigstens amerikanische Bürger nicht auszuspionieren, ist vorläufig gescheitert. Guess, who it was. Die Republikaner haben es wieder einmal verhindert. Deren Durchschnittseinkommen reicht offensichtlich aus, die Milliardenpleite durch die nutzlose NSA weiterhin zu vertuschen. Das Nachsehen haben die armen Schweine von
Steuerzahlern, die nur den Mund halten müssen. Also, schön weitermachen!

Wie man sehen kann, lassen sich die Dinge nicht ändern: Israel bleibt Israel, wer hat, der hat, und wer anderen unter den Rock schauen kann, tut es auch. Es gibt noch mehr haarige Probleme auf dieser Welt: Putin und seine gestörte Persönlichkeit. Nordkorea, ein staatlich geprüftes Irrenhaus. Syrien, unglaublich. Und in einem harmlosen Land wie Österreich werden jährlich Milliarden an Plastktüten beim Einkauf verpulvert. Nicht einmal dieses Problem können wir lösen. Die Liste lässt sich fortsetzen. Es hilft nichts. Also, schön weitermachen!







Dienstag, 18. November 2014

Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.

Einerseits geht es leicht über die Lippen: ich liebe dich. Es muss jedoch alles bedeuten, sonst reden wir in Floskeln. Andererseits können schon deine Augen verraten, was du fühlst und denkst. Mit Sex hat es nichts zu tun. Obwohl das die schönste Sache der Welt ist. Sex ist Geben und Nehmen, nicht nur Nehmen. Liebe will geben, und im Glücksfall kann sie auch nehmen. Mein Gott war ich verliebt. Bei ihrem Anblick wurde mir fast übel. Sie war so schön, dass ich aufhörte, zu atmen. Ich hätte es nie gewagt, sie zu berühren. Ich mied ihren Blick, zuerst. Dann schaute sie mich an, und ich musste verraten, was in meinen Augen zu lesen stand: Liebe, nichts als Liebe. Auch Küsse gab es und Berührungen.
Nicht weit von Bangalore

Dann wurde alles auf die Probe gestellt: wir sahen uns zwei Wochen nicht. Danach war alles anders. Ihre Stimme am Telefon klang fremd. Ich hatte den Mut, sofort die richtige Frage zu stellen und erhielt eine ehrliche Antwort. Sie heiratete einen Freund von mir, dem ich nicht böse sein konnte. Es tat weh. Ich nahm Abschied von meiner ersten großen Liebe. Es blieb die Liebe, bis heute. Sie starb in jungen Jahren. Auch das tat weh. Doch das Leben geht weiter. Ich hatte mir die Fähigkeit zur Liebe bewahrt. Mit Vorsicht und Umsicht verliebte ich mich bald wieder. Ich lernte, zu lieben und vor allem mir treu zu bleiben. Dann kamen die Jahre der Abnutzung der Gefühle. Die innere Emigration. Die langsame Abkühlung, das Auseinanderdriften. Das Ende. Die Einsamkeit. Der langatmige Tod.

Nicht weit von Bangalore
Heute schaue ich ihr täglich in die intelligenten Augen. Die Schmetterlinge im Bauch flattern aufrichtig. Ich kann lachen und küssen zugleich. Liebe hat mein Leben nicht zerstört, sondern verlängert. Noch bin ich nicht kahl, aber meine Knie können schon ganz schön zittern. Die Ruhe, die mich erfasst hat, ist von Liebe getränkt. Ich weiß, was ich habe. Die Äußerlichkeiten sind Nebensache geworden. Sich treu bleiben ist jetzt das wichtigste. Die Dinge beim Namen nennen. Alle Bücher offenlegen. Sich für nichts schämen, kann man das? Sich über alles freuen, wenn man das kann. Ich betrachte meine drei Jacaranda-Bäumchen in ihren Töpfen und freue mich. Sie sind mein Werk. Ich liebe sie, weil sie frostempfindlich sind und malvenfarbig blühen. Ich habe sie als kleine Samen irgendwo bei Bangalore aufgelesen, sie liebevoll mit Wasser versorgt, bis sie anfingen zu wachsen. Die Sonne bescheint sie manchmal. Sie wissen nicht, wo sie gelandet sind. Aber sie wissen, dass sie geliebt werden. SIE weiß es auch, denn für SIE habe ich es getan. Nach mir werden sie bei IHR weiterwachsen können. Oh, Schmetterlinge, ich habe nur dafür gelebt

Leise flehen meine Lieder
In das Schwarz der keuschen Nacht.
Und im Garten blüht der Flieder,
Dessen Duft ins Herz mir lacht.

Leise flehen meine Lieder
Dringen ans geliebte  Ohr
Öffnen dir mit Schwung das Mieder
Klingen wie ein Knabenchor.

Leise flehen meine Lieder,
Schmeicheln dir und sind nicht laut.
Meine Trauer schreib ich nieder,
Denn ich hab mich nicht getraut.

Leise flehen meine Lieder
Die Geliebte hört mich kaum.
Dabei träum ich immer wieder
Einsam meinen Liebestraum.

Leise flehen meine Lieder,
Klingen in die Nacht hinein,
Dir ist der Gesang zuwider,
Und ich schweige, nur zum Schein.


Montag, 17. November 2014

Die Rede der Merkel in Brisbane

Es kommt nicht oft vor, dass man die Rede eines Politikers/einer Politikerin so gut findet, dass man sie nachlesen möchte. Zuviel Unsinn und Hinhalterhetorik hat man da schon gehört und gelesen. Diese Propagandatrompeter (Putin ist der schamloseste von ihnen) blasen meist Worthülsen in den Wind, weil ihnen die Realität zu gefährlich ist. Man stelle sich vor, Frau Merkel würde wirklich sagen, was sie unter Umständen auf den Punkt zu bringen hätte, ein Teil ihrer Wähler würde einfach abspringen. Also sagt sie das, was man zu hören bereit ist. Oder etwas mehr? Die Weltöffentlichket hört ja ohnehin nur noch auf ein paar Prominente, die sich professionell in Szene zu setzen verstehen: etwa, Obama, auch Merkel, Putin, Cameron, vielleicht noch Hollande. Interessant, wie die Wirkung von Spitzenpolitikern nachgelassen hat. Unerhebliche Worthülsenfrüchtecocktails kann man eben heute in jedem Supermarkt kaufen.


Unsere Angela Merkel, die sich schon einige Zeit im vorderen Politbereich aufhält, hat endlich verstanden, dass Diplomatie nur hohles Gebrabbel produziert, statt eine Situation echt zu beeinflussen. Beispiele gibt es genug: die entführten Mädchen irgendwo in Afrika. Ein Diktator in Syrien, der vor den Augen der Weltöffentlichkeit seine eigenen Bürger verkommen lässt und penetrant weiterregieren kann. Ein wildgewordener Minidespot, der vielleicht Gründe haben mag, eine Insel wie die Krim zu stehlen, der aber auch den Nachbarstaat Ukraine weiter terrorisiert. Ein Subkontinent, wo junge Frauen immer noch wie Freiwild behandelt, die heiligen  Kühe auf den Straßen aber mit Engelsgeduld in Ruhe gelassen werden. Wer die Vorgänge in Israel kritisiert wird eh sofort zum Antisemiten gestempelt. Und wie lange versuchen aufgeklärte Katholiken schon, über einen fortschrittlichen Papst endlich Wind in die verstaubte Hierarchie zu bringen und (wie revolutionär!) Frauen zum Priesterberuf zuzulassen? Von Partnerschaften des gleichen Geschlechts, die auch immer noch angefeindet werden, sowieso mal ganz abgesehen. Es ändert sich nichts. Verkrustung ist das, was wir täglich erleben, nicht Fortbewegung.


Die deutsche Bundeskanzlerin scheint sich jetzt in Australien aufgerafft zu haben, Tacheles zu reden. Die Dinge beim Namen zu nennen. Kurz vor Beendigung eines G20 Gipfels in Sidney, von dem Freund Putin völlig übermüdet davongelaufen ist. Sie hat da klarer gesprochen, als üblich. Man fühlt, dass ihr der Geduldsfaden langsam reißt. Sie beschwor die Solidarität mit der Ukraine. Deutliche Worte an Putin, ohne ihm zu drohen. Weiter kann ein deutscher Vetreter nicht gehen. Putin ist vor aller Welt bloßgestellt. Vielleicht versteht er diese Sprache. Sollte er weiterpoltern, könnte es sein, dass die westliche Welt härtere Maßnahmen ergreift. Dann werden die Grenzen für diesen Politpolterer (Popo) hoffentlich sichtbar. Angela Merkel hat sich endlich zu einer Führungspersönlichkeit entwickelt, auf die gehört wird. Warten wir es ab.




Samstag, 15. November 2014

Die italienischen Schuhe des Henning Mankell

Eigentlich ist er bekannt dafür, dass er mysteriöse Krimis geschrieben hat. Die Verfilmungen sind ein großer Erfolg. Kommissar Kurt Wallander ist überall bekannt. Früher habe ich gerne Buchrezensionen geschrieben. Sie zwingen zur klaren Knappheit. Die Intentionen des Autors sind wichtig. Der Inhalt des Buches. Das Geschehen, wenn es eines gibt, und eine Beurteilung, wenn man dem Leser helfen möchte, eine Entscheidung zu treffen: kaufe ich das Buch oder nicht? Obwohl Mankells Romane sehr komplex sind, ist es immer irgendwie möglich, einen roten Faden zu erkennen, wie mysteriös auch immer die Handlung sein mag.


Jetzt bin ich jedoch ratlos. Ich habe Henning Mankells Werk "Die italienischen Schuhe" auf Englisch gelesen und bin immer noch erschüttert. Ich wollte Cath davon erzählen, denn sie hatte das Buch gekauft und bisher noch keine Zeit gefunden, es zu lesen. Schon bevor ich es beendet hatte, sagte ich zu ihr: du musst das unbedingt lesen. Sie wollte wissen, ob es ein Krimi sei, oder sonst etwas. Bei Krimis gebietet es die kluge Höflichkeit, dass man nicht verrät, wer der Mörder ist. Die Italian Shoes von Mankell sind jedoch alles andere als ein Krimi, obwohl die Spannung der eines Thrillers gleicht. Ich versuchte, Cath das Buch schmackhaft zu machen, weil man es unbedingt gelesen haben muss. Es gelang mir nicht, denn der Faden der Handlung ist recht karg, und es kommt überhaupt nicht darauf an. Der Versuch, diesem Roman gerecht zu werden, muss also scheitern.


Wie fange ich es an, die Wucht dieses Werkes zu schildern, ohne wichtige Geschehnisse vorweg zu nehmen? Da ist ein älterer Arzt. Der lebt mit seinem Hund und einer Katze auf einer kleinen Insel in Südschweden (?), die im Winter total vereist ist. Ein Postboot und sein Fahrer sind die Verbindung zur Außenwelt. Einsamkeit, Wind, Regen, Nacht und Kälte sind fast immer gegenwärtig. Dann kommt jemand über das Eis und verändert das Leben des Arztes, der bisher in seiner Vergangenheit und mit einer auf ihm ruhenden Schuld lebt. Auch der Tod ist ständig gegenwärtig, und natürlich spielen auch die italienischen Schuhe eine Rolle. Mehrere junge Frauen, die alle in Beziehung zum ehemaligen Chrirurgen Frederick Welin stehen. Die Handlung scheint für immer eingefroren, doch sie bewegt sich atemberaubend vorwärts. Eine tiefe Liebe zur Natur und zu Tieren ist sichtbar. Zu Menschen? Liebe? Das ist zunächst fraglich. Es geschieht alles Erdenkbare und doch so gut wie nichts. Meine Zusammenfassung, die sich für eine Rezension überhaupt nicht eignet: jeder, der als Mensch mit den Untiefen des Lebens zu tun hat(te), muss "die italienischen Schuhe" lesen. Mankells Roman ist ein literarischer Wahnsinn, der die Handelnden verändert und in die Menschlichkeit führt.






Freitag, 14. November 2014

Deutschland, was ist denn da passiert? Ich kannte noch "la douce France".

"Isch liebö Dötschlond", so oder ähnlich hat der bizarre französische Präsident gesprochen, als er der Bundesrepublik Deutschland einen ersten Besuch abstattete und seine Freundschaft für den Nachbarn verkündete. "Dötschlond ist aine grosse Nasion". Das hat den demütigen, verschüchterten, Westdeutschen nach dem 2. Weltkrieg sehr gut getan. Ich war während De Gaulles Wahlkampagne in Fronkräsch und konnte damals nicht so richtig an des Generals Aufrichtigkeit glauben. Er hatte natürlich seine eigenen Vorstellungen, was sein geliebtes Frankreich betraf. Dennoch haben sich die Deutschen, die in Ost und West aufgeteilt und von den Siegermächten besetzt waren, sehr gefreut. Überhaupt hat der rätselhafte General auch sehr vernünftige Entscheidungen getroffen: die deutsch-französische Freundschaft, die Beendigung des Algerienkrieges, die Bekämpfung des übermächtigen Dollars usw.

Viele Jahre später wurden die Franzosen einmal gefragt, "wer sind eure liebsten Nachbarn?" Was haben sie gesagt? Man konnte es kaum glauben: die Deutschen. Ansonsten haben viele in den Deutschen immer noch den Feind gesehen. Der Ostblock, die Briten und Holländer, viele Skandinaven, Polen und Israelis. Daran war nicht viel zu ändern. Ich vermute auch, dass Österreich, nachdem der Hitlerwahn beendet war, auch vieles von der Abneigung gegen die Deutschen abkriegte. Was wir immer mit Dankbarkeit akzeptierten, war die offensichtliche Sympathie, die uns gewisse Länder traditionell entgegen brachten: Spanien etwa, Finnland, die Türkei. Das alles ist nur eine grobe Vereinfachung, vor der wir uns auch heute noch hüten sollten.

Genauso, wie wir vermuten können, dass der Antisemitismus heute keine speziell deutsche Angelegenheit ist. Aber, lassen wir das! Vorlieben und Abneigungen wechseln fast täglich. Die Medien bringen das oft auf den falschen Punkt. Mir sagte mal einer, der aus Griechenland kam auf Französich: Tu sais, je n'aime pas les allemands. Meine Antwort war: Il y a des Grecs que j'aime pas non plus. Ich sagte dann nur, dass ich auch in Griechenland Verwandte hatte. Solches kann passieren. Als ich 1958 in der Normandie in einem Zug saß, verließ eine Französin das Abteil, als ein englisches Paar anfing, sich auf Englisch zu unterhalten. Die Grimassen der Französin sprachen Bände. Heute weiß man, dass man solche Bekundungen nicht allzu ernst nehmen sollte. Statt "la Grande Guerre" der Kleinkrieg zwischen Individuen? Das wird es immer geben, wenn man nicht aufpasst.

Normalität

Was erfreulich ist, ist die Normalität, die die Deutschen seit der Wiedervereinigung und der Fußballweltmeisterschaft (?) erfasst hat. Viele Nichtdeutsche haben auch verstanden, dass der Kölner Karneval nicht der einzige Ausdruck deutschen Humors ist, sondern dass wir über viel mehr herzlich lachen können. Auch über den britischen Humor. Könnte es sein, dass eine gewisse Gelassenheit uns endlich erfasst hat? Dass wir uns nicht mehr ängstlich umsehen, wenn jemand Französisch, Englisch, Spanisch hinter unserem Rücken spricht? Es scheint den Deutschen weniger wichtig, wie andere sie einschätzen. Auch eine gewisse Grobschlächtigkeit im Umgang mit anderen scheint gemäßigteren Tönen gewichen zu sein. Und die USA werden nicht mehr pauschal angehimmelt. NSA und CIA sei Dank. Was hat sich die Welt geändert. Und die Deutschen mit ihr.

Wer ganz unten ist, sollte nie vergessen, dass ganz oben auch nicht für immer sein muss. Nach einer Studie an der 20.000 Menschen in vielen Ländern teilgenommen haben sollen,  ist Deutschland heute die beliebteste Nation der Welt, was immer das auch heißen mag.  Nummer zwei und drei sind die abgerutschten USA und Großbritannien. Schade, dass Österreich nicht zu den ersten 10 gehört. Da muss etwas daneben gegangen sein. Nach den Gründen für die Beliebtheit zu fragen ist nutzlos. Zu viele Fürs und Widers gäbe es da. Ist es wegen des Kniefalls Willy Brandts? Wegen des überaus friedlichen und menschlichen Mauerfalls? Wegen der mächtigsten Frau der Welt, Angela Merkel? Wie relativ ist das denn? Wir Deutsche versuchen einfach, unkompliziert einen Platz in der Welt zu finden. Das tun andere auch. Also warten wir darauf, dass sich das Blatt wieder dreht. Das dürfte uns dann auch nicht viel ausmachen. Jedenfalls gehören wir dazu. C'est déjà ca!

Denk ich an Deutschland in der Nacht....dann schlafe ich vielleicht besser als Heinrich Heine, der auch fern der Heimat seiner noch nicht verstorbenen Mutter gedachte.