Montag, 17. November 2014

Die Rede der Merkel in Brisbane

Es kommt nicht oft vor, dass man die Rede eines Politikers/einer Politikerin so gut findet, dass man sie nachlesen möchte. Zuviel Unsinn und Hinhalterhetorik hat man da schon gehört und gelesen. Diese Propagandatrompeter (Putin ist der schamloseste von ihnen) blasen meist Worthülsen in den Wind, weil ihnen die Realität zu gefährlich ist. Man stelle sich vor, Frau Merkel würde wirklich sagen, was sie unter Umständen auf den Punkt zu bringen hätte, ein Teil ihrer Wähler würde einfach abspringen. Also sagt sie das, was man zu hören bereit ist. Oder etwas mehr? Die Weltöffentlichket hört ja ohnehin nur noch auf ein paar Prominente, die sich professionell in Szene zu setzen verstehen: etwa, Obama, auch Merkel, Putin, Cameron, vielleicht noch Hollande. Interessant, wie die Wirkung von Spitzenpolitikern nachgelassen hat. Unerhebliche Worthülsenfrüchtecocktails kann man eben heute in jedem Supermarkt kaufen.


Unsere Angela Merkel, die sich schon einige Zeit im vorderen Politbereich aufhält, hat endlich verstanden, dass Diplomatie nur hohles Gebrabbel produziert, statt eine Situation echt zu beeinflussen. Beispiele gibt es genug: die entführten Mädchen irgendwo in Afrika. Ein Diktator in Syrien, der vor den Augen der Weltöffentlichkeit seine eigenen Bürger verkommen lässt und penetrant weiterregieren kann. Ein wildgewordener Minidespot, der vielleicht Gründe haben mag, eine Insel wie die Krim zu stehlen, der aber auch den Nachbarstaat Ukraine weiter terrorisiert. Ein Subkontinent, wo junge Frauen immer noch wie Freiwild behandelt, die heiligen  Kühe auf den Straßen aber mit Engelsgeduld in Ruhe gelassen werden. Wer die Vorgänge in Israel kritisiert wird eh sofort zum Antisemiten gestempelt. Und wie lange versuchen aufgeklärte Katholiken schon, über einen fortschrittlichen Papst endlich Wind in die verstaubte Hierarchie zu bringen und (wie revolutionär!) Frauen zum Priesterberuf zuzulassen? Von Partnerschaften des gleichen Geschlechts, die auch immer noch angefeindet werden, sowieso mal ganz abgesehen. Es ändert sich nichts. Verkrustung ist das, was wir täglich erleben, nicht Fortbewegung.


Die deutsche Bundeskanzlerin scheint sich jetzt in Australien aufgerafft zu haben, Tacheles zu reden. Die Dinge beim Namen zu nennen. Kurz vor Beendigung eines G20 Gipfels in Sidney, von dem Freund Putin völlig übermüdet davongelaufen ist. Sie hat da klarer gesprochen, als üblich. Man fühlt, dass ihr der Geduldsfaden langsam reißt. Sie beschwor die Solidarität mit der Ukraine. Deutliche Worte an Putin, ohne ihm zu drohen. Weiter kann ein deutscher Vetreter nicht gehen. Putin ist vor aller Welt bloßgestellt. Vielleicht versteht er diese Sprache. Sollte er weiterpoltern, könnte es sein, dass die westliche Welt härtere Maßnahmen ergreift. Dann werden die Grenzen für diesen Politpolterer (Popo) hoffentlich sichtbar. Angela Merkel hat sich endlich zu einer Führungspersönlichkeit entwickelt, auf die gehört wird. Warten wir es ab.




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