Donnerstag, 26. Februar 2015

Wiener G'schichten: Zwei Männer, die von sich reden machen.

Gewöhnlich muss ein Politiker oder Künstler einige Jahre auf dem Buckel haben, um als prominent zu gelten. Dazu gehört, dass sein Konterfei allen bekannt ist und vielleicht auch, dass er gut aussieht und eventuell singen kann. Die Fotos dieser beiden kennt jeder, nicht nur in Österreich. Schwarzenegger kann man dabei getrost vergessen. Bei einer kürzlichen Begegnung mit dem israelischen Premierminister Netanjahu stand der eine wie ein Schüler gegenüber, hörte intensiv zu, wie der mit allen Wassern Gewaschene wie bezaubert auf ihn einredete. Der andere, der seine jugendbedingte Unerfahrenheit als Außenminister hervorhob, schließlich begann er den Job mit 27 Jahren, ist im politischen Geschäft fast eine Sensation. Er ist und bleibt auf Jahre hinaus der Jüngste im internationalen Konzert der Oberdiplomaten, von denen einige viel Erfahrung und Glaubwürdigkeit besitzen, andere als notorische Lügner bekannt sind. Seit er den russischen Außenminister Sergej Lawrow in Wien getroffen hat und es im Rahmen des Europarates um die Ukraine ging, will man Sebastian Kurz, das ist der eine, eine Vermittlerrolle in dieser haarigen Angelegenheit zusprechen. Jedenfalls hat dieser jüngste Außenminister (aller Zeiten?) bisher nur offene Türen vorgefunden, dank seines jugendlichen Charms, aber auch dank seiner klugen Zurückhaltung, gepaart mit einer intelligenten Einschätzung der jeweiligen Lage. Die Welt ist bezaubert.


Der andere Österreicher, der viel von sich reden macht, ist natürlich "unsere" Conchita Wurst, die den letztjährigen European Song Contest in Kopenhagen gewonnen hat und wie ein Phönix aus  der (welcher?) Asche aufgestiegen ist. Jetzt, bitte, keine albernen Bemerkungen. Die Sache war frivol genug und von Anfang an etwas hoffnungslos. Pustekuchen. Conchita, deren/dessen geschlechtliche Festlegung bewusst im Dunkeln gehalten wurde, hat sich wie ein Pionier (wir legen uns fest) benommen und mutig einen einmaligen Auftritt hingelegt, der auf einmal die (fast) ganze Welt verzauberte. Man merkt, dass der Zauber viele verschiedene Gesichter haben kann. Und auch Conchita scheint keine Eintagsfliege zu sein. Man erwartet noch Großes von diesem Wesen, das mit dem langen Haar etwas weiblich wirkt, mit dem Vollbart aber auch etwas männlich.


In einer Zeit, wo es darauf ankommt, gegensätzliche Kulturen, verschiedene Nationalitäten und gefährliche Konflikte auf einen friedlichen Nenner zu bringen, kann man sich über ein solches Zusammentreffen in einem (glücklichen?) Österreich nur freuen. Sicher wird es Conchita nicht übelnehmen, mit dem Politiker Kurz in einem Atemzug genannt zu werden. Und der Herr Außenminister wird sich den Hochmut seines Amtes auch nicht leisten, denn seine diplomatischen Talente werden noch lange gefragt sein. Manche fantasieren sogar, hier würde ein künftiger Bundeskanzler heranwachsen. Wir freuen uns über solche Spekulationen und wünschen auch Conchita ein fröhliches Weiterschaffen.











Mittwoch, 25. Februar 2015

Wir liegen falsch! Weltweit!

Ist es nicht so, dass dringende Fragen in unserer Gesellschaft ungelöst bleiben? Sich vielleicht nicht mehr lösen lassen? Es ist verwirrend, was einem da alles einfällt. Aids, Hunger, Flucht, Trockenheit, Epidemien, Terrorakte, Naturkatastrophen, Bankenskandale, Armut und Korruption. Natürlich könnte man solche Auflistung vervollständigen und logisch ordnen. Welchen Sinn soll das machen? Außerdem gibt es auch positive Entwicklungen: Bekämpfung von Hochwasser, Hungerhilfe, Menschenrechte, medizinische Fortschritte, Friedensbemühungen, Verbesserung von Infrastrukturen etc. Fast alle diese Entwicklungen sind heute globaler Natur. Ihre Bewältigung und Nichtbewältigung setzen einen weltweiten Ansatz voraus, den es in den meisten Fällen nicht gibt. Da wo er existiert, geht es nur um Profit.


Politiker säuseln von Energieunion, weltweit, Terrorbekämpfung, weltweit, Klimaschutz, weltweit, Artenschutz, weltweit. Es sind aber kaum Versuche zu entdecken, an solche Fragen ernsthaft heranzugehen, weltweit. Den Terrorismus können wir nennen wie wir wollen, "Ich bin Charlie", oder World Trade Center (Nine Eleven), das Massakrieren von Unschuldigen. Diese Akte nehmen zu, weil Gewalt, besonders bei den Hirnlosen, eher wie etwas Romantisches daherkommt. Robin Hood, Spiderman und Zorro lassen grüßen.

15 Millionen Menschen sind auf der Flucht, weltweit. 50 Millionen Heimatlose, weltweit. Kinder die vergewaltigt werden, Unschuldige die abgeschlachtet werden. Bootsflüchtlinge, die ertrinken. Die Liste reißt nicht ab. Und was geschieht? Ist die Europäische Union zuständig, die nicht einmal das Problem mit den Griechen lösen kann. Die OSZE, sie ist beim Konflikt in der Ukraine machtlos. Die Vereinten Nationen mit ihrem ständigen Sicherheitsrat? Sie alle trauen sich nicht an den globalen Ansatz heran, weil die Länder zu verschieden sind nur in nationalen Kategorien denken. Die Vetomächte missbrauchen ihre Macht auf kleinliche Art. Dabei sind die Zeiten vorbei, wo ein einzelnes Land noch viel ausrichten kann. Wir brauchen uns alle. Die Ausklammerung von Muslimen, das Unverständnis gegenüber Jugendlichen, der immer noch vorhandene Rassismus, die Verarmung der Mehrheit in unserer Gesellschaft, das alles hängt zusammen. Wer seinen Kopf benutzt, weiß wohin die Reise geht.

Ein wenig global kann nicht schaden

Ich glaube in Deutschland werden zur Zeit etwa 380 Menschen im sogenannten Kirchenasyl provisorisch vor der Abschiebung geschützt. Dabei wird auch das mehr oder weniger als illegal bezeichnet. Was wird sonst gegen das Asylantenproblem unternommen? Im Iran, und nicht nur dort, werden immer noch Menschen zum Tode verurteilt, nur weil sie zum Christentum konvertieren. Wir "Christen" hingegen begegnen den Muslimen mit Unverständnis. Die Menschheit, ihre Regierungen jeder Ausrichtung, die internationalen Organisationen müssten schon seit langem nur noch global vorgehen, um diesen Entwicklungen Einhalt zu gebieten. Nichts geschieht. Man sieht die Katastrophen geradezu kommen und lässt sie geschehen.







Sonntag, 22. Februar 2015

Testmuster zum Knicken

Nur wenige Menschen waren bisher auf dem Mond. Vom Besuch eines anderen Planeten durch menschliche Wesen ist mir nichts bekannt. Doch jetzt fiel mir eine Werbung in die Hände, die mich stutzig machte. Bin ich noch auf der Erde, oder gar auf einem fremden Stern? Es geht - wenn ich das richtig gedeutet habe - um ein glanzkartoniertes Stück Reklame vom Format eines Briefumschlages. Den Namen der Firma verrate ich aus 2 Gründen nicht: 1. keine unnötige Werbung für etwas, das sich "Age Control Konzentrat" nennt, und 2. warum soll man die Sache noch verschlimmern? Die Werbung spricht für sich selbst.

Nur muss ich mich fragen, welche geistige Leistung hinter diesem Pamphlet steckt, das als "Printed in E.C." ausgewiesen wird. Soll das Europäische Gemeinschaft heißen? Ich darf zitieren: "20 ausgewählte Pflanzenextrakte reaktivieren die Vitalfunktionen der Haut. Selbst von ganz nah schenkt die einzigartige zwei-Phasen-Formel ein sichtbar jüngeres Aussehen: straffere Haut, geglättete Fältchen, neue Auststrahlung und gleichmäßigerer Teint, verfeinerte Poren".

"Die C....... Entdeckung, inspiriert von zwei Nobelpreisen: Cangzhu-Extrakt aktiviert das G-Protein, das die Zellfunktion unterstützt* (* in vitro Test)". Noch etwas: "90% der Frauen bewerten Double Serum als effektiver im Vergleich zu ihrem gewohnten Serum*. (* Zufriedenheitstests in den USA - 126 Frauen - 4 Wochen - Zustimmung in %)".


Genauer hinschauen lohnt sich allemal. Diese Werbung ist wohl für Frauen gedacht, aber welche? Wir wissen, dass sich Anti-Age-Pflege irgendwie herumgesprochen hat. Vorschnelles Altern klingt da nicht so gut. Aber, seine Hoffnung auf einen solchen - darf ich Unsinn sagen? - zu setzen, bedeutet, dass man mit dem Klammerbeutel gepudert ist. Ich interessiere mich mehr und mehr für Werbetexte, denn manchmal sind sie sogar kreativ. Die Aussagekraft wird dabei oft durch waghalsige englische Begriffe vernebelt. Immerhin vermag man, die kühnen Formulierungen zu verstehen. Im Deutschen scheint es "die Haut über 40" die es den geängstigten Konsumentinnen angetan hat. Nun, Angstmachen gehört zum Geschäft. Aber, sich verscheißern lassen, welche Dame möchte sich dem ausliefern?

Neunzigjährige nach Anti-Age-Kur, faltenlos.
Es ist immer noch besser, fröhlich zu altern und die Haut gelegentlich mit etwas Wasser, von mir aus auch einem wohlriechenden Produkt zu bearbeiten, als sich von schwachsinnig präsentierten Nobelpreismittelchen einbalsamieren zu lassen. Ich kann jeder Frau nur raten, selbst einen Zufriedenheitstest durchzuführen. Als Mann hat man es ein wenig leichter: die Alterung der männlichen Haut scheint noch kein Angstthema zu sein. Männer haben andere Sorgen. Autos und so.





Mittwoch, 18. Februar 2015

Geiz auf höchstem Niveau.

Gib deinem Brüderchen auch ein Stück Schokolade! Nein! Dieses Nein kann kindlicher Trotz sein, oder etwas anderes. Auch Bergsteiger und Gipfelstürmer (nicht dasselbe!) wollen hoch hinaus. Der eine schafft es, der andere nicht. Bill Gates (Aussprache: geits oder geiz) als Gateshals zu bezeichnen, wäre der falsche Ansatz, immerhin vergibt er jährlich 3,5 Milliarden $ an eine Aidsstiftung. Wieviele Milliarden er für seine Alterssicherung einbehält, bleibt rätselhaft. Die 3,5 Mrd Dollar verleihen ihm den Ruch des großzügigen Spenders. Wir wollen nicht kleinlich sein: Andere Superreiche sind da viel knausriger. Die meisten, denn sie betreiben ängstliche Vorsorge. Intelligent, etwas vom Reichtum abzugeben, denn das macht weniger angreifbar.

Nicht für ewig gedacht

Interessant jedoch ist der pathologische oder krankhafte Geiz (nicht Gates!). Er ruht oft auf einem gestrichenen Maß an Intelligenz, und der ahnungslose Normalo braucht lange, um dem Habsüchtigen hinter die Schliche zu kommen. Warum hat er fast keine Gäste zuhause? Warum, wenn doch, ist alles wie abgemessen? Warum wird die Rechnung im Resto grundsätzlich geteilt? Warum geht er/sie nicht in Gruppen einkehren, wenn im Vorhinein nicht geklärt ist, wer bezahlt? Theologisch wollen wir der Sache nicht auf den Grund gehen, obwohl Jesus, Allah, Buddha und die anderen das Knausern zur Genüge angeprangert haben. Vielleicht lassen wir Sigmund Freud den analen Charakter des Geizes herausarbeiten, wonach fester Stuhlgang schon ein Zeichen dafür ist, dass man sich nur schwer von etwas trennen kann. Es ist sogar davon die Rede, dass Geizkragen ihren eigenen Stuhlgang hinauszögern, solange sie es können.

Ist ein Einsiedler, einer der sich von anderen absondert, einer, der nicht teilen möchte? Man hat jede Art von Geiz schon als Tugend dargestellt. Warum nicht die Einsamkeit von Menschen? Obwohl, viele Einsame reden sich damit heraus, dass ihre Liebsten weggestorben sind. Die zählen natürlich nicht dazu. Der Ahnungslose ist oft von der Raffiniertheit der Knauser geblendet,  merkt sie nicht und kann es nicht glauben, bis er selbst zur Ader gelassen wird. Wenn etwas im Hause verlegt wird, geht der erste Gedanke in Richtung  Diebstahl. Das ist oft ein Hinweis, denn so viele Diebe gibt es denn doch nicht.

Den Diebstahl von geistigem Gut erkennt man auch nicht so leicht. Wer will schon der Doktorarbeit eines tadellosen Politikers nachjagen? Oder herausfinden, wer bei seiner Sonate von wem geklaut hat? Auch literarische Ansätze gibt es. Molières Der Geizige, oder Shakespeares Shylock im Kaufmann von Venedig, sind bekannt. Dass aber auch Aristoteles sich dem Phänomen des Geizes gewidmet hat, deutet auf die historische Dimension des Geizes hin. Aber persönliche Erfahrungen hat jeder schon gemacht. Auch ich, obwohl ich mich nicht zu den Habgierigen zähle. Eher zu den Genügsamen, die sich das Wort Geiz entschieden verbitten. Es kann schon passieren, dass ich in einem Restaurant die untere Preisklasse wähle, weil jede Art von Luxus oder Überteuerung mich unwohl sein lässt. Wenn dann dort die Stühle noch unbequem sind, werde ich unfreundlich. Außerdem habe ich bemerkt, dass meine Trinkgelder immer leicht überhöht sind, was mich als großzügig ausweist.  Bei schlechter Bedienung jedoch kann ich sehr ungnädig werden. Trinkgeldmäßig.
Auf diesem Weg wird man auch reich!

Um jeden Verdacht von den mir ganz nahestehenden Personen abzuwimmeln, kann ich sagen, dass meine wahrlich bessere Hälfte von unglaublicher Großzügigkeit ist. Wir beide ergänzen uns herrlich und vermuten, dass wir zu den Normalos gehören. Geben und Nehmen. Das ist es, was Geizis nicht auf die Reihe kriegen. Man merkt es daran, dass von ihnen nie etwas kommt. Auch für das letzte Hemd ist schon vorgesorgt. Das hat bekanntlich immer noch keine Taschen, aber man kann so tun, als könne man da endlos viel hineinstopfen.











Montag, 16. Februar 2015

Einfach weggeputzt.

Es ist Karneval oder, wie es in Wien heißt: Fasching. Ich gehe als Putzfrau und weiß, dass man auch Raumpflegerin dazu sagen kann. Reinemacherin, Zugehfrau, Putze. Das muss reichen. Verkleidet bin ich nicht. Nicht nötig. Als Mann, dem das Testosteron noch nicht völlig abhanden gekommen ist (was soll denn das schon wieder heißen?), fühle ich mich ganz wohl als Putzfrau. Ich habe in meinem früheren putzfreien Leben schon viele Schnäpse und anderes weggeputzt. Jetzt geht es darum, meiner angeheirateten, berufstätigen Lebenspartnerin und ständigen Freundin das Leben ein wenig zu erleichtern. Indem ich  Dreck wegputze. Besser gesagt als getan, denn es sind über 100 qm zu bewältigen, und meine angeborene Faulheit steht mir ständig im Wege.

Fensterputz nur im Frühling!

Man kann den Schmutz natürlich auch verteilen. Das ist etwas leichter, löst das Problem jedoch nicht nachhaltig. Der Schmutzige Donnerstag der Narren wäre da auch eine völlige Verkennung der ethymologischen Bedeutung des Wortes. Wie man es auch dreht, der Putzwillige muss Hand anlegen sonst wird es nichts. Die obige Gemahlin ist heute beruflich unterwegs. Deshalb fange ich mit dem Geputze an, damit ich bei ihrer Heimkehr ein wenig stolz sein kann. Hoffentlich befällt mich beim Reinemachen nicht wieder dieser Hexenschuss. Denn dann wäre es mit dem Putzen vorbei. Und mein Mindestlohn ginge dann auch flöten. Worin der besteht? Das verrate ich nicht. Sauberes Bürschchen!

Der Fluch der bösen elektronischen Tat.

"Was Menschen Gutes tun, das überlebet sie. Das Böse wird mit ihnen oft begraben". Hat Shakespeare in seinem Stück "Julius Caesar" sich nicht dahingehend geäußert? "Dahingehen" ist ja auch eine Äußerung, sogar die Umschreibung des menschlichen Ablebens. In der altgermanischen Literatur, etwa dem altenglischen Beowulflied, hat man die ollen Wikinger , wenn die Totenstarre eingetreten war, auf ein Boot gesetzt und sie sich ganz allein überlassen. "Er ging woanders hin" umschrieb man es damals. Reden wir nicht um den heißen Brei: tot ist tot. Das haben auch immer wieder diejenigen erfahren müssen, denen die Unsterblichkeit sozusagen schon zu Lebzeiten zugesichert wurde. Könige, Kanzler, Diktatoren, um nur einige zu nennen.

Die Nachwelt

Wer in der Schule Latein lernen musste, hat schon früh erfahren, dass Latein eigentlich eine tote Sprache ist. Trotzdem mussten sich viele über diesen Kadaver beugen, um zu sehen, ob noch etwas Leben in ihm steckt. Ancilla gallinas clamat, hieß es ganz am Anfang der Lateinstunden: die Magd ruft die Hühner. Als lernwilliger Schüler fragt man sich jedoch manchmal, warum ruft sie? Oder, warum bringt man den jungen Engländern bei: in meinem Auspuff sitzt ein Eichhörnchen? Eben darum. Eine Sprache ist etwas Lebendiges. Das Latein ist also nicht richtig gestorben. Es verkam zum Vulgärlatein. Die Eingeweide flossen in verschiedene Neusprachen, aus denen Italienisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch wurde, jeweils mit einem mediterranen, gallischen oder iberischen Einschlag. Das Bild des Sprachwissenschaftlers war das von den Haaren und Nägeln (des gestorbenen Lateins), die weiterwuchsen, wie bei einem normalen Toten.

Wir haben es ja schon mit der Fotografie, und jetzt mit dem Fernsehen erlebt, dass längst gestorbene Größen, dank des Films, immer wieder neu erstehen können. Also, Bismarck tot? Unsterblich, würde man sagen. Die Abbildungen, soweit vorhanden, sind echt! Auch bei Hildegard von Bingen. Jedoch, der arme Jedermann, von dem es kein Foto gibt und auch keinen schriftlichen Beleg, was geschieht mit ihm? Lebt er weiter? Das Totgeborene, das oft keinen Namen erhielt? Lebt es wenigstens in der Erinnerung weiter? Für den nationalsozialistisch angehauchten Philosophen Martin Heidegger, den der Tod im Jahre 1976 in Freiburg ereilte, war die menschliche Existenz ohnehin nur ein "Sein zum Tode". Ruhet so einer dann im ewigen Frieden? Jedenfalls kann heute jede ehemalige Existenz, für die ein Totenschein ausgestellt wurde, irgendwie elektronisch wiederbelebt werden. Es wird alles gespeichert.

Jetzt kommen wir zum Punkt: sie sitzen in der U-Bahn, oder auf dem Sofa, manche tun es sogar beim Gehen, und tippen unentwegt auf kleine, leuchtende Schächtelchen, aus denen sie Botschaften aus dem Jenseits zu erhalten scheinen. Die Schächtelchen müssen zwar öfter neu aufgeladen werden, nennen sich I-Pods oder so, sammeln jedoch gleicherweise Bedeutendes und Trash, irgendwo im Netz, und wenn du tot bist, piepst es weiter. Was geschieht also, wenn der Autor (das kann auch ein fünfjähriger Knirps sein) das Zeitliche segnet, aber fröhlich im Internet weiterexistiert? Kommt dann jemand und macht das Licht aus? Wenn nicht, geistert der User fröhlich im Netz herum und seine potenziellen Milliarden Mit-User haben keine Ahnung, dass er tot ist. Manche von ihnen sind wahrscheinlich inzwischen ebenfalls verstorben. Jetzt wird es heikel: wir haben da ein Problem, das beileibe noch nicht gelöst ist. Als Blogger mit insgesamt über 200.000 Zugriffen, also ein wahrlich kleiner Fisch, sozusagen, fragt man sich, ob nicht jetzt schon alles umsonst ist. Oder können wir der Nachwelt etwas hinterlassen? Außer Müll?









 

Dienstag, 10. Februar 2015

Wiener G'schichten - Bettelei auf hohem Niveau

Ich brauche ein Frühwarnsystem, das mir mitteilt, dass Gefahr im Verzug ist. Manchmal spüre ich es sofort, bin dann aber so geschickt eingekeilt, dass ich mich, irgend eine fremde Sprache murmelnd, noch schnell aus der Affaire ziehe. Wenn sie jedoch sehr korrekt, um nicht zu sagen, elegant gekleidet sind, an mich herangehen, auch noch ein Kind mit Brille mit sich ziehen, dann wird es schwer. Man rechnet mit der Frage nach einer Straße oder einem Platz und ist gerne bereit, zu antworten. Doch schon ist man mit einer geschickt gewobenen Geschichte konfrontiert, die man sich freundlich anhören muss.
Auch das ist Wien

Alles klingt zunächst sehr wahrscheinlich und logisch: Do you speak English? Yes. My daughter just comes from the hospital. We must go back to Budapest. Ich habe den Braten bereits gerochen und will nicht mehr zuhören. Die Mutter hatte zurecht angenommen, dass ich ein williges Opfer bin. Die erbetenen Beträge sind meist nicht sehr bescheiden, und ich frage mich, ob eine solche Masche überhaupt Erfolg haben kann. Einmal hätte ich 200 Euro spenden können, was ich zum Glück nicht tat. Ein paar Tage später sah ich die Person und beobachtete sie, wie sie wohl mit derselben Chuzpe ein anderes Opfer angegangen ist. Wohl auch ohne Erfolg, denn das Opfer lief einfach weiter. Wie gut ist es da, dass es Menschen gibt, denen man einfach einen € in die Hand drücken kann, ohne, dass raffinierte Geschichten anzuhören sind.

Auch bei Regen wird gebettelt

Wenn ich ein Frühwarnsystem hätte, würde ich in gespielter Eile einfach davon rennen. Ich hasse mich jedoch selbst, wenn ich mit scharfem Blick einem menschlichen Lügengebäude ins Gesicht schauen und sagen muss: Ihre Erzählung ist unglaubwürdig. Ich kann ihnen nicht helfen. Der Haken an dieser Geschichte kann jedoch sein, dass jemand die Wahrheit spricht und man sich weigert, die Not anderer zur Kenntnis zu nehmen. Ich hoffe, dass ich bisher noch nicht jemanden mit gespielter Härte abgewiesen habe, der es nicht verdient. Andererseits ist es nicht gut für die Selbstachtung, mit durchtriebener Routine abgesahnt zu werden. Also werde ich morgen früh, bei meinem Gang durch den Wiener Graben, den ersten drei Bettlern, die bei dieser Kälte still und bescheiden an der Straße stehen oder sitzen, je einen Euro spendieren. Das gibt mir ein relativ gutes Gefühl. Ist das in Ordnung?







Indien - eine Yatra durch den Subkontinent

Es muss in den Achtzigerjahren gewesen sein, als ein Arbeitskollege von einer Reise nach Indien zurück kam: "Nie wieder", sagte er, "es war schrecklich. Die Armut, der Dreck, das Klima, das aufdringliche Betteln". Ich wusste, dass man das heute auch von anderen Ländern sagen könnte: Deutschland, Frankreich, Österreich, USA und Großbritannien. Doch das kann es nicht gewesen sein. Wien zum Beispiel, kann zu den schönsten Städten der Welt gezählt werden. Schrecklich?

Jaintempel in Mumbai
Das Klischee: heilige Kühe, das Taj Mahal, Schlangenbeschwörer, Ganges, und, mehr und mehr als Medienkitzel: grässliche Vergewaltigungen. Wer kennt schon Indien? Ich war 5 mal dort und weiß so gut wie nichts. Ein Hindu kann, wenn er will, eine Pilgerreise zu einer heiligen Stätte unternehmen. Das wird in Sanskrit yatra genannt. Ein yatri ist ein Mann oder eine Frau auf Pilgerreise. Einem solchen Pilger  bin ich 1985 in Belur mit meiner Tochter und einem Sohn begegnet. Wir bestaunten gerade einen Tempel. Der ältere Herr sprach Englisch. Wir schieden als Freunde, nachdem er uns zu einem Bus nach Mysore gebracht hatte, nicht ohne dem Fahrer das Reisegeld zuzustecken. Natürlich haben wir auch Armut gesehen, und Verkrüppelung. Aber wir waren fasziniert von Indien und seinen unglaublichen Schätzen, der Vielfalt, der Natur.

Eine yatra wurde ursprünglich unternommen ohne Schuhe oder Sandalen an den Füßen. Ohne Schirm. Ohne Fahrzeug. Man wollte dadurch ein gutes Karma bekommen. Inzwischen wissen viele Europäer, was ein Karma ist: die Folge einer Handlung, geistig oder physisch, im Diesseits oder Jenseits. Doch Karma bedeutet viel mehr, je nach Religion. Der Hinduismus sieht das etwas anders als der Buddhismus oder der Jainismus. An einem anderen heiligen Ort, in Tirupati, nicht allzu weit von Madras entfernt, das heute Chennai heißt, durften wir, nach langem Warten in der Schlange, das Heiligtum erst betreten, nachdem wir unterschrieben hatten, an den Gott Baiji zu glauben. Das Leben ein Abenteuer. Auch in Indien.


Als Junge las ich ein Buch, das hieß "Kreuz und quer durch Indien", wenn ich mich richtig erinnere. Wenn nicht, könnte es "Mit dem Rucksack nach Indien" geheißen haben. Ich weiß nicht, ob ein Zehnjähriger schon schlingen kann, aber dieses Buch wurde von mir verschlungen. Seitdem ist Indien für mich eine immer noch unbekannte Welt. Dabei habe ich Bombay, Madras, Hyderabat, Delhi, Agra, Jaipur, Bangalore und Ichweißnichtwas gesehen. Unerschöpfliche Reiseziele.

Im Jahr 1997 waren es 50 Jahre, dass Indien unabhängig und ein Staat mit einer neuen Identität wurde. Aber welcher? Mahatma Gandhi war der Auslöser und das Vorbild für den gewaltlosen Weg zur Unabhängigkeit gewesen. Auch die damals verabschiedeten britischen Kolonialisten haben große Achtung vor diesem ganz Großen. Aus Anlass der Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag einer Nation organisierte und unternahm der Inder Shashank Mani mit 200 Studenten beiderlei Geschlechts eine Bahnreise durch Indien, eine Yatra, um mit ihnen die indische Gegenwart und die Zukunft zu diskutieren. Ein waghalsiges Unternehmen, das in den Medien viel Echo fand und 200 Freunde für immer zusammenschweißte.





Die Reise startete am Hauptbahnhof von Mumbai/Bombay, um Mitternacht des 24. Dezembers 1997. Die Vorbereitungen hatten 9 Monate gedauert. Die Reise ging zunächst hinauf in den Norden, über Jaipur nach Amritsar. Dann wieder südlich nach Agra und Neu Delhi. Von dort Richtung Südosten bis nach Kalkutta. Südwestlich, dann, über Hyderabad und Puna wieder ins westliche Mumbay. Was auf einer solchen Reise geschieht, die nur 22 Tage dauert und 200 junge Menschen nahe zusammenbringt, ist schwer zu beschreiben. Der Sonderzug, diente als mobiles Hotel und auch Debattierklub. Nicht nur entdeckten die Studenten einen großen Teil ihrer großen Heimat. Sie lernten viel über ihr Leben, das der anderen und, über das Land und seine Probleme. Als Mani den Zug verließ, wusste er, dass er diesen mit 200 Fremden betreten hatte, und nun nicht mehr in blasse Gesichter schaute, sondern in sehr vertraute, denen man Gefühle, Vorfälle, Erinnerungen und Erfahrungen ansehen konnte. Als ich das Buch weglegte, erinnerte ich mich, wie ich als Kind selbst im Geiste und mit dem Rucksack durch Indien gereist bin. Das Buch "India - A Journey Through a Healing Civilisation" von Shashank Mani gibt es leider nur auf Englisch. HarperCollins-Verlag, Indien, 2007. Dritte Auflage 2012. Wer wagt es?
















Montag, 9. Februar 2015

Die arme, unschuldige Schweiz!

Ich lebte 2 Jahre in diesem gesegneten Land. Mein Bankkonto war fast immer leer. Der Kühlschrank gut gefüllt, denn ganz in der Nähe gab es einen Migros und einen Coop. Eine Schweizer Freundin sagte mir damals, dass diese beiden Supermarktketten alle anderen (Emma)Läden kaputt gemacht hätten. Das war in den Sechzigerjahren. Heute gibt es kleine Lädchen nur noch selten. Was mir auffiel, war der trance-ähnliche Blick der Leute, wenn von Geld die Rede war. Psychologen hatten beobachtet, dass der Lidschlag schneller wurde, wenn Geldbeträge genannt wurden. Wie interessant. Ich kann dies nur bestätigen.


Jetzt, wo die Banken schon längst wegen allerlei krummen Geschäften und habgieriger Umtriebe weltweit in Misskredit geraten waren, überrascht es nicht mehr, auch offene Kriminalität auszumachen. Dabei leben diese Institutionen immer noch von der sich selbst attestierten Seriosität. Auch die Architektur der Bankgebäude und die Kleidung der Mitarbeiter suggerieren Bedeutung. Wir wissen das alles. Hinzu kommt jedoch das kalte Grauen, wenn man hört, dass etwa ein ehemaliger Mitarbeiter der HSBC-Bank, die in Hongkong und Großbritannien angesiedelt ist, in Frankreich unter Personenschutz leben muss, damit er wegen Datendiebstahls in seinem Heimatland Schweiz nicht als Hochverräter verurteilt werden kann. Die renommierte HSBC soll allein in ihrer Schweizer Niederlassung über 7 Milliarden Euro gewaschen, das heißt, dem Fiskus entzogen haben. Seriöse Medien, darunter die Süddeutsche, decken das gerade auf. Der gefeuerte Mitarbeiter soll über 100.000 Bankdaten der verdächtigen Art weitergegeben haben.

Das Atemberaubende sind die Ausflüchte, die immer und überall dieselben sind: zuerst wird geleugnet, dann der Enthüller verunglimpft. Dann, wenn es nichts mehr zu leugnen gibt, wird das Verstecken von Milliarden, die auch von Steuerhinterziehern, Diktatoren und banalen Räubern stammen, verschämt zugegeben. Der erhobene Zeigefinger verweist jedoch auf einen radikalen Umbau der Praktiken, auf penible Untersuchungen. Leider lässt sich das nicht nachprüfen. Die Nebelkerzen sollen den Eindruck erwecken, man wolle am System etwas verbessern. Auch die ureigentlichen Schweizer Banken sind zutiefst in diese Machenschaften verstrickt. Banken in anderen Ländern sind ebenfalls in kriminelle und parakriminelle Handlungen verstrickt. Das Geseufze über die eigene Bankenkeuschheit hat entsprechend auch weltweit sichtbar nachgelassen. Jetzt bleibt nur die Frage, was kommt demnächst? Werden erklärte Bankengegner heimlich umgebracht? Sind Regierungen noch in der Lage, zu kontrollieren, was da abgeht?

Jean Ziegler, ein Schweizer Journalist hat vor langem schon das alles schonungslos angeklagt. Er wurde sofort als Nestbeschmutzer hingestellt. Jeder, der mutig Fehlentwicklungen und Missstände anprangert oder aufdeckt, steckt heute in Lebensgefahr. Denn das höchste Gut unserer Gesellschaft sind Geld- und Sachwerte. Die zu schützen ist unser aller Aufgabe. Dafür wurde schon vor Jahrhunderten gemordet. Schon die Diskussion um die Verteilung des sogenannten Wohlstandes wird sehr konsequent unterdrückt, von Wirtschaftsvertretern, Politikern und all jenen, die sich nicht mit ihnen anlegen wollen. Die Unschuldsvermutung wird täglich missbraucht. Die Meinungsfreiheit ebenso. Und Lobbyisten sind bestürzend oft nur noch bezahlbare Huren, die alles tun, um ihr Ziel zu erreichen. Arme Schweiz, dein Ruf ist zerstört.














Sonntag, 8. Februar 2015

McCain, amerikanischer Senator aus Arizona.....

Republikaner natürlich, bei den Vorwahlen 2000 gegen Dabbelju Bush, auch Republikaner, ausgeschieden worden. Glücklos. Eigentlich wollte ich diesen Politpolitiker höflich übergehen. Er ist wirklich keine ernstzunehmende Größe. Und seine Art ist typisch amerikanisch. Europa scheint mehr und mehr allergisch gegen diese wohlgemeinte Herablassung, die mit guten Ratschlägen gespickt ist. Tut dies nicht. Tut das nicht. Ihr solltet usw. Die Deutschen haben jedoch noch Hemmnisse in dieser Hinsicht. Das Verhältnis zur Supermacht, die sich jedoch nicht mehr alles leisten kann, darf nicht getrübt werden, obwohl es schon lange her ist. Die Weigerung, den Propagandalügen der Regierung Bush Junior in Bezug auf den Irak zu glauben und mit den USA in den Krieg zu ziehen, war der Anfang. Vier Milliarden Dollar wöchentlich wurden in dieses Fass ohne Boden gesteckt. Das Geld der amerikanischen Steuerzahler.

Das ist nicht McCain

Jetzt haben wir Europäer einen Irren aus Moskau auf dem Hals, der eine Gratwanderung zwischen Krieg und Erpressung vollführt, und Amerika steht nicht mehr fest an unserer Seite (der NATO Speak klingt noch in unseren Ohren). Auch bei TTIP geht es nur um mehr Einfluss, sonst um nichts, außer, die Gewinne zu steigern. Ein Handelsabkommen, bei dem man vermuten darf, dass Europa selbstverständlich den Kürzeren zieht. Und Putin hat mit der Neuen Welt noch ein Hühnchen zu rupfen. Wer versteht das nicht? Europa will auf jeden Fall Frieden. Wir brauchen keine Falken oder Tauben, sondern Realisten, die nach zwei verheerenden Weltkriegen die Ruhe bewahren können.





Wir trauen den Amis nicht mehr. Es geht ihnen nur um mehr Profit, Macht und das Bedürfnis, die Stellung zu halten. Das ist nicht gut. Und China, Indien, Brasilien drängeln schon. Wie lange wird die angeschlagene Supermacht noch die Posaune blasen? Obama mag ja guten Willens sein, aber verschont uns mit ehrsüchtigen, republikanischen Senatoren, die von der Welt keine Ahnung haben.

Der Papst, ein Schläger? Die Ukraine lässt grüßen!

Man muss John McCain zugutehalten, dass er einst als Vietnam-Gefangener sich geweigert hatte, aus propagandistischen Gründen sich nach Hause, in die USA, schicken zu lassen, wenn seine anderen Kameraden nicht auch von der Militärgefangenschaft befreit würden. Das war tapfer. Dann wurde er in den USA 2mal erfolglos Präsidentschaftskandidat für die Republikaner, also fast ein natürlicher Freund Angela Merkels. Aber so gehen die Uhren in den Staaten nicht. Man liebt es immer noch, links und rechts Ratschläge auszuteilen, ohne von Tuten und Blasen der Weltpolitik eine Ahnung zu haben. Merkel sollte sich entschuldigen bei den 5.000 ukrainischen Familien, die Opfer des jüngsten Konflikts im europäischen Osten geworden sind. Verlangte er. Auch Halbwissen schützt vor Strafe nicht, sollte man meinen.

Warum müssen solche Poltergeister immer wieder Porzellan zerschlagen, nur um von sich reden zu machen? Natürlich hatte dieser amerikanische Senator auf der jüngsten Sicherheitskonferenz in München die Aufmerksamkeit der Weltpresse. Dass er gegen die Beschwichtigungsversuche Merkels ist, könnte sein gutes Recht sein, aber bei dem Ukrainekonflikt handelt es sich um eine europäische Angelegenheit, die brisant genug ist. Säbelrassler können da das letzte Bisschen Chance einer Einigung zerstören. Merkel und die anderen Europäer kennen die Lage allzu gut. Sie suchen händeringend nach einer halbwegs friedlichen Auflösung dieses Knotens, der bekanntlich durch Herrn Putin ständig neu geknüpft wird. Also, Waffen in die Ostukraine zu schicken, bedeutet auf jeden Fall Krieg. Zum Glück ist Präsident Obama viel überlegter. Doch John McCain sollte man wegen Unwissens und politischer Dusseligkeit das Reden verbieten (ja, ich weiß, die Redefreiheit!)


Nun zum Papst. Einmal in ihrem Leben hat mein geliebtes Töchterchen von ihrem Vater einen Klaps auf die Backe bekommen. Dieser Vater stürzte entsetzt hinterher, als das Kind (um die 15) in sein Zimmer rannte. Er bat um Verzeihung. Ja, das kann passieren, darf aber nicht als erzieherisches Mittel anerkannt werden. Bei uns zuhause hing ein altes Erbstück aus grauen Zeiten, eine Lederpeitsche, die für die Züchtigung unartiger Kinder eingesetzt wurde. In grauer Vorzeit. Ich habe diese Peitsche nie in Aktion gesehen. In Island werden Kinder nie gezüchtigt. Es wäre ein Verbrechen. Der Heilige Vater muss sich da in etwas verrannt haben. Südamerikanische Lebensart mag da noch mitgespielt haben. Das verlegene Lächeln auf seinem Gesicht verriet, dass seine Heiligkeit es nicht ganz so ernst gemeint haben konnte. Vielleicht wollte er ein Zugeständnis an die Betonklötze in der katholischen Kirche machen, die noch immer Homosexualität, Scheidung und Frauenpriesterschaft für eine Krankheit halten.


Bei denen, die Kinder missbrauchen, oder Frauen vergewaltigen sollten meines Erachtens Prügel und Züchtigung voll zur Anwendung kommen, auch wenn die Würde des Menschen unantastbar ist. Das ist sie ohnehin nicht. Das könnte auch für geistliche und sonstige Würdenträger gelten. Die Angst davor könnte einen Teil von ihnen abschrecken. Das wäre doch auch ein erstrebenswertes Ziel für einen abgehalfterten republikanischen Senator. Damit wäre unsere recht vernünftige Kanzlerin aus dem Schneider. Sollte nun der neue Versuch, der Minsk-Gipfel etwas erbringen, müsste ein gewisser McCain sich bei Merkel entschuldigen. Menschen gibt's!











Donnerstag, 5. Februar 2015

Terrortourismus

Die Dinge ändern sich schlagartig. Merken wir es? Es werden Menschen geköpft, exekutiert, nur weil sie zufällig irgendwelchen irren IS-Kämpfern in die Hände fallen. In den USA, einer der Wiegen der Demokratie(?), wird ein neunjähriger Junge wegen des Verdachts eines Terroraktes der Schule verwiesen, weil er einen Spielzeugring, wie aus dem "Herr der Ringe", herumzeigte und behauptete, er könne alle zum Verschwinden bringen. Wie hysterisch ist denn das? Geschehen in Texas. In Ägypten werden gerade sogenannte Demokratieaktivisten eingesperrt, weil sie für Freiheiten eintreten, statt den Mund zu halten.


Und in Deutschland will man jetzt für bekennende IS-Spinner durch Gesetz das Ausreisen nach Syrien oder in den Irak verbieten. Dieses unter Strafe stellen. Da muss man sich fragen, ob der ernsthafte Staatsbürger noch richtig tickt, wenn er das zulässt. Auch Adolf Hitler war noch kein Massenmörder, als er an die Macht kam. Wie hätte man ihn verurteilen können? Muss ein potenzieller IS-Anhänger jetzt seine Unschuld beweisen, wenn er verreisen will? Kann man jemanden für schuldig erklären, wenn er noch nichts getan hat? Irgendwie hat man das Gefühl, dass bewährte Maßstäbe des Rechts und der Gerechtigkeit flöten gehen, nur, weil wir täglich in den Medien Schreckensnachrichten serviert bekommen. Recht ist eine Sache, aber Gerechtigkeit eine andere. Das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, sonst wird es auch bald keine Unschuldsvermutung mehr geben.

Augenmaß

In Jordanien werden Hinrichtungen aus Rache für die IS-Tötung eines Piloten durchgeführt. Wir müssen aufpassen, dass daraus nicht eine allgemeine Auge-um Auge-Mentalität wird. Wir kennen diese Einstellung von dem, was in Israel regelmäßig passiert, wenn Palästinenser Terrorakte verüben. Sicher verstehen wir, was ein gewisser Jesus Christus meinte, wenn er sagte, halte auch die andere Backe hin, wenn du geschlagen wirst. Auch das Auge-um-Auge scheint mir ungeeignet, die Probleme der Gewalt zu lösen. Wir brauchen glaubwürdige Friedensapostel, die wieder Ordnung in unsere geplagte Gesellschaft bringen, und die für unsere Jugend als Vorbilder fungieren können. Mit "unserer Jugend" wäre zu verstehen, ausbildungsfähige junge Menschen mit reellen Chancen, für einen guten Lohn beruflich weiter zu kommen. "Junge Menschen" könnten dann sein: Christen, Muslime, Juden, Atheisten, Schwarze und kleine Revoluzzer, die nicht gleich eingelocht werden müssen, wenn sie über die Stränge schlagen. Wie kleinkariert ist unsere Gesellschaft geworden, dass sie so ängstlich das Augenmaß verliert?