Donnerstag, 26. Februar 2015

Wiener G'schichten: Zwei Männer, die von sich reden machen.

Gewöhnlich muss ein Politiker oder Künstler einige Jahre auf dem Buckel haben, um als prominent zu gelten. Dazu gehört, dass sein Konterfei allen bekannt ist und vielleicht auch, dass er gut aussieht und eventuell singen kann. Die Fotos dieser beiden kennt jeder, nicht nur in Österreich. Schwarzenegger kann man dabei getrost vergessen. Bei einer kürzlichen Begegnung mit dem israelischen Premierminister Netanjahu stand der eine wie ein Schüler gegenüber, hörte intensiv zu, wie der mit allen Wassern Gewaschene wie bezaubert auf ihn einredete. Der andere, der seine jugendbedingte Unerfahrenheit als Außenminister hervorhob, schließlich begann er den Job mit 27 Jahren, ist im politischen Geschäft fast eine Sensation. Er ist und bleibt auf Jahre hinaus der Jüngste im internationalen Konzert der Oberdiplomaten, von denen einige viel Erfahrung und Glaubwürdigkeit besitzen, andere als notorische Lügner bekannt sind. Seit er den russischen Außenminister Sergej Lawrow in Wien getroffen hat und es im Rahmen des Europarates um die Ukraine ging, will man Sebastian Kurz, das ist der eine, eine Vermittlerrolle in dieser haarigen Angelegenheit zusprechen. Jedenfalls hat dieser jüngste Außenminister (aller Zeiten?) bisher nur offene Türen vorgefunden, dank seines jugendlichen Charms, aber auch dank seiner klugen Zurückhaltung, gepaart mit einer intelligenten Einschätzung der jeweiligen Lage. Die Welt ist bezaubert.


Der andere Österreicher, der viel von sich reden macht, ist natürlich "unsere" Conchita Wurst, die den letztjährigen European Song Contest in Kopenhagen gewonnen hat und wie ein Phönix aus  der (welcher?) Asche aufgestiegen ist. Jetzt, bitte, keine albernen Bemerkungen. Die Sache war frivol genug und von Anfang an etwas hoffnungslos. Pustekuchen. Conchita, deren/dessen geschlechtliche Festlegung bewusst im Dunkeln gehalten wurde, hat sich wie ein Pionier (wir legen uns fest) benommen und mutig einen einmaligen Auftritt hingelegt, der auf einmal die (fast) ganze Welt verzauberte. Man merkt, dass der Zauber viele verschiedene Gesichter haben kann. Und auch Conchita scheint keine Eintagsfliege zu sein. Man erwartet noch Großes von diesem Wesen, das mit dem langen Haar etwas weiblich wirkt, mit dem Vollbart aber auch etwas männlich.


In einer Zeit, wo es darauf ankommt, gegensätzliche Kulturen, verschiedene Nationalitäten und gefährliche Konflikte auf einen friedlichen Nenner zu bringen, kann man sich über ein solches Zusammentreffen in einem (glücklichen?) Österreich nur freuen. Sicher wird es Conchita nicht übelnehmen, mit dem Politiker Kurz in einem Atemzug genannt zu werden. Und der Herr Außenminister wird sich den Hochmut seines Amtes auch nicht leisten, denn seine diplomatischen Talente werden noch lange gefragt sein. Manche fantasieren sogar, hier würde ein künftiger Bundeskanzler heranwachsen. Wir freuen uns über solche Spekulationen und wünschen auch Conchita ein fröhliches Weiterschaffen.











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