Freitag, 17. April 2015

Sturm der Liebe - das Seifending

Seit Jahren hänge ich an dieser Seifenoper, habe mich abwechselnd in die eine oder andere Schöne verliebt. Aber, was mich schon bei Wege zum Glück erschüttert hat, war diese unglaubliche Anabel, eine bitterböse, abgrundtiefe, gut aussehende, schauspielerisch hochbegabte Mörderin, die das Schicksal schließlich erwischt. Über Hunderte von Episoden hatte sie sich hingezogen, bis sie erledigt war. Dann tauchte Anbel unter einem anderen Namen in Verbotene Liebe auf und verschwand alsbald wieder. Das alles kann man sich - nicht etwa durch treues Glotzen - selbst aneignen, wenn man die Geheimnisse des Machens einer Serie erst einmal aufgespürt hat. Irgendwann hört man erleichtert damit auf, weil man wegen Abwesenheit den Faden für immer verloren hat.

Zur Zeit geht es mir um etwas ganz anderes. Man sagt immer, dass der Mix aus Liebe, Intrigen, Verbrechen und Tingelei die gute Serie ausmachen. Echte Unterhaltung? Man muss dann nur zur richtigen Zeit vor der Glotze hängen und sich den Senf einziehen. Das Totschlagen von Zeit fällt mir da ein und die Sucht nach dem Leben der anderen. Sturm der Liebe ist eine solche Endlossoap. Aber welchen Sinn das mal gemacht hat, weiß keiner mehr.

Ich habe beileibe nicht die Mehrheit dieser jetzt über 2200 täglichen Fortsetzungen angeschaut. Doch der Suchteffekt blieb nicht aus. Wenn man es einrichten kann, will man wissen, wie's weitergeht. Rote Rosen habe ich schon lange im hohen Bogen hinausgeworfen. Geht nicht mehr. Jetzt bin ich dabei, endlich mit Sturm der Liebe abzurechnen. Da ich selbst beim Fernsehen gearbeitet habe, weiß ich was ein Trailor ist, ein Zwischenschnitt, eine Erkennungsmelodie, ein Zoom, ein harter Schnitt und gnadenlose Routine.

Ein paar von den Alten sind noch geblieben, die Sonnbichlers, die Saalfelds, Charlotte, die auch erfolgreich in SOKO Wien einmal tätig war. Andere sind im Laufe der Zeit dazu gekommen. Jetzt haben wir schon eine Weile eine ganz hübsche Verbrecherin, die nur lügt und betrügt und fast keiner merkt es. Wie lange wird sie sich noch halten? Irgendwann müssen doch die Handschellen klicken. Nicklas ist ein hübscher Junge, hat eine fragliche Ehe mit Patrizia, der schrecklichen, hinter sich, ist intelligent und gleichzeitig schwer von Begriff, aber integer. Dauerverliebt in, was er für seine leibliche Schwester hält, Julia oder Sophie, wir sind uns da noch nicht einig. Die Handlung ist auf weiten Strecken simpel und an den Haaren herbeigezogen, aber welchen? Ein Bräustüberl spielt auch eine Rolle. Und die süße Julia/Sophie ist fast immer von Zweifeln und Schuldgefühlen zerfressen. Ich sehe, ich bekomme keine Ordnung in das Durcheinander. Hoffentlich taucht nicht plötzlich Anabel auf. Das wäre verheerend.

Während ständig 5-6 Paare zugange sind, alle mit eigenen Handlungen, wird der Ablauf, wie im richtigen Film, durch Zwischenschnitte, verbindende Musikstücke und "schöne Bilderchen" zusammengehängt. Da, spätestens, packt uns das Grauen. Während das Grandhotel Fürstenhof mit seinen 5 Sternen eine ewig feste Einstellung ist, ohne große Varianten, sind die Überleitungen durch grandiose Landschaftseinstellungen geprägt. Zur Zeit ist immer noch Winter. Eine häufig wiederkehrende Einstellung ist der Blick über einen See, wunderschön, und am Himmel hängt ein Ballon. Es ist immer derselbe Ballon. Verdacht: die Mannschaft wurde 5 Tage im Jahr durch die Landschaft gejagt. Dann war das Material beisammen. Der Cutter muss dann den Kram irgendwie einbauen.

Michael Niederbühl ist der Hotelarzt, eine zentrale Figur, doch wer möchte jeden Tag seinen Arzt sehen? Die vielen anderen Namen: man vergisst sie so schnell wie sie ausgesprochen werden. Nicht zu vergessen: der Mond, fast immer Vollmond. Er hat die Nacht anzudeuten. Und für mich ist jetzt endlich der Sturm der Liebe zu Ende. Ich kann nicht mehr.





Donnerstag, 16. April 2015

Der Thriller

Meistens weiß man nicht, wie es beginnt. Sie warf mir scharfe Blicke zu. Ich hielt mich für angesprochen und folgte ihr, da ich gerade nichts anderes zu tun hatte. Es war dunkel. Im Schimmer einer Straßenlaterne sah ich noch ihr fast schwarzes Haar, dann tauchte sie wieder in die Nacht hinein. Vorne, etwa 30 Meter entfernt, bog sie plötzlich nach rechts ab. So viel konnte ich sehen. Ein dünnes Gässchen hüllte sie ein, bis sie auf eine andere dunkle Gestalt traf. Jetzt war Vorsicht geboten. Ich verhielt mich  ruhig und hoffte, nicht bemerkt zu werden. Sofort sah ich eine Taschenlampe aufblitzen und ein mittelgroßes Messer aufleuchten. Wer es geführt hat, war mir nicht klar. Der Aufschrei stellte sich als lautes Gelächter heraus. Ich musste handeln, oder verschwinden. Da Angst nicht meine Schwäche ist, raste ich auf die beiden zu und versuchte, den Mann im Dunkeln zu fassen.

Wo ist mein linker Arm? 

"Woher hast du das Messer?", hörte ich ihn noch fragen. Dann stutzte ich. "Den Apfel hätten wir auch ohne diese Waffe essen können. Was soll dieser Herr eigentlich hier?" "Ich kenne ihn nicht", wisperte sie und richtete die Taschenlampe auf mich. Ich muss zugeben, dass ich mich, wie schon oft, gründlich geirrt hatte. Entschuldigte mich und ging meiner Wege.

Sex, was sonst?

Man kann davon ausgehen, dass - mal abgesehen von einigen wenigen - das Thema Sex jeden in irgendeiner Weise auf Trapp hält. Schon die gefährliche Nähe zur Pornografie - weiß Gott wer das erfunden hat - gibt zu denken. Sicher wurde sie entwickelt von männlichen Wesen, die allem abgeschworen haben, oder von Frauen, die den Sex igitt fanden. Damit wollen wir uns nicht beschäftigen. Porno gibt es genug auf der Welt. Es ist zu vermuten, dass der entsprechende Schweinkram in den USA entstanden ist, wo eine besonders verschämte Sippschaft sogar das männliche Geschlecht, erigiert oder bambelnd, aus der blauäugigen Filmindustrie verbannt hat, zum großen Bedauern des vor Männlichkeit strotzenden Amerika.


Die Höhepunkte der Versexung unserer Welt liegen wo ganz anders. Wenn wir die biblischen Exzesse einmal weglassen, die Perversitäten eines Marquis de Sade übergehen und gleichzeitig die eindeutigen Machenschaften zwischen Leda und dem Schwan ignorieren,  beginnt es interessant zu werden, als Sigmund Freud herausgefunden hatte, dass die Tochter mit dem Vater und der Sohn mit der Mutter. Doch, ach, so war es nicht. Als 1912 in Paris der notorisch schwule Tänzer der "Ballets  Russes", Nijinsky, bei seinem ersten Auftritt in "L'après-midi d'un Faun" von Claude Debussy am Ende langsam mit seiner Faun-Hand an sich hinunterfährt zu seinem sattsam angedeuteten Genital, was an Masturbation denken ließ, da wusste jeder, der Skandal ist perfekt. Der Figaro sprach am andern Tag von ekelhaften Regungen erotischer Bestialität. Nijinsky verkniff sich dann diesen Handgriff in der Öffentlichkeit.

Wir wechseln, ein paar Jahre später, hinüber nach Wien, zur Premiere von Arthur Schnitzlers "Der Reigen", wo ein Geschlechtsakt in zehn verschiedenen Varianten gezeigt wurde. Da flogen Stinkbomben auf die Bühne und die Einrichtung wurde von empörten Besuchern demoliert. Und der Sezessionist Gustav Klimt wurde von Wiener Moralhütern der künstlerischen Schamlosigkeit bezichtigt, eine Beleidigung für das Auge, ein Ausleben seiner eigenen sexuellen Zwänge unter dem Deckmäntelchen der Kunst. Natürlich blieb bei der schon um 1900 sehr erotischen Kunst Gustav Klimts, (DER Sezessionist, auch Jugendstilkünstler), kein Auge trocken, als die erotischen Skizzen erschienen, eine wahrlich sehr erotische Sichtweise der Frau. Die Zeichnungen gelten heute als Weltklasse.


Venus von Willendorf 

Unter solchen Umständen dürfen auch die sexuellen Regungen von Jugendlichen, sagen wir zwischen 15 und 20, nicht übersehen werden. Das hat nichts mit Romeo und Julia zu tun, die wegen ihrer Liebe durch William Shakespeare den Dichter, zutode kamen. Das hat es immer gegeben. Der Mantel der Keuschheit sei darüber gebreitet. Aber, was machen wir mit den ganz privaten Regungen junger Leute, wenn sie die Grenzen der Schamhaftigkeit überschreiten? Ihnen ein gutes Beispiel geben? Sie einfach machen lassen? Ihnen gar vertrauen? Wo kämen wir da hin? Zum Glück sind die Jungen offensichtlich sehr scheu und verschämt, wenn es um persönliche Dinge geht. Und wie man sich versteckt,  wenn man sexuell erregt ist, wissen sie auch. So ist es am schönsten.











Dienstag, 14. April 2015

Schwanger mit 65: Vierlinge!

Eigentlich übergeht man solche Nachrichten mit Schmunzeln. Geht mich nichts an, sagt man sich, und schon steht die nächste Sondermeldung vor der Tür. Der Papst nennt einen lange zurückliegenden Völkermord einen Völkermord. So etwas wird schnell wieder vergessen. Doch wenn eine (verzweifelte?) Mutter ihre drei Kleinkinder umbringt, sollte man wissen wollen, warum, was geschieht mit ihr etc. Landet sie in der Klapse oder wird sie, wie in manchen etwas rückständigen Ländern (USA?) aufs Schafott gebracht? Die Medienwüste bzw. die Sensationsberichterstatter verhalten sich da meist sehr still. Die Sache ist schnell abgefrühstückt. So ist das eben.

Wir gratulieren

Eine Alleinstehende, 65, erwartet Vierlinge! Das weckt Interesse, denn so etwas hat man noch nie gehört. Man kann sich getrost einmischen, denn diese Story ist noch nicht zu Ende. Da werden alle dran bleiben, auch die hauptberuflichen Vergesser. Und die stillen Zuschauer. Irgendwann wird das Foto mit den Vierlingen gezeigt werden müssen. Schon jetzt haben wir eine genaue Vorstellung davon, wie verrückt man sein muss, um mit 65 noch Kinder zu wollen, wenn man schon 13 davon hat, eines im Großvateralter. Wir zerreißen uns gerne die Mäuler, vor allem, wenn wir entsprechend informiert werden. Einerseits gewöhnen wir uns schnell an bedrohliche Entwicklungen. Der Rechtsruck in Frankreich mit Fräulein Le Pen. Die kaltschnäuzige Ablehnung von Flüchtlingen, die den Deutschen das Futter wegnehmen wollen, die Zusammenschlüsse von Konzernen zur totalen Beherrschung eines Marktmonopols. Andererseits dann so etwas!

Der Vater

Andererseits weiß man nie genug über eine Sache, um sie genau beurteilen zu können. Also, die 65jährige, alleinstehende Mutter von 13 Kindern (wenn wir richtig mitgezählt haben) erwartet unerwartet nochmal vier. Das macht 17, wenn alles gut geht. Osama bin Ladens Vater machte 20 Knaben mit 10 Frauen und eine unbekannte Zahl von Töchtern, die gewöhnlich nicht mitgezählt werden. Das ist schon eine Weile her. Wenn dieser bin Laden aus einem "guten" Hause nicht zurecht liquidiert worden wäre, wegen flagrantem Terrorismus, wäre das alles schon längst Vergangenheit. Das mit den Vierlingen mit 65 ist schon eine irre Sache. Wir wollen wissen, wie es weitergeht. Aber müssen wir das auch beurteilen?

Montag, 13. April 2015

Günter Grass, so kommst du uns nicht weg.

Gruppe 47, das weiß heute kaum noch einer, war der literarische Anfang eines neuen Deutschland. Westdeutschland, denn in Ostdeutschland war das Neue Deutschland etwas anderes. Viele haben dazu gehört, nicht nur Günter Grass: Ingeborg Bachmann, Heinrich Böll, sogar Erich Kästner, Hans Magnus Enzensberger und einer, dem die Literaturkritik zum Broterwerb wurde: Marcel Reich-Ranicki. Ein ekelhafter Despot, den man lieben musste, weil es nur ihn gab. Bei Günter Grass hat er er sich allerdings ein wenig vertan. Das Gedicht "Was gesagt werden muss" ist wahrlich kein überragendes Meisterwerk, und die Reaktion der Israelis, die Grass zur Persona non grata erklärten, war ebenso kindisch. Als ob ein deutscher Autor und Nobelpreisträger Israel nicht kritisieren dürfte wegen seiner Iranpolitik und der krassen Einstellung zu den Palästinensern. Ich habe das Gedicht gelesen und nicht sehr gut gefunden. Für einen, der das Werk "Die Blechtrommel" geschaffen hat, die ein wahres Stück Weltliteratur ist, kann dieses Gedicht dennoch nicht ekelhaft sein, wie Reich-Ranicki es formuliert hat. Wir verzeihen dem überkritischen Literaturpapst jedoch posthum.

Übrigens auch die Bekenntnisse aus "Beim Häuten der Zwiebel" sollten mit Zurückhaltung genossen werden. Als jugendliches Mitglied der SS, wenn auch für kurze Zeit, hat Grass die ewige Verdammnis auch nicht verdient. Wie viele Deutsche wurden damals zwangseingegliedert, das heißt nicht einmal gefragt, ob sie zur SS wollten. Ein Verwandter von mir, der von allen sehr geschätzt wurde, rückte bei seinem 60. Geburtstag erst damit heraus, dass er als jugendlicher Pilot der Luftwaffe ohne sein Zutun zum Mitglied der SS gemacht wurde. Auch das gab es. Da muss endlich mehr differenziert werden. Außerdem gab es im Dritten Reich kaum Menschen, die um ihre Meinung gefragt wurden. Man sagte ihnen, was sie zu denken hatten.

Günter Grass hatte eine lupenreine Vita, wenn man von dieser SS-Episode absieht. Gleichgesinnt mit Willy Brandt, das war der mit dem Kniefall, und ohne Opportunismus der SPD ideologisch verbunden, muss man ihm zugestehen, auch Israel heftig kritisieren zu können, denn da gibt es vieles was unmenschlich ist. Das muss nicht heißen, dass man sich auf die iranische Seite schlägt. Die beiden verfeindeten Länder sind nicht der Nabel der Welt. Das würde auch keiner wollen.

Jetzt ist unser Günter Grass mit 87 gestorben, bis zum Schluss streitbar, sperrig, ein überragendes Original, für den das Leben in einem "schwierigen Vaterland" friedlich zu Ende gegangen ist. Vor einer Woche soll er noch einen badischen Obstler zu sich genommen haben. GG, wir sind stolz auf Dich. So etwas kommt nicht oft vor.







Oh, Schwarzwald, bald sind wir da!

Die Welt ist schön. Ich habe bisher in 5 verschiedenen Ländern gelebt. In allen gibt es Wein. Das ist ein wunderbarer Schatz. Im Schwarzwald blühen dann auch noch die Kirschbäume, wenn die Zeit gekommen ist. Und die Apfelbäume, die Zwetschgen, die man in Österreich Zwetschken nennt, die Birnen, Pfirsiche und Aprikosen. Aber, in unserem Dorf Tiergarten bei Oberkirch ist der Wein eine feste Größe. Da gibt es den weißen, roten und den rosigen. Am liebsten sind uns die Weine von Angelika Kimmig: der Spätburgunder Ullenburg, der Riesling und der Pinot noir, blanc de noir. Man verdreht dabei gerne die Augen. Es wird sich schon darauf gefreut.


Der Wein in der Schweiz, weniger für den Export geeignet, weil die Masse fehlt, wird gerne unterschätzt. Tun wir nicht. Der Dôle du Valais, der Johannisberg und was sonst noch. Zwei Jahre habe ich mich in diesem Land durch viele Lagen getrunken. Frankreich: man kennt einige der guten Sorten. Leider hat mit über 50 Millionen Hektolitern eine Massenproduktion stattgefunden, die einen Qualitätsverlust nach sich gezogen hat, was man in La Douce France nicht gerne einräumt. Am liebsten ist mir noch der Elsäßer: ein Riesling, Pinot gris, oder Auxerrois.

Dann: Zypern. da liegen die Dinge etwas anders. Man wird nicht ganz schlau daraus, wie man den Wein einordnen soll. Die Trauben sind riesig und essbar. Mit etwas Glück findet man jedoch auch im türkisch-zyprischen Norden einen trinkbaren Wein. Importiert wird aus der Türkei auch ein ganz guter: Villa Doluca oder Lâl, Yakut, Kavaklidere etc.

Und Österreich, ein klassisches Weinland. Man probiert, entscheidet, und bleibt dann meist bei dem einmal ausgewählten Wein. Bei uns darf es der Zweigelt sein (rot), vor allem in seiner milden Form, oder der gelbe Muskateller (weiß, nicht gelb). Doch darüber hinaus gibt es so interessante Herkünfte wie das Burgenland, Kärnten, Steiermark, sogar die Stadt Wien. Wer einen Ozean erblickt, kann nicht beginnen, die Tropfen zu zählen.

Tiergarten

Im kommenden Jahr könnte es eine Innovation geben: die Niederlassung in einem Land, dessen Reputation als Weinland gleich null ist. Doch, Vorsicht! Auch dort wird Wein angebaut und, wenn die Klimaerwärmung da mitspielt, wird den Skeptikern das Lachen vergehen: Großbritannien. Allerdings würden wir dann eher auf unsere Importe aus dem Schwarzwald zurückgreifen, denn ein Auto ist mit unerschöpflichem Innenraum gesegnet. Was da hineingeht reicht für sehr lange. Also Weinland Nummer 6 wäre dann England. Zunächst noch mit Abstrichen.

Es wäre verwegen, anderen Ländern den Weinbau abzusprechen. Wichtig ist nur, dass man da wo man lebt, den Tropfen findet, der am besten schmeckt. Da fällt mir ein: wir werden schon am kommenden Samstag den Ullenburger verkosten können. Hurra!






Sonntag, 12. April 2015

Der Hundertjährige, der Schweden verwirrt.

Dass Siebzigjährige Unheil anrichten können, wissen wir. Jeder, der es schafft, diese Altershürde zu überwinden, hat natürlich die Möglichkeit, Unfug zu treiben. Aber , hat man davon schon gehört? Hohes Alter macht normalerweise bescheiden, klein, das Gegenteil von laut und angeberisch. In Schweden haben wir Autoren, die im Bereich strafbarer Handlungen schon alles abgegrast haben: Krimiautoren wie Henning Mankell sind weltbekannt. Sein Kommissar Wallander ist auch im Film vertreten. Und Inspektor Barbarotti von dem schwedischen Autor Hakan Esser ist auch kein Unbekannter. Kein Wunder, dass diese Bestseller sofort ins Deutsche übersetzt wurden, und zwar von äußerst kompetenten Übersetzern wie Verena Reichel (Mankell) und Christel Hildebrandt (Nesser). Jetzt kommt noch Wibke Kuhn als Übersetzerin dazu. Sie hat den letzten Schrei von Jonas Jonasson übersetzt. Sind das jetzt alles Frauen oder was? Lost in Translation? Was weh tut: sie alle übersetzen je - desto mit je - umso, was mein Sprachgefühl erschüttert. ES MUSS JE - DESTO heißen! Ansonsten handelt es sich um genügend freie und originalnahe Übersetzungen, durchaus akzeptabel.


Das Buch von Jonasson, über das hier geredet wird, trägt den trendigen Titel: "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand". Ein Freund hat es mir wärmstens empfohlen. Ich musste dreimal in die Buchhandlung, um die Bestellung entgegennehmen zu können. Ich sollte den Inhalt nicht verraten, zumal ich das Buch noch nicht zu Ende gelesen habe. Aber den Aperitif habe ich genommen und weiß, dass das Wort "Bestseller" ziemlich tiefgestapelt ist. Ein betagter Herr klettert aus seinem Fenster im Altersheim, weil er seinen hundertsten Geburtstag auf seine Weise feiern möchte, statt mit Vertretern der Gemeinde. Dann gerät er in  einen Schwall von Ereignissen. Seine Knie schmerzen, dennoch geht die Geschichte weiter, bei der auch viel Geld im Spiel ist. Der zuständige Kommissar hechelt hinter allem her. Wie es ausgeht? Ich habe keine Ahnung.

Der Hundertjährige auf der Flucht 

Soviel weiß man jedoch schnell: dieser Roman ist so ungeheuerlich komisch, ohne albern zu werden, dass man sich froh beschwingt von Seite zu Seite hangelt bis man zu Ende gelesen hat. Dabei werden düstere Zeiten heraufbeschwört. Die Vergangenheit scheint uns alle einzuholen. Nur der Hundertjährige geht seinen Weg, alt, müde, ohne Vorurteile. Er kommt ursprünglich aus der Klapsmühle (wie wir alle?) und geht wohl wieder dahin. Aber das bleibt Spekulation bis neuere Erkenntnisse vorliegen. Ich lese weiter.











Samstag, 11. April 2015

Das Seltsame in uns: sind wir beknackt?

Ich komme seit Jahren nach England. Regelmäßig. Als man mir den Englischunterricht aufdrängte, in einem markgräflichen Gymnasium in der damaligen badischen Hauptstadt Karlsruhe, war in meinem Englischbuch ein ein Engländer abgebildet, der Cecil Rhodes hieß und ein peitschenähnliches Stöckchen in der Hand hielt. Er war der Kolonialherr über Rhodesien. Vielleicht wollte Cecil damit den Schwarzen herumstehenden nur einen freundlichen Wink geben, nur ganz schön artig zu sein. Dann erzählte uns Fräulein Dahl (Name von der Redaktion nicht geändert), unsere Englischlehrerin, sie habe in London auf dem Piccadilly Circus mal einen Mann gesehen, der dort im Pyjama herumlief. Denselben muss ich auch, 30 Jahre später, dort gesehen haben. Die Engländer, wie die Briten geläufig heißen, haben nicht einmal eine Augenbraue hochgezogen. Solches nennen Briten "ganz normal".

Ganz normal? 

In Zentraleuropa liegen die Dinge etwas anders. Wenn einer spinnt, sind sich alle einig. Einer spinnt eben. Und, man spinnt nicht ungestraft. Die Merkel darf nicht im Bikini gesehen werden. Die englische Königin übrigens auch nicht. In England wird einiges als normal empfunden, was sonstwo unangenehmes Aufsehen erregen würde. Die Karnevalsprinzen werden gerne schief angesehen, aber auch der Tippelbruder, der sich die Haare nicht schneiden lässt und dessen Hose Löcher aufweist. Sollte jemand schwarzer Hautfarbe sein oder wie ein Japaner daherkommen, ist für viele schon etwas nicht in Ordnung. Und über viele macht man sich lustig.

Auch in Amerika gibt es eine Lachindustrie. Im Fernsehen kann man diese albernen Sendungen betrachten. Die Lacher werden extra eingeblendet. Da werden komische "Orginale" gezeigt, die als "normal" durchgehen wollen. Ich kann da einfach nicht lachen. Und wenn ein Weißer auf einen Schwarzen schießt, steckt dahinter meist die Verweigerung, unterschiedliche Menschen als gleichberechtigt anzuerkennen. Welche Arroganz! In Zentraleuropa, wo es eine Vielfalt von Völkern, Menschen und Originalen gibt, haben wir ähnliche Schwierigkeiten damit, das Ungewöhnliche als normal zu akzeptieren. Dabei sollten wir alle damit leben können, dass, nahe bei einander ein blonder Jüngling, der wie ein Nazi-Typ aussieht, in Wirklichkeit Jude ist, zum Islam übergetreten, schwul, und ein verzweifelter Fan von Borussia Dortmund. Oder: eine dunkeläugige Schöne mit mediterranem Hintergrund, leicht stotternd, schwerer Akzent und unsachgemäß geschminkt, könnte ein ganz normales Mädchen sein, das unseren Respekt verdient. Es geht eigentlich nur darum, die Latte für Seltsames etwas höher zu legen. Das scheinbar Verrückte als normal anzuerkennen und nicht nur das "Normale", das gewöhnlich etwas langweilig wirkt.

In Großbritannien kann man neben den Normalos die vielen Seltsamen sehen, die völlig schamlos sie selbst sind: sie können hübsch, hässlich, langweilig oder sonstwie sein. Niemand findet das sonderbar. Auch im Film kommt das zutage. Der Mut zur Hässlichkeit, neben der hochherzigen Persönlichkeit. Mit viel, auch gutem Humor. Das macht das Leben in UK so interessant. Daran könnte der europäische Kontinent noch ein bisschen arbeiten. Nicht jeder, der so aussieht ist auch so beknackt. Ein wenig mehr Toleranz kann aus allen ganz normale Menschen machen. Ob sie Muslims, Bettnässer, Zeugen Jehovas oder Exilrussen sind: sie wollen alle nur als Menschen respektiert werden.


Donnerstag, 9. April 2015

Tambora heißt er. Ein Vulkan ist er.

Es gibt schon sehr viele, die sich um das Klima Sorgen machen. Klimawandel nennen sie es. Die anderen können sich nichts darunter vorstellen, bis sie Fernsehbilder von Tsunamis sehen, wo Tausende ertrinken. Aber das ist weit genug entfernt von uns. Hingegen in Kalifornien herrscht seit 4 Jahren eine biblische Trockenheit. Wasserbecken mit Stauwasser haben nur noch 10% der früheren Masse. Die Preise für Trink- und Spülwasser sind dort schon gestiegen. Für eine Katastrophe scheint es noch zu früh. Gerne nennt man in den USA die menschenbedingten klimatischen Veränderungen eine Art Histerie der Überängstlichen. Zur Vorsorge ist es auch noch zu früh. Der Mut besteht darin, nichts bemerken zu wollen. So ist es bei Naturkatastrophen, Kriegen, Hungersnöten und anderen Bedrohungen: wenn sie eintreffen heißt es: das haben wir nicht gewollt.


Andere haben es immer schon gewusst. Vorausgesagt. Den Untergang der Welt. Wie oft schon? Die Sintflut. Damit kann man Kinder und fromme Omas einschüchtern. Das Nukleare: viel zu abstrakt. Es schafft sauberen Strom. Man muss nur verhindern, dass einer an die Schalthebel geht. Vulkane gibt es immer noch. Warum hat man bisher nichts dagegen unternommen? Gibt es ein weltweites Frühwarnsystem? In Island wabert es ständig. Da war die Sicht bei Flügen schon mal getrübt. Doch die wassergefüllten alten Krater sehen eher idyllisch aus. Wenn es brenzlig wird, schaut der Is- oder Ausländer ins tausendseitige Telefonbuch, das für das ganze Land gilt. Dort, in der Einleitung, steht auf Isländisch, Englisch und Polnisch(!) wie man sich verhalten muss, wenn ein Vulkan ausbricht, ein Erdbeben rüttelt, ein Unwetter losgeht oder tödliche Gase aus der Erde strömen. Allerdings können im schönen Island nur 300.000 Menschen umkommen, denn mehr Einwohner gibt es nicht, und Angst scheint dort auch keiner zu haben.

Mit dem Tambora-Berg auf Sumbawa in Indonesien ist es anders. Wer davon gelesen hat, was vor genau 200 Jahren passierte, als Tambora ausbrach, der kann sich vorellen, wie eine solche Katastrophe aussieht: zuerst schien das Monster zu schlafen und bedrohlich zu knurren. Dann entstand enormer Innendruck mit Temperaturen zwischen 700 und 850 °C. Dann explodierte das Ganze, schleuderte Dreck und Gestein in die Atmosphäre und schwärzte den Himmel rund um die Erde. Einige Jahre lang waren die Folgen zu spüren: Kälte, Unwetter, Unfruchtbarkeit.


Natürlich können wir uns nicht gegen solche Ausbrüche wappnen. Was könnten sie erzählen, wenn sie in Vulkannähe gelebt hätten. Etwa in der Eifel oder am Kaiserstuhl, vor 50 Millionen Jahren. Am Ätna oder auf Stromboli. Wir leben gerade zwischen zwei Eiszeiten. Erderwärmung ein Problem? Metereoriteneinschläge? Unberechenbar.Wir rauben bedenkenlos alles was wir kriegen können. Hungersnöte, Massenerkrankungen, Wassermangel, Rohstoffmangel: das alles sind Zeitbomben, denen wir getrost aus dem Wege gehen. Bis sie über uns kommen.






Samstag, 4. April 2015

Wiener G'schichten: Jesus, ich muss mich beeilen!

Denn sonst ist Ostern vorbei, und ich bin deiner Story wieder nicht gerecht geworden. Einen dramatischen Stoff hast du da geliefert. Die christlich-jüdische Wertegemeinschaft (bei Angela Merkel nachzuschlagen) hat sich da etwas geleistet. Weder die Juden, noch das was sich christlich nennt, kann darüber glücklich sein. Zuerst hat man Jesus zugehört, Hosianna gerufen und Palmwedel geschwenkt. Er hat seine Fangemeinde um sich versammelt, wobei sich der Verrat durch Judas bereits abzeichnete. Für nur drei Silberlinge. Ja, ja, das Geld! Auch Petrus hat sich zeitweise als Feigling herausgestellt, und Maria-Magdalena, die treu zu Jesus hielt, verfügte nicht über den guten Ruf, der dem Herrn damals etwas genützt hätte.


So musste es kommen wie es kam. Weder an die Verwandlung von Wasser in Wein, noch an die vielen spontanen Heilungen wollte man sich erinnern, als man ihm dem Prozess machte. Was dann folgte, Gethsemane, Essigschwamm und Kreuzigung, aber auch die Schmähungen durch die Mitjuden und die Scheinheiligkeit der römischen Besatzung, kennen wir aus Jesu eigener Geschichte. Kein Ruhmesblatt! Dann die gloriose Auferstehung. Das hat uns die ewigen Schuldgefühle wieder ein wenig genommen.

Außer dem Wochenmagazin "Der Spiegel" habe ich nicht viel Österliches  der Tagesberichterstattung entnommen, wohl wegen der allfälligen Verjährung dieses Ereignisses. Eine Ostergeschichte hat das nicht sehr religiöse Magazin aber doch veröffentlicht, indem es die Tage vom Karfreitag bis Ostermontag unterhaltsam begleitet. Ansonsten reduziert sich dieses zentrale Fest auf den Ausstoß von  bunten Ostereiern oder Schokoeiern und Glockenläuten. Gewöhnlich ist das Wetter schrecklich aprilhaft, abwechselnd regnerisch, bis zu Graupelschauern, und sonnig-eiskalt.


Doch hier in Wien gibt es über Ostern das Rockmusical "Jesus Christ Superstar". Wir haben es uns angeschaut. Auf Englisch. Mit diesem Musical ist Andrew Lloyd Webber und Tim Rice (Texte) etwas gelungen, das auch einen völlig entwöhnten Christen vom Hocker reißt. Weltklasse ist es nicht nur, weil es in NewYork London und überall sonstwo gespielt wurde, sondern weil es von Klasseschauspielern und Sängern mit fantastischer Orchesterbegleitung im Raimund Theater aufgeführt wurde. Der Beifall für einen kahlköpfigen Jesus, eine hübsche Maria-Magdalena und einen menschlich verständlichen Judas war daher fast frenetisch. Nicht zu vergessen, der Oberschärge mit den überlangen Locken und dem umwerfenden Kontrabass. So etwas hat man auf der Bühne noch nie erlebt. Jesus stellt sich der bösen Welt und opfert sich für die Menschheit. So könnte man die Ostergeschichte zusammenfassen. Ein Jesus ohne Haarpracht, das war für uns neu doch nicht ungewöhnlich.
Schnell, schnell, bevor es zu spät ist. Bis Montag, glaube ich, kann man mit ein bisschen Glück noch eine Karte ergattern. Frohe Ostern!





Mittwoch, 1. April 2015

Wiener G'schichten: April in Vienna.

Ich gehe am Wiener Graben entlang, und was sehe ich da? Ich glaube es nicht: ein Bettlerpaar, zwei Männer, die wie eineiige Zwillinge aussehen. Das kann ich nicht einfach so an mir vorbeigehen lassen. Ich krame zwei einzelne Euros aus meiner Tasche und verteile sie an die beiden.

Zufällig begegne ich Cath, die aus dem Büro in der Wallnerstraße kommt. "Was machst Du denn hier, um diese Zeit? " wird sie von mir gefragt, zugegebener Maßen etwas erstaunt. "Ich habe einen Anruf von einem alten Freund aus Serbien erhalten, der mich am Stephansplatz treffen möchte". Jetzt! Ich kümmere mich nicht weiter um sie, denn ich habe selbst einen Termin, der mich in einen Imkerladen bringt. Dort soll ich einen echten Tannenhonig aus dem Schwarzwald erhalten, nach dem ich schon so lange suche.

Doch plötzlich geht ein heftiger Schneeschauer nieder. In Minuten ist alles weiß. Völlig unerwartet. Hatte doch jeder gehofft, dass auf Ostern das Wetter endlich etwas freundlicher werden würde.

Es ist der Erste April: die Geschichte mit den Zwillingen ist frei erfunden. April, April! Die Geschichte mit Cath ist ebenfalls frei erfunden: April, April! Das mit dem Tannenhonig: erträumt! April, April! Dann, schließlich, die Sache mit dem Schneeschauer: sie stimmt. Der 1. April hat Euch also wieder mal in den April geschickt. Aber nur dreimal, aus humanitären Gründen, sonst wäre es zu krass. April, April!