Freitag, 28. Februar 2014

Männer im Wochenbett

Mit Voraussagen ist es so eine Sache: wer wagt, der gewinnt nicht immer. Von Kassandra einmal abgesehen, die nur schwer Verdauliches voraussagte, gab es immer Menschen, die kühn genug waren, in die Zukunft zu blicken und auch darüber zu reden. Kassandra, "die die Männer umwickelt", wie sie auf Altgriechisch hieß, hatte aufgrund ihrer Verdammnis nur die Gabe, Katastrophen vorauszusagen, an die niemand glauben wollte. Der Untergang Trojas war eine solche Voraussage. In den Trümmern dieser sagenumwobenen Stadt kann heute noch gewühlt werden.

Natürlich gibt es auch statistische Voraussagen, die nicht eintreffen, weil etwas dazwischen gekommen ist: der Endsieg der Nazis ist meines Wissens nicht eingetreten, aber Bayern München hat immer gute Chancen, das gesteckte Ziel zu erreichen. Diese Kerle sind einfach gut. Anders ist es mit der Vermischung der Rassen. Ich sage voraus, dass in 50 Jahren, da lebe ich, sogottwill, nicht mehr, jeder Anflug von Rassismus oder Antisemitismus verstummt sein wird, denn die meisten Menschen haben dann multi-ethnische Wurzeln. Ihre Herkunft kann durch bloßes Hinsehen nicht erschlossen werden. Also, ein dunkelhäutiger, 2 Meter großer Japaner kann dann mühelos katholischer Jude sein, in Göttingen geboren, Vorsitzender des örtlichen Sportvereins sein und heterosexuell, homosexuell oder unsexuell.

Sigmund Freud
Genauso kann behauptet werden, die Geschlechtervielfalt, das "Dritte Geschlecht", die Transsexualität, Transgendermenschen seien Merkmale einer kranken Gesellschaft. Dass es ungewöhnliche, jedoch fest etablierte "Formen der Sexualität" gibt, wie etwa in Indien die "Hijras", mit teilweise religiösem Hintergrund, wird meist übersehen. Die Hijras stehen unter dem besonderen Schutz der Göttin Bahuchara Mata. Auch in Pakistan und Thailand gibt es ähnliche Gruppen, wo man nicht einfach von Eunuchen sprechen kann. Diese, nennen wir sie Transgender-Menschen, von denen es weltweit etwa einen unter 10.000 Männern, und einen unter 30.000 Frauen gibt, wollen sich nicht mehr verstecken. Sie dürfen auch nicht wie Kranke behandelt werden, obwohl manche Religionen sie noch als abartig ablehnen. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hat schon manches Urteil zu dieser Problematik gesprochen, etwa, was das Recht auf Vornamensänderung, die Korrektur der Geburtsurkunde, oder die Erstattung von Kosten für medizinische Eingriffe betrifft.

Wenn also ein Betroffener sich im "falschen" Geschlecht zu leben glaubt, mit einer Identität die "anders" ist, kann oder muss er etwas unternehmen. Klar, dass Eltern nicht glücklich sind, wenn das von der Hebamme bei der Geburt festgelegte Geschlecht des Kindes, nicht ganuz stimmt. Sie erkennen aber immer öfter, dass hier kein Verschulden oder ein Versehen vorliegt, sondern etwas ganz "natürliches". Ohne in ein statistisches Wespennest stechen zu wollen, darf vermutet werden, dass es auf unserem Globus mit (in 50 Jahren) geschätzten 9 Milliarden Menschen auch vermutlich 300.000 Frauen geben muss, die Männer werden wollen, und eventuell ihre Geschlechtsmerkmale behalten. Solche Umwandlungen geschehen für Frauen oft erst im für die Empfängnis langsam zugehenden Zeitfenster von knapp unter 40 Jahren, sodass Kinderwunsch und Kinderzeugung schon etwas auseinander fallen. Rein statistisch angenommen, dass etwa 10% dieser in Männer umgewandelten Frauen ein Kind gebären, wären dies pro Jahr 30.000 Kinder, die von einem Mann geboren werden können. Soll ich jetzt Kassandra spielen, oder mir überhaupt keine Gedanken über die Zukunft machen? Der Vater der bemannten Raumfahrt, Hermann Oberth, hat mit sechzehn Jahren schon bemannte Flüge ins All vorausgesagt. Wegen seiner diesbezüglichen These an der Universität wurde er abgewiesen. Man sagt: wer gewagte Voraussagen macht, muss damit rechnen, in den ersten 6 Monaten für verrückt erklärt zu werden.

"Mein Vater ist meine Mutter", kann es bald heißen. So, what? Die Anfänge sind gemacht: Meines Wissens gibt es schon mehrere solcher Kinder. Thomas Beatie hat in den USA bereits drei Kinder geboren. Gewöhnen wir uns daran.


Montag, 24. Februar 2014

Deutschland hat eine und Italien hat eine

Insgesamt gibt es meines Wissens zur Zeit 4 Frauen, die das Amt der Verteidigungsministerin übernommen haben. Sie haben es nicht weggenommen, sondern in der altmännlichen Art übernommen. Die als Macholand bekannte Stiefelnation hat wieder mal eine neue Regierung. Von einem Mann geführt (ganz so doof sind Männer offensichtlich nicht), regieren dort jetzt zur Hälfte die Frauen. Und das in einem Land, wo es noch eine andere Regierung gibt, die allerdings ausschließlich männlich bleibt: der Vatikan.


Wir (Männer) müssen feststellen, dass uns allmählich immer mehr Positionen entrissen werden. Dabei gibt es auch hundsmiserable weibliche Regierungschefs. Oder, war Timoschenko gut und hasenrein? Ihr geflochtener Haarkranz hat sie nicht davor bewahrt, kräftig hinzulangen, als sie an der Macht war. Ganz wie ihr Nachfolger, der jetzt die wohlverdiente Flucht ergriffen hat. Wohlgemerkt, mit einem Teil seiner ergaunerten Reichtümer. Trotz Margaret Thatcher und der noch regierenden Thailänderin Yingluck Shinawatra können wir Männer mit dieser weltweiten Übergabe der Macht an die Frauen recht zufrieden sein. Es ist zwar ein langsamer Prozess, doch eben ein unaufhaltsamer. Bei einer 500köpfigen, 60 Nationen-Frauenkonferenz Anfang Februar in Indien hat sich dieser Trend wieder gezeigt. Das unbedarfte Hausmütterchen, das sich mit der Erziehung und Fütterung der Kinderschar aufreibt, denkt mehr und mehr daran, aus seinem Leben eine politische Karriere zu machen.

Nur, ihr geliebten Frauen, macht bitte, bitte, nicht dieselben Fehler wie wir Männer. Macht ist schön aber kein Selbstzweck. Reichtum muss auch nicht sein. Korruption ist ganz schlecht. Gut leben können, sollte reichen. Dafür bieten wir Männer an: dass, ganz wie bei Macho-Führern in der Politik, keine Notwendigkeit besteht, schön zu sein. Ihr dürft sein wie ihr seid. Ein normales Gesicht mit intelligenten Augen und einem gewinnenden Lächeln tun's auch. Wir Männer leisten uns neben einer gelegentlichen Führungskompetenz auch schamlos Dickbäuchigkeit, Hässlichkeit mit Glatze und anderes. Darüberhinaus wollen wir auch noch geliebt werden.


Und: beeilt euch, Frauen, die Welt ist dabei, abzudriften. Führt einen neuen Stil ein: weniger gesetzliche Regelungen und Bürokratie, mehr Wohlstand für die große Masse, mehr Mitmenschlichkeit und mehr Ehrlichkeit im Bereich Ernährung (Supermärkte sind Flunkerbehörden) und Gesundheit (fragen sie nicht ihren Arzt oder Apotheker), bessere Umwelt.
Ihr bekommt dafür die ungeteilte Unterstützung der Männer, deren politische Glaubwürdigkeit jämmerlich gelitten hat. Und merkt euch: wer um die Macht kämpft, kann verlieren. Wer sie sich nimmt, hat sie. Ein alter männlicher Rat.


Donnerstag, 20. Februar 2014

Indien - internationale Frauenkonferenz in Bangalore

Während die Politik sich weltweit über ihre brennenden Konflikte dauer-aufregt, ohne etwas daran ändern zu können, geschah im Ashram von "The Art of Living" in Bangalore etwas Erstaunliches. Nicht Massenflucht in der Zentralafrikanischen Republik, der Aufruhr in der Ukraine, das Sterben in Mali, Probleme in Thailand oder Ägypten standen im Mittelpunkt einer internationalen Frauenkonferenz, sondern die Frage, was man als Frau zur Harmonie in dieser Welt beitragen kann. Wie man die Welt harmonischer gestalten kann. Das klingt naiv und weltfremd. Ist es aber nicht. Und die Konflikte spielten natürlich auch eine  große Rolle.
Sri Sri Ravi Shankar, der Gründer von The Art of Living

Kann man sagen, dass Männerkonferenzen oft große Töne spucken, doch wenn sie vorbei sind, bleibt alles beim alten? Wahrscheinlich stimmt das. Die Kleiderordnung ist aber immer ganz klar: dunkler Anzug, Krawatte, geputzte Schuhe. Niemand sagt bei der Eröffnung "My beautiful brothers".  In Bangalore sagte jemand "My beautiful sisters". Das geschah vor über 500 hochkalibrigen Frauen aus 60 Ländern, darunter Ministerinnen, Geschäftsfrauen, Künstlerinnen, Historikerinnen, Umweltstrateginnen, Stars und andere aktive und erfolgreiche Frauen. Meist in bunte Saris gehüllt, oft beruflich an der Spitze. Ihr Umgang mit dem anderen Geschlecht, das total unterrepräsentiert war: freundschaftlich, nicht kämpferisch, eher verständnisvoll, was die Verkrampftheit des Mannes betrifft.

Die Dame von CNN
Frauen wollen ihren Weg selbst gehen, nicht ihn wie Männer oft abschreiten, unsensibel wie sie sein können. Mit wenig Sinn für das Praktische. Frauen treffen keine Entscheidungen ins Blaue hinein. Sie suchen nach harmonischen Lösungen, die die Kirche im Dorf lassen. Sie richten sich nicht gegen den Mann. Und mit allen positiven Kräften möchten diese Frauen dazu beitragen, aus dieser Welt eine lebensfähige, unaggressive, friedfertige Umwelt zu machen. Mit dem angeborenen Talent zur Kommunikation und zum Kompromiss will man vorgehen. Nicht mit Slogans und hohlen Versprechungen. "Harmonie - Entwicklung hin zur Vollkommenheit" war das Thema. Insgesamt haben über 50 Rednerinnen in drei Tagen ihre Erfahrungen eingebracht. Die vielen Ansätze und Aspekte lassen sich ohne endlose Aufzählungen nicht umschreiben. Überzeugend ist das Potenzial dieser Konferenz. Wie können wir, etwa durch Nutzung der sozialen Medien, effizient auf die Welt einwirken? Aber auch hochrangige Rundfunk- und Fernsehmacherinnen, Journalistinnen und Publizistinnen waren da und sprachen von ihren Ideen.

Auch Cathie Burton war mit von der Partie.
Was können wir tun, um mehr Einfluss zu bekommen?  Was die Männer nicht geschafft haben, weil sie zu sehr von ihren männlichen Obsessionen ausgehen, wollen diese Frauen bewirken. Ich bin sicher, dass der Stein dieser Frauenkonferenz auf der Oberfläche des irdischen Ozeans viele weite Kreise ziehen wird. Männer als Alleinhandelnde haben ausgehandelt. Die Frauen versuchen mit gutem Erfolg, eine Position nach der anderen zu erobern. Der Kampf um den Einfluss in der Gesellschaft, hat erst begonnen. Die Frau rückt heute sichtbar vor.

"My beautiful sisters"
Seit Tagen drücke ich mich um eine abschließende Wertung dessen, was man in Bangalore gehört und gesehen hat. Natürlich ist eine dreitägige Konferenz kein epochales Werk. Aber der Ansatz scheint mir zukunftsweisend. Langzeitwirkungen werden da sicher nicht ausbleiben. Da wurde natürlich darauf hingewiesen, dass die Probleme der Welt mit der zunehmenden Gier der  Individuen und Konzerne zu tun haben, mit dem Zerfall der Familien, vor allem in der westlichen Gesellschaft, mit den großen Missverständnissen unserer Zeit: dass Regeln und Gesetze oft nur den herrschenden Klassen dienen. Dass die Politik oft doppelzüngig ist und nur für einige noch Sinn macht. Dass die Natur nicht bestechlich ist, aber sehr wohl der Mensch. Und dass die Harmonie in einer zerrütteten Welt immer wichtiger für die Lösung von Problemen wird. Man hat auch darauf hingewiesen, dass militärischer Einsatz immer das falsche Mittel ist und schon der finanzielle Aufwand auch Supermächte ruinieren kann. Statt dessen: wirf dein Herz weg und fange es wieder ein. Ich habe das so verstanden, dass man Liebe und Zuneigung investiert und das alles wieder zurück erhält. Diese Botschaft kam vor allem aus Ländern, die die schlimmsten Katastrophen der jüngeren Geschichte erlebt haben.


Als aufgeschlossener Mann ist man aufgefordert, das alles kräftig zu unterstützen. Sozusagen könnte das die künftige Rolle des Mannes sein: die Übergabe, an die Frauen, was bei denen in besseren Händen liegt. Da ist so vieles. Wir Männer haben durch unsere unnötige Dominanz in der Geschichte zu vieles zerstört. Machen wir es wieder gut! Es ist an der Zeit.


Wiener G'schichten - Iran-Gipfel und Opernball

Es wird nicht nur gefeiert in Wien. Auch große Politik kommt manchmal vor. Während die Europäische Union ihren Druck auf die ukrainische Regierung mit Sanktionsdrohungen erhöht, und Vitali Klitschko mit den Oppositionellen diesem mörderischen Präsidenten Janukowitsch weiterin mutig die Stirn bieten, findet in Wien ein Iran-Gipfel statt, an dem die fünf Veto-Mächte der Vereinten Nationen plus Deutschland und die EU-Außenbeauftragte Ashton teilehmen. Der iranische Außenminister Zarif ist auch hier, das Ziel ist ein Weiterkommen in den Verhandlungen, was die vermuteten heimlichen Arbeiten an einer Atombombe im Iran betrifft.


Da es sich heute im Leben fast nur um Einnahmen und Ausgaben handelt, hier einige Zahlen zum bevorstehenden Wiener Opernball, der die Wiener Welt in Atem hält: Wieder werden ca. 5000 Gäste den schönsten Ballsaal der Welt (die Wiener Oper) füllen. Die 40.000 Gläser werden unter anderem mit Champagner (ab 32 €), dem Opernballcocktail "Soirée Rouge" (14 €) und Sekt ( ab 11 €) gefüllt werden. Ein Glas Rotwein oder Bier gibt's schon für 8,50 € und drei Austern für 18 €. Bleibt zu erwähnen, dass die Flasche Schampus schon für 305 € und ein paar Würstchen mit Brötchen für 10 € zu haben sind. Tanzen bis in die Puppen ist auch erlaubt. So feiert Wien einmal im Jahr sich selbst.


Andererseits ist das ganze Jahr über Trubel, wenn man den Duty-Free-Spezialisten glauben darf: zwar ist es unmöglich, die (zollfreien) Käufe der EU-Bürger unter die Lupe zu nehmen, aber die Zahl der nicht-Europäer, die hier einkaufen, spricht Bände. An Zahl der angereisten Touristen liegen die Russen vorn. Dann kommen die Chinesen. Die Ukraine und Taiwan nehmen an Besucherzahl die Plätze 4 und 5 ein, und Thailand ist die Nummer 6. Wenn es jedoch darum geht, wer am meisten Geld über den Tresen schiebt, haben die Hongkongchinesen mit 1008 € je Einkauf die Nase klar vorne. Dieser Umsatz ist jedoch gegenüber den Vorjahren um 14% gesunken. Thailand hat 33% zugelegt und gibt pro Einkauf 742 € aus, gefolgt von Aserbaidschan (596 €), China (590 €) und Kasachstan (567 €). Das lässt tief blicken und zeigt, dass unsere gängigen Vorstellungen von der Umverteilung des Geldes überholungsbedürftig sind.

Dass dann ein obdachloser Ungar mit seinem letzten Geld einen Lottoschein kauft und 2 Millionen € gewinnt, wie soll man das nennen? Ausgleichende Gerechtigkeit? Gibt es noch Wunder?






Sonntag, 16. Februar 2014

Indien, das Land der fernöstlichen Meditation

Als ich in den Achtziger Jahren mit Tochter und Sohn nach Puna kam, galten die ersten Schritte dem von europäischen Hippies überlaufenen Ashram. Man erkannte sie sofort, diese Flüchtlinge der westlichen Zivilisation. In weiße Gewänder gehüllt wandelten sie gelassen durch den lichten Hain,  nachdenklich in ihre Andersart versunken. Es war damals kaum vorstellbar, dass das Aussteigen aus einer christlich geprägten Gesellschaft richtig Sinn machte. Dennoch müssen Impulse von Puna ausgegangen sein, denn, was die christlichen Religionen heute kaum mehr leisten, nämlich den Menschen auf eine geistige Ebene zu heben, die glücklich und zufrieden macht, ist das Meditieren als Weg dorthin in Indien überall gegenwärtig.

Eine methodistische Bischöfin aus den USA, schwarz, 2 Meter groß und über 80 Jahre alt, sagte vor zwei Jahren im Ashram von Bangalore, was sie davon hielt: "Beten", so sagte sie, "heißt, zu Gott sprechen, Meditieren jedoch, auf ihn hören". So sehe ich einen christlichen Ansatz für das, was mehr und mehr Menschen heute versuchen: durch Meditation eine innere Freiheit (wieder) zu erlangen, die in der modernen Gesellschaft verloren ging.

Die Riesin Barbara King
Bei Kindern hat man es in Europa mit der Frage versucht: wie heißt das Zauberwort? Damit erinnern sich die Kleinen, dass man Dankeschön sagt, wenn man etwas erhält. Gleichzeitig gibt das Zauberwort eine Kraft. Wer es benutzt, ist im Recht. Die Funktion eines Mantra ist also in allen Kulturen vorhanden, trägt jedoch unterschiedliche Namen.

 Europäerin? 

Bei den leicht überkandidelten westlichen Meditierern wird von energetischer Neukalibrierung oder Neuverkabelung gesprochen, oder vom Erhalt energetischer Informationsschübe. Auch die Öffnung des dritten Auges wird leicht esoterisch ins Spiel gebracht. Andererseits wollen wir aber lernen, nicht etwa einem neuen unseriösen Kokolores zum Opfer zu fallen, wenn wir Europäer den christlich-katholischen Exerzitienweg hinter uns lassen wollen. Hinduismus und Buddhismus weisen da Wege aus der Verkrampftheit des Lebens. Wir fragen uns vorsichtig: was suchen wir? Was finden wir? Und, wie stellen wir es an? Was wollen wir?

Afrikanerin?

Wir suchen Glück, Zufriedenheit, Harmonie, Ausgeglichenheit. In der Meditation können wir das finden, wenn wir den Zugang dazu möglich machen. Unter den vielen Varianten des meditativen Vorgehens, die alle richtig sein können, - es gibt keine Dogmen - ist die einfachste das Aufteilen der Meditation in Stufen oder Ebenen: zunächst bringt eine aufrechte Sitzhaltung bei geschlossenen Augen den Meditierenden in die Lage, sich konzentrieren zu können. Dann wird das Mantra, eine Art heiliges Wort (oder Spruch, ein Lied oder eine Hymne), das im Hinduismus geheim bleiben soll, im Laufe einer etwa 20minütigen Meditation mehrmals beschworen. Dies löst den Prozess des Meditierens aus. Eine Anregung könnte sein, sich vorzustellen, wer man ist (das Selbst). Dann führt das Mantra zum nächsten Schritt: was tue ich? (Nichtstun als Beruhigung). Dann, aber nur vielleicht, was will ich, brauche ich, wünsche ich mir?

Das Bija Mantra ist im Hinduismus das bedeutendste "Zauberwort". Es heißt "OM" und verursacht, laut gesummt, ein angenehmes Dröhnen, sozusagen eine Einstimmung. Ein Mantra kann auch persönlich von einem Guru gegeben werden. Es wird wie ein Schatz bewahrt. Was bei der Meditation im Kopf des Praktizierenden geschieht, bleibt das Geheimnis jedes einzelnen. Zu vergleichen mit dem aufrichtigen Katholiken, der seine Last im Beichtstuhl abgeladen hat und sich mit der Welt wieder im Reinen fühlt. Meditation geht jedoch viel weiter. Deshalb sind so viele Menschen heute daran interessiert. Übrigens auch, neben Politikern und Diplomaten aller Art, eine sozialdemokratische ehemalige Landesministerin und Mitbegründerin von Greenpeace Deutschland.

Art of Living in Bangalore

Viele sprechen und schreiben darüber. Ich mag, wie einige andere auch, das meiste missverstanden haben, doch die 20 Minuten täglicher Ruhe und Harmonie haben bei mir schon Gutes bewirkt. Ich will nicht vom dritten Auge reden, auch nicht von einer Neuverkabelung. Aber von einer wohltuenden Erneuerung. Ich glaube jetzt zu wissen, warum Meditation den Weg zu sich selbst weist.



Indien - ein Kontinent, der erwacht und leidet.

Indien ist das viertgrößte Land der Erde. In wenigen Jahren wird es mit 1,4 Milliarden Menschen mehr Inder als Chinesen geben. Ein Drittel der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt. Eine junge Nation mit einer alten Zivilisation. Heilige Kühe, Schlangen und Elefanten. Statt gekrönten Königen und Kaisern gab es Maharadschas, die das Land besaßen und Gurus, die religösen Führer, die Wege aus dem Elend suchen. All diese Gegensätze bestehen auch heute noch.

Indien hat viele Gesichter, auch dieses!
Mahatma Gandhi hat mit seinem urgescheiten gewaltlosen Widerstand gegen die Kolonialmacht Großbritannien, mit dem Prinzip des passiven Ausharrens, den friedlichen Abzug der Briten erzwungen. Das war 1947. Der Kampf um die Befreiung von Armut, Krankheit und Rückstand und um den notwendigen Fortschritt ins Zeitalter der Technologie, hat längst begonnen. Indien ist nun auf dem Weg, eine Supermacht zu werden.
Mahatma Gandhi hat den einzig richtigen Weg gezeigt
Europäische Einflüsse, wo wären sie nicht? Fernöstliche Lebensweise, auch überall sichtbar. Der massive Druck zwischen Arm und Reich, Luxus, Macht und Hilflosigkeit - er ist überall anzutreffen. Die westliche Hektik jedoch verbietet sich, weil die Straßen dem wachsenden Verkehr nicht gerecht werden und die Ballungszentren unüberschaubar bleiben. Über 40 Städte mit über einer Million Einwohnern gibt es jetzt. Die Silicon Valleys Indiens wachsen unheimlich schnell. Die Welt wird Indien bald einen Ehrenplatz einräumen. Und der fernöstlichen Lebensart auch: Asketisch, vegetarisch und meditativ. Medizinisch gesehen, kommen jetzt schon viele USA-Bürger nach Indien, weil dort die teuren Eingriffe erschwinglicher sind.


Das teuerste Einfamilienhaus der Welt (hier oben) steht in Mumbai und soll über 1 Milliarde Euros gekostet haben. Auch das größte Elendsviertel Indiens findet sich hier.

Gegensätze, wo man hinschaut.
In Bangalore trafen wir am selben Ort künstlerische Darbietung auf Weltniveau, hinreißende Modenschau und Wege zur inneren Einkehr: Meditation.
Die iranisch-israelische Sängerin Rita Yahan-Farouz
Laufsteg für Sarischönheiten
Sri Sri Ravi Shankar vor seinem Elefanten
Über die fernöstliche Meditation im Ashram von "The Art of Living" in Bangalore wird noch nachzudenken sein. Mit Hilfe des geistigen Führers und Gründers Sri Sri Ravi Shankar.




Samstag, 15. Februar 2014

Von Mumbai über Dubai nach Wien: Höhenflug

Vor Jahren habe ich es bereits einmal erlebt: ich bereite mich auf den Flug nach Istanbul und Ankara vor, und ein diskreter Freund, der mit der Türk Hava Yollari gut steht, hat mir ein "Upgrading" beschehrt. Die Überraschung war groß, man freute sich, und das Fliegen ward plötzlich wieder zum Vergnügen. Der Flug, den Cath und ich gerade hinter uns haben, ging mit den Emirates von Wien über Dubai nach Mumbai (und zurück). Den Weiterflug nach Bangalore bestritt eine andere Fluglinie, was keiner besonderen Erwähnung bedarf.

Einer jener Emirates-Engel, - das sind die Luftbegleiterinnen der angesehendsten Airline der Welt - ließ uns in Wien diskret wissen, dass wir upgegradet wurden. Gründe hierfür erfuhren wir nicht, aber wir ließen es uns gerne gefallen.


Natürlich kennen wir den Flugbetrieb aus dem FF: Economy Class, auch Touristenklasse genannt, ist schon lange nicht mehr, was es einmal war. Die Lufthansa verteilte kleine Zigarettenpäckchen und war auch mit Champagner noch spendabel. Bei der Firma Air France war Champagner geradezu eine Pflicht. Die Fluglinien teilten sich dann mit den Jahren auf in halbwegs wacker gebliebene und in eher miese, bei denen der Gang aufs Klo gerade noch kostenfrei ist, für das Gummitier aber bezahlt werden muss. In jedem Fall ist das Sitzen in der Economy meist ein einziges Gequetsche.
Die Emirates schweben hingegen seit Jahren an der Spitze, mit rotem Teppich beim Einchecken der First Class und der Platinklasse, mit blauem Teppich, bei Gold- Silber- und Business Class. Kaum sitzt man im bequemen Sessel mit der wohligen Fußfreiheit, kommt eine nette Begleiterin und bietet etwas zum Trinken an. Das kann natürlich auch Schampus sein. Dazu was zum Knabbern. Dazu Kopfhörer für's Fernsehen und Kissen und Decken für's Wohlfühlen. Bei der mehrstündigen Zwischenlandung in Dubai landet man dann in der Business Lounge, wo ebenfalls alles vorhanden ist. Und der Muezzin ruft gelegentlich zum Gebet.

Mumbais neuer Flughafen, am Tag vor unserer Abreise eröffnet.
In Mumbai, das bei meinem ersten Indienbesuch noch Bombay hieß, haben sich die Dinge auch sehr verändert. Die Fahrt vom Hotel zum gerade eröffneten neuen internationalen Flughafen dauerte fast 2 Stunden, weil unser Fahrer uns noch die Hängenden Gärten und einen Jaintempel zeigen wollte. Der Verkehr ging durch endlose Slums, hinter denen moderne Wohnhäuser zu sehen waren, in die die Bewohner der Elendsviertel allmählich umgesiedelt werden.

Die Hängenden Gärten von Mumbai


Wir fuhren zum Hotel Waterstones, das nur 5 Minuten vom Flughafen entfernt war, um am Morgen auf dem Weg zum neuen Flughafen nicht irgendwo im Verkehr stecken zu bleiben. Mumbai hat immerhin über 18 Millionen Einwohner. Das Hotel war eine Überraschung: der Stil schwer definierbar: traditionelle Materialien, wie Tropenholz, Marmor, Keramik, und eine auf kühl und kalt angelegte Dekoration, aus der man nicht ganz schlau wurde. Auf alle Fälle hochinteressant.

Hotel Waterstones, am neuen Flughafen, wartet auf Gäste.
Um Dubai herum, fast nur Wüste, durchsetzt mit kühnen Anlagen, die wie künstliche Oasen aussehen. Eindrucksvolles Straßennetz, und in Dubai, der Burj Khalifa, der höchste Wolkenkratzer der Welt, von dem ein Foto aus dem Flugzeug kaum zu machen ist.

In Wien angekommen, nach mehreren Stunden Flug, fühlt auch der quirligste Business-Gast die Müdigkeit in den Knochen. Dann bringt ein schön geheizter Mercedes der Emirates die Verwöhnten an den Stephansplatz, beziehungsweise an die Blutgasse. Viele Eindrücke werden noch verarbeitet werden müssen, bevor man sagen kann: Indien ist eine andere Welt, in die man eintauchen muss, damit man etwas davon versteht.

Sonntag, 2. Februar 2014

Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat

Ich muss ehrlich sagen, dass mir Andy Warhol immer ein wenig suspekt war. Man hat ihn schon früh den Godfather of Pop Art  genannt, worunter ich mir nicht viel vorstellen konnte.
Jetzt ist in Wien eine Ausstellung zu Ende gegangen, die diesen Popkünstler von einer ganz anderen Seite zeigt. Auch schon Bekanntes wurde gezeigt. Etwa, die Siebdruck-Marilyn Monroe, oder die Campbellsche Suppendose. Vieles wirkte - wie könnte das anders sein - chaotisch, beliebig und bizarr. Eben wie Andy Warhol. Da er sich jedoch schon lange im Kunstbetrieb behauptet, und zwar in den vorderen Reihen, kann man nur sagen: mag ich oder, mag ich nicht. Doch auch er ist bei näherem Hinsehen immer für Überraschungen gut, auch wenn sich besondere Botschaften in seiner Kunst nicht leicht erschließen. Da ich die Kunstszene im New York der Sechziger und Siebzigerjahre nur vom Hörensagen kenne, überlasse ich deren Begutachtung lieber dem Fachmann und der Fachfrau.


Als dann aber der schweizer Galerist Bruno Bischofberger, der Jean-Michel Basquiat bereits kannte, eine Zusammenarbeit zwischen dem älteren Warhol und dem 1960 in New York geborenen Graffitikünstler vorschlug, entstand eine bemerkenswerte Symbiose zwischen zwei ganz unterschiedlichen Künstlern, eine echte Entdeckung. Basquiat, eine exotische Erscheinung, mit mütterlichen Wurzeln in Puerto Rico und väterlichen in Haiti. Er wurde w, wenn man ihn auf das Graffitigeschäft reduzieren wollte. Mit 4 konnte er lesen und schreiben, war auch sehr musikalisch und, er entwickelte sich zum Einzelgänger ohne Freunde, dafür mit einem frühen Drogenproblem. Nein, schwul war er nicht. Er produzierte in kuzer Zeit 1000 Bilder und 2000 Zeichnungen, und die Zusammenarbeit mit Warhol war eine der fruchtbarsten, die ein Künstlerleben je kannte.

Manche seiner Schnellproduktionen waren bereits verkauft, bevor sie beendet waren. Mit 22 Jahren war er der jüngste Künstler, der documenta. In Hamburg traf er Salvador Dalí und Joseph Beuys und arbeitete mit ihnen. Dann geht sein junges Leben sehr schnell zu Ende. Es blieb ihm gerade die Zeit, den Tod Andy Warhols, 1987, ein Jahr vor seinem eigenen, schmerzlich zu verarbeiten. In einer existenziellen Krise thematisiert er noch den Tod, dann ein unmöglich einzuordnender Künstler mit 28 nicht mehr unter den Lebenden. Die Ausstellung hat sich bemüht, mit vorsichtigen Zuschreibungen den beiden gerecht zu werden. Manche versuchten, für ihn eine Kategorie zu finden, die noch nicht besetzt ist: Neoexpressionismus oder schwarzafrikanische Volkskunst ? Nun, ja. Das fordert die Skeptiker geradezu heraus. Dadaismus, Futurismus, Kubismus? Man muss sich selbst bemühen, sonst kommt nicht viel dabei heraus. Auf keinen Fall kann man Basquiat als einen bedeutungslosen Künstler bezeichnen, wie es manche taten. Also ein populistischer Postmoderner?


Am besten, man geht ihm an die verschiedenen Wurzeln: die afrikanische, die karibische, die afro-amerikanische, die europäische. Das alles vereinigt das "Wild Child" in seinen Kollaborationen mit Warhol. Beide haben da etwas geschaffen, im gemeinsamen Malen und Gestalten, was sehenswert ist. Auch eine Art, Kunst auszustellen. Das Bank Austria Kunstforum in Wien hat es gemacht.