Freitag, 28. Februar 2014

Männer im Wochenbett

Mit Voraussagen ist es so eine Sache: wer wagt, der gewinnt nicht immer. Von Kassandra einmal abgesehen, die nur schwer Verdauliches voraussagte, gab es immer Menschen, die kühn genug waren, in die Zukunft zu blicken und auch darüber zu reden. Kassandra, "die die Männer umwickelt", wie sie auf Altgriechisch hieß, hatte aufgrund ihrer Verdammnis nur die Gabe, Katastrophen vorauszusagen, an die niemand glauben wollte. Der Untergang Trojas war eine solche Voraussage. In den Trümmern dieser sagenumwobenen Stadt kann heute noch gewühlt werden.

Natürlich gibt es auch statistische Voraussagen, die nicht eintreffen, weil etwas dazwischen gekommen ist: der Endsieg der Nazis ist meines Wissens nicht eingetreten, aber Bayern München hat immer gute Chancen, das gesteckte Ziel zu erreichen. Diese Kerle sind einfach gut. Anders ist es mit der Vermischung der Rassen. Ich sage voraus, dass in 50 Jahren, da lebe ich, sogottwill, nicht mehr, jeder Anflug von Rassismus oder Antisemitismus verstummt sein wird, denn die meisten Menschen haben dann multi-ethnische Wurzeln. Ihre Herkunft kann durch bloßes Hinsehen nicht erschlossen werden. Also, ein dunkelhäutiger, 2 Meter großer Japaner kann dann mühelos katholischer Jude sein, in Göttingen geboren, Vorsitzender des örtlichen Sportvereins sein und heterosexuell, homosexuell oder unsexuell.

Sigmund Freud
Genauso kann behauptet werden, die Geschlechtervielfalt, das "Dritte Geschlecht", die Transsexualität, Transgendermenschen seien Merkmale einer kranken Gesellschaft. Dass es ungewöhnliche, jedoch fest etablierte "Formen der Sexualität" gibt, wie etwa in Indien die "Hijras", mit teilweise religiösem Hintergrund, wird meist übersehen. Die Hijras stehen unter dem besonderen Schutz der Göttin Bahuchara Mata. Auch in Pakistan und Thailand gibt es ähnliche Gruppen, wo man nicht einfach von Eunuchen sprechen kann. Diese, nennen wir sie Transgender-Menschen, von denen es weltweit etwa einen unter 10.000 Männern, und einen unter 30.000 Frauen gibt, wollen sich nicht mehr verstecken. Sie dürfen auch nicht wie Kranke behandelt werden, obwohl manche Religionen sie noch als abartig ablehnen. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg hat schon manches Urteil zu dieser Problematik gesprochen, etwa, was das Recht auf Vornamensänderung, die Korrektur der Geburtsurkunde, oder die Erstattung von Kosten für medizinische Eingriffe betrifft.

Wenn also ein Betroffener sich im "falschen" Geschlecht zu leben glaubt, mit einer Identität die "anders" ist, kann oder muss er etwas unternehmen. Klar, dass Eltern nicht glücklich sind, wenn das von der Hebamme bei der Geburt festgelegte Geschlecht des Kindes, nicht ganuz stimmt. Sie erkennen aber immer öfter, dass hier kein Verschulden oder ein Versehen vorliegt, sondern etwas ganz "natürliches". Ohne in ein statistisches Wespennest stechen zu wollen, darf vermutet werden, dass es auf unserem Globus mit (in 50 Jahren) geschätzten 9 Milliarden Menschen auch vermutlich 300.000 Frauen geben muss, die Männer werden wollen, und eventuell ihre Geschlechtsmerkmale behalten. Solche Umwandlungen geschehen für Frauen oft erst im für die Empfängnis langsam zugehenden Zeitfenster von knapp unter 40 Jahren, sodass Kinderwunsch und Kinderzeugung schon etwas auseinander fallen. Rein statistisch angenommen, dass etwa 10% dieser in Männer umgewandelten Frauen ein Kind gebären, wären dies pro Jahr 30.000 Kinder, die von einem Mann geboren werden können. Soll ich jetzt Kassandra spielen, oder mir überhaupt keine Gedanken über die Zukunft machen? Der Vater der bemannten Raumfahrt, Hermann Oberth, hat mit sechzehn Jahren schon bemannte Flüge ins All vorausgesagt. Wegen seiner diesbezüglichen These an der Universität wurde er abgewiesen. Man sagt: wer gewagte Voraussagen macht, muss damit rechnen, in den ersten 6 Monaten für verrückt erklärt zu werden.

"Mein Vater ist meine Mutter", kann es bald heißen. So, what? Die Anfänge sind gemacht: Meines Wissens gibt es schon mehrere solcher Kinder. Thomas Beatie hat in den USA bereits drei Kinder geboren. Gewöhnen wir uns daran.


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