Der erste Film in meinem kindlichen Leben wurde von meinem Vater an die Küchentür auf ein weißes Laken projiziert. Es war ein Stummfilm in Schwarz/Weiß, für Schulen. Der Titel: Island. Vielleicht war ich 5, als ich sah, wie eine ins Kopftuch gehüllte Isländerin Brot buk (buk=backte). Der Teig wurde in ein milchkannenähnliches Behältnis gesenkt, eine Schnur darumgewickelt und das Ganze in ein tiefes enges Loch versenkt, in dem glühende Hitze lagerte. Nach einer Weile zog die Bäckerin das Brot gebacken heraus. Das war mein erstes Islanderlebnis. Die bekannten heißen Quellen machten es möglich.
Dann erinnere ich mich an mehrere berufliche und private Aufenthalte, die mich die brutale Schönheit dieser Insel kennen lernen und lieben ließen. Die Geysire, die heißen Seen, die Wasserfälle, die echte Hummersuppe, ein äußerst hübsches Mädchen, das sehr bald Botschafterin ihres Landes, irgendwo im Ausland wurde und das Fleisch vom Galway-Rind, das damals nur in Akurery gegessen wurde, wucherpreis inbegriffen. Akurery war die zweitgrößte Stadt Islands, am Beginn des größten Fjordes, der direkt bis zum Polarkreis reichte.
Seltsames Land: jahrelang war das Brauen von Bier dort verboten, der Import auf 1-2 Flaschen beschränkt. Und
Brennivín, ein nicht jedem schmeckender Aquavit, den man damals in ganz Island in nur zwei Läden zwischen Freitagabend und Samstagmittag kaufen konnte. Kein Wunder, dass mancher Isländer, der sich für einen echten Vikinger hielt, sich mit Hilfe eines käuflichen "Kits" sein Gebräu selbst herstellte. Gerne wurden dafür importierte Leerflaschen, etwa von Erdinger Weißbier oder Münchener Hofbräu als Dekoration verwendet .
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Vigdís |
Dann kam sie: Vigdís. Eine hübsche Frau, die auch perfekt Französisch, Englisch und wohl auch Deutsch spricht. Sie wurde die erste gewählte Präsidentin der Welt. Dreimal hintereinander. Mehrmals siegreich gegen männliche Kandidaten. Sie ist heute noch (mit 87 Jahren) so etwas wie ehrenhalber Präsidentin der
Council of Women World Leaders, des Welt-Rates für weibliche Führerinnen. Das klingt bescheiden, ist jedoch sensationell, wenn man sich die Liste der berühmten Frauen anschaut.
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Natur pur |
Vigdís Finnbogadottír durfte ich sogar fürs Fernsehen interviewen. Soviel menschliche Nähe, mit Weiblichkeit, Intelligenz und Witz gepaart, habe ich selten erlebt. Was ich immer wieder bewundere, sind Frauen, die in der üblichen Männerwelt einfach gleichberechtigt sind, und wenn man sie nicht voll respektiert, nehmen sie sich das Recht, das ihnen zusteht.
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