Donnerstag, 4. Januar 2018

Jetzt heißt er Dieter Wedel.

Ob er es getan hat, oder nicht, wer weiß es? Zur Zeit erfährt man Geschichten von sexuellem Missbrauch von Frauen, Mädchen, Männern und Kindern. Der eine schwört, der andere verkriecht sich und viele schweigen einfach, obwohl sie beschuldigt werden. Missbrauch hat immer mit Macht zu tun. Machtmissbrauch. Sexuelle Schweinereien - seltsam, man hat kein Problem damit, es klar zu definieren - hat es immer gegeben. Frauen bei uns sind jedoch heute meist nicht mehr gewillt, es hinzunehmen. Gar mancher Übeltäter im hohen Alter trägt gerne das Gewand des gutmütigen Menschenfreundes, dem durch solche Verdächtigungen und Nachreden Unrecht geschieht. Mag sein. Aber vielen nützt es nicht mehr.


Doch wer sich über Eingriffe in die Intimsphäre beklagt, braucht vor allem viel Mut. Nicht nur wegen der fehlenden Beweislast schrecken viele zurück. Und wer solchen Missbrauch in sich hineinfrisst oder ihn in die Jahre kommen lässt, der hat es dann doppelt schwer. Fast könnte man sagen, sie (die Frauen) haben es in der Regel noch schwerer. Im Zuge der sexuellen Befreiung, kam das Outen von Homosexualiät und sexueller Belästigung ganz zuletzt. Wir stecken mitten drin und wissen immer noch nicht wo wir stehen. Ganze Jahrhunderte lang hat man so gut wie nichts öffentlich davon gehört. Doch wurden in alten Sakristeien die Skelette von Kindern gefunden. Auch Kinder, die von Nonnen geboren wurden. Das sagt uns viel. Schon aus Pietät hat man oft nur die Spitzen eines Eisberges sehen und Einzelheiten nicht wissen wollen.


Jetzt wird unser liberaler Alltag ununterbrochen mit Geschichten sexueller Abartigkeiten vollgepumpt. Manchen gefällt es sogar. Wir werden dadurch noch nicht zu Gutmenschen. Aber das Thema ist zu einem Massenthema geworden. Das ist gut so. Ob Wedel, ja oder nein? Ich kann es nicht beurteilen und bin froh darüber. Obwohl mich noch niemand über meine sexuellen Gepflogenheiten, Neigungen und Tätlichkeiten befragt hat, kann ich behaupten, dass ich noch keinem menschlichen Wesen, ob Mann oder Frau, ungefragt an die Wäsche gegangen bin. Zu mehr Bekenntnis bin ich nicht bereit.


rgendwann wird auch der sexuelle Missbrauch missbraucht werden. Dann hilft nur die rückhaltlose Offenheit und, leider, die Konfrontation, denn bloße Unterstellungen ins Blaue hinein dürften dann nicht mehr vorkommen. Womit wir immer rechnen müssen, ist die gnadenlose Unterstellung, derer der Mensch fähig ist. Reiner Diebstahl ist dagegen harmlos. Das Diebesgut wird sich relativ leicht finden lassen. Doch Gestohlenes, wenn es die Unschuld ist, lässt sich nicht mehr zurückholen. Jetzt befindet sich Dieter Wedel auf dem Prüfstand. Morgen wird es ein anderer sein.




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