Sonntag, 7. Januar 2018

Männlein, Weiblein, Menschlein.

Allmählich fällt es mir schwer, noch an die üblichen Klischees zu glauben. Ich Mann, du Frau. In allen Sprachen lernt man zuerst, sich zu bekennen. Das Religiöse lassen wir mal weg und halten uns an das Geschlechtliche. Damit nichts Falsches geglaubt wird: wer sich klar und eindeutig zum einen oder anderen Geschlecht bekennt, oder bekennen kann, dem steht die Tür zum Glück weit offen. Wie schwer haben es aber diejenigen,  deren Geschlecht ihnen nicht zu sagen bereit ist, wohin der Hase läuft. Bei schwachem Sexualdrang kann das noch akzeptiert werden. Doch, wenn die Lust täglich an die Tür klopft, musst du was tun. Partnerschaft kann sehr schön sein, doch nur ein wenig Tändeln reicht nicht. Der Mensch setzt sich aus Vielfalt zusammen, wobei Sex schon sehr wichtig sein kann. Doch Geist, Gefühle, Moral, Lust und Bedarf spielen auch mit. Und (warum nicht?), der Zufall.

Männlein, Weiblein, Teebeutel? 
Nehmen wir mal an, du bist alt genug, um deine Geschlechtlichkeit zu erkennen. Nehmen wir mal an, du neigst zum eigenen Geschlecht. Dann lauert wohl schon der moralische Konflikt. In unserer Gesellschaft muss man bekennen. Zwar geht es heute mehr oder weniger leicht, offen mit dem Partner gleichen Geschlechts umzugehen, doch alles was außerhalb von Normen geschieht, unterliegt immer noch dem leicht gefundenen Urteil. Das ist noch in manchen Ländern das Todesurteil. Das kann auch Berufliches, rein Menschliches oder Religiöses bedeuten. Fühlen wir uns also heute freier?  Schwer zu sagen. Andererseits fühlt man mit den Betroffenen. Möchte ihnen helfen, aber wie? Immerhin geht es um den Intimbereich. Da ist Vorsicht geboten. Das berühmte Outen ist nicht jedermanns Sache.

Outen-tisch? 
Mein eigener Umgang mit dem Unsäglichen ist eher problemlos. Eines anderen Menschen Sexualdrang berührt mich nicht direkt. Als Mann genießt man da noch Privilegien. Ich erinnere mich kaum an irgendwelche Anfechtungen. Der Vollmond kann, wie wir wissen, den Menschen ganz schön aufputschen. Oder ist es die Sonne? Der Alkohol? Wichtig war für mich immer, das Überschreiten von Grenzen nicht einsam, sondern immer gemeinsamen zu machen. Oder es ganz zu lassen. Auch damit fährt man meist gut. Da menschliche Stellungen beim Sex recht bizarr sein können, ist es erlaubt, den einen oder anderen Lacher anzubringen. Mit Humor geht es nicht nur besser, es macht auch mehr Spaß.


Schön wäre es, wenn wir alles, was Freude macht, mit dem lachenden Auge sehen könnten. Das gute Essen, den unverhofften Besuch von Tante Frieda, das Tor beim Fussballspiel, das Stolpern des Herrn Pfarrers bei der Beerdigung, das Verrutschen der Perrücke bei der Premiere von der Vetter von Dingsda. Denn der Ernst der Sache geht gerne verloren. Wenn ich als Kind bei einer Bestattung mitmachen musste, konnte ich mir oft einen Lacher nicht verkneifen. Total fehl am Platz. Dann ärgerte und schämte ich mich. Was ich nie konnte, war, eine traurige Miene aufzusetzen, nur weil alle ernst dreinblickten.

Nein, das sind Avocados! 
Wir haben über Sex gesprochen. Das geht nicht mit Bierernst. Nur mit liebevollem Verständnis. Also, egal, ob du es so herum oder anders herum möchtest, oder überhaupt nicht: ich bin ein Mann. Das macht mich glücklich, sogar ein wenig stolz. Dabei wissen wir alle, dass auch Männer als Männer eine jämmerliche Figur abgeben können. Bei Frauen bin ich mir nicht sicher, wie sie fühlen. Lassen wir die Göttin der Liebe entscheiden. Sie macht alles richtig.













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